Zur Stärke und Gliederung des Reichsheeres vor dem (Ersten) Weltkrieg
Die Entstehung des deutschen Kaiserreiches.
Nach dem Sieg des Norddeutschen Bundes und der mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten im Deutsch-Französischen Krieg wurde das Deutsche Kaiserreich gegründet. Die Reichsgründung fand am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Schloss Versailles statt.
Unter preußischer Dominanz war damit erstmals ein deutscher Nationalstaat geschaffen worden.
Das neue Deutsche Kaiserreich bestand aus insgesamt 25 Bundestaaten, nämlich den Königreichen Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg, den Großherzogtümern Baden, Hessen, Oldenburg, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz und Sachsen-Weimar, den Herzogtümern Anhalt, Braunschweig, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha und Sachsen-Meiningen, den Fürstentümern Lippe, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen und Waldeck-Pyrmont, den Hansestädten Bremen, Hamburg und Lübeck und dem Reichsland Elsass-Lothringen. Aus den Truppenkontingenten der genannten Bundesstaaten wurde als bewaffnete Macht das Reichsheer geformt.
Der letzte Kaiser (1888 -1918) dieses neuen Gebildes auf der politischen Bühne Europas war Wilhelm II. (Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen, * 27.01.1859 in Berlin; † 04.06.1941 in Doorn, Niederlande).
Rechtliche Grundlagen für das Reichskriegswesen.
Das Reichskriegswesen war in der Reichsverfassung geregelt.
Die bewaffnete Macht bestand aus dem Heer (das stehende Heer und die Landwehr), der Marine (die Flotte und die Seewehr) und dem Landsturm.
Insgesamt bildete die gesamte Landmacht des Reiches ein einheitliches Heer, war aber ein Kontingentsheer, d. h. es bestand – basierend auf einer Reihe von Militärkonventionen – aus den Kontingenten der verschiedenen Bundesmitglieder.
Die Armee unterstand im Krieg und im Frieden dem Kaiser als Bundesfeldherrn. Dieser war der oberste Kriegsherr und Chef der Armee.
Zuständigkeiten für das Reichsheer.
Auf Bundesratsebene war für das Landheer und das Festungswesen ein besonderer Ausschuss zuständig.
In diesem Ausschuss waren neben dem Präsidium noch mindestens vier weitere Bundesstaaten mit einer Stimme vertreten. Den Vorsitz führte der preußische Kriegsminister.
Dem Parlament (Reichstag) kam lediglich im Rahmen der Feststellung des Militär-Ausgabeetats ein Budgetrecht zu.
Das Reichsheer als Kontingentsheer.
Bayern, Sachsen und Württemberg hatten Sonderrechte1.
Das Reichsheer als Kontingentsheer (Fortsetzung).
Während Sachsen und Württemberg nur eine eigene Verwaltung (Kriegsministerium) behielten, bildete das bayerische Heer einen in sich geschlossenen Bestandteil mit selbständiger Verwaltung unter Militärhoheit des bayerischen Königs. Im Kriegsfalle trat es aber unter dem Oberbefehl des Kaisers.
Das Reichsheer als Kontingentsheer (Fortsetzung).
Die militärischen Hoheitsrechte z. B. des bayerischen Königs waren a) ihm wurde der Fahneneid geleistet, b) er besetzte alle Kommandostellen, verfügte alle Personalveränderungen, c) er bezeichnete alle Truppenteile und bestimmte deren Standorte, d) er bestimmte die Uniformierung und e) ihm oblag die Dienstgewalt, Verwaltung und Gerichtsbarkeit des bayerischen Kontingentes. Hinsichtlich Organisation, Formation, Ausbildung, Gebühren, Mobilmachung und Bewaffnung war aber Übereinstimmung mit den Standards des Bundesheeres herzustellen.
Das Reichsheer als Kontingentsheer (Fortsetzung).
Die anderen Kontingente waren entweder aufgelöst worden oder wurden in Bezug auf Kommando und Verwaltung in die preußische Armee übernommen2. Einige der letzteren Staaten hatten Sonderrechte bewahren können (Hessen, beide Mecklenburg, Baden). Als selbständige Kontingente waren das Großherzoglich Hessische, das Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinsche und das Großherzoglich-Strelitzsche Kontingent in die preußische Armee aufgenommen worden. Nichtselbständige Kontingente waren die Truppen der Großherzogtümer Baden, Oldenburg, Sachsen-Weimar-Eisenach, der Herzogtümer Anhalt, Braunschweig, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen und der Fürstentümer Reuß älterer und jüngerer Linie und Schwarzburg-Rudolfstadt. Ferner trugen einige weitere Formationen die entsprechende Landeskokarde, so z. B. die der Freien Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck.
