Die Uniformierung der Infanterie des Deutschen Reichsheeres - 1871 – 1914. II. Teil - Preussen - Garde- und Linien-Grenadier-Regimenter (IR Nr. 1 - 12)
Der erste Teil dieser Reihe hatte allgemein die Uniformierung der preußischen Infanterie - 1842 – 1914 zum Thema.
Der hier vorliegende zweite Teil zur Uniformierung der Infanterie des Deutschen Reichsheeres - 1871 – 1914 stellt die besonderen Merkmale der Garde- und Linien-Grenadier-Regimenter (IR Nr. 1 - 12) vor.
Der dritte Teil ist den preußischen Linien-Infanterie-Regimentern (Musketier-/ Füsilier-Regimenter) gewidmet.
In einem vierten Teil werden die Besonderheiten derjenigen Einheiten behandelt, die in die preußische Armee (nach 1866) aufgenommen worden sind bzw. durch besondere Uniformmerkmale an bestimmte (außerpreußische) Traditionen anknüpften (z. B. das IR 92 - Braunschweig - oder die badischen, hessischen und mecklenburgischen Einheiten).
In weiteren Beiträgen wird die sächsische, württembergische und bayerische Infanterie vorgestellt, die in Friedenszeiten (relativ) eigenständigen Kontingenten angehörte.
Den Abschluss bildet ein Beitrag zu den Jägern und Schützen sowie zu den ab 1901 gebildeten Maschinengewehr-Abteilungen.
I. Garde-Infanterie-Regimenter
Einige Formationen der preußischen Infanterie hatten einen Garderang.
Sie gehörten wie die anderen preußischen Gardeformationen zum Gardekorps[1].
[1] Martin Lezius, Die Entwicklung der preußischen Garden, in: Ernst v. Eisenhart Rothe und Martin Lezius (Hrg.), Das Ehrenbuch der Garde. Die preußische Garde im Weltkriege 1914-1919, Berlin und Stuttgart o. J. Band I., S. 1 ff.
Dieses bestand aus der 1. und 2. Garde-Division mit zusammen 5 Garde-Infanterie-Brigaden, den Garde-Maschinengewehr-Abteilungen Nr. 1 und 2, der Garde-Kavallerie-Division mit zusammen 4 Garde-Kavallerie-Brigaden, der Garde-Landwehr-Infanterie mit zusammen 2 Garde-Divisionen, der Feldartillerie mit zusammen 2 Garde-Divisionen und der Feldartillerie-Schießschule mit Lehr-Regiment, der Fußartillerie mit dem Garde-Fußartillerie-Regiment, dem Lehr-Regiment der Fußartillerie-Schießschule sowie der Versuchs-Batterie der Artillerie-Prüfungskommission, dem Garde-Pionier-Bataillon mit Scheinwerferzug und Pionier-Versuchskommission, den Verkehrstruppen mit den Eisenbahn-Regimentern Nr. 1 und 2 sowie der Betriebs-Abteilung der Eisenbahntruppen und der Depotverwaltung der 1. Eisenbahn-Brigade, den Telegraphen-Bataillonen Nr. 1 und 2 sowie der Kriegstelegraphenschule, den Luftschiffer-Bataillonen Nr. 1 und 2, dem Flieger-Bataillon Nr. 1. dem Kraftfahrbataillon und der Versuchs-Abteilung des Militär-Verkehrswesens mit Versuchskompanie, dem Garde-Train-Bataillon mit Traindepot, der Schloßgarde-Kompanie sowie verschiedenen weiteren Einrichtungen, wie z. B. der Kriegsschule, der Hauptkadettenanstalt, Kadettenhaus usw.
Uniformkundliche Besonderheiten der Garde-Infanterie
Am Helm wurde von der Garde-Infanterie als Zierrat der fliegende Adler mit Schwert und Zepter aus Tombak (oder Neusilber) getragen. Dieser hatte auf der Brust einen achtstrahligen neusilbernen Stern nach dem Muster zum Schwarzen Adler-Orden (Gardestern) und auf den ausgebreiteten Flügern ein Devisenband mit der Aufschrift "MIT GOTT FÜR KOENIG UND VATERLAND" (Gardeadler).
Zur Parade trug die Garde-Infanterie Haarbüsche, und zwar das I. und II. Bataillon weiße und das III. Bataillon schwarze.
