Die Uniformierung der (preußischen) Infanterie - 1842 – 1914. I. Teil

Die fehlenden Bildbeschreibungen folgen.

Vorbemerkungen

Der folgende Beitrag behandelt die Uniformierung der preußischen Infanterie - 1842 – 1914. In einem zweiten Teil werden die Besonderheiten derjenigen Einheiten behandelt, die in die preußische Armee (nach 1866) aufgenommen worden sind bzw. durch besondere Uniformmerkmale an bestimmte (außerpreußische) Traditionen anknüften (z. B. das IR 92 - Braunschweig - oder die badischen, hessischen und mecklenburgischen Einheiten). In weiteren Beiträgen wird die sächsische, württembergische und bayerische Infanterie vorgestellt, die in Friedenszeiten (relativ) eigenständigen Kontingenten angehörte. Den Abschluss bildet ein Beitrag zu den Jägern und Schützen sowie zu den ab 1901 gebildeten Maschinengewehr-Abteilungen.

I. Der Helm

Am 23.10.1842 wurde in Preußen mit dem Waffenrock die Pickelhaube als moderne Kopfbedeckung eingeführt, sie löste den viel zu schweren Tschako ab. Zunächst war die Pickelhaube aber beinahe doppelt so hoch wie später, erst im Laufe der Zeit entwickelte sie sich zu einer ausgesprochen eleganten Kopfbedeckung. Die Pickelhaube wurde nach und nach von allen anderen deutschen Bundesstaaten übernommen und teilweise auch im Ausland getragen, z. B. in Schweden und in Russland.

Frühe Aufnahme (Salzpapierabzug) eines Füsiliers aus einem Garde-Grenadier-Regiment mit hohem Helm mit schwarzem Haarbusch.

Die Kopfbedeckung war ursprünglich doppelt so hoch wie später. Der Augenschirm war eckig, der lange Nackenschirm geschweift.

Frühe Aufnahme (um 1865) eines Reserve-Offiziers aus dem Infanterie-Regiment Graf Tauentzien von Wittenberg (3. Bradenburgisches) Nr. 20 (Wittenberg). Originale CDV. Fotograf: Lutz & Witte/ Berlin usw..

Das die Spitze tragende Kreuzblatt wurde (wie später die Scheibe) bei den Offiziershelmen durch Sterne gehalten.

Die Schuppenketten wurden durch Rosetten in der Beschlagfarbe gehalten, die ursprünglich durch lang hervorstehende Schrauben befestigt waren.

Helm (Pickelhaube) der preußischen Linien-Infanterie um 1842 /(nach Pietsch).

Bereits ab 1856 wurden die die Schuppenketten haltenden Schrauben bis an die Rosette herangeschraubt. Die Kokarden waren verkleinert worden.

Frühes Foto eines Jägers aus dem Garde-Jäger-Bataillon (Potsdam) und eines Füsiliers aus dem 1. Garde-Regiment zu Fuß (Potsdam). Der Füsilier hat hier schon das etwas in der Höhe reduzierte Helmmodell 1860 mit dem bereits mit dem Vaterlandsbandeau versehenen Adler. Fotograf: C. Maeter/ Potsdam. Fotoaufnahme um 1860.

Die Metallbeschläge an den Offiziershelmen waren vergoldet und die Spitzen in der Regel höher als die der Mannschaftshelme.

Ab 1887 wurde die Kugelverzierung durch einen umlaufenden Wulst ersetzt. Diese Vereinfachung galt nicht für die Helme der Offiziere.

Ab dem 08.01.1891 wurde eine neue Art der Befestigung der Schuppenketten verbindlich, die die Haken ablöste. Jetzt hatte der Augenschirm auch wieder eine stabilisierende Schiene.

Links: Helm mit weißer Manöverkappe (um 1884-92). Rechts: Trichter mit Helmbusch. Nach Paul Pietsch.
Kinnriemen mit Haken 1887 - 91. Rechts oben: Spitzenhals mit Wulst und Hinterschiene mit Lüftungsöffnung Nach Paul Pietsch.

Ab 1887 wurde die Kugelverzierung durch einen umlaufenden Wulst ersetzt. Diese Vereinfachung galt nicht für die Helme der Offiziere.

Ab dem 08.01.1891 wurde eine neue Art der Befestigung der Schuppenketten verbindlich, die die Haken ablöste. Jetzt hatte der Augenschirm auch wieder eine stabilisierende Schiene.

Seit dem 22.03.1897 wurde rechts am Helm die Reichskokarde getragen, die Landeskokarde wurde nunmehr links angebracht.

Offizier (Leutnant der Reserve) aus dem Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 (Berlin). Originale CDV. Fotograf: Arthur Krüger/ Berlin.

Zum obigen Bild: Am Helm wurde von der Garde-Infanterie als Zierrat der fliegende Adler mit Schwert und Zepter aus Tombak (oder Neusilber) getragen. Dieser hatte auf der Brust einen achtstrahligen neusilbernen Stern nach dem Muster zum Schwarzen Adler-Orden (Gardestern) und auf den ausgebreiteten Flügern ein Devisenband mit der Aufschrift "MIT GOTT FÜR KOENIG UND VATERLAND" (Gardeadler). Bei den Helmen der Offiziere - wie hier - war der Adler vergoldet (oder versilbert) und das Mittelstück bzw. das Zentrum) des (hochgewölbten) Gardesterns fein emailliert.