Das (preußische) Kriegsministerium.
Oberste Verwaltungsbehörde war jeweils das Kriegsministerium. Das preußische Kriegsministerium bestand seit 1886 aus mehreren Departements3.
Vor Ausbruch des 1. Weltkrieges war Generalleutnant v. Falkenhayn Kriegsminister.
Das Kriegsministerium bestand aus dem Zentral-Departement, dem Allgemeinen Kriegs-Departement4, der Abteilung für persönliche Angelegenheiten, dem Armee-Verwaltungs-Departement, dem Versorgungs- und Justiz-Departement, der Remonte-Inspektion und der Medizinal-Abteilung.
Das Zentraldepartement umfasste die Ministerial- und Intendantur-Abteilung und arbeitete dem Kriegsminister unmittelbar zu.
Anmerkungen zum obigen Bild.
In der Zeit von 1893 bis 1895 war v. Einem Kommandeur des Kürassier-Regiments von Driesen (Westfälisches) Nr. 4, am wurde er 18.10.1895 zum Chef des Generalstabs des VII. Armee-Korps ernannt. 1903 trat der General die Nachfolge des Kriegsministers von v. Gosler an und blieb in dieser Funktion bis 1907. Danach wurde v. Einem zum kommandierenden General in Münster (VII. Armeekorps) berufen.
Das (preußische) Kriegsministerium (Fortsetzung).
An das Kriegsministerium angegliedert waren die General-Militärkasse, das Direktorium des Grossen Militär-Waisenhauses Potsdam und die Intendantur der militärischen Institute5. Bayern, Sachsen und Württemberg hatten eigene als Landesbehörden organisierte Kriegsministerien.
Das Militärkabinett.
Der Kaiser nahm auf die Armee insbesondere durch sein militärisches Gefolge (Hauptquartier) und das allmächtige und weitgehend selbständige Militärkabinett (Militärkabinett Seiner Majestät des Kaisers und Königs) Einfluss6. Hier wurden die Personalsachen des Offizierskorps bearbeitet , ferner war das Militärkabinett eine Vermittlungsstelle zu den anderen Militärbehörden.
Letzterem stand 1914 der General der Infanterie Moritz Freiherr von Lynker (30.01.1853 in Spandau; † 20.01.1932 in Demnitz) vor.
Im Erster Weltkrieg wurde die Oberste Heeresleitung die maßgebliche einflussreiche militärische Einrichtung
Der Generalstab.
Das eigentliche Gehirn des Reichsheeres war aber der Generalstab7.
Zu Beginn der Einigungskriege war der Generalstab noch eine dem Kriegsministerium nachgeordnete Behörde.
Der Generalstab (Fortsetzung).
Generalstabsoffiziere bei den Brigaden hielten die Verbindung zum Generalstab. Bei jeder Infanterie-Division war zudem ein Offizier des Generalstabes als Verbindungsoffizier eingesetzt. 1866 wurde im Generalstab auch ein Nachrichtenbüro eingerichtet, womit die Grundlage für einen modernen Militärnachrichtendienst gelegt worden war.
Der Generalstab (Fortsetzung).
Die Bearbeitung der Personalfragen des Heeres war - neben der Vorbereitung der Mobilmachung - eine weitere Aufgabe des Generalstabes. Ersteres wurde später an das o. g. Militärkabinett abgegeben.
Der Generalstab (Fortsetzung).
Der Generalstab entwickelte sich aber unter der Ägide des späteren Generalfeldmarschalls Helmuth Graf von Moltke zu einem überaus effizienten Planungszentrums, welches wesentlich mehr als die Ausbildung von Führungsgehilfen leistete.
Seine Rolle würdigt Walter Görlitz in seiner "Kleinen Geschichte des deutschen Generalstabes (Berlin 19077, S. 75) wie folgt:
"Als Moltke sein Amt übernahm, war der Aufschwung des Handels und der Industrie bereits in vollem Zuge begriffen. Die Industrie ermöglichte nicht nur die Vervollkommnung der Ausrüstung großer Heeresmassen, sondern lieh diesen durch die Revolutionierung des Verkehrswesens auch eine erhöhte Beweglichkeit. Die Steigerung der Reichweite und Wirkungskraft der gezogenen Feuerwaffen musste zu einer Umwälzung in der Taktik und Gefechtsform führen. Moltkes Bedeutung lag zunächst darin, dass er in der Theorie diese Umwälzung klar erkannte und in den künftigen Mobilmachungs- und Aufmarsch-Plänen auszuwerten suchte. Der Krieg, einst die Domäne des Adels, wurde zur Domäne der Fachwissenschaft. Die andere sich anbahnende große Umwälzung, die Tatsache, dass sich mit der steigenden Industrialisierung und Verstädterung der Ersatz für das Wehrpflichtheer grundlegend wandelte, dass die Rekruten in zunehmenden Maße aus dem unzufriedenen Industrie-Proletariats, nicht mehr aus agrarisch-patriarchalischen Verhältnissen kamen, hat er nicht gesehen. Die Armee mit ihrer Disziplin schien ihm stark genug, um als "Schule der Nation" alle Elemente im gleichen Geist zu erziehen".
Der Generalstab (Fortsetzung).
Zu den bedeutsamen Aufgaben des Großen Generalstabes gehörte insbesondere die Vorbereitung der Mobilmachung.
Ab dem 10.08.1888 wurde der General der Kavallerie Graf von Waldersee (1832 – 1904) Chef des Generalstabes. Dessen Stellvertreter, Alfred Graf von Schliefen, wurde 1891 auch sein Nachfolger.
Der aus einer lutherischen Patrizierfamilie stammende Alfred Graf von Schliefen wurde 1833 als Sohn eines preußischen Generalmajors geboren und entwickelte einen umfassenden Plan für einen befürchteten Zweifrontenkrieg, der in einer gigantischen Umfassungsbewegung durch Luxemburg und Belgien einen raschen Sieg gegen Frankreich und eine zunächst defensive Haltung gegenüber den Russen beabsichtigte8.
Der Generalstab (Fortsetzung).
Seit 1913 stand dem Generalstab der General der Infanterie Helmuth von Moltke (1848 – 1916) - ein Neffe des berühmten Vorgängers – vor.
Erinnerungen an den Generalstabssdienst. Aus den Erinnerungen Wilhelms Groeners. Entnommen aus: Grundzüge der deutschen Militärgeschichte. Band 2. Arbeits- und Quellenbuch, S. 217.
Gliederung eines Armeekorps.
In Friedenszeiten gab es als höhere Verbände nur die Armeekorps.
Sie bestanden in der Regel aus 2 Infanterie-, Kavallerie- und Feldartillerie-Divisionen sowie Korpstruppen: Fußartillerie, Pioniere und Verkehrstruppen.
Beispiel der Gliederung eines Armeekorps (hier: VII. Armeekorps)
Die Friedensgliederung des VII. Armeekorps sah z. B. im Jahre 1914 wie folgt aus:
13. Division: Münster
25. Infanterie-Brigade
Infanterie-Regiment Nr. 13: Münster
Infanterie-Regiment Nr. 158: Paderborn
26. Infanterie-Brigade: Minden
Infanterie-Regiment Nr. 15: Minden
Infanterie-Regiment Nr. 55: Detmold/ Höxter/ Bielefeld
13. Kavallerie-Brigade: Münster
Kürassier-Regiment Nr. 4: Münster
Husaren-Regiment Nr. 8: Paderborn/ Neuhaus
13. Feldartillerie-Brigade: Münster
Feldartillerie-Regiment Nr. 22: Münster
Feldartillerie-Regiment Nr. 58: Minden
Landwehr-Inspektion: Dortmund
14. Division: Düsseldorf
27. Infanterie-Brigade: Köln
Infanterie-Regiment Nr. 16: Köln
Infanterie-Regiment Nr. 53: Köln
28. Infanterie-Brigade: Düsseldorf
Infanterie-Regiment Nr. 39: Düsseldorf
Infanterie-Regiment Nr. Nr. 159: Mülheim-Ruhr
79. Infanterie-Brigade: Wesel
Infanterie-Regiment Nr. 56: Wesel/ Cleve
Infanterie-Regiment Nr. 57: Wesel
14. Kavallerie-Brigade: Düsseldorf
Husaren-Regiment Br. 11: Krefeld
Ulanen-Regiment Nr. 5: Düsseldorf
Landwehr-Inspektion: Essen
Zum genannten Armeekorps gehörten auch ein Train-Depot in Münster, eine Artillerie-Werkstatt in Lippstadt, Artillerie-Depots in Münster und in Wesel, ein Festungsgefängnis in Wesel, ein Korps-Bekleidungsamt in Münster und eine Offizier-Reitschule in Paderborn.