Beim Garde-Füsilier-Bataillon trugen alle Bataillone schwarze Haarbüsche.
Bei den Helmen der Offiziere war der Adler vergoldet (oder versilbert) und das Mittelstück bzw. das Zentrum) des (hochgewölbten) Gardesterns fein emailliert.
Legende zu den obigen Abbildungen.
Eckiger Kragen mit weiß-wollenen Kapellenlitzen.
Schwedischer Ärmelaufschlag mit weiß-wollenen Kapellenlitzen.
Achselklappe des 1. Garde-Regiments zu Fuß (weiß).
Achselklappe des 2. Garde-Regiments zu Fuß (rot).
Achselklappe des 3. Garde-Regiments zu Fuß (gelb
Achselklappe des 4. Garde-Regiments zu Fuß (blau).
Facionierte Unteroffizierstresse.
Knopf auf der Achselklappe der 1. Kompanie des 1. Garde-Regiments zu Fuß.
Gardeadler mit dem neusilbernen Stern des Schwarzen Adlerordens.
Waffenrock der Garde-Regimenter 1 - 4 (1842-1914).
Schwedischer Ärmelaufschlag von hinten (geschlitzt).
II. Garde-Regimenter zu Fuß
Die Garde-Infanterie-Regimenter zu Fuß waren durch weißleinene Litzen ausgezeichnet, und zwar
auf jeder Seite des eckigen Kragens des Waffenrockes für Unteroffiziere eine einfache
und
für Gemeine eine Doppellitze.
Auf jeder Kragenpatte des Mantels befand sich eine Doppellitze.
Ferner befanden sich auf den schwedischen Ärmelaufschlägen zwei senkrechte Litzen.
Das 4. Garde-Regiment zu Fuß (Spandau) hatte weißleinene altpreußische Litzen ohne Kapellen.
Die Tressen waren gemustert.
1. Garde-Regiment zu Fuß (Potsdam)
Im Zuge des Wiederaufbaus der neu-preußischen Armee nach dem desaströsen Feldzug 1806/07 gegen das napoleonische Frankreich wurde auch das 1. Garde-Regiment zu Fuß aufgestellt.
Als Stiftungstag galt aus Traditionsgründen der 11.08.1688.
Die Einheit wurde am 24.01.1807 in Memel aus einer Abteilung (1. Offizier, 27 Mann) der Stabswache der alten Garde und aus Offizieren und Mannschaften der Stammregimenter (No. 15 I, II und III Btl. und No. 6) gebildet.
Garnison war ab 1810 (bis zum 01.10.1919 = Auflösung) Potsdam (vorher Memel und Königsberg i. Pr.)..
Das Regiment zählte zu den vornehmsten Einheiten der preußischen Armee.
Zu den (altpreußischen) Stammtruppenteilen gehörte auch die Grenadier-Garde (No. 6) bzw- das frühere Königs-Regiment.
In der Zeit von 1807 - 1808 hieß die Formation: Bataillon Garde, ab 1808: Regiment Garde zu Fuß Nr. 8, dann ab 1813: 1. Garde-Regiment zu Fuß.
Der erste Regimentskommandeur war Gustav Friedrich Gottlob v. Kessel, der letzte Regimentskommandeur war Graf Siegfried zu Eulenburg.
Auffälliges äußerliches Charakteristikum des 1. Garde-Regiments zu Fuß – im Volksmund auch Erster Hieb oder Erstes Regiment der Christenheit genannt – waren besondere Parademützen altpreußischer Form.
Das Regiment hatte 1824 Grenadier-Mützen nach russischem Vorbild erhalten.
Sie hatten ein gelbes Blechschild mit Stern, Adler und Krone.
Ab 1826 trugen diese auch die unberittenen Offiziere.
Das (III.) Füsilier-Bataillon erhielt 1848 ähnliche Mützen.
Ab 1889 erhielten die Mützen des I. Bataillons das Semper-Talis-Band.
Im Jahre 1894 wurden aber die neue Grenadier-Mützen nach altpreußischer Art eingeführt, die alten Mützen bekam – ohne das vorgenannte Helm- bzw. Mützenband – das Kaiser-Alexander Garde-Grenadier-Regiment.
Das Blechschild war nun weiß (neusilbern), der Kopfteil mit Blech umkränzt.
