Die Uniformen der französischen Armee unter Napoleon I. (1800 - 1815) - (Alte und Junge) Kaisergarde - Jäger zu Pferd
Formationsgeschichte.
Aus den Guiden des Generals Bonaparte (Guides du Général Bonaparte) im Italienfeldzug (1796/97) wurden die Guiden im Ägyptenfeldzug (1798).
Diese persönliche Leibwache Bonapartes wurde später in die Konsulargarde als Jäger zu Pferd übernommen.
Die Garde des Consuls wurde 1799 (28.11.) errichtet und sollte dem Schutz des Konsulats und dann dem Schutz des 1. Konsuls Napoléon Bonaparte dienen.
Die Personalstärke der Konsulargarde wurde mit Anordnung vom 03.01.1800 auf 2089 Mann Personalstärke festgelegt. Hiervon gehörten 585 zur Kavallerie, ferner waren 1188 Grenadiere, 99 Jäger zu Fuß und 110 Artilleristen. Dazu kam ein Stab (88 Mann für die Infanterie und 19 Mann für die Kavallerie).
Mit der Anordnung 08.09.1800 wurde der Bestand auf 3650 Mann aufgestockt. Nun gehörten zur Konsulargarde 1632 Grenadiere, 816 Jäger zu Fuß, 234 Jäger zu Pferde, 702 Grenadiere zu Pferde und 100 Artilleristen. Zu den verschidenen Stäben gehörten 162 Offiziere.
Es folgten weitere Umorganisationen und Aufstockungen. Im Jahre 1804 bestand die Kavallerie insgesamt aus 2450 Mann.
Am 18.05.1804 betraute der Senat Napoleon I. , Kaiser der Franzosen mit der Regierung, am 02.12.1804 erfolgte dessen Salbung im Notre-Dame.
In der Folge wurde aus der "Garde des Consuls“ die Kaiserliche Garde (Umbenennung am 28.04.1804).
Aus den Guiden (1 Eskadron) wurde schon zuvor ein Regiment Jäger zu Pferd. Es bestand nun aus 4 Schwadronen, die jeweils 2 Kompanien umfassten. Die Einheit hieß jetzt: Chasseur à cheval de la Garde Impériale.
Ab dem 10.01.1813 umfasste das Regiment Jäger zu Pferd 8 Schwadronen, die jeweils 250 Mann stark waren. Am 06.03.1813 wurde eine 9. Schwadron geschaffen. Nunmehr rechneten die Schwadronen 5 - 9 als zweites Regiment Jäger zu Pferd zur jungen Garde. Sie waren gänzlich anders als die älteren Schwadronen der Einheit uniformiert.
Die Jäger zu Pferd gehörten zur leichten Kavallerie der Kaisergarde und nahmen auch an Kampfhandlungen teil. Gleichzeitig stellten sie auch die persönliche Leibwache für den französischen Kaiser (über deren Dienst siehe weiter unten).
Sie kämpften auch in der Schlacht von Waterloo (18.06.1815). Laut Philipp Haythornthwaite (Die Uniformen der Schlacht von Waterloo, S. 146) zählten sie im Mai 1815 1267 Mann aller Dienstgrade. Ihr Kommandant war der Divisionsgeneral Baron Francois A. Lallemand.
In dieser letzten napoleonischen Schlacht fochten sie gemeinsam mit den Garde-Ulanen in der Leichten Garde-Kavallerie-Division unter dem Kommando von Divisonsgeneral Comte Lefebre-Desnouettes.
Laut Detlef Wenzlik (Waterloo II., S. 182) zählten die Jäger zu Pferd am 12.06. 1815 zusammen 59 Offiziere und 1138 Mannschaftsdienstgrade. Am 25.06.1815 waren es nur noch 26 Offiziere und 618 Mannschaftsdienstgrade.
Im November des Jahres 1815 wurde die Formation aufgelöst.
Vom Dienst beim Regiment Jäger zu Pferd
In den Memoiren des Majors Parquin (Unter Napoleons Fahnen, Berlin 1910, S. 273 ff.) ist zum Dienst in dieser elitären Einheit das Nachfolgende zu lesen:
"Vom 20. - 30. Mai gehörte ich mit meinem Zuge zu der Eskadron vom Dienst der Jäger zu Pferde, besser bekannt im Felde unter der Bezeichnung der Guiden. Wir hattenden Dienst beim Kaiser, der in Kriegszeiten ständig vier Eskadrons der verschiedenen Waffen der Kavallerie der alten Garde bei sich hatte, um sie nach Bedarf gegen den Feind zu verwenden. Bei einer solchen Gelegenheit attackierte der tapfere General Letort bei Gilles am Abend vor der Schlacht von Quartrebras mit den vier Eskadronen vom Dinest zwei Karrees, warf diese beiden preußischen Bataillone über den Haufen, machte sie zu gefangenen und nahm 5 Geschütze weg. Unglücklicherweise wurde der General Letort bei diesem Treffen getötet, und die Armee verlor einen ihrer tapfersten Offiziere.
