(Deutsche) Gebirgstruppen im Ersten Weltkrieg
Für die besonderen Verhältnisse der Kämpfe im Gebirge wurden - nach Jürgen Kraus - ab Ende des Jahres 1914 folgende Sonderformationen gebildet:
im November des Jahres 1914: das bayerische Schneeschuh-Bataillon Nr. 1,
im Dezember 1914 das Schneeschuh-Bataillon Nr. 2,
im Mai 1915 das Schneeschuh-Bataillon Nr. 3 und
im Mai 1915 das bayerische Schneeschuh-Bataillon Nr. 4.
Letzteres entstand nach Kling (in den Vogesen) aus der 4. Kompanie des 1. Schneeschuh-Bataillons, der Ersatz-Abteilung und Abgaben bayerischer Landwehr-Regimenter.
In München existierte die Schneeschuh-Ersatz-Abteilung.
Von den Schneeschuh-Bataillonen I. - IV. waren die Bataillone I. und IV. bayrisch und die Bataillone II. und III. preußisch.
Das I. Schneeschuh-Bataillon wurde am 14.11.1914 aus Freiwilligen aller Waffengattungen und einem Teil nicht militärisch ausgebildeter Schiläufer aufgestellt. Darunter befanden sich auch viele Kavalleristen (Kling).
Es bestand zunächst aus 3 Kompanien mit je einem MG-Zug. Eine 4. Kompanie wurde ergänzend aufgestellt und der bereits an der Front in den Vogesen eingesetzten Einheit nachgesandt.
Das Bataillon zählte nach v. Ramgo (S. 11): 27 Offiziere, Sanitäts-Offiziere und Beamte, 619 Unteroffiziere aller Grade und Gemeine sowie 91 Pferde und Tragtiere.
Für die Tragtiere wurden Kochkisten angeschafft.
Ferner kamen zweirädige Karren - gezogen von je zwei Maultieren - zum Einsatz.
Auch das II. Schneeschuh-Bataillon wurde ebenfalls in München aufgestellt. Es bestand - neben dem Stab - aus 6 Kompanien mit je einem MG-Zug. Die Einheit wurde - ab Februar 1915 - teilweise in Kurland und teilweise in den Karpathen eingesetzt.
Jede Kompanie hatte einen Kompanieführer, einen Kompanie-Arzt und 3 Trupps. Die Trupps wurden von 1 bis 18 im Bataillon durchnummeriert.
Jeder Trupp bestand aus einem berittenen Offizier, 1 Vizefeldwebel, 7 Oberjäger, 48 Schützen, 1 MG-Zugführer, 12 MG-Schützen (einschließlich zwei Gewehrführern) 2 MG-Fahrer, 5 Bagage-Fahrer, 1 Sanitäts-Unteroffizier und 2 Krankenträger.
Die Gefechts-Bagage bestand aus 2 Patronen-Karren für die Schützen und den MG-Zug, 1 Sanitätskarren und 1 Feldküche.
Zur großen Bagage gehörten 1 Vorrats-, 1 Lebensmittel- und 1 Pack- und Futterkarren.
Im März 1915 wurden die vorhandenen Schneeschuh-Bataillone - auf dem Lechfelde - umorganisiert und zum Jäger-Regiment Nr. 3 zusammen gefasst. Es bestand - nebst Stab - aus vier Bataillonen.
Ab Juli 1915 sollten alle vier Bataillone folgende gleiche Stärken haben:
21 Offiziere, 896 Mann, 136 Pferde einschließlich 42 Tragtiere,
außerdem in den drei Gebirgs-MG-Zügen
3 Offiziere, 117 Mann, 51 Pferde einschließlich 48 Tragtiere.
Das Jäger-Regiment Nr. 3 wurde dem Alpenkorps zugeteilt.
Anlass war der italienische Eintritt in den Krieg als Gegner der Mittelmächte.
Bereits Oktober 1914 war dem württembergischen Kriegsminsterium der Vorschlag unterbreitet worden, ein württembergischen Freiwilligen Skikorps zu gründen.
Es entstand in der Folge (Befehl vom 19.11.1914) die württembergische Schneeschuh-Kompanie (im März 1915 umbenannt in Gebirgs-Kompanie). Diese blieb nach der Zusammenfassung der Schneeschuh-Bataillone zum Jäger-Regiment Nr. 3 eigenständig und wurde später (Mai 1918) zu einem württembergischen Gebirgs-Regiment ausgebaut.