Offiziere und Unteroffiziere mit Portepee trugen ein silbernes Nationale, Kokarden wurden an den Mützen nicht getragen, allerdings Schuppenketten (von den Pickelhauben).
Die neuen Mützen hatten ein weißes Blechschild, wobei beim I. und II. Bataillon das Schildfutter und der Beutel rot und beim III. Bataillon gelb waren.
Der Kopfteil der Grenadiermütze war ebenfalls mit gepressten Blech umlegt.
Die Grenadiermützen wurden zu Paraden nur unter Gewehr getragen, also nicht zum Kirchgang oder bei Meldungen.
Die weißen Hosen wurden im Sommerhalbjahr vom 01.05. bis zum 01.10. getragen.
Auch die Offiziere des 1. Garde-Regiments zu Fuß (Potsdam) trugen die besonderen Parademützen.
Ab 1912 trugen auch die berittenen Offiziere solche Mützen.
2. Garde-Regiment zu Fuß (Berlin)
Das 2. Garde-Regiment zu Fuß hatte als Stiftungstag den 19.06.1813.
Es wurde am 20.06.1813 im Felde in Gräditz, Faulbruck, Ludwigsdorf, Ohmsdorf, Kienau in Schlesien
aus dem Normal-Infanterie-Bataillon,
aus dem 1. Bataillon des Kolbergschen Grenadier-Regiment Nr. 9 und
aus dem Füsilier-Bataillon des Leib-Infanterie-Regiments Nr. 8
errichtet.
Die letzte Friedensgarnison war Berlin (ab 1815).
Der Mannschaftsersatz stammte aus allen Provinzen des Deutschen Reiches und aus dem Umkreis von Berlin.
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Wilhelm Frhr. v. Müffling gen. Weiß, der letzte Regimentskommandeur war Karl v. Borcke.
3. Garde-Regiment zu Fuß (Berlin)
Das 3. Garde-Regiment zu Fuß hatte als Stiftungstag den 05.05.1860.
Es wurde am 05.05.1860 in Danzig aus dem 1. Garde-Landwehr-Regiment errichtet.
Dieses war bereits im Jahre 1859 aufgestellt worden.
Die letzte Friedensgarnison war Berlin (vorher Danzig, Stettin und in der Zeit von 1866-67 Hannover).
Der Mannschaftsersatz stammte aus Westpreußen und der Danziger Niederung.
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Wilhelm v. d. Groeben, der letzte Regimentskommandeur war Johannes v. Schierstädt.
Offiziere aus dem 3. Garde-Regiment zu Fuß 1860 - 79
4. Garde-Regiment zu Fuß (Berlin)
Das 4. Garde-Regiment zu Fuß hatte als Stiftungstag den 05.05.1860.
Es wurde am 05.05.1860 in Spandau aus dem 2. Garde-Landwehr-Regiment errichtet.
Dieses war bereits im Jahre 1859 aufgestellt worden.
Die letzte Friedensgarnison war Berlin (vorher Spandau).
Der Mannschaftsersatz stammte aus allen Provinzen des Deutschen Reiches sowie aus dem Umkreis von Spandau. Potsdam und Berlin.
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Ludwig v. Korth, der letzte Regimentskommandeur war Wilhelm Reinhard.
III. Garde-Grenadier-Regimenter
Auch die Garde-Grenadier-Regimenter waren durch weißleinene Litzen an der Uniform ausgezeichnet, allerdings hatten sie auf jeder Ärmelpatte des Waffenrocks drei waagerechte Litzen.
Im Übrigen war die Verteilung der Litzen so wie bei den Garde-Regimentern zu Fuß.
Dies gilt auch für den Helmzierrat der Pickelhaube.
Kaiser-Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 (Berlin)
Das Kaiser-Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 hatte als Stiftungstag den 14.10.1814.
Es wurde am 14.10.1814 in Berlin aus dem Leib-Grenadier-Bataillon, dem 1. Ostpreußischen Grenadier-Bataillon und dem 2. Ostpreußischen Grenadier-Bataillon errichtet.
Die letzte Friedensgarnison war Berlin.
Der Mannschaftsersatz stammte aus allen Provinzen des Deutschen Reiches sowie aus dem Umkreis von Berlin.