II. Haarbüsche und Helmüberzüge

Zum schwarz-lackierten Lederhelm mit Beschlag, Zierrat und geschwärztem Kinnriemen bzw. Schuppenketten wurden von der Garde-Infanterie zur Parade generell weiße und von vielen Linien-Regimentern schwarze Haarbüsche angelegt. Beim Garde-Füsilier-Regiment (Berlin) waren aber Haarbusch (und Lederzeug) auch schwarz.

Angehöriger eines Garde-Regiments zu Fuß in Paradeuniform. Originale CDV. Fotograf: Ratkowsky/ Berlin.Bei der Garde-Infanterie waren die Kragenpatten auf dem Mantel ponceau-rot. Auf ihnen befand sich eine weiße Doppellitze.
Angehöriger des III. Bataillons des Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1 (Berlin). Dieses trug schwarze Haarbüsche (und schwarzes Lederzeug). Originale CDV: Otto Hoeffke/Berlin.
Grenadier aus dem Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpreußisches) Nr. 1 (Königsberg). Das Regiment trug einen schwarzen Haarbusch als Paradestück, die Spielleute hatten wie üblich rote Haarbüsche.

Seit 1884 wurden bei Manövern weiße Kappen getragen. Seit 1892 (17.05.) fanden den ganzen Helm bedeckende schilfgrüne Überzüge Verwendung. Diese zeigten die jeweilige Regimentsnummer in roter Farbe (28.01.1897).

Infanteristen in der Uniform des 3. Unter-Elsässischen Infanterie-Regiment Nr. 138 (Dieuze) mit Helmüberzügen ohne Regiments-Nummer. Originale Fotokarte aus dem Kriegsjahr 1915 (wohl Ersatz-Bataillon). Fotograf: Karl Montag/ Bitsch/ Lothringen.
Pickelhaube mit Kinnriemen. Koppelschloss. Überzug für Helm der Offiziere. Schärpe (Detailansicht). Nach Originalen.

III. Feld- und Schirmmütze

Die Gesamthöhe der Feldmütze sollte 8,3 cm betragen. Der Besatzstreifen war 2,7 cm breit und regelmäßig aus rotem Tuch.

Vor 1897 wurde nur die jeweilige Landeskokarde (auf dem Besatzstreifen) getragen.

Seit 1897 wurde an der Feldmütze die Reichskokarde vorn auf dem Mützendeckel getragen.

Die Mütze bestand aus dunkelblauem Tuch mit ponceauroten Besatzstreifen und eben solchen Vorstoß um den Deckelrand.

Preußische Infanterie-Uniform. Detaills. Verschiedenes.
Koloriertes Foto eines Angehörigen aus demInfanterie-Regiment Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpreussisches) Nr. 43 (Königsberg/ Pillau).

Die Feldmütze mit Schirm war nicht etatmäßig, es handelt sich deshalb regelmäßig um Eigentumsstücke.

Musketier aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 im Ausgehanzug (mit Eigentumsmütze mit Schirm). Nach einem zeitgenössichen Foto.

IV. Der Waffenrock der Mannschaften

Anfang der 40iger Jahre des 19. Jahrhunderts wurde das äußere Erscheinungsbild des preußischen Soldaten reformiert, so löste der Waffenrock den bisher getragenen Frack ab. Der neue preußische Waffenrock war im traditionellen preußischen Blau gehalten, dessen Ton ab 1896 heller wurde. Der Rock hatte zuletzt einen niedrigen abgerundeten Kragen, dieser war rot. Diese Farbe hatten auch die brandenburgischen Ärmelaufschläge. Vorn herunter und an den geschweiften hinteren Taschenleisten hatte der Rock rote Vorstöße.

Auf den Ärmelpatten der brandenburgischen Ärmelaufschläge saßen drei – zumeist gelbe – Knöpfe.

Die Farbe der Patten der Ärmelaufschläge erlaubte im Zusammenspiel mit der Farbe der Achselklappen die Zuordnung zu einem bestimmten Armeekorps.

Ab 1867 wurde der Kragen des Waffenrockes niedriger (4,75 cm) und weicher.

Soldat im Ausgehanzug. Fotograf: Robert Mateja/ Glogau. Fotoaufnahme vor 1897.

Vorne hatte der Waffenrock 8, auf den Ärmelaufschlägen und in den Taschenleisten je drei glatte Knöpfe. Die die Achselklappen haltenden Knöpfe zeigten die Kompanienummer.

Der typisch preußische Waffenrock wurde auch von den anderen Kontingenten des Reichsheeres getragen.

Füsilier aus dem III. Bataillon des Infanterie-Regiments Graf Kirchbach (1. Niederschlesisches) Nr. 46 (Posen/ Wreschen) im Ausgehanzug. Fotograf: P. Gdeczyk/ Wreschen. Fotoaufnahme 1905.

Ab 1902 (10.04.) wurden kleinere Knöpfe für Waffenrock, Mantel und Litewka verfügt.

Musketier aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 (Münster) im Ausgehanzug (daneben Feldartillerist). Fotograf: Carl Dülberg/ Münster. Fotoaufnahme um 1910.
Uniformierung der preußischen Garde-Infanterie. Vor allem nach Paul Pietsch.

Legende zu den obigen Abbildungen

  1. Eckiger Kragen mit weiß-wollenen Kapellenlitzen.

  2. Schwedischer Ärmelaufschlag mit weiß-wollenen Kapellenlitzen.

  3. Achselklappe des 1. Garde-Regiments zu Fuß (weiß).

    Achselklappe des 2. Garde-Regiments zu Fuß (rot).

    Achselklappe des 3. Garde-Regiments zu Fuß (gelb

    Achselklappe des 4. Garde-Regiments zu Fuß (blau).

  4. Facionierte Unteroffizierstresse.

  5. Knopf auf der Achselklappe der 1. Kompanie des 1. Garde-Regiments zu Fuß.

  6. Gardeadler mit dem neusilbernen Stern des Schwarzen Adlerordens.

  7. Waffenrock der Garde-Regimenter 1 - 4 (1842-1914).

  8. Schwedischer Ärmelaufschlag von hinten (geschlitzt).

Angehörige - feldmarschmäßig - verschiedener Garde-Regimenter: 2. und 4. Garde-Regiment zu Fuß, Garde-Füsilier-Regiment (alle Berlin). Originale Fotokarte, gelaufen am 05.06.1907.
Uniformierung der preußischen Infanterie. Detaills. Vor allem nach Paul Pietsch.

Legende zu den obigen Abbildungen

  1. Waffenrock der Infanterie (1842-1914) Nummer fehlt auf dem Blatt.

  2. Abgerundeter Kragen mit Vorstoß.

  3. Adlerknopf für Feldwebel und Vizefeldwebel. bzw. Sergeanten.

  4. Achselklappe mit Regimentsnummer und mit Achselknopf.

  5. Brandenburgischer Ärmelaufschlag.

  6. Knopfreihe (8 Knöpfe).

  7. Vorstoß (siehe auch Kragen und Ärmelaufschlag).

  8. Rückansicht des Waffenrockes, und zwar des Rockschosses.

  9. Taillenknöpfe.

  10. Schoßtaschen mit Vorstoß und Knöpfen.

  11. Brandenburgischer Ärmelaufschlag von hinten.

  12. Achselklappe mit Achselknopf (mit Kompanienummer).

  13. Achselklappe mit Schnur für Einjährig-Freiwilligen.

  14. Kragen mit Unteroffizierstresse und Adlerknopf.

Einjährig-Freiwilliger als Unteroffizier aus dem Königin Elisabeth-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 3 (Charlottenburg) im Ausgehanzug. Der Waffenrock hat so genannte brandenburgische Ärmelaufschläge mit drei waagerechten Litzen auf den Ärmelpatten. Fotograf: Richard Barges/ Charlottenburg. Fotoaufnahme um 1900.

V. Jacken und Litewken

Text

Stubenszene beim Lehr-Infanterie-Bataillon. Die Soldaten entstammen verschiedenen Regimentern und tragen die Litewka. Originales Foto um 1910. Das Lehr-Infanterie-Bataillon wurde durch AKO vom 30.12.1819 gegründet. Ziel war die Gleichförmigkeit und die Übereinstimmung im Dienst und in den Exerzierübungen der Infanterie zu befördern. Das Bataillon blieb während des Sommerhalbjahres zusammen. In den Wintermonaten bestand es nur aus einem Stamm. Die Einheit war dem 1. Garde-Regiment. zu Fuß unterstellt und stand in Potsdam.

VI. Drillich

Die Drillichjacke hatte nur einen kleinen Stehkragen und wurde mit 6 Zinkköpfen geschlossen.

Zwei Einjährig-Freiwillige im Drillich. Originale Fotokarte vor 1914.

An der Jacke wurden zwar keine Abzeichen getragen, allerdings führten die Einjährig-Freiwilligen auf der Schulter eine entsprechende Schnur in den Landesfarben.

Beim Füsilier-Regiment General-Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen (Hannoversches) Nr. 73 (Hannover). Die Füsiliere tragen Drillich mit Arbeitsschürze. Am rechten Ärmel des Waffenrockes führte dieses Regiment das Auszeichnungsband Gibraltar (siehe der dritte Soldat von links). Fotoaufnahme 1912.

VII. Der Mantel der Mannschaften

Seit 1807 gehörten lange Mäntel zur üblichen Ausrüstung der Mannschaften. Zunächst grau melliert, nahmen sie im Laufe der Zeit eine fast schwarze Farbe an. Später wurden sie wieder grau.

Ab 1867 (16.03.) hatten die Mäntel einen Klappenkragen und Taschen. Für Unteroffiziere und Mannschaften war der Mantel einreihig. Am Kragen wurde eine Patte in der Farbe der Ärmelpatten getragen.

Frühe Aufnahme eines Einjährig-Freiwilligen noch im dunklen Mantel mit Feldmütze.

Ab 1899 (01.05.) trugen alle Regimenter/ Bataillone mit Litzen diese auch auf den Patten der Mäntel. Die Garde führte eine Doppellitze.

Grenadiere aus dem 1. Garde Regiment zu Fuß im Mantel mit parademäßigen Helm ohne Bewaffnung, also beim Kirchgang. Fotograf: Carl Schatzman/ Potsdam 1913.
Angehöriger des Infanterie-Regiments Bremen (1. Hanseatisches) Nr. 75 im Mantel. Das I. und II. Bataillon dieser Einheit trug die Kokarde der freien Hansestadt Bremen. Fotograf: Schiek/ Bremen. Aufnahme von 1912.
Gefreiter aus dem Füslier-Regiment von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80 (Wiesbaden/ Bad Homburg vor der Höhe) im Mantel. Auf den Kragenpatten sind die 1901 (15.06.) verliehenen altpreußischen Litzen des Regiments zu sehen. Fotograf: Gebrüder Pfusch/ Wiesbaden. Fotoaufnahme 1909.

VIII. Handschuhe

Ab 1903 (11.04.) durften auch Mannschaften Fingerhandschuhe aus Manteltuch oder aus grauer Wolle tragen.

Zur Ausrüstung der Mannschaften gehörten Fausthandschuhe aus Manteltuch. Diese wurden zusammengefügt über dem Seitengewehr getragen.