Am 28.11.1914 wurde ein Gebirgs-Maschinengewehrzug mit drei schweren MG aufgestellt, im Jahre 1915 folgten noch zwei weitere Züge errichtet.
Die württembergischen Schneeläufer wurden im Heeresbericht am 05.02.1915 erstmalig erwähnt.
Die Schneeschuh- und Gebirgstruppen trugen eine auf die besonderen Einsatzbedingungen des Gebirgskampfes abgestimmte Sonderbekleidung.
Charakteristisch für die Schneeschuhtruppe war vor allem deren Kopfbedeckung.
Diese Schneeschuhmütze ähnelte der österreichischen Kappe.
Sie bestand aus hellgrauem Tuch und hatte einen grünen Deckelvorstoß.
Der Überschlag wurde durch Knöpfe aus Hirschhorn gehalten.
An der Mütze wurde die Landes- und Reichskokarde (vorn oder seitlich) getragen.
Der Mützenschirm war feldgrau.
Das Jäger-Regt. Nr. 3 behielt zunächst die Schneeschuhmütze, erhielt dann (Ende 1915) Tschakos und später (ab Juli 1916) Helme.
Verluste: 2300 Offiziere, Oberjäger und Jäger.
Getragen wurden ferner die (feldgraue) Schneeschuh-Litewka, weit geschnittene Hosen, Gamaschen (Wickelgamaschen) und besondere Bergschuhe bzw. Schistiefel.
Auf den feldgrauen Kragenpatten auf dem Umlegekragen der Schneeschuh-Litewka befand sich ein grün gesticktes S und die Bataillonsnummer.
Die Litewka hatte zwei große aufgesetzte Brusttaschen mit einer Quetschfalte sowie schräge Seitentaschen. Am Ende des Ärmels befanden sich Schlaufen mit drei Knöpfen.
Die Litewka wurde später durch den Feldrock bzw. die grau-grüne Bluse ersetzt.
Die Hose war - um Bewegungsfreiheit zu gewährleisten. - extra weit geschnitten.
Der zusätzliche graue Winteranzug bestand aus Jacke und einer Hose und konnte auch konnte auch nach außen getragen werden und zeigte dann das weiße Futter. Die Kappen bekamen in diesem Fall einen weißen Überzug.
Zur Ausrüstung gehörten auch leichte Rucksäcke (statt Tornister) und Bergstöcke.
Als Bewaffnung dienten Karabiner.
Mit dem beabsichtigten Einsatz des II. Schneeschuh-Bataillons überwiegend in den Karparthen, musste die Ski-Ausrüstung gewechselt werden, d. h., es wurden kurzfristig 600 Paar kürzere Schneeschuhe beschafft .
Württembergische Gebirgsjäger
Das württembergische Gebirgs-Bataillon hatte einige besonderen Uniformmerkmale.
Am Kragen der Litewka befanden sich (grüne) Patten mit einem Nummernknopf der jeweiligen Kompanie.
An der Litewka mit aufgesetzten Brusttaschen und schrägen Seitentaschen befanden sich Schulterwülste, die ein Herunterrutschen der Trageriemen der Rucksäcke verhindern sollten.
Am Kragen der Litewka der Oberjäger wurde eine (goldene) Tresse nebst Nummernknopf geführt.
Originale Fotoserie vom 1. Schneeschuhbataillon in der Gefechts-Ausbildung in Bayrischzell.
Originale die Schneeschuhtruppe zeigende Fotoserie aus dem Jahr 1915. Fotograf: Johann Stock/ München.
Quellen
Hettler, Formationsgeschichte und Uniformierung des Königlich Württembergischen Gebirgs-Regiment, in: Zeitschrift für Heereskunde, 1934, S. 15 ff.
Kling, Hans, Die Jäger und Schützen (einschließlich Bayern) und das württembergische Gebirgs-Regiment, in: Zeitschrift für Heereskunde, 1962, S. 13 ff.
Jürgen Kraus, Die feldgraue Uniformierung des deutschen Heeres 1907 - 1918 in zwei Bänden, Osnabrück 1999.
Jürgen Kraus, Die deutsche Armee im Ersten Weltkrieg, Wien 2004.
Rango, Ralf v., Das Jäger-Regiment Nr. 3, Nach den amtlichen Kriegstagebüchern und Berichten von Mitkämpfern, München 1929.