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Karl v. Schachtmeyer, der letzte Regimentskommandeur war Friedrich Frhr. v. Wedekind.
Das Kaiser-Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 (Berlin) übernahm im Jahre 1894 die bisher vom 1. Garde-Regiment zu Fuß (Potsdam) getragenen Mützen.
Diese Grenadiermützen gingen auf russische Vorbilder zurück und waren - wie weiter oben erwähnt - 1824 zunächst dem 1. Garde-Regiment zu Fuß (Potsdam) genannten Einheit zu Paradezwecken verliehen worden.
Beim I. und II. Bataillon hatten die Rosetten die Form einer flammenden Granate.
Das Frontschild der Mütze zeigte den Gardestern mit dem Stern des schwarzen Adler-Ordens und darüber eine Krone.
Einjährig-Freiwillige aus dem Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1.
Bei den Mützen der Offiziere waren die Krone und der Gardestern versilbert. Letzterer wies eine bunt emaillierte Mitte auf.
Kaiser-Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 (Berlin)
Das Kaiser-Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 hatte als Stiftungstag den 14.10.1814.
Es wurde am 14.10.1814 in Berlin aus dem Pommerschen Grenadier-Bataillon, dem Westpreußischen Grenadier-Bataillon und dem Schlesischen Grenadier-Bataillon errichtet.
Die letzte Friedensgarnison war Berlin.
Der Mannschaftsersatz stammte aus allen Provinzen des Deutschen Reiches sowie aus dem Umkreis von Berlin.
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Franz Friedrich Karl Ernst v. Klüx, der letzte Regimentskommandeur war Martin Otto.
Königin-Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3 (Charlottenburg)
Das Königin-Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3 hatte als Stiftungstag den 05.05.1860.
Es wurde am 05.05.1860 in Breslau als Kombiniertes Grenadier-Regiment aus dem Garde-Landwehr-Stamm-Regiment errichtet.
Die letzte Friedensgarnison war Spandau (vorher Berlin).
Der Mannschaftsersatz stammte aus dem Rheinland.
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war v. d. Lancken.
Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 (Berlin)
Das Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 hatte als Stiftungstag den 05.05.1860.
Es wurde am errichtet. 05.05.1860 in Koblenz als 2. Kombiniertes Grenadier-Regiment aus dem 4. Garde-Landwehr-Stamm-Regiment errichtet.
Die letzte Friedensgarnison war Berlin (ab 1867), vorher Koblenz bzw. Düsseldorf.
Der Mannschaftsersatz stammte aus dem Rheinland.
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Guido v. Opell, der letzte Regimentskommandeur war Walter Frhr. v. Schleinitz.
Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 (Spandau)
Das Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 hatte als Stiftungstag den 31.03.1897.
Es wurde am errichtet. 31.03.1897 aus dem IV. (Halb-) Bataillon des 2. und 4. Garde-Regiments zu Fuß (I.), des Kaiser-Alexander-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1 und Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2 (II.) errichtet.
Die letzte Friedensgarnison war Spandau (vorher Berlin).
Der Mannschaftsersatz stammte aus dem Rheinland.
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war v. d. Lancken.
IV. Garde-Füsilier-Regiment
Das Garde-Füsilier-Regiment hat als Stiftungstag den 30.03.1826.
Es wurde am 30.03.1826 in Potsdam aus dem seit dem 01.04.1822 beim 1. Garde-Regiment zu Fuß befindlichen Lehr-Garde-Landwehr-Bataillon errichtet. 1860 kam ein 3. Bataillon dazu.
Die letzte Friedensgarnison war Berlin (ab 1867), vorher Potsdam und Soandau.
Der Mannschaftsersatz stammte aus allen Provinzen des Deutschen Reiches sowie aus dem Umkreis von Potsdam, Spandau und Berlin.
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Karl August Ludwig Hans Frhr. v. Esebeck, der letzte Regimentskommandeur war Kurt Graf von Götzen.
Das Garde-Füsilier-Regiment hatte auf den schwedischen Ärmelaufschlägen zwei senkrechte Litzen.
Die Schulterklappen waren ziegelgelb und zeigten keinen Namenszug usw.
Zur Parade wurde ein schwarzer Haarbusch getragen, und zwar auch vom 1. und 2. Bataillon.
Das Lederzeug war im gesamten Regiment schwarz.
