Die Uniformierung der Infanterie des Deutschen Reichsheeres - 1871 – 1914. I. TeiI a). - Preussen - allgemeine Informationen

Vorbemerkungen

Der folgende Beitrag behandelt allgemein die Uniformierung der preußischen Infanterie - 1842 – 1914.

Im zweiten Teil werden die besonderen Merkmale der Garde- und Linien-Grenadier-Regimentern dargestellt.

In einem dritten Teil werden die (preußischen) Linien-Infanterie-Regimenter (Musketier-/ Füsilier-Regimenter) vorgestellt.

In einem vierten Teil werden die Besonderheiten derjenigen Einheiten behandelt, die in die preußische Armee (nach 1866) aufgenommen worden sind bzw. durch besondere Uniformmerkmale an bestimmte (außerpreußische) Traditionen anknüften (z. B. das IR 92 - Braunschweig - oder die badischen, hessischen und mecklenburgischen Einheiten).

In weiteren Beiträgen wird die sächsische, württembergische und bayerische Infanterie vorgestellt, die in Friedenszeiten (relativ) eigenständigen Kontingenten angehörte.

Den Abschluss bilden Beiträge über die Jäger und Schützen und über die ab 1901 gebildeten Maschinengewehr-Abteilungen.

I. Der Helm

Am 23.10.1842 wurde in Preußen mit dem Waffenrock die Pickelhaube als moderne Kopfbedeckung eingeführt, sie löste den viel zu schweren Tschako ab. Zunächst war die Pickelhaube aber beinahe doppelt so hoch wie später, erst im Laufe der Zeit entwickelte sie sich zu einer ausgesprochen eleganten Kopfbedeckung. Die Pickelhaube wurde nach und nach von allen anderen deutschen Bundesstaaten übernommen und teilweise auch im Ausland getragen, z. B. in Schweden und in Russland.

Frühe Aufnahme (Salzpapierabzug) eines Füsiliers aus einem Garde-Grenadier-Regiment mit hohem Helm mit schwarzem Haarbusch.

Die Kopfbedeckung war ursprünglich doppelt so hoch wie später. Der Augenschirm war eckig, der lange Nackenschirm geschweift.

Frühe Aufnahme (um 1865) eines Reserve-Offiziers aus dem Infanterie-Regiment Graf Tauentzien von Wittenberg (3. Bradenburgisches) Nr. 20 (Wittenberg). Originale CDV. Fotograf: Lutz & Witte/ Berlin usw..

Das die Spitze tragende Kreuzblatt wurde (wie später die Scheibe) bei den Offiziershelmen durch Sterne gehalten.

Die Schuppenketten wurden durch Rosetten in der Beschlagfarbe gehalten, die ursprünglich durch lang hervorstehende Schrauben befestigt waren.

Helm (Pickelhaube) der preußischen Linien-Infanterie um 1842 /(nach Pietsch).

Bereits ab 1856 wurden die die Schuppenketten haltenden Schrauben bis an die Rosette herangeschraubt. Die Kokarden waren verkleinert worden.

Frühes Foto eines Jägers aus dem Garde-Jäger-Bataillon (Potsdam) und eines Füsiliers aus dem 1. Garde-Regiment zu Fuß (Potsdam).

Anmerkungen zum obigen Foto.

Der Füsilier hat hier schon das etwas in der Höhe reduzierte Helmmodell 1860 mit dem bereits mit dem Vaterlandsbandeau versehenen Adler. Fotograf: C. Maeter/ Potsdam. Fotoaufnahme um 1860.

Die Metallbeschläge an den Offiziershelmen waren vergoldet und die Spitzen in der Regel höher als die der Mannschaftshelme.

Ab 1887 wurde die Kugelverzierung durch einen umlaufenden Wulst ersetzt. Diese Vereinfachung galt nicht für die Helme der Offiziere.

Ab dem 08.01.1891 wurde eine neue Art der Befestigung der Schuppenketten verbindlich, die die Haken ablöste. Jetzt hatte der Augenschirm auch wieder eine stabilisierende Schiene.

Links: Helm mit weißer Manöverkappe (um 1884-92). Rechts: Trichter mit Helmbusch. Nach Paul Pietsch.
Kinnriemen mit Haken 1887 - 91. Rechts oben: Spitzenhals mit Wulst und Hinterschiene mit Lüftungsöffnung Nach Paul Pietsch.

Ab 1887 wurde die Kugelverzierung durch einen umlaufenden Wulst ersetzt. Diese Vereinfachung galt nicht für die Helme der Offiziere.

Ab dem 08.01.1891 wurde eine neue Art der Befestigung der Schuppenketten verbindlich, die die Haken ablöste. Jetzt hatte der Augenschirm auch wieder eine stabilisierende Schiene.

Seit dem 22.03.1897 wurde rechts am Helm die Reichskokarde getragen, die Landeskokarde wurde nunmehr links angebracht.

Offizier (Leutnant der Reserve) aus dem Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 (Berlin). Originale CDV. Fotograf: Arthur Krüger/ Berlin.
Garde-Offizier der Reserve mit Helm und im Überrock. Originale KAB. Fotograf: Atelier Roloff/ Berlin.

Anmerkungen zum obigen Foto.

Zum obigen Bild: Am Helm wurde von der Garde-Infanterie als Zierrat der fliegende Adler mit Schwert und Zepter aus Tombak (oder Neusilber) getragen. Dieser hatte auf der Brust einen achtstrahligen neusilbernen Stern nach dem Muster zum Schwarzen Adler-Orden (Gardestern) und auf den ausgebreiteten Flügern ein Devisenband mit der Aufschrift "MIT GOTT FÜR KOENIG UND VATERLAND" (Gardeadler). Bei den Helmen der Offiziere - wie hier - war der Adler vergoldet (oder versilbert) und das Mittelstück bzw. das Zentrum) des (hochgewölbten) Gardesterns fein emailliert.

Offizier der Reserve aus dem Infanterie-Regiment Herzog Friedrich von Braunschweig (Ostfries.) Nr. 78 (Osnabrück). Originale cdv. Fotograf: F. Heller/ Osnabrück. Rückseitig datiert: 1891.

II. Haarbüsche und Helmüberzüge

Zum schwarz-lackierten Lederhelm mit Beschlag, Zierrat und geschwärztem Kinnriemen bzw. Schuppenketten wurden von der Garde-Infanterie zur Parade generell weiße und von vielen Linien-Regimentern schwarze Haarbüsche angelegt.

Beim Garde-Füsilier-Regiment (Berlin) waren aber Haarbusch (und Lederzeug) auch schwarz.

Angehöriger eines Garde-Regiments zu Fuß in Paradeuniform. Originale CDV. Fotograf: Ratkowsky/ Berlin.Bei der Garde-Infanterie waren die Kragenpatten auf dem Mantel ponceau-rot. Auf ihnen befand sich eine weiße Doppellitze.
Angehöriger des III. Bataillons des Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1 (Berlin). Dieses trug schwarze Haarbüsche (und schwarzes Lederzeug). Originale CDV: Otto Hoeffke/Berlin.
Grenadier aus dem Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpreußisches) Nr. 1 (Königsberg). Das Regiment trug einen schwarzen Haarbusch als Paradestück, die Spielleute hatten wie üblich rote Haarbüsche.
Musketier aus dem Königs-Infanterie-Regiment (6. Lothringisches) Nr. 145 (Metz-Montigny) mit parademäßigen Helm. Das Regiment erhielt später zum Helm den Gardeadler ohne Stern. Fotograf: Bruère/ Netz.

Seit 1884 wurden bei Manövern weiße Kappen getragen. Seit 1892 (17.05.) fanden den ganzen Helm bedeckende schilfgrüne Überzüge Verwendung.

Diese zeigten die jeweilige Regimentsnummer in roter Farbe (28.01.1897).

Preußische Infanterie im Kaisermanöver 1904 mit Helmüberzügen(Infanterie-Regiment Graf Bose (1. Thüring.) Nr. 31 (Altona an der Elbe). Originale KAB. Fotograf: Oscar Tellgmann/ Eschwege)
Infanteristen in der Uniform des 3. Unter-Elsässischen Infanterie-Regiment Nr. 138 (Dieuze) mit Helmüberzügen ohne Regiments-Nummer. Originale Fotokarte aus dem Kriegsjahr 1915 (wohl Ersatz-Bataillon). Fotograf: Karl Montag/ Bitsch/ Lothringen.
Angehöriger der Infanterie-Regimenter Nr. 17 und Nr. 131 simulieren im Rahmen einer Felddienstübung für den Fotografen eine Abwehrstellung. Originale Fotokarte aus dem Jahr 1913.
Pickelhaube mit Kinnriemen. Koppelschloss. Überzug für Helm der Offiziere. Schärpe (Detailansicht). Nach Originalen.
Offiziere des Infanterie-Regiments Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin (4. Brandenburg.) Nr. 24 (Neuruppin). Die Helme der Mannschaften und Offiziere werden durch Überzüge verdeckt. Diese zeigen teilweise die Regimentsnummer, teilweise aber nicht. Fotograf: Franz Tellgmann/ Mühlhausen in Thüringen

III. Feld- und Schirmmütze

Die Gesamthöhe der Feldmütze sollte 8,3 cm betragen. Der Besatzstreifen war 2,7 cm breit und regelmäßig aus rotem Tuch.

Frühe Aufnahme eines Einjährig-Freiwilligen aus dem 5. Rhein. Infanterie-Regiment Nr. 65 (Cöln-Riehl) mit einer hohen Form der Feldmütze. Originale cdv. Fotograf: Fritz Eilender/ Köln. Datiert: 1885.

Vor 1897 wurde nur die jeweilige Landeskokarde (auf dem Besatzstreifen) getragen.

Seit 1897 wurde an der Feldmütze die Reichskokarde vorn auf dem Mützendeckel getragen.

Die Mütze bestand aus dunkelblauem Tuch mit ponceauroten Besatzstreifen und eben solchen Vorstoß um den Deckelrand.

Preußische Infanterie-Uniform. Detaills. Verschiedenes.
Angehörige des Füsilier-Regiments (Schleswig-Holsteinisches) Nr. 86 (Flensburg/ Sonderburg) bei der Ausbildung. Gut zu sehen ist der besondere Namenszug dieser Einheit auf den Achselklappen des Waffