Die Uniformen der französischen Armee unter Napoleon I. (1800 - 1815) - Kaisergarde - 1. und 3. Garde-Chevauxlégers-Lanciers

Lanciers der Kaisergarde. Originale Lithographie aus dem 19. Jhdt. nach einer farbigen Zeichnung von Hippolyte Bellangé (* 17.01.1800 in Paris; † 1004.1866 ebenda).

Formationsgeschichte der 1. Garde-Chevauxlégers-Lanciers

Eine aus polnischen Adligen bestehende berittene Ehrenwache, welche Napoleon im Jahre 1807 in Warschau begleitete, inspirierte ihn zur Errichtung einer entsprechenden Einheit für die (Alte) Kaisergarde.

Am 02.03.1807 entstanden die Chevaux-Légers-Polonais - organisiert in vier Eskadronen - mit insgesamt 968 Mann.

Die Garnison dieser Formation war in Chantilly.

Erst im Jahr 1809 erhielten sie Lanzen und wurden damit zu den Garde-Chevaux-Légers-Lanciers. Zuvor waren in der Schlacht von Wagram (05./06.07.1809) viele österreichische Lanzen erbeutet worden.

Als im Folgejahr die Holländische in die Französische Armee integriert wurde, bildete man aus ehemaligen holländischen Kavalleristen - Husaren der Garde und der Garde du Corps - ein zweites Garde-Chevauxlégers-Lanciers-Regiment.

In der Folge führten die polnischen (blauen) Ulanen die Nr. 1 und die holländischen (roten) Ulanen die Nr. 2.

Im Jahre 1812 wurde eine 5. Eskadron errichtet. In diesem Jahr zählten die 1. Garde-Chevaux-Légers-Lanciers bereits 1500 Mann.

Die berühmten polnischen Ulanen bewährten sich auch im Felde und hatten z. B. einen besonderen militärischen Erfolg in der Schlacht bei Somosierra am 30.11.1808 während des sogenannten Pensinular-Wars. In einer verlustreichen Attacke gelang ihnen der Durchbruch durch die spanische Stellung und die Eroberung befestigter Artilleriestellungen.

Nach seiner Abdankung im Jahre 1814 wurde Napoleon die Insel Elba als Fürstentum als Exil zugewiesen. Eine bestimmte Anzahl Freiwilliger der Kaisergarde durfte den Kaiser begleiten, darunter auch 120 polnische Ulanen.

Im Mai 1815 gab es laut Haythornhwaite (noch oder wieder) 964 Ulanen. Im Sommerfeldzug dieses Jahres kämpften die blauen gemeinsam mit den roten Ulanen in einer kombinierten Einheit auch in der Schlacht von Waterloo (18.06.1815) und zwar gemeinsam gemeinsam mit den Jägern zu Pferde. Kommandeur war Baron Jerzmanowski.

Nach der Niederlage und der endgültigen Abdankung Napoleons wurde die Formation am 01.10.1815 aufgelöst.

General Józef Antoni Poniatowski (* 07.05.1763 in Wien; † 19.10.1813 in der Völkerschlacht von Leipzig) in der Uniform der polnischen Lanciers der Kaisergarde. Originale Lithographie aus dem 19. Jhdt.

Formationsgeschichte der 3. Garde-Chevauxlégers-Lanciers

Am 05.07.1812 entstanden die 3. Garde-Chevauxlégers-Lanciers. Sie bestanden aus Freiwilligen und wurden von General Konopka kommandiert.

Bereits am 18.10.1812 ereilte die neue Einheit aber das Schicksal in Gestalt von Kosaken, welche sie überraschend überfielen und beinahe gänzlich aufrieben.

Die Reste der 3. Garde-Chevauxlégers-Lanciers wurden im Folgejahr (11.04) in das Regiment der 1. Garde-Chevauxlégers-Lanciers übernommen.

Die Uniformierung der Mannschaften

Die 1. Garde-Chevaux-Légers-Lanciers waren natürlich im polnischen Still uniformiert, d. h., die typische Kutka und als Kopfbedeckung die Tschapka prägten die Uniform.

Die Grundfarbe der Kutka war blau, die Abzeichen: Kragen, Rabatten und spitze Ärmelaufschläge hatten eine karmesinrote Farbe, ebenso die Schossumschläge.

Der Kragen und die Rabatten der Kutka waren weiß vorstoßen bzw. paspeliert.

Die Rabatten konnten übereinander geschlagen bzw. geknöpft werden. Dann war nur noch ein schmaler Vorstoß in der Abzeichenfarbe zu sehen.

Links wurde eine weiße Epaulette und rechts weiße Achselschnüre geführt. Mit Einführung der Lanze (1809) wechselten Epaulette und Fangschnur jeweils die Seite.

Im Felde konnte auch eine einreihige - westenartige - blaue Jacke getragen werden (so dargestellt von V. Huen).

Die Tschapka schmückte eine gelbes Messingschild mit Strahlenkranz (Sonnenrosette), welches im Zentrum ein großes "N" zeigte.

Der obere - mit karmesinroten Stoff bezogene und an den Rändern weiß besetzte - Kopfteil hatte einen quadratischen Deckel.

Links zeigte die Tschapka die Kokarde, welche ein silbernes polnisches Kreuz schmückte. Darüber wurde ein hoher weißer Federbusch getragen. Der Behang (Fangschnur usw.) waren auch weiß.

Im Felde wurde die Tschapka durch einen schwarzen Wachstuchüberzug geschützt.

Die Uniformierung der polnischen Ulanen. Zeichnungen des Verfassers nach verschiedenen Quellen, vor allem Grammont. Mittig Offizier um 1811 nach Cassin-Scott.

Die Lanzenfähnchen waren rot (oben) und weiß (unten). Im Felde usw. steckte das Lanzenfähnchen in einem wasserdichten Futteral.

Die blauen Hosen hatten seitlich - in karmesinroter Farbe - breite Biesen. Die Ledereinsätze zum Schutz der Hose beim Reiten waren schwarz.

Im Felde wurden blaue Überhosen mit einer roten Knopfleiste angezogen. Es werden aber auch graue Überhosen dargestellt.

Das Lederzeug war weiß. Das Koppelschloss war aus Messing und zeigte einen Adler.

Blauer und roter Ulan. Farbige Skizzen des französischen Militärmalers Pierre Albert Leroux (1890 -1959).

Im Laufe der Zeit führte nur noch das erste Glied der Ulanen die Lanze. Im Übrigen dienten Säbel und Pistolen als Bewaffnung. Die anderen Glieder der Ulanen waren mit dem Karabiner bewaffnet. Dieser wurde (nach Knötel) am Pferd vorn rechts getragen bzw. festgeschnallt.

Der weite weiße Reitermantel hatten einen karmesinroten Kragen.

Der Mantel konnte im Felde auch en bandoulière. getragen werden (so dargestellt von Bucquoy dargestellt).

Die blaue Schabracke hatte eine karmesinrote - weiß vorgestoßene - Einfassung. In der vorderen runden "Ecke" befand sich ein bekröntes "N", in der hinteren Spitze ein Adler, jeweils in weiß.

Der Mantelsack war auch von karmesinroter Farbe mit einem bandartigen weißen (seitlichen) Besatz.

Polnischer Chevauleger im Jahre 1808. Nach der originalen Tafel aus der Uniformkunde von Richard Knötel (XI. Band, Nr. 45).

Die Uniformierung der Offiziere

Die Uniformierung der Offiziere war natürlich prächtiger, der Besatz war silbern. Die Kutka hatte für Paradezwecke einen besonderen Besatz bzw. eine besondere Borte.

Die (Parade-)Hose war karmesinrot mit silbernen - seitlichen - Biesen.

Auch das Wehrgehenk war silbern betresst.

Bei einer Parade wurde eine Schärpe getragen, ansonsten hatten die Offiziere eine silbern betresstes Koppel.

Die Mäntel der Offiziere waren blau mit einem karmesinroten Kragen.

Die Schabracke der Offiziere entsprach der der Mannschaften, hatte aber silberne Tressen und eine Überdecke aus Pantherfell.

Lanciers Polonais. Originale farbige Zeichnung. Nach der originalen Tafel aus der Uniformkunde von Richard Knötel (XVII. Band, Nr. 57).

Die Uniformierung der Musiker

Neben der blauen Uniform hatten Musiker auch eine weiße Uniform für Paradezwecke mit karmesinroten Abzeichen und silbernen Besatz. Die Hosen waren dann karmesinrot.

Für die Trompeter gab es auch eine himmelblaue Uniform mit karmesinroten Abzeichen.

Knötel zeigt einen Musiker in Dienstuniform mit einem besonderen Musikinstrument.

Musiker in Dienstuniform im Jahre 1810. Nach der originalen Tafel aus der Uniformkunde von Richard Knötel (XVII. Band, Nr. 57).

Der Timbalier der polnischen Ulanen ist weiter unten dargestellt.

Links: Timbalier der 1. Garde-Chevauxlégers-Lanciers. Originale Lithographie aus dem 19. Jhdt. nach einer farbigen Zeichnung von Hippolyte Bellangé (* 17.01.1800 in Paris; † 1004.1866 ebenda).

Quellen

Cdt. Bucquoy, Les Uniformes du Premier Empire, L`Infanterie, Paris 1979 ff..

Fallou, L., La Garde Impériale (1804-1815), Paris 1901 (Nachdruck Krefeld 1975).

Liliane und Fred Funcken, Historische Uniformen. Napoleonische Zeit, 2. Bd., München 1978.

Philipp Haythornthwaite/ Michael Chapell, Uniformen des Napoleonischen Rußlandfeldzugs, München 1977.

Philipp Haythornthwaite, Die Uniformen der Schlacht von Waterloo, München 1976.

LA VIEILLE GARDE IMPÉRIALE. Illustrations de JOB.

Knötel/ Sieg, Handbuch der Uniformkunde, Hamburg 1937.

Paul Martin, Die französische Armee 1789 - 1807, Stuttgart.

Rogers, H. C. B., Die Armee Napoleons, Stuttgart 1976.

Lucien Rousselot, Napoleons Armee 1800 - 1815, Berlin 2010.

Tranié & Carmigniani, Les Polonais de Napoleon, Paris 1982.

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