V. Das Lehr-Infanterie-Bataillon
Das Lehr-Infanterie-Bataillon wurde am 30.12.1919 errichtet.
Es garnisonierte in Potsdam.
Der erste Kommandeur hieß Friedrich Karl Andreas v. Wichert, der letzte Kommandeur Walter v. Delius.
Es setzte sich aus Abkommandierten aller Infanterie-Regimenter mit einem jährlichen Wechsel zusammen.
"Dieses Bataillon, so wie die weiter unten erwähnten Lehr-Eskadron, bezwecken die größte Gleichförmigkeit, sowohl in der Kleidung wie im Exerzieren in allen einzelnen Theilen der Armee herbeizuführen. Zu dem Lehr-Bataillon werden von allen Infanterie-Regimentern Mannschaften im April eines jeden Jahres zusammengezogen. Ein Stabsoffizier, gewöhnlich vom Garde-Korps, wird dem Bataillon als Kommandeur vorgesetzt, und von demselben exerziert. Mit der beendigten Herbstübung kehren diese Kommandierten zu ihren Regimentern zurück, nur ein Stamm des Bataillons bleibt während des Winters in Potsdam zurück. Derselbe ist in den Nebengebäuden des neuen Palais, die Communs genannt, zu Potsdam einquartiert, und wird in jedem Frühjahr wieder durch neue von den Regimentern dazu auserwählten Mannschaften, zu einem Bataillon formiert. Die zum Lehr-Infanterie-Bataillon geschickten Unteroffiziere und Soldaten, müssen sich entweder zu einer längeren Dienstzeit verpflichtet haben, oder noch anderthalb Jahr dienen. Sind sie vom letzten Ersatze, so müssen sie vollständigen ausexerziert sein. Sie erhalten nach beendigtem Kommando ein Abzeichen, bestehend in einer Schnur auf den Achselstücken, von der Farbe ihres Regiments. Die Wahl der Offiziere zum Lehr-Bataillon wird als eine Auszeichnung angesehen. Dieses Bataillon besteht aus zwanzig Offizieren und 621 Unteroffizieren und Gemeinen, der Stamm ist 132 Mann stark. Vom Garde-Korps sind bei demselben zur Dienstleistung, ein Stabsoffizier als Kommandeur, ein Leutnant als Adjutant, vier Unteroffiziere und ein Spielmann als Bataillonstambour kommandiert" (Die Staatskräfte der preußischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III., Band 3, Freiherr von Zedlitz, Berlin 1830, Seite 56.).
Die zum Lehr-Infanterie-Bataillon abkommandierten Mannschaften trugen während der Dauer ihres Kommandos keine Haarbüsche zum Helm.
VI. Die Linien-Grenadier-Regimenter
Grenadier-Regimenter (Nr. 1-12) hießen die ältesten preußischen Infanterie – Einheiten.
Sie führten ihre Tradition teilweise auf friderizianische Formationen zurück und standen in den preußischen Stammprovinzen, insbesondere Brandenburg, West- und Ostpreußen usw.
Bestand an Linien-Grenadier-Regimentern im Jahre 1914 nach Freidag
Bezeichnung | Armeekorps | Garnison | Stiftungstag |
Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpreußisches) Nr. 1 | I | Königsberg in Preußen | 20.12.1655 |
Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pommersches) Nr. 2 | II | Stettin | 20.02.1679 |
Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreußisches) Nr. 3 | I | Königsberg in Pr. | 18.08.1685 |
Grenadier-Regiment König Friedrich der Große (3. Ostpreußisches) Nr. 4 | I | Rastenburg | 01.05.1626 |
Grenadier-Regiment König Friedrich I. (4. Ostpreußisches) Nr. 5 | XVII | Danzig | 11.03.1689 |
Grenadier-Regiment Graf Kleist von Nollendorf (1. Westpreußisches) Nr. 6 | V | Posen | 14.10.1772 |
Grenadier-Regiment König Wilhelm I. (2. Westpreußisches) Nr. 7 | V | Liegnitz | 20.02.1797 |
Leib-Grenadier –Regiment König Friedrich Wilhelm Ill. (1. Brandenburgisches) Nr. 8 | III | Frankfurt a. d. O. | 07.06.1808 |
Colbergsches Grenadier-Regiment Graf Gneisenau (2. Pommersches) Nr. 9 | II | Stargard in Pommern | 07.06.1808 |
Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm II. (1. Schlesisches.) Nr. 10 | VI | Schweidnitz | 21.11.1808 |
Grenadier-Regiment König Friedrich III. (2. Schlesisches) Nr. 11 | VI | Breslau | 21.11.1808 |
Grenadier-Regiment Prinz Carl von Preußen (2. Brandenburgisches) Nr. 12 | III | Frankfurt a. d. O. | 01.07.1813 |
Allgemeines zu den besonderen Unifornmerkmalen der Linien-Grenadier-Regimenter
Am Helm der Grenadier-Regimenter wurde seit 1897 der Gardeadler ohne Stern getragen, vorher der heraldische Adler mit Brustschild und den verschlungenen Buchstaben: FWR.