Gliederung einer Division.
Jede Division bestand jeweils aus 2 Brigaden zu je zwei Regimentern.
Gliederung des Reichsheeres in Armeekorps.
Das deutsche Reichsheer umfasste im Jahre 1914 insgesamt 25 Armeekorps, wovon allein 19 preußisch waren (Gardekorps, I-XI, XIV-XVIII, XX-XXI). 2 wurden von Sachsen (XII, XIX), 1 von Württemberg (XIII) und 3 von Bayern (I-III) gestellt. 1874 waren es noch 18 Armeekorps gewesen.
Die Armeekorps gliederten sich wie folgt:
| Armeekorps | Anzahl der Divisionen | Anzahl der Brigaden | Sitz des Generalkommandos | 
| Preuß. Garde | 2 Inf./ 1. Kav. | 5 bzw. 4 | Berlin | 
| I. Preuß. | 3 | 6 | Königsberg | 
| II. Preuß. | 2 | 5 | Stettin | 
| III. Preuß. | 2 | 4 | Berlin | 
| IV. Preuß. | 2 | 4 | Magdeburg | 
| V. Preuß. | 2 | 5 | Posen | 
| VI. Preuß. | 2 | 5 | Breslau | 
| VII. Preuß. | 2 | 5 | Münster | 
| VIII. Preuß. | 2 | 5 | Koblenz | 
| IX. Preuß. | 2 | 5 | Altona | 
| X. Preuß. | 2 | 4 | Hannover | 
| XI. Preuß. | 2 | 4 | Kassel | 
| XII. Preuß. | 2 | 4 | Dresden | 
| XIII. Württemberg. | 2 | 4 | Stuttgart | 
| XIV. Preuß. | 3 | 6 | Karlsruhe | 
| XV. Preuß. | 2 | 5 | Straßburg | 
| XVI. Preuß. | 2 | 5 | Metz | 
| XVII. Preuß. | 2 | 5 | Danzig | 
| XVIII. Preuß. | 2 | 4 | Frankfurt a. M. | 
| XIX. Sächs. | 2 | 4 | Leipzig | 
| XX. Preuß. | 2 | 6 | Allenstein | 
| XXI. Preuß. | 2 | 6 | Saarbrücken | 
| I. Bayer. | 2 | 4 | München | 
| II. Bayer. | 2 | 4 | Würzburg | 
| III. Bayer. | 2 | 4 | Nürnberg | 
Die lokale Verteilung der Armeekorps.
Da die Armeekorps – außer dem Gardekorps – lokal organisiert waren, konzentrierten sich auch hier die verschiedenen Landsmannschaften, so fanden sich z. B. im I. Armeekorps viele ostpreußische, im II. Armeekorps pommersche, im III. Armeekorps brandenburgische, im VII. Armeekorps viele westfälische, im XVII. Armeekorps westpreußische Einheiten.
Es gab aber auch Armeekorps, die verschiedene Landsmannschaften vereinigten, z. B. das IV Armeekorps mit sächsischen, hannoverschen, thüringischen und anhaltinischen Truppenteilen9. Offensichtlich mit Misstrauen betrachtet wurden - noch im Weltkrieg - Rekruten aus Elaß-Lothringen10.
Die Verwaltungsbereiche der Armee Korps umfassten im Einzelnen11:
Die Verwaltungsbereiche der Armee Korps.