Fortsetzung
Die Eskadron Jäger zu Pferde hatte außerdem einen besonderen Dienst beim Kaiser. Ein Leutnant, ein Sergeant, zwei Unteroffiziere, 22 Jäger und ein Trompeter marschierten vor und hinter ihm. Ein Unteroffizier und vier Jäger galoppierten vor dem Kaiser her und machten ihm Platz. Einer von ihnen trug die Brieftasche, der andere das Fernglas Seiner Majestät. Hielt er, um abzusitzen, so taten sie das gleiche, pflanzten die Bajonette auf die Karabiner und bildeten ein Viereck, den Kaiser in der Mitte. Der Offizier, der die Eskorte befehligte, folgte seiner Majestät beständig. Nur der König Murat und der Füst von Neuschâtel konnten ihm den Vortritt streitig machen.
Fortsetzung
Stieg der Kaiser in einem Hause ab, so befand sich dieser Offizier stets neben dem Zimmer des Kaisers. Die Jäger seines Zuges sassen ab und hielten vor der Tür des vom Kaiser eingenommenen Hauses, die Pferde am Zügel. Ein Pferd vom Marstall befand sich daselbst, gesattelt und gezäumt nebst zwei Bereitern zur Verfügung des Kaisers. Der Zug, der den Dienst hatte, wurde alle zwei Stunden abgelöst, so dass eine Kavallerieabteilung Tag und Nacht bereit stand. Die erste Persönlichkeit, die sich dem Kaiser beim Herausgehen aus seinem Zimmer zeigte, war somit der Offizier der Eskorte. Es war ein Ehren- und Vertrauensposten. Diese Truppe hatte die größte Hingebung für ihren Kaiser. Sie wurde übrigens auch hervorragend dafür belohnt. Es gab bei ihrer Kompagnie eines jeden Regiments der alten Garde vier Jäger, die außer dem Kreuz der Ehrenlegion, häufig auch der Eisernen krone, neben einem Ehrensold von 250 Franken, Renten aus Einkünften der Kabalverwaltung oder des Napoleon-Leihhauses zu Mailand bezogen, was ihnen 5-600 Franken eintrug ...".
Uniformierung der Mannschaften.
Die Uniform der Jäger zu Pferd war husarenähnlich und bestand aus einem grünem Dolman und einem scharlachroten Pelz.
Der grüne Dolman hatte eine gelbe bzw. orangene Verschnürung, der Pelz ebenso, ferner hatte letzterer eine schwarze Verbrämung.
Letzterer wird manchmal weiß, z. B. beim Standartenträger, dargestellt.
Dazu wurde eine grün-rote Schnürschärpe angelegt.
Im Felde wurden laut Jack Cassin-Scott (Uniformen der Napoleonischen Kriege, S. 138) grüne oder graue Überhosen getragen und nicht die sonst üblichen rehledernen Breeches.
Die Überhosen hatten orangene oder rote Biesen und vorn eine Verschnürung.
Als Fußbekleidung dienten - am oberen Rand mit Tressen und Troddel geschmückte - ungarische Stiefel.
Im Einsatz bzw. als Interimsuniform war regelmäßig eine (grüne) Pikesche (Surtout) mit einem scharlachroten Kragen und entsprechenden spitzen Ärmelaufschlägen üblich.
Die Pikesche hatte spitz zugeschnittene Rabatten. Die Rabatten hatten rote und die Ärmelaufschläge gelbe Vorstöße.
Darunter wurde eine scharlachrote Weste mit gelben bzw. orangenen Tressen bzw. Verschnürung getragen.
Auch der Kaiser selbst findet sich häufig in diesem grünen Surtout der Jäger zu Pferd abgebildet.
Der Reitermantel war grün.
Als Kopfbedeckung diente die schwarze Pelzmütze, Kolpack genannt. Diese zeigte seitlich - links - die französische Kokarde mit einem kleinen kaiserlichen Adler, darüber den grün-roten Stutz. Der Mützensack (Beutel) war rot mit gelben bzw. orangenen Vorstößen und Troddel. Dazu wurde ein gelber Behang getragen. Die Kinnriemen waren gelb (aus Messing).
Im Felde wurde die Pelzmütze ohne Behang usw. und mit einem (schwarzen) Wachstuchüberzug getragen.
Zur Parade wurde eine aufwendig verzierte grüne Säbeltasche, aber im Felde eine schlichtere Variante geführt (schwarz mit gelben bekrönten kaiserlichen Adler).
Das von links nach rechts Bandelier (für den Karabiner) war weiß.
Die grüne Schabracke war gelb bzw. orangen verziert. Neben dem Tressenbesatz befindet sich im hinteren spitzen Winkel der Schabracke der bekrönte kaiserliche Adler.
Auch der Mantelsack war grün mit rotem oder orangenem Besatz.
Uniformierung der Offiziere
Die Uniformierung der Offiziere entsprach im Stil und in den Grundfarben der der Mannschaften, war aber überreich mit Goldtressen geschmückt.
Der Pelzbesatz wird bei Offizieren häufig weiß dargestellt.
Dazu kam ein grünes Kartuschenbandelier besetzt mit Goldtresse, sowie eine grün-goldene Schnürschärpe.
Das Zaumzeug war rot mit goldenem Besatz.
Die Schabracken waren aus Leopardenfell und hatten einen golden - rot vorgestoßenen - Tressenbesatz und einen grünen Zackenrand. Letzterer wird auch mitunter rot-orange dargestellt.
Die Uniformierung der Offziere der Jäger zu Pferde war ungemein teuer. Hierzu berichtet der bereits erwähnte Major Parquin (Unter Napoleons Fahnen, Berlin 1910, S. 271):
"Am anderen Tage empfing ich 3000 Franken vom Regimentsquartiermeister als Equipierungsgelder beim Eintritt in die Garde. Diese Summe war als Beihilfe für den Offizier zu seiner Einkleidung und Ausrüstung bei dieser Truppe, deren Uniform sehr kostspielig war, bestimmt".
Die Uniformierung des zweiten Regiments der Jäger zu Pferde
Die Besonderheit der Uniformierung des zweiten Regiments der Jäger zu Pferde bestand vor allem in der Kopfbedeckung.
Es handelte sich um einen roten zylindrischen Tschako, den lediglich vorn mittig eine Kokarde schmückte.
Mittig vorn war (gelber) Pompon angebracht.
Ferner hatte dieser am oberen und unteren Rand grün-gelben (Schnur-)Besatz.
Ferner wurden rote betresste Westen und rote Beinkleider mit gelber Verschnürung und grünen oder gelben seitlichen Biesen getragen.
Dolman und Pelz entsprachen den Modellen des 1. Regiments der Jäger zu Pferde.
Trompeter werden im himmelblauen Dolman und himmelblauen (oder roten) Pelz mit schwarzer Verbrämung dargestellt.
Uniformierung der Musiker.
Die Trompeter der Jäger zu Pferd trugen den weißen Kolpack, teilweise werden sie auch mit einer hohen weißen Pelzmütze dargestellt.
Die Pikesche war himmelblau mit (wein-)roten Abzeichen (Kragen, Rabatten, Ärmelaufschläge).
Im Übrigen trugen sie einen himmelblauen Dolman mit gelbem Schnurbesatz, der Pelz war rot mit schwarzem Pelzbesatz.
Les Uniformes du Premier Empire. Historische Kartenserien (erschienen ab 1907). Die nachfolgenden Abbildungen basieren auf den originalen (!) Kartenserien.
Quellen
Cdt. Bucquoy, Les Uniformes du Premier Empire, L`Infanterie, Paris 1979 ff..
Fallou, L., La Garde Impériale (1804-1815), Paris 1901 (Nachdruck Krefeld 1975).
Liliane und Fred Funcken, Historische Uniformen. Napoleonische Zeit, 2. Bd., München 1978.
Philipp Haythornthwaite/ Michael Chapell, Uniformen des Napoleonischen Rußlandfeldzugs, München 1977.
Philipp Haythornthwaite, Die Uniformen der Schlacht von Waterloo, München 1976.
LA VIEILLE GARDE IMPÉRIALE. Illustrations de JOB.
Knötel/ Sieg, Handbuch der Uniformkunde, Hamburg 1937.
Paul Martin, Die französische Armee 1789 - 1807, Stuttgart.
Rogers, H. C. B., Die Armee Napoleons, Suttgart 1976.
Lucien Rousselot, Napoleons Armee 1800 - 1815, Berlin 2010.
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