Die Uniformen der französischen Armee unter Napoleon I. (1800 - 1815) - Fremdtruppen - Das Bataillon des Fürsten von Neuchâtel

Offizier. Nach einem originalen Aquarell von Friedrich - Fritz (oder H?) Neumann.

Politische Vorgeschichte

Das zu Preußen gehörige Fürstentum Neuenburg = Neuchâtel (heute der Kanton Neuenburg in der Schweiz) ging im Jahre 1806 (Pariser Vertrag vom 15.02.1806) offiziell an Frankreich.

Das souveräne Gericht der Neuenburger Stände hatte im Jahre 1707 den König von Preussen Friedrich I. zum neuen Herrscher über das Fürstentum gewählt.

Es wurde in der Folge von 1707 bis 1806 und dann wieder von 1814 bis 1857 von den preussischen Königen in Personalunion regiert.

Napoleon I. überließ das Fürstentum am 02.12.1805 seinem alten Kriegskameraden Louis Alexandre Berthier (* 20.11.1753 in Versailles; † 01.06.1815 in Bamberg).

Dieser wurde am 19.05.1804 zum Marschall des Kaiserreichs ernannt und im März des Jahres 1806 mit dem Titel eines prince souverain de Neuchâtel et de Valangin in den napoleonischen Adel (noblesse impériale) aufgenommen.

Sappeur. Nach einem originalen Aquarell von Friedrich - Fritz (oder H?) Neumann.

Formierung und Gliederung

Am 11.05.1807 befahl der französische Kaiser die Aufstellung eines Infanterie-Bataillons in dem o. g. Fürstentum.

Es bestand aus einem Bataillonsstab (8 Mann) und 6 Kompanien. Diese sollten jeweils 160 Mann umfassen. Geplant waren eine Grenadier-, 4 Füsilier- und eine Voltigeurs-Kompanie.

Als Ersatz durften lediglich Einwohner des Fürstentums, Schweizer und Walliser aufgenommen werden.

Das kleine Fürstentum hatte große Mühe das erforderliche Personal zusammen zu bringen.

Im September des Jahres 1808 marschierte das neu formierte Bataillon nach Besancon.

Am 27.08.1808 hatte Napoleon I. die ergänzende Errichtung einer Artillerie-Kompanie befohlen. Sie sollte nach Roland Petitmermet aus

einem Hauptmann,

einem Leutnant und Genieoffizier,

einem Unter-Leutnannt und Trainoffizier,

einem Feldwebel,

vier Sergeanten (davon gehörten zwei zur Artíllerie und je einer zum Genie und zum Train),

einem Fourier,

acht Korporalen (davon gehörten vier zur Artíllerie und je zwei zum Genie und zum Train)

sowie 64 Soldaten

bestehen.

Letztere waren 32 Artilleristen und 16 Genie- und 16 Trainsoldaten. Ferner kam noch ein Tambour dazu.

Der Gesamtbestand war somit 83 Mann.

Die Artillerie-Kompanie unterstand Hauptmann Frédéris de Perrot.

Sappeur. Nach einem originalen Aquarell von Friedrich - Fritz (oder H?) Neumann.

Einsatz

Den kriegerischen Einsatz des Bataillons des Fürsten von Neuchâtel fasst Jack-Cassin-Scott (Uniformen der Napoleonischen Krieg, S. 161) wie folgt zusammen: "Das Bataillon nahm am Feldzug von 1809 gegen Österreich teil und wurde dann nach Spanien verlegt, wo sein Hauptaufgabe darin bestand, die Nachschublinien der Franzsosen vor den spanischen Guerrillas zu schützen. Bei diesem aufreibenden Einsatz war der erbramungslose Do Julian Sachnez sein Gegner, so dass von keiner Seite Pardon gegeben wurde. 1812 wurde das Bataillon aus Spanien abgezogen und der Grande Armée für den Rußlandfeldzug unterstellt. Durch Feindeinwirkung, Krankheit und Kälte wurde das Bataillon nach und nach aufgerieben und verlor bei Krasnoje seine Artillerie. Als es zum Feldzug auszog, hatte es eine Stärke von 1027 Mann, von denen lediglich 13 Offiziere und 7 Mannschaftsdienstgrade zum Regimentsdepot nach Besancon zurückkehrten. Nach der Neuaufstellung war das Bataillon bei Lützen, Bautzen, Dresden, Leipzig und Hanau dabei und erlitt so schwere Verluste, dass nur noch eine Kompanie übrig blieb. Die Reste verteidigten das Depot von Besancon bis zum 17.04.1814, obwohl Napoleon bereits am 06.04.1814 auf den Thron verzichtet hatte. Was vom Bataillon übriggeblieben war, wurde am 01.06.1814 aufgelöst".

Kanonier. Nach einem originalen Aquarell von Friedrich - Fritz (oder H?) Neumann.

Uniformierung der Infanterie

Die Uniformierung der Infanterie des Bataillons des Fürsten von Neuchâtel folgte der Montierung der französischen Infanterie, allerdings in einer auffälligen gelben Grundfarbe mit roten Abzeichen.

Aks Kopfbedeckung diente eine schwarzer Filztschako. Die Einfassungen, die V-förmigen Stegen und der Deckel bestanden aus Leder.

Den Tschako zierte die (französische) Kokarde und ein rautenförmiges Frontschild aus Messing. Teilweise wird auch ein wappenförmiges Wappenschild als Zierrat dargestellt.

Der Pompon war weiß, ebenso der Behang.

Auch die Schuppenketten waren weiß bzw. silbern.

Als Rock diente die bekannte habite-veste mit geraden Rabatten und kurzen Schößen.

Da dieser gelbe Spenzer vorn zugehakt wurde, bedurfte es keiner Weste.

Kragen, Rabatten, Aufschläge, Patten, Rockfutter waren scharlach-rot.

Die geschweiften senkrechten Leisten in den Schoßtaschen waren rot vorgestoßen. In den roten Schoßumschlägen finden sich ein fünfzackiger (gelber) Stern.

Die weißen Knöpfe hatten die Inschrift: Bataillon de Neuchâtel.

Die Epauletten waren weiß.

Die Beinkleider waren weiß, die Gamaschen schwarz.

Der graue Mantel wurde gerollt über dem Tornister als Kalbfell getragen.

Die Bewaffnung folgte der Ausstattung der französischen Linieinfanterie.

Den Tschako der Grenadiere zierte ein roter Kugelpompon nebst Stutz. Auch der Behang war rot. Am Spenzer wurden rote Fransenepauletten getragen.

In den den roten Schoßumschlägen finden sich rote entflammte Granaten.

Die Voltigeure hatten am Tschako einen grünen Kugelpompon nebst einem grünen Stutz. Der Behang war grün. Die Patten der Ärmelaufschläge warengelb. Die grünen Epauletten am Spenzer hatten einen gelben Halbmond.

In den roten Schoßumschlägen finden sich grüne Jagdhörner.

Am Tschako der Offiziere findet oben einen breite Einfassung aus Silbertresse. Auch der Behang war silbern, ebenso die Epauletten.

Für den Marsch trugen die Offizieren einen gelben Surtout, d. h. einen einreihigen Frack.

Die Sappeure zeichnete eine schwarze Bärenfeldmütze aus. Diese hatte keinen Schild, aber einen roten Behang, Troddel und Stutz.

Auf den oberen Ärmeln des Spenzer waren rote gekreuzte Äxte angebracht. Dazu wurden rote Epauletten (mit weißem Halbmond) getragen.

Zur Ausstattung der Sappeure gehörten auch ein weißer Lederschurz und weiße Lederhandschuhe. Dazu wurden zwei gekreuzte Bandeliers getragen.

Diese schmückten silberne gekreuzte Äxte und flammende Granaten.

Angehörige des Bataillons Neuenburg. Zeichnung nach Knötel, Uniformkunde, Bd. V. Nr. 15. Als Manuskript gedruckt und handkolriert. Wohl 2. Hälfte des 20. Jhdt.

In den "Mittheilungen zur Geschichte der militärischen Tracht" als Ergänzung zu der Großen Uniformkunde von Richard Knötel findet sich im Jahrgang 1894 eine Diskussion über die Uniformierung des Bataillons Neuenburg. Dieser interessante Austausch soll hier folgen:

"Zu unserer Abbildung dieser Truppe ging uns folgendes Schreiben von Herrn F. Koch in Rotterdam zu: "Die Darstellung des Neuenburger Bataillons giebt mir Veranlassung zu der Bemerkung, dass die Farbe der Uniform canariengelb war. Dieses Bataillon, welches in Spanien kämpfte und in Rußland zu Grunde ging, war allgemein unter dem Spitznamen "les canaries" oder "serins", in Spanien "jonquillos" bekannt. Im Museum zu Neuchâtel befindet sich ein Rock und mehrere Monturstücke dieser Truppe, woaus ersichtlich, dass das Gelb der Uniform von der gleichen Nuance war, als früher die Briefträger in Sachsen und die Dresdner Chaisenträger trugen. Nähere Details über die Geschichte dieses Bataillons finden Sie in "La principautè de Neuchâtel 1806 - 1814 et le bataillon de Neuchâtel par A. Bachelin, 1864".

Zu diesen Zeilen möchte ich Folgendes bemerken. Ich habe die Farbe so wiedergegeben, wie meine Vorlage sie zeigte. Auf den zeitgenössischen Blättern von Martinet ist die Uniform orange colorirt; Fieffé giebt chamois an. Darnach war es schwer, die Nuance festzustellen, doch möchte ich aus alledem den Schluss ziehen, dass die Farbe ein leicht ins Orange fallendes Hochgelb war. Ausschlaggebend würden die Original-Montierungsstücke sein, wenn nicht andererseits gerade die gelben Farben meist sehr wenig lichtbeständig wären. Falls die Originalstrücke ein sehr heeles Gelb zeigen, ist die Annahme immerhin nicht ausgeschlossen, dass die Farbe etwas verblichen ist. Jedenfalls sind wir für die Anregung dem Herrn Einsender sehr dankbar und wir glauben, dass diese Blätter ihrem Zwecke am besten entsprechen werden, wenn unsere geerhten Herrn Abonnenten, wi wir schon früher betonten, recht oft aus dem Kreise ihrer Studien uns derartige Mitteheilungen zugehen lassen. So wird es möglich sein, manches Halbvergessene zu retten und wenig bekanntes zu verbreiten".

Nochmals das Bataillon Neuenburg

Sehr geehrter Herr!

Mich bedünkt, es lassen sich die Zweifel, welche über die richtige Wiedergabe der Uniformfarbe des Bataillons Neuenburg in Nr. 6 Ihrer Uniformkunde erhoben werden, einfach durch folgendes Citat aus: Napoleons Feldzug in Sachsen im Jahre 1813 von Otto Freiherrn von Odeleben" beseitigen. Der Verfasser war als sächsischer Offizier dem Hauptquartier Napoleons beigegebn und hatte täglich Gelegenheit, Berthier und seine Leibgarde zu sehen. Er schreibt (S. 134): "Als besonderes Vorrecht hatte ihm (Berthier) der Kaiser eine eigne Wache von Eingeborenen des Fürstenthums Neuchâtel zugestanden; diese zeichnete such durch den schlechten Geschmack in der Kleidung aus; denn eine leichte Infanaterie in kurzen krebsbuttergarbenen Röcken mit rothen Aufschlägen wird wohl sobald nicht wieder die Erde ziehen".

Also krebsbuuterfarben war die Abstufung von Gelb, um die es sich hier handelt, und das ist dasselbe, was Fieffè "chamois" (deutsch: eine ins isbell-röthlich fallende Farbe) nennt, und was Martinet berechtigte, auf seinen Bildern die Uniform orange zu coloriren. Auch der Sptzname "jonquillos", den die Truppe in Spanien erhielt, stimmt damit überein, indem man unter "jonquielle" eine tiefgelbe, etwas in Röthliche spielende Narzisse versteht (es gibt eine Kressenart, die derselben sher ähnlich blüth); während mit den andern Namen "canaris" und "serius" schon durch den Farbenunterschied, mit den Worten selber gegeben, hier hinfällig werden. Wir sprechen in der Volkssprache, von einem Kanariengelb, aber von keinem Zeisiggelb, sondern von einem Zeisiggrün. Unsere früheren Postillone und Briefträger in Sachsen sahen inder That mit ihren hochgelben Uniformen wie rechte Kanarienvögel aus, aber als "Zeisige" hat sie Niemand darum gehänselt. Jedenfalls bezogen sich die beiden Spitznamen auf die Spielarten von Gelb, welchen die urspüngliche Farbe der Neuenburger durch Verschiessen und Verbleichen leucht und bald unterlag. Und von dieser Sorte wird wohl auch die noch heut vorhande Montur im Museum von Neuchâtel sein. Also summa summarum: Ihre nach einer gleichzeitigen colorirten Originalradierung wiedergebenen Uniform des Neuenburger Bataillons stimmt in der Farbe vollständig mit Odelebens Angabe überein und wird also die richtige sein. Dr. Windisch, Zwickau".

Noch immer "Bataillon Neuenburg"

Die Farbe des Rockes habe ich in derselben Nuance, welche Sie angewendet haben, bei Martinet und dem grossen Werke von Alfred de Marbot gefunden. H. de Schaller in seiner Histoire des trupes suisses au service de France sous le règne de Napoléon I. giebt auch chamois an, wogegen die Abbildung eines Neuenburger Voltigeurs gelben Rock zeigt. Im Jahre 1876 veröffentlichte eine französische Local-Zeitung einen Aufsatz unter dem Titel: Histoire du Canari Abraham Nicole". Hier wird die Uniform in folgender Art beschrieben: "Die Centrumskompagnien trugen den gelben Rock mit kurzen Schössen, rothen Rabatten, Kragen und Aufschlägen, weisse enge Hosen, schwarze Gamaschen(ungarische, wie sie den "Alten" nannten) und weise Epaulettes. Die Knöpfe, welche weiss waren, trugen die Inschrift "Bataillon de Neuchâtel" in der Mitte, und am Rande die Umschrift "Empire francais".

Die Passepoilierung war gelb. Das weise Lederzeug wurde gekreuzt getragen. Der Czako war oben breiter und hatte weisse Behänge, Stutz und Adler. Die Kokarde war die Französische. Die Unteroffiziere hatten silberne Borten um den oberen Czakorand.

Die Grenadiere oder Karabiniers trugen dieselbe Uniform: nur waren Behänge, Epauelttes, Stutz und Säbeltroddel roth. In Paradeuniofrm trugen sie Bärenmützen ohne Schild, Stutz und Behänge (?).

Die Voltigeure hatten Behänge, Epaulettes, Stutz und Säbeltroddel grün. Die Chargenabzeichgen der Unteroffiziere der Grenadiere und Voltigeure waren golden. (?)

Die Bewaffnung war dieselbe wie bei der Französischen Linien-Infanterie - Bajonettflinte und Säbel.

Auf dem Kalbfelltornister wurde der graue Mantel gerollt getragen.

Wenn die Grenadiere in Bärenmützen erschienen, wurde der Czako auf dem Tornister getragen und der Augenschirm dabei in die Höhe geklappt.

Die berittenen und unberittenen Offiziere hatten einen Rock mit langen Schössen, silberne Epaulettes und Ringkragen, schwarzes Säbelgehenk ohne Schnalle. In grosser Uniform trugen sie Hüte à la Henri IV oder à la Wilhelm Tell, von schwarzem Filz mit niedrigem Kopf und mittelgrosser Krempe, die vorn aufgeschlagen und mit Kokarde und drei schwarzen Straussenfedern geschmückt war".

Ingenieur. Nach einem originalen Aquarell von Friedrich - Fritz (oder H?) Neumann.

Uniformierung der technische Bestandteile

Die Uniformierung der Artillerie, der Pioniere und der Artillerietrain entsprach auch dem französischen Vorbild. Die Grundfarbe war dunkelblau.

Die Artillerie hatte gelbe Abzeichen, also einen gelben Kragen, gelbe Ärmelaufschläge mit einer dunkelblauen geschweiften Patte und gelbe Vorstöße (um die blauen Rabatten). Die Knöpfe waren weiß.

Die Epauletten waren rot.

Als Kopfbedeckung diente der schwarze Tschako mit einer Raute aus Messing als Zierrat Die Schuppenketten waren gelb. Der Behang war rot, ebenso der Pompon und der Stutz.

Die Pioniere hatten blaue Kragen und schwarze Ärmelaufschläge mit blauen Patte, sowie gelbe Rabatten und gelbe Vorstöße um die Ärmelaufschläge und den Patten.

Der Artillerietrain hatte gelbe Kragen und graue Ärmelaufschläge.

Die Beinkleider waren blau (mit gelben seitlichen Vorstößen bzw. Biesen). Die Knechte des Trains hatten allerdings rehlederne Breeches und Reitstiefel.

Die Gamaschen waren schwarz.

Das Lederzeug war schwarz.

Der Mantel war grau.

Ergänzung:

In den Mittheilungen zur Geschichte der militärischen Tracht (1894, No. 8. S. 30) finden sich die Bestimmungen aus dem Jahr 1808 bezüglich der Artillerie wie folgt zitiert:

Unterm 27.August 1808 kam ein kaiserliches Dekret heraus, welches folgende Bestimmungen enthielt:

Art. 1

Es wird dem Bataillon Neuenburg 1 Kompagnie beigegeben, welche in folgender Weise zusammengesetzt ist:

1 Artillerie-Hauptmann, 1 Genie-Lieutenant, 1 Unter-Lieutenant vom Artillerietrain.

1 Adjutant-Unteroffizier, 1 Feldwebel, 2 Artillerie-Sergeanten, 1 Sappeur-Sergeant, 1 Train-Sergeant, 1 Fourier.

8 Unteroffiziere, wovon 4 von der Artillerie, 2 Sappeurs, 2 vom Train.

55 Soldaten, wovon 22 Kanoniere, 16 Sappeurs, 16 vom Train, 1 Tambour.

Total 83 Köpfe.

Art 4

Es werden dem Bataillon Neuenburg 2 Kanonen und 2 Pulverwagen (Kaliber 6), 2 Infanterie-Caissons und Munitionskarren mit Werkzeug beigegeben.

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