Einige Einheiten hatten am Helmzierrat besondere Bandeaus, z. B. Nr. 1, 4, 7 usw.
Die 3. Bataillone der Grenadier-Regimenter hießen Füsilier-Bataillone.
Die Linien-Grenadier-Regimenter waren durch besondere uniformkundliche Merkmale ausgezeichnet.
Ihre Waffenröcke hatten eckige Kragen mit Litzen, ebenso wurden drei waagerechte auf den Patten der Ärmelaufschlägen geführt.
Die Patten beim IR Nr. 9 waren dunkelblau.
Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpreußisches) Nr. 1 (Königsberg i. Ostpreußen)
Das Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpreußisches) Nr. 1 hatte als Stiftungstag den 20.12.1655.
Es wurde am 07.09.1808 in Königsberg i. Pr. errichtet. Die Stammtruppenteile waren das altpreußische Infanterie-Regiment v. Rüchel No. 2 und das altpreußische Füsilier-Bataillon v. Bergen Nr. 21 sowie aus Mannschaften der ostpreußischen Regimneter der Alten Armee.
Die letzte Friedensgarnison war Königsberg i. Pr..
Der Mannschaftsersatz stammte aus Ostpreußen insbesondere aus dem Umkreis von Königsberg i. Pr. und Memel..
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Ernst Wilhelm v. Hamilton, der letzte Regimentskommandeur war Cordt Frhr. v. Brandis .
Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pommersches) Nr. 2 (Stettin)
Das Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pommersches) Nr. 2 hatte als Stiftungstag den 20.02.1679.
Es wurde am 07.09.1808 in Stargard errichtet. Die Stammtruppenteile waren das altpreußische Infanterie-Regiment v. Rüts No. 8 und das 1. Neumärkische Reserve-Bataillon. Ferner wurde zurück kehrende Mannschaften der altpreußischen Infanterie-Regimenter No. 19, 36, 17 und 22 eingestellt.
Die letzte Friedensgarnison war Stettin.
Der Mannschaftsersatz stammte aus Pommern und Vorpommern insbesondere aus dem Umkreis von Stettin .
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Ludwig Wilhelm August v. Ebra, der letzte Regimentskommandeur war Coelestin v. Zitzewitz .
Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreußisches) Nr. 3 (Königsberg i. Pr.)
Das Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreußisches) Nr. 3 hatte als Stiftungstag den 18.08.1865 .
Es wurde am 07.09.1808 in Königsberg i. Pr. errichtet. Die Stammtruppenteile waren das altpreußische Infanterie-Regiment Herzog v. Holstein No. 11 und das altpreußische Füsilier-Bataillon v. Rembow Nr. 6.
Die letzte Friedensgarnison war Königsberg i. Pr..
Der Mannschaftsersatz stammte aus dem nördlichen Ostpreußen insbesondere aus dem Umkreis von Königsberg i. Pr..
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Hans Karl Friedrich Franz v. Below, der letzte Regimentskommandeur war Hans v. Johnston.
Grenadier-Regiment König Friedrich der Große (3. Ostpreußisches) Nr. 4 (Rastenburg)
Das Grenadier-Regiment König Friedrich der Große (3. Ostpreußisches) Nr. 4 hatte als Stiftungstag den 01.05.1626.
Es wurde am 07.09.1808 in Marienwerder, Marienburg und Elbing durch Übernahme des altpreußischen Infanterie-Regiments v. Besser No. 14 und des altpreußischen Füsilier-Bataillons Nr. 21 errichtet. Außerdem wurden zurück kehrende Mannschaften der altpreußischen Infanterie-Regimenter No. 51 und 55 eingestellt.
Die letzte Friedensgarnison war Rastenburg .
Der Mannschaftsersatz stammte aus der Westhälfte Ostpreußens, Westpreußen insbesondere aus dem Umkreis von Danzig und Elbing.
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Wilhelm v. Wostrowsky, der letzte Regimentskommandeur war Friedrich Wilhelm v. Massow.
Grenadier-Regiment König Friedrich I. (4. Ostpreuß.) Nr. 5 (Danzig)
Das Grenadier-Regiment König Friedrich I. (4. Ostpreuß.) Nr. 5 hatte als Stiftungstag den 11.03.1689.
Es wurde am 07.09.1808 in Braunsberg, Pr. Holland und Mühlhausen i. Pr. durch Übernahme des altpreußischen Infanterie-Regiments v. Diericke No. 16, des III. Musketier-Bataillons des altpreußischen Infanterie-Regiments No. 4 und des altpreußischen Füsilier-Bataillons v. Schachtmeyer Nr. 23 aus dem errichtet. Ferner wurden zurück kehrende Gefangene der altpreußischen Infanterie-Regimenter No. 4, 35, 54 eingestellt.
Die letzte Friedensgarnison war Danzig.
Der Mannschaftsersatz stammte aus der Westhälfte Ostpreußens, aus Westpreußen insbesondere aus dem Umkreis Danzig und Graudenz.
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Hans Christoph Ludwig v. d. Mülbe, der letzte Regimentskommandeur war Heinrich v. Kummer .
Grenadier-Regiment Graf Kleist von Nollendorf (1. Westpr.) Nr. 6 (Posen)
Das Grenadier-Regiment Graf Kleist von Nollendorf (1. Westpr.) Nr. 6 hatte als Stiftungstag den 14.10.1772.
Es wurde am 07.09.1808 in Rastenburg durch Übernahme des altpreußischen Infanterie-Regiments v Lengefeld No. 52 und der III. Musketier-Bataillone der altpreußischen Infanterie-Regimenter v. Kauffberg No. 51, Jung-Larisch No. 53 und des altpreußischen Füsilier-Bataillons v. Wakenitz Nr. 3 errichtet. Ferner wurden zurückkehrende Gefangene der altpreußischen Infanterie-Regimenter No. 24, 25, 26 und 57 eingestellt
Die letzte Friedensgarnison war Posen.
Der Mannschaftsersatz stammte aus Niederschlesien und der Provinz Posen, insbesondere aus dem Umkreis Glogau und Posen .
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war August Ernst v. Kamptz, der letzte Regimentskommandeur war Otto Grußdorf.
Grenadier-Regiments König Wilhelm I. - 2. Westpreuß. - Nr. 7 (Liegnitz)
Das Grenadier-Regiments König Wilhelm I. - 2. Westpreuß. - Nr. 7 hatte als Stiftungstag den 12.09.1797.
Es wurde am 07.09.1808 durch Übernahme des altpreußischen-Infanterie-Regiments v. Courbière und ferner aus den III. Musketier-Bataillonen des altpreußischen Infanterie-Regiments No. 54 und des altpreußischen Infanterie-Regiments v. Manstein No. 55 und dem altpreußischen Füsilier-Bataillon v. Bülow No. 24 errichtet.
Die letzte Friedensgarnison war .
Der Mannschaftsersatz stammte aus .
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war , der letzte Regimentskommandeur war .
Leib-Grenadier-Regiments König Friedrich III. (1. Brandenburgisches) Nr. 8 (Frankfurt a. O)
Das Leib-Grenadier-Regiments König Friedrich III. (1. Brandenburgisches) Nr. 8 hatte als Stiftungstag den 07.06.1808.
Es wurde am 20.08.1808 in Kolberg aus dem Grenadier-Bataillon v. Waldenfels, dem 2. Pommerschen und 3. Neumärkischen Reserve-Bataillon und dem leichten Bataillon v. Schill errichtet.
Die letzte Friedensgarnison war Frankfurt a. O..
Der Mannschaftsersatz stammte aus der Provinz Brandenburg insbesondere aus dem Umkreis Guben, Kottbus und Frankfurt a. O..
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Heinrich Wilhelm v. Horn, der letzte Regimentskommandeur war Wilhelm v. Gluszewski-Kwilecki.
Colbergisches Grenadier-Regiment Graf Gneisenau (2. Pommersches) Nr. 9 (Stargard in Pommern
Das Colbergische Grenadier-Regiment Graf Gneisenau (2. Pommersches) Nr. 9 hatte als Stiftungstag den 07.06.1808.
Es wurde am 20.08.1808 in Kolberg aus dem Grenadier-Bataillon v. Waldenfels, dem III. Musketier-Bataillon des altpreußischen Regiments v. Owstien No. 7, dem III. Musketier-Bataillon des altpreußischen Infanterie-Regiments v. Borcke No. 30 errichtet. Ferner wurden eingestellt zurückkehrende Gefangene der altpreußischen Infanterie-Regimenmter No. 7, 12, 23 und 30.
Die letzte Friedensgarnison war Stargard in Pommern.
Der Mannschaftsersatz stammte aus Pommern, insbesondere aus dem Umkreis Stettin, Anklam und Stargard.
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Melchior Lebrecht v. Boemcken, der letzte Regimentskommandeur war Just Freidrich v. Seelhorst.
Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm II. (1. Schlesisches) Nr. 10 (Schweidnitz)
Das Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm II. (1. Schlesisches) Nr. 10 hatte als Stiftungstag den 21.11.1808.
Es wurde am 21.11.1808 in Neiße und Kosel aus dem Schlesischen Infanterie-Bataillon und dem III. Musketier-Bataillon des altpreußischen Infanterie-Regiments v. Sanitz Nr. 50 und dem Schlesischen Grenadier-Bataillon v. Losthin in Glatz sowie dem altpreußischen Füsilier-Bataillon Nr. 9 errichtet.
Die letzte Friedensgarnison war Schweidnitz.
Der Mannschaftsersatz stammte aus der Provinz Schlesien insbesondere aus dem Umkreis Breslau, Schweidnitz und Striegau.
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Friedrich Wilhelm Leopold v. Gaudy, der letzte Regimentskommandeur war Wilhelm v. Schütz.
Grenadier-Regiment König Friedrich III (2. Schlesisches) Nr. 11 (Breslau)
Das Grenadier-Regiment König Friedrich III (2. Schlesisches) Nr. 11 hatte als Stiftungstag den 21.11.1808.
Es wurde am 21.11.1808 in Glatz, Silberberg und Brieg aus verschiedenen Stammtruppenteilen errichtet, u. A. aus aus der französischen Gefangenschaft zurückkehrenden Mannschaften der altpreußischen Infanterie-Regimenter No. 33, 38 und 47.
Die letzte Friedensgarnison war Breslau.
Der Mannschaftsersatz stammte aus der Provinz Schlesien insbesondere aus dem Umkreis von Breslau, Brieg und Schweidnitz.
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Michael Heinrich v. Losthin, der letzte Regimentskommandeur war Albrecht Graf v. Stosch.
Grenadier-Regiments Prinz Carl von Preußen (2. Brandenburgisches) Nr. 12 (FRankfurt a. O.)
Das Grenadier-Regiments Prinz Carl von Preußen (2. Brandenburgisches) Nr. 12 hatte als Stiftungstag den 01.07.1813 .
Es wurde am 01.07.1813 in Strehlen in Schlesien aus dem III. Bataillon und II. Reserve-Bataillon des Leib-Infanterie-Regiments und dem III. Bataillon des 1. Westpreußischen Infanterie-Regiments Nr. 6 aus dem errichtet.
Die letzte Friedensgarnison war .Frankfurt a. O. (vorher Guben, Krossen und F. Sorau.
Der Mannschaftsersatz stammte aus der Provinz Brandenburg insbesondere aus dem Umkreis von Guben, Krossen und Spreewald .
Die Einheit wurde am 01.10.1919 aufgelöst.
Der erste Regimentskommandeur war Karl August Ferdinand v. Borcke, der letzte Regimentskommandeur war Richard Küntzel..
Von 1822 bis 1883 war Prinz Karl v. Preußen der Chef des Regiments.
Empfohlene Beiträge
Uniformierung und Ausrüstung der Alten Armee - Artillerie - Feldartillerie - Bayern
Uniformierung und Ausrüstung der Alten Armee - Artillerie - Feldartillerie - Sachsen