IX. Beinkleider

Schon seit 1852 wurde das Grau der Tuchhosen dunkler. Die weißen Hosen trug man seit 1860 (23.02.) nur noch zu Besichtigungen, Paraden und zum Wachtdienst.

Seit 1870 (17.03.) war die Tuchhose der Mannschaften schwarz. Sie hatte seit 1871 unten eine Einrichtung zum Zusammenziehen, wenn sie in die Stiefel gesteckt werden sollte.

Die Hosen waren beim Arbeits-, gewöhnlichen Garnisons- und Felddienst immer in den Stiefeln zu tragen (A.K.O. vom 01.04.1869). Dies galt auch für Paraden zwischen dem 01.10. – 01.04)

Einjährig-Freiwillige aus dem 9. Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 160 (Bonn/Diez/ Friedrichsfeld) bei einer Felddienstübung. Die Soldaten tragen offensichtlich Drillichhosen zum Waffenrock.
Links: Preußischer Musketier in feldmarschmäßiger Montur in den Einigungskriegen. Die Strümpfe sind über die Hosenbeine gezogen. Rechts: verschiedene Modelle der Faschinenmesser (nach Eduard Wagner).

X. Schuhe und Stiefel

Zur Ausrüstung gehörten geschwärzte Infanteriestiefel. Die gebräuchlichen Stiefel hatten bis zu 31,5 cm hohe Schäfte und die Sohle war genagelt. 

Preußische Infanterie. U. A. Linienadler. Tornister mit gerolltem Mantel.
Soldat aus dem 2. Unter-Elsässischen Infanterie-Regiment Nr. 137 (Hagenau im Elsass) im Feldanzug. Die Hose steckt in den Infanteriestiefeln.: K. Montag/ Bitsch. Fotoaufnahme 1914. Ausschnitt.
Angehörige des Infanterie-Regiments Hessen-Homburg Nr. 166 (Bitsch/ Truppenübungsplatz Bitsch) im Drillich u. A. beim Putzen des Schuhzeugs. Fotoaufnahme Bitsch 1913.

XI. Lederzeug

Der Leibriemen wurde das Schloß von Messing mit einem neusilbernem Schild, Krone und der Umschrift: GOTT MIT UNS geschlossen.

Das Infanteriegepäck wurde 1887 neu geregelt. Nun wurde das Leder auch für die Musketiere schwarz, vorher galt dies nur für die Füsiliere (III. Bataillone).

Seit dem hatten weißes Lederzeug nur noch die Grenadiere der Garde-Regimenter zu Fuß und die beiden ersten Bataillone der Garde- und Linien-Grenadier-Regimenter.

XII. Der Tornister und die sonstige Ausrüstung (Brotbeutel, Feldflasche, Ferngläser, Kartentasche usw.)

Im Tornister M 95 befanden sich Patronenbehälter für je 1 Paket, der Wäschebeutel (enthaltend ein Hemd, Fußlappen, Taschentuch, Sold-, Gesangbuch, Löffel, Unterhose) der Zeltzubehörbeutel, die Fettbüchse, eine Kleiderbüste, eine Fettbürste, Schuhe, eine Auftragsbürste, das Gewehrreinigungszeug, und die Feldmütze. Mantel und Zeltbahn wurden gerollt um die drei Seiten des Tornisters getragen.

Am 22.02.1889 wurden neue Mantelriemen eingeführt, die ab 1903 (11.04.) schwarz sein mussten.

Tornister.
Frühes Foto von Angehörigen der thüringischen Landwehr mit dem ab 1860 gebräuchlichen Jäger-Tschako. Diesen zierte vorn eine ovale schwarz-weiße Kokarde. Vor der Gruppe sind die Rückansichten des Tornisters M 1867 und das aufgeschnallte Kochgeschirr gut zu sehen. Fotoaufnahme ca. Mitte der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts.
Musketiere aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 (Münster) bei einem Turnfest. Atelier Westfalia/ Münster. Fotoaufnahme 1914.
Liegende Soldaten bei einer Felddienstübung. Bei den liegenden Soldaten sind die aufgeschnallten Mäntel gut erkennbar. Die Rückansicht zeigt auch den Brotbeutel. Fotoaufnahme Truppenübungsplatz Elsenborn 1910. Ausschnitt.

1887 wurde ein neuer Brotbeutel eingeführt. Er bestand jetzt aus wasserdichtem braunen Stoff. 

Infanterist feldmarschmäßig. Zu sehen ist auch der umgehängte Brotbeutel. Der Soldat trägt die 1897 gestiftete Zentenarmedaille. Fotograf: Heinrich Menges/ Wiesbaden. Aufnahme um 1897.

Ab 1911 (07.04.) sollte er auch feldgrau sein.

Frühe Aufnahme eines feldmarschmäßig ausgerüsteten Infanteristen wohl noch mit einer privaten Feldflasche. Fotograf: F. Kotschanderle/ Pilsen. Fotoaufnahme um 1867.
Garde-Grenadier im Sturmanzug (hier aber ohne den gerollten über die linke Schulter zur rechten Hüfte hin getragenen Mantel). Zwischen den beiden Patronentaschen ist die an einem Strick um den Hals getragene Feldflasche zu sehen. Fotoaufnahme Berlin 1866

Seit 1867 (16.03.) gehörten Feldflaschen offiziell zur Grundausstattung des Soldaten. Sie waren aus Glas und mit schwarzem Leder überzogen. Gehalten wurden sie zunächst von einem Strick (aus Hanf), später von einem Lederriemen.

Ab 1882 (02.11.) gehörte zur Feldflasche auch ein Becher. Die Feldflasche wurde an den Brotbeutel angehängt (ab 1887). Die Feldflasche bestand ab 1893 (22.05.) aus Aluminium und steckte einer graubraunen Filzhülle. Diese hatte 4 Druckknöpfe. Die Feldflasche wurde durch einen umlaufenden schwarzen Riemen gehalten.

Der Becher aus Aluminium wurde im Brotbeutel mitgeführt.

Angehörige des Infanterie-Regiments von Wittich (3. Kurhessisches) Nr. 83 (Cassel/ Arolsen) beim Abkochen auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf. Erkennbar sind auch verschiedene Modelle an Feldflaschen. Fotograf: Max Ullrich/ Ohrdruf/ Thüringen. Fotoaufnahme 1911. Ausschnitt.
Grenadiere aus einem Garde-Grenadier-Regiment. Fotograf: Max Piepenhagen/ Berlin. Fotoaufnahme 1910.
Ausschnitt aus dem Bild darüber. Der Grenadier hält eine Feldflasche in der Hand.

Ab 1907 hatte die Feldflasche einen aufschraubbaren Deckel aus Metall mit einer Einlage aus Kork

Infanteristen in Deckung beim Kaisermanöver im Jahre 1899. Foto: F. Tellgmann/ Eschwege/ Hersfeld. Gut zu sehen ist das auf dem Tornister aufgeschnallte Kochgeschirr.
Infanterist feldmarschmäßig. Originalke KAB. Fotograf: Atelier Schubert/ Berlin. Datiert: 1907. Gut zu sehen ist die Tragweise des Spatens (Schanzzeug 1887)

Zum tragbaren Schanzzeug gehörten bei der Infanterie (ab 1808) Spaten, Spitzhacke, Axt (bis 1867) und Beil. Im Jahre 1887 wurde ein neues Gepäck eingeführt. Nun wurde das Schanzzeug am Koppel hinter der Seitengewehrtasche getragen. Ab 26.06.1909 wurde bestimmt, dass das Futteral des kleinen Infanterie-Spatens künftig zwei Tragschlaufen haben sollte, um den Spaten und das Seitengewehr zu befestigen.

XIII. Besondere Funktions-Abzeichen, z. B. für Winker, Fahnenträger, Sanitäter

Die im Gebrauch mit Winkerflaggen ausgebildeten Unteroffiziere und Mannschaften erhielten ein besonderes Abzeichen. Eine Vorschrift vom 27.01.1903 regelte dessen Aussehen. Es bestand aus zwei, auf eine kreisrunde Unterlage vom Grundtuche des Waffenrockes aufgestickten geschrägten Flaggen an zitronengelben Stangen. Die linke Flagge war rot, die rechte Flagge war weiß.

Winker aus dem 3. Posenschen Infanterie-Regiment Nr. 58 (Glogau/ Fraustadt). Fotograf: Carl Faust/ St. Avold.
Winker aus dem Infanterie-Regiment von Manstein (Schleswigsches) Nr. 84 (Schleswig/ Hadersleben). Fotograf: Carl Hüseler/ Schleswig.

Fahnen (und Standarten) haben im Militärwesen verschiedene Bedeutungen und Funktionen, sie sind Feld-, Erkennungs-, Ehren- und Hoheitszeichen. Sie durften nicht verloren gehen. Der Treueid der Soldaten erfolgte – außer bei der Artillerie – stets auf die Fahne bzw. Standarte. Der Fahne waren militärische Ehren zu erweisen, sie verkörperten zudem stets die Geschichte der jeweiligen Einheit. König Wilhelm verlieh allen neu errichteten Regimentern neue Fahnen und Standarten, diese führten in der Fahnenspitze die Buchstaben W. R. Seit dem Jahre 1807 führte jedes Kavallerie-Regiment nur noch eine Standarte. Bei der Infanterie hatte jedes Bataillon eine Fahne. Die Standarten waren kleiner als die Fahnen und beinahe quadratisch. Für die Artillerie und die Pioniere hatten die Fahnen nicht die Bedeutung, wie für andere Waffengattungen. Die Kavallerie trug unabhängig von den hier in Rede stehenden Feldzeichen Lanzenflaggen. Ferner zeigten bestimmten Standarten jeweils den Aufenthaltsort des Kaisers (und der Kaiserin) – z. B beim Manöver – an.  Die Funktion des Fahnenträgers bedeutete immer eine besondere Ehrenstellung.

Fahnenträger des III. Bataillons des Infanterie-Regiment Graf Bülow von Dennewitz (6. Westfälisches) Nr. 55 (Detmold/ Höxter/ Bielefeld. Fotograf: Beckmann/ Detmold.

Bis zum Jahre 1898 führten Fahnenträger kein besonderes Abzeichen. Am 15.06.1898 wurde ein am rechten Oberarm zu tragendes besonderes Schild aus Stoff befohlen.

Fahnenträger des 2. Hannov. Infanterie-Regiment Nr. 77 (Celle) und des Braunschweigischen Infanterie-Regiments Nr. 92 (Braunschweig) mit Fahnen. Originale Fotokarte, gelaufen am 21.06.1090. Diese beiden Regimenter bildeten die 40. Infanterie-Brigade.

Zu diesem Zeitpunkt erhielten sie auch Ringkragen.

Ab 1901 (14.03.) wurde die Fahne in einem tressenbesetzten Bandelier mit einem rotjuchtenen Schuh getragen. Zwischen dem Tressenbesatz befanden sich Tuchstreifen in der Kragenfarbe.

War die Fahne enthüllt, wurde der Wachstuchbezug en bandoulierè zur linken Hüfte getragen.

Fahnenträger aus dem Infanterie-Regiment von Winterfeldt (2. Oberschlesisches) Nr. 23 (Neisse).

Am rechten Oberarm des Waffenrockes trugen Fahnen- und Standartenträger eine Ärmelstickerei (zwei gekreuzte Fahnen mit Namenszug und Krone).

Der Ringkragen war bei jedem Dienst mit Helm (Tschako usw.) anzulegen. Der Schmuck der Ringkragen war bei Garde und Linie verschieden.

XIV. Gefreite und Einjährig-Freiwillige

Der Gefreite, der in der militärischen Hierarchie zwischen den Gemeinen und den Unteroffizieren stand, trug auf jeder Kragenseite einen Knopf.

Seit 1846 trugen diesen Knopf die Obergefreiten, nach Abschaffung dieser Charge bekamen nunmehr die Gefreiten dieses Abzeichen.

Der kleine Dekorknopf des Gefreiten zeigte in der preußischen Armee den heraldischen Adler, in Bayern, Sachsen, Württemberg, Hessen und Mecklenburg-Schwerin das entsprechende Landeswappen und in Mecklenburg-Strelitz eine Krone. Am Mantel wurde der Gefreitenknopf nicht getragen.

Einjährig-Freiwilliger als Gefreiter aus dem Schleswig-Holsteinischen Infanterie-Regiment Nr. 163 (Neumünster/ Lockstedter Lager). Der Soldat trägt den typischen schwarz lackierten Lederhelm mit dem heraldischen Adler als Zierrat mit geschwärztem Kinnriemen. Gut zu sehen ist der Gefreitenknopf seitlich auf dem Kragen. Fotograf: Hans Mehlert/ Neumünster
Einjährig-Freiwillige aus dem Infanterie-Regiments Louis Ferdinand von Preußen (2. Magdeburgisches) Nr. 27 (Magdeburg) im Ordonnanzanzug. Die Soldaten tragen den typischen Helm mit geschwärztem Kinnriemen. Fotograf: Carl Köbatsch/ Halberstadt. Fotoaufnahme 1908.

XV. Besonderheiten der Unteroffiziers-Uniform

Allgemeines Abzeichen der Unteroffiziere waren goldene oder silberne Tressen am Kragen und an den Ärmelaufschlägen. Ferner kleinere Abweichungen an Säbeltroddel/ Faustriemen, Haarbüschen, Lanzenflaggen usw. 

F

Für ältere Unteroffiziere führte man 1843 (03.10.) den Dienstgrad Sergeant (wieder) ein. Sergeanten trugen am Kragen zusätzliche Adlerknöpfe.

Einjährig-Freiwilliger als Unteroffizier im Infanterie-Regiment Landgraf Friedrich I. von Hessen-Cassel (Frankfurt a. Main) mit Schützenschnur. Fotograf: Ph. Theobald/ Frankfurt a. M. Um 1910. Der Helm hat Offiziersqualität.
Feldwebel aus dem 1. Nassauischen Infanterie-Regiment Nr. 87 (Mainz) mit Braut. Das Regiment führte das Helmband LA BELLE ALLIANCE (hier sichtbar). Fotograf: A. Brugger/ Mainz.

Unteroffiziere waren durch eine weiß-schwarz durchzogene Borte auf den Kragenpatten des Mantels als solche gekennzeichnet. 

Angehörige aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westf.) Nr. 13 (Münster). Originale KAB. Fotograf: W. Welsing/ Münster. Zu sehen sind ein gewöhnlicher Musketier, ein Gefreiter und verschiedene Unteroffizier, mittig eine Vizefeldwebel mit dem IOD 89 nebst Portepee. Alle tragen Schrimmützen.

Für Feldwebel war die Schirmmütze bereits seit 1844 etatmäßig. Ab 1873 (28.06.) durften auch alle übrigen Unteroffiziere Schirmmützen tragen. Die Schirmmütze hatte innen ein Schweißleder und war gefüttert, z. B. mit Glanzkattun (= Baumwolle mit einer scheinenden Oberfläche).

Unteroffiziere hatten weißlederne Fingerhandschuhe, bis zum Jahre 1867 daneben auch Handschuhe aus Tuch.

Ab 1903 durften Unteroffiziere statt der ledernen auch aus weißer Wolle gestrickte Fingerhandschuhe tragen.

Ab 1913 (06.07.) sollten Unteroffiziere in der kalten Jahreszeit graue Handschuhe tragen.

Einjährig-Freiwilliger als Unteroffizier aus einem Garde-Grenadier-Regiment mit Schützenschnur. Gut zu sehen sind die weißen Handschuhe. Fotograf: Carl Euen/ Berlin.
Offiziere (auch der Reserve) eines Linien-Infanterie-Regiments im Dienstanzug. Originale Fotokarte, umseitig datiert: 18.10.10. Fotograf: Paul Kallenbach/ Hagenau i. E.

XVI. Besonderheiten der Offiziers-Uniform

Die Uniformierung der Offiziere entsprach grundsätzlich der der Mannschaften, war aber aus besserem Material gefertigt und differierte häufig hinsichtlich der Farbtöne.

Seit 1896 durfte das Dunkelblau des Waffenrockes sogar offiziell etwas heller als das des Mannschaftsrockes sein.

Subaltern-Offizier im Waffenrock mit Epauletten. Fotograf: F. Raps/ Coeln. Aufnahme rückseitig auf Sommer 1871 datiert.

Die Offiziere mussten sich ihre Uniform selbst anschaffen. Der unterste Knopf der Ärmelpatten ist jeweils geöffnet. 

Der dunkelblaue Waffenrock der Offiziere hatte einen abgerundeten Kragen, ansonsten entsprachen die Abzeichenfarben denen der Mannschaften.

Die Knöpfe waren gewölbt.

Subalternoffizier im Waffenrock mit Epauletten. Fotograf: Ast & Feder/ Liegnitz.

Der Rückteil des Waffenrockes war stets durch eine Längsmittelnaht geteilt, bestand also nicht wie bei den Mannschaften aus einem Stück (siehe das nachfolgende Foto).

Offiziere (auch der Reserve) pausieren bei einer Felddienstübung auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf. Fotograf: Emil Meiers/ Ohrdruf. Fotoaufnahme Juni 1912.

Bei einzelnen Garde-Formationen und Grenadier-Regimenter wiesen die Offiziers-Uniformen Litzen oder besondere Kragenstickereien auf.

Prinz Oscar von Preußen als Offizier im 1. Garde-Regiment zu Fuß (Potsdam). Originale offizielle Fotokarte aus dem Verlag Gustav Liersch & Co. Gut zu sehen ist die silberne Doppellitze mit Kapellen am Kragen.
Offizier eines Garde-Grenadier-Regiments mit schwarzer Hose und Schnürschuhen nebst Gamschen. Die Degenscheide ist scho geschwärzt. Originale Fotokarte.
Hauptmann in der Uniform des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 (Berlin) mit dem Helm der Garde-Landwehr. Auf dem Griff des Offiziersdegens ist der Gardestern aufgelegt. Fotograf: Th. Diepenbach/ Berlin.
Oberleutnant aus dem Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 (Spandau) im feldgrauen (!) Rock mit aufgesetzter friedensmäßiger Stickerei und vorschriftsmäßigem Helm, d. h. ohne Schuppenketten für den Feldgebrauch. Die (echt goldene) Stickerei für Offiziere der vorgenannten Einheit kostete brutto 51,-- Reichsmark. Fotograf: Richard Kasbaum/ Berlin. Fotoaufnahme
Litzen und Kragenstickereien der Offiziers-Uniform. Entnommen aus: Paul Pietsch, Die Formations- und Uniformierungs-Geschichte des preußischen Heeres 1808 - 1914, Bd. 1, Hamburg 1963, S. 37.
Litzen und Kragenstickereien der Offiziers-Uniform. Entnommen aus: Paul Pietsch, Die Formations- und Uniformierungs-Geschichte des preußischen Heeres 1808 - 1914, Bd. 1, Hamburg 1963, S. 38.
General von Eichhorn (* 13. Februar 1848 in Breslau; † 30. Juli 1918 in Kiew, später Generalfeldmarschall) in der Uniform des Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm IV.- 1. Pommersches (Stettin). Offizielle originale Fotokarte.
Generaloberst v. Kluck (* 20.05.1846 in Münster; † 19.10.1934 in Berlin) ) in der Uniform des Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm I. - 2. Ostpreußisches - Nr. 3 (Königsberg). Originale offizielle Fotokarte aus dem Verlag Gottheil & Sohn/ Königsberg.
Prinz August Wilhelm v. Preussen in der Uniform des Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm I. - 2. Ostpreußisches - Nr. 3 (Königsberg). Originale offizielle Fotokarte aus dem Verlag Gottheil & Sohn/ Königsberg.
Prinz Adalbert v. Preussen in der Uniform des Grenadier-Regiments König Friedrich der Große - 3. Ostpreuss. - Nr. 4 (Rastenburg). Offizielle originale Fotokarte. Verlag Gustav Liersch/ Berlin.
Prinz Oskar von Preußen der Uniform des Grenadier-Regiments König Wilhelm I. - 2. Westpreuß. - Nr. 7 (Liegnitz). Offizielle originale Fotokarte. Fotograf: Selle & Kuntze/ Potsdam.

Neben der Feldbinde bzw. Schärpe und dem silbernen Portepee (an der Seitenwaffe) waren besondere Abzeichen der Offiziere die Achselstücke und die Epauletten.  Die Achselstücke auf den Schultern des Waffenrockes ersetzten die Epauletten, die nur noch zu Paraden und zum Gesellschaftsanzug getragen wurden. Die Achselstücke erlaubten die Rangzuordnung des Offiziers und bestanden aus Silbergespinst. Für Stabsoffiziere waren sie aus silberner, mit farbiger Seide durchwirkter Seide geflochten, die der Hauptleute/ Rittmeister und Subalternoffiziere  bestanden aus dicht nebeneinander liegenden mit Seide durchzogenen Plattschnüren.

Die Epaulettenfelder der Leutnants zeigten nur die Regimentsnummer bzw. den Namenszug des jeweiligen Regimentes. Bereits seit 1830 (27.02.) hatte der Premierleutnant (Oberleutnant) einen Stern, Majors und Obersten deren 2.

Die Epauletten hatten einfache metallene (silbern oder golden, je nach Knopffarbe) Halbmonde, dazu bei den Stabsoffizieren silberne Fransen und bei der Generalität lange silberne (steife) Raupen.

Die Epaulettenfelder zeigten in der Regel die Farbe der Unterlage der Achselstücke. Husarenoffiziere hatten keine Epauletten.  Im Übrigen gab es bei Achselstücken und Epauletten eine Reihe von Besonderheiten.

Atelierfoto von Offizieren des Grenadier-Regiments Prinz Carl von Preußen (2. Brandenburgisches) Nr. 12 (Frankfurt a. O. in Paradeuniform. Der Offizier ganz rechts in der ersten Reihe präsentiert einen Ehrendegen. Fotograf: P. Krabo/ Frankfurt a. O
Hochdekorierter Major aus dem 4. Oberschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 63 (Oppeln/ Lublinitz/ Oberschlesien). Er trägt u. A. den Roten-Adler-Orden 3. Klasse. Fotograf: J. C. Schaarwächter/ Berlin. Fotoaufnahme um 1900.

Ab 1888 (12.07.) durften zum Überrock keine Epauletten mehr getragen werden. Es wurden zu diesem Kleidungsstück nunmehr nur noch die Achselstücke angelegt.

1866 (07.06.) wurden die Feldachselstücke eingeführt. Sie bestanden  (für Leutnant und Hauptleute) aus Tresse,  für Stabsoffiziere aus Kantschnur.

Der Schulterknopf der Offiziere zeigte nie – im Gegensatz zur Mannschaftsuniform – die Nummer der jeweiligen Kompanie.

Die Namenszüge bzw. Zahlen auf den Epauletten und den Achselstücken gab es in verschiedenen Größen, dies galt auch für die Regimentsnummern.

Zunächst sollten die Epauletten gänzlich abgeschafft werden, schließlich wurden sie zum Gala-, Parade- und Gesellschaftsanzug beibehalten (A.K.O v. 12.07.1888).

Ab 1888 entfielen auch die Passanten am Überrock.

Ursprünglich trugen die Offiziere zum kleinen und außer Dienst den Hut. Dieser wurde nach Einführung des Helmes nur noch zum Gesellschaftsanzug getragen. Ab 1848 wurde er gar nicht mehr getragen, sondern nur noch die Mütze. Die Mütze der Offiziere ähnelte dem Modell für die Mannschaften, sie war aber oft gesteift und hatte einen Schirm. Sie durfte aus Eskimo, Düffel oder Tuch sein. Bereits schon vor 1822 war die Mütze häufig blau.

Die Schirmmütze der Offiziere der Infanterie war stets dunkelblau und hatte einen roten Besatzstreifen und einen eben solchen Vorstoß um den Deckelrand.

Vorn auf dem Besatzstreifen der Schirmmütze befand sich als Nationalitätsabzeichen die jeweilige Landeskokarde (hier mit Landwehr-Kreuz).

Offiziere bei einer Landwehrübung überwiegend in der Litewka M 1895. Fotoaufnahme aus dem Jahre 1901..

1895 (15.06.) wurde die blaue Litewka eingeführt. Sie hatte einen Stehumfallkragen und wurde durch verdeckte Knöpfe aus Horn verschlossen. Die Litewka hatte keinen Besatz, jedoch auf jeder Seite und auf der linken Brust Taschen.

Ab 1903 wurden für die ganze Armee zweireihige graue Litewken aus Tuch eingeführt.

An der Litewka M 1903 trugen die Offiziere ihre aufgenähten bzw. untergeschobenen Achselklappen.

Offiziere im so genannten Turnanzug. Fotoaufnahme um 1900.

Auch die Offiziere führten einen Mantel, den so genannten Paletot. Er war zweireihig mit 6 Knöpfen auf jeder Seite. Am Paletot wurden eingenähte Achselstücke getragen.

Der Mantel hatte vorne zwei schräge Taschen. Ab 1893 (16.11.) hatten Paletot und Mantel eine hellgraue Farbe. Auch am Paletot mussten jetzt die Knöpfe geradegesetzt werden.

Ab 1903 (20.12.) sollten die Achselstücke auch am Paletot getragen werden .

Offizier der Reserve im Paletot mit der darüber angelegten Schärpe. Auf dem heraldischen Adler ist das Landwehrkreuz in entgegen gesetzter Farbe aufgelegt. Fotoaufnahme nach 1905.

Der Paletot reichte in der Regel bis zur halben Wade.

Der neue Degen (IOG 89) wurde nicht mehr durchgesteckt.   Pelzkragen und – brustfutter waren - auch am Paletot - nur außer oder zum kleinen Dienst erlaubt (VO vom 03.03.1848).  

Atelieraufnahme von Artillerie- und Infanterie-Offizieren (der Reserve) im Paletot. Originale KAB.
Vereidigung bei einem Infanterie-Regiment. Vor der Front der Soldaten stehen die Offiziere einschließlich des Adjutanten im Paletot mit darüber angelegter Feldbinde. Undatierte originale Fotokarte vor 1914. Örtlich nicht zuzuordnen.
Offiziere aus dem 9. Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 160 (Bonn/ Truppenübungsplatz Friedrichsfeld) in verschiedenen Mänteln bzw. Umhängen. Fpotograf: Alexander Held/ Truppenübungsplatz Elsenborn. Aufnahme um 1915, da die Offiziere bereits das unauffälligere Feldkoppel und nicht mehr die Feldbinde tragen.

Neben dem Paletot (und der Litewka) hatten die Offiziere noch den bekannten Überrock und einen Umhang. Mantel und Umhang konnten von Offizieren (ohne Tornister) gerollt und en bandoulierè getragen werden.

Ab 1899 (15.05.) führten die Offiziere zusätzlich einen grauen – ärmellosen – Umhang. Er durfte auch über dem Paletot getragen werden. Fotograf: Oscar Tellgmann/ Eschwege. Fotoaufnahme 1908.

Der Umhang hatte einen Kragen wie der alte Mantel. Innen waren Taschen erlaubt. Am Kragen konnte eine Kapuze geknöpft werden.

Offiziere im Kaisermanöver 1908 auch mit Umhang. Fotograf: Oscar Tellgmann/ Eschwege. Fotoaufnahme 1908