| I. Armeekorps | Provinz Ostpreussen ohne die Kreise Neidenburg und Osterode | 
| II. Armeekorps | Provinz Pommern ohne die Kreise Schlawe, Bütow, Rummelsburg, Stolp und Lauenburg, Regierungs-Bezirk Bromberg und von Provinz Westpreussen die Kreise Deutsch-Krone und Flatow. | 
| III. Armeekorps | Stadt Berlin und Provinz Brandenburg. | 
| IV. Armeekorps | Regierungsbezirke Magdeburg und Merseburg, Herzogtümer Anhalt und Altenburg. | 
| V. Armeekorps | Regierungsbezirke Posten und Liegnitz. | 
Die Verwaltungsbereiche der Armeekorps (Fortsetzung)
| VI. Armeekorps | Regierungsbezirke Breslau und Oppeln. | 
| VII. Armeekorps | Provinz Westfalen ohne die Kreise Arnsberg, Meschede, Brilon, Altena, Olpe, Siegen, Wittgenstein, Regierungsbezirk Düsseldorf ohne die Kreise Kempen, Neuss, Grevenbroich, Stadtkreis Mönchen-Gladbach, Gladbach, oldenburgisches Fürstentum Birkenfeld, | 
| VIII. Armeekorps | Regierungsbezirk Koblenz ohne Kreis Wetzlar, Regierungsbezirk Köln, Trier, Aachen, Simaringen,. Vom Regierungsbezirk Düsseldorf die Kreise Kempen, Neuss, Grevenbroich, Stadtkreis Mönchen-Gladbach, Gladbach, oldenburgisches Fürstentum Birkenfeld. | 
| IX. Armeekorps | Provinz Schleswig-Holstein, Regierungsbezirk Stade, Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, oldenburgisches Fürstentum Lübeck, Hansestädte Hamburg, Lübeck, Bremen. | 
| X. Armeekorps | Provinz Hannover ohne Regierungsbezirk Stade, Großherzogtum Oldenburg, Herzogtum Braunschweig | 
| XI. Armeekorps | Regierungsbezirk Erfurt, Regierungs-Bezirk Kassel ohne die Kreise Stadt und Land Hanau, Fulda, Gelnhausen, Schlüchtern, Hersfeld, vom Regierungsbezirk Wiesbaden der Kreis Biedenkopf, Fürstentümer Schwarzburg, Waldeck, Reuss, Herzogtümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg-Gotha, Großherzogtum Sachsen-Weimar | 
| XII. und XIX. Armeekorps | Königreich Sachsen | 
| XIII. Armeekorps | Königreich Württemberg | 
| XIV. Armeekorps | Großherzogtum Baden und Bezirk Ober-Elass | 
| XV. Armeekorps | Bezirk Unter-Elsass und die Kreise Saarburg und Saargemünd von Lothringen | 
| XVI. Armeekorps | Bezirk Lothringen mit Ausnahme der zum XV. Korps gehörigen Kreise | 
| XVII. Armeekorps | Provinz Westpreußen ohne die Kreise Flatow und Deutsch-Krone, vom Regierungs-Bezirk Königsberg die Kreise Neidenburg und Osterode in Ostpreußen, vom Regierungs-Bezirk Köslin die Kreise Schlawe, Bütow, Rummelsburg, Stolp, Lauenburg in Pommern, Deutsch-Krone, vom Regierungs-Bezirk Königsberg die Kreise Neidenburg und Osterode in Ostpreußen, vom Regierungs-Bezirk Köslin die Kreise Schlawe, Bütow, Rummelsburg, Stolp, Lauenburg in Pommern | 
Die Verwaltungsbereiche der Armee Korps (Fortsetzung)
| XVIII. Armeekorps | Großherzogtum Hessen-Darmstadt, Regierungsbezirk Wiesbaden ohne Kreis Biedenkopf, vom Regierungsbezirk Arnsberg die Kreise Brilon, Meschede, Arnsberg, Wittgenstein, Siegen, Olpe, Altena, vom Regierungsbezirk Kassel die Kreise Stadt und Land Hanau, Fulda, Gelnhausen, Schlüchtern, Hersfeld, von Koblenz der Kreis Wetzlar | 
| I., II. und III. Kgl. Bayr. Korps | Königreich Bayern | 
Die Armee-Inspektionen.
Mehrere Armeekorps waren zu einer Armee-Inspektion zusammen gefasst. Es gab (seit 1913) insgesamt 8, und zwar:
1. Armee-Inspektion: I., XVII., XX. Armeekorps
2. Armee-Inspektion: Gardekorps, XII. und XIX. Armeekorps
3. Armee-Inspektion: VII., IX. und X. Armeekorps
4. Armee-Inspektion: III., sowie I- - III. Kgl. Bayr. Armeekorps
5. Armee-Inspektion: VIII., XIV. und XV. Armeekorps
6. Armee-Inspektion: IV., XI. und XIII. Armeekorps
7. Armee-Inspektion: XVI., XVIII. und XXI. Armeekorps
8. Armee-Inspektion: II., V. und VI. Armeekorps.
Die Armee-Inspekteure waren für den Kriegsfall als potentielle Armee-Führer gedacht. Im Frieden hielten sie mit den Armeekorps gemeinsame Manöver ab.
Das Gardekorps.
Die verschiedenen preußischen Gardeformationen bildeten das Gardekorps12.
Es bestand aus der 1. und 2. Garde-Division mit zusammen 5 Garde-Infanterie-Brigaden, den Garde-Maschinengewehr-Abteilungen Nr. 1 und 2, der Garde-Kavallerie-Division mit zusammen 4 Garde-Kavallerie-Brigaden, der Garde-Landwehr-Infanterie mit zusammen 2 Garde-Divisionen, der Feldartillerie mit zusammen 2 Garde-Divisionen und der Feldartillerie-Schießschule mit Lehr-Regiment, der Fußartillerie mit dem Garde-Fußartillerie-Regiment, dem Lehr-Regiment der Fußartillerie-Schießschule sowie der Versuchs-Batterie der Artillerie-Prüfungskommission, dem Garde-Pionier-Bataillon mit Scheinwerferzug und Pionier-Versuchskommission, den Verkehrstruppen mit den Eisenbahn-Regimentern Nr. 1 und 2 sowie der Betriebs-Abteilung der Eisenbahntruppen und der Depotverwaltung der 1. Eisenbahn-Brigade, den Telegraphen-Bataillonen Nr. 1 und 2 sowie der Kriegstelegraphenschule, den Luftschiffer-Bataillonen Nr. 1 und 2, dem Flieger-Bataillon Nr. 1. dem Kraftfahrbataillon und der Versuchs-Abteilung des Militär-Verkehrswesens mit Versuchskompanie, dem Garde-Train-Bataillon mit Traindepot, der Schloßgarde-Kompanie sowie verschiedenen weiteren Einrichtungen, wie z. B. der Kriegsschule, der Hauptkadettenanstalt, Kadettenhaus usw.
Gliederung des Gardekorps.
Die Kriegsgliederung des Gardekorps war wie folgt:
| Komm. General: General der Infanterie Frhr. v. Plettenberg | ||
| 2. Garde-Infanterie-Division | 4. Garde-Infanterie-Brigade | Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 | 
| 
 | 
 | Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 | 
| 
 | 3. Garde-Infanterie-Brigade | Kaiser-Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 | 
| 
 | 
 | Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3 | 
| 1. Garde-Infanterie-Division | 2. Garde-Infanterie-Brigade | 2. Garde-Regiment zu Fuß | 
| 
 | 
 | 4. Garde-Regiment zu Fuß | 
| 
 | 1. Garde-Infanterie-Brigade | 2. Garde-Regiment zu Fuß | 
| 
 | 
 | 1. Garde-Regiment zu Fuß | 
| 
 | 2. Garde-Feldartillerie-Brigade | 4. Garde-Feldartillerie-Regiment | 
| 
 | 
 | 2. Garde-Feldartillerie-Regiment | 
| 
 | 1. Garde-Feldartillerie-Brigade | 3. Garde-Feldartillerie-Regiment | 
| 
 | 
 | 1., 2. und 3. Garde-Pionier-Bataillon | 
| 
 | 
 | 1. Garde-Feldartillerie-Regiment | 
| Korpstruppen | 
 | 1. Garde-Fußartillerie-Regiment | 
| 
 | 
 | Fliegerabteilung Nr. 1 | 
| 
 | 
 | Garde-Korps-Brücken-Train | 
| 
 | 
 | Garde-Fernsprech-Abteilung | 
| + verschiedene Munitionskolonnen | ||
| + verschiedene Trains:12 Feldlazarette, 6 Proviant-, 6 Fuhrpark-Kolonnen, 2 Pferdedepots, 2 Feldbatterie-Kolonnen. | ||
Hinweis: Die Garde bildete zu Kriegsbeginn neben dem Gardekorps auch ein Garde-Reserve-Korps.
Gliederung und Stärke des Reichsheeres 1913.
Das Reichsheer umfasste wie alle modernen Armeen jener Zeit an Waffengattungen: Infanterie, Kavallerie, technische Truppen (Feld-, Fußartillerie, Ingenieure und Pioniere) und Verkehrstruppen (Train-, Eisenbahn-, Kraftfahr-, Luftschiffer-, Flieger- und Telegraphenformationen).
Der fortschreitende Ausbau vor allem der letzteren Spezies erfolgte in steter Wechselwirkung mit der rasanten Entwicklung des technischen Fortschritts.
Laut der Vorgabe des Reichsgesetzes vom 03.07.1913 sollten vorhanden sein: 669 Infanterie-Bataillone (mit Jäger und Schützen), 550 Eskadrons, 633 Feldartillerie-Batterien, 55 Fußartillerie-Bataillone, 44 Pionier-Bataillone, 31 Eisenbahn- (Verkehrstruppen-) Bataillone und 26 Train-Bataillone.
Gliederung und Stärke des Reichsheeres 1913 (Fortsetzung).
Dieses Ziel wurde aber vor dem Kriegsausbruch nicht mehr ganz erreicht. Tatsächlich gliederte sich das Reichsheer mit Blick auf die einzelnen Waffengattungen bzw. Einrichtungen in diesem Zeitpunkt wie folgt13:
651 Infanterie-Bataillone
18 Jäger-Bataillone
1 Lehr-Infanterie-Bataillon
9 Unteroffizierschulen
1 Infanterie-Schießschule (+ 1 bayerische Schießschule)
1 Gewehr-Prüfungskommission
11 Maschinengewehr-Abteilungen
233 Maschinengewehr-Kompanien
15 Festungs-Maschinengewehr-Kompanien
2 Lehr-Maschinengewehr-Kompanien
547 Eskadrons in 110 Regimentern
633 Feldartillerie-Batterien in 76 Regimentern
1 Feldartillerie-Schießschule
48 Fußartillerie-Bataillone in 19 Regimentern
1 Fußartillerie-Schießschule
35 Pionier-Bataillone
1 Pionier-Versuchskompanie
8 Eisenbahn-Bataillone + 1 Betriebsabteilung
9 Telegraphen-Bataillone
8 Festungs-Fernsprechkompanien
5 Luftschiffer-Bataillone
5 Flieger-Bataillone
1 Kraftfahr-Bataillon
1 bayerisches Luft- und Kraftfahr-Bataillon
1 Versuchsabteilung der Verkehrstechnischen Prüfungskommission
25 Train-Abteilungen (vorher Bataillo
25 Bezirkskommandos
Etat des Reichsheeres im Wandel der Zeit.
Im Jahre 1873 zählte das deutsche Reichsheer insgesamt 19955 Offiziere, 401 659 Mann mit 94742 Pferden. 1888 waren es 19294 Offiziere, 468 409 Mann mit 84 091 Pferden. Hiervon entfielen auf Sachsen: 1250 Offiziere, 31810 Mann und 5361 Dienstpferde, auf Württemberg: 806 Offiziere, 19946 Mann und 3690 Dienstpferde und auf Bayern: 2202 Offiziere, 54185 Mann und 8874 Dienstpferde. Zu diesem Zeitpunkt war die deutsche Bevölkerung 48,17 Millionen stark.
Im Jahre 1900 waren es: 23730 Offiziere, 79873 Unteroffiziere, 491826 Gemeine usw., 2155 Militärärzte, 1039 Zahlmeister, 657 Rossärzte, 1107 Büchsenmacher, Waffenmeister, Sattler sowie 105065 Dienstpferde.
Die Etatstärke des deutschen Reichsheeres belief sich schließlich im Jahre 1913 auf 30259 Generale bzw. Offiziere, 106477 Unteroffiziere, 647811 Gemeine (insgesamt 784547 Mann) und 157816 Dienstpferde. Mit den Sanitätsoffizieren, Veterinären und Beamten zählte das Reichsheer nun 800675 Mann. Die Bevölkerung des deutschen Reiches betrug jetzt 67,81 Millionen.
Beurteilung der Entwicklung des deutschen Reichsheeres 1871 - 1914.
In seinem Werk: Die Deutsche Armee. Vom Triumph zur Niederlage (Düsseldorf und Wien 1977) beurteilt Herbert Rosinski die Entwicklung des deutschen Reichsheeres 1871 - 1914 zusammenfassend wie folgt (S. 96 ff.):
"So zeigt die deutsche Armee in den vierundvierzig Jahren zwischen 1871 und dem Ausbruch des Weltkrieges nach außen hin eine lange Epoche ungestörter Konsolidierung und steten Fortschritts. Der eigenartige Bau des Reiches als Fürstenbund fand seinen Ausdruck in der Tatsache, dass außer Preußen auch die drei kleineren Königreiche Sachsen, Württemberg und Bayern eigene Armeen, eigene Kriegsministerien und - im Falle Bayerns - sogar einen eigen Generalstab unterhielten. Doch diese letzten Überbleibsel der früheren politischen Zersplitterung beeinträchtigten nie ernstlich die grundsätzlichen Einheit der Armee. Alle Fragen des Wehrdienstes und der Heeresorganisation wurden einheitlich im Reichstag und nicht in der Volksvertretung der vier Königreiche entschieden. In allen politischen Fragen garantierte die bestimmende Rolle der preußischen Armee die erforderliche Einheitlichkeit von Ergänzung und Ausbildung, so dass wir ab 1871 mit vollem Recht von der deutschen Armee sprechen können, obgleich das endgültige Abgehen vom Kontingentsheer erst nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte".
Fußnoten:
- 1. Vgl. Hans Kling, Kontingentsherrlichkeit im Kaiserreich, in: Zeitschrift für Heereskunde, 19, S. 78 ff.
- 2. Vgl. Klaus-Dieter Kaiser, Die Eingliederung der ehemals selbständigen norddeutschen Truppenkörper in die preußische Armee in den Jahren nach 1866, Diss. Berlin 1972.
- 3. Osten-Sacken, Preußens Heer von seinen Anfängen bis zur Gegenwart. III. Band: Das preußisch-deutsche Heer bis zur Gegenwart, S. 307 und Jany, Geschichte der Preußischen Armee vom 15. Jahrhundert bis 1914. IV. Band. Die Königlich-Preußische Armee und das Deutsche Reichsheer 1807 bis 1914, Nachdruck Osnabrück 1967, Band IV., S. 293.
- 4. Zum Allgemeinen-Kriegs-Departement gehörte auch die Infanterie-Abteilung (A 2) unter Oberstleutnant Wodtke.
- 5. Hein, Das kleine Buch vom Deutschen Heere. Ein Hand- und Nachschlagebuch zur Belehrung über die deutsche Kriegsmacht. Kiel und Leipzig, 1901, S. 31.
- 6. Zum organisatorischen Verhältnis des Chefs des Militärkabinetts zum Kriegsministerium vgl. die Order vom 08.03.1883 bei Priesdorff, v., Soldatisches Führertum, Band X., S. 475.
- 7. Vgl. hierzu u. A. Walter Görlitz, Kleine Geschichte des deutschen Generalstabes, Berlin 1977.
- 8. Zur Person vgl.: Friedrich-Christian Stahl, Alfred Graf von Schliefen, in: S. 60 ff. und Friedrich von Boetticher, Schlieffen. Viel leisten, wenig hervortun – mehr sein als scheinen, Göttingen 1957.
- 9. Hein, Das kleine Buch vom Deutschen Heere. A. a. O., S. 24-25. Zur Verteilung der Truppen auf die einzelnen Bundesstaaten vgl. Hein, wie vor, S. 26 ff. und Friedag, B., Führer durch Heer und Flotte. 1914, Nachdruck Krefeld 1974, S. 77 ff. Einen kurzen Überblick über die innere Zusammensetzung der verschiedenen Armeekorps gibt: Walter Beckmann, Die Alte Armee, in: Das Sponton, Jahrgang 1967/ 68, S. 76 ff.
- 10. Vgl. hierzu: Dominik Richard, Beste Gelegenheit zum Sterben. Meine Erlebnisse im Kriege 1914-1918, München 1989.
- 11. Hein, Das kleine Buch vom Deutschen Heere. a. a. O., S. 24-25.
- 12. Martin Lezius, Die Entwicklung der preußischen Garden, in: Ernst v. Eisenhart Rothe und Martin Lezius (Hrg.), Das Ehrenbuch der Garde. Die preußische Garde im Weltkriege 1914-1919, Berlin und Stuttgart o. J. Band I., S. 1 ff.
- 13. Curt Jany, a.a.O., S. 326. Zur Organisations- und Formationsgeschichte des deutschen Reichsheeres vgl. insbesondere: Claus v. Bredow (Bredow-Wedel), Historische Rang- und Stammliste des deutschen Heeres, Bände I.-II., Berlin 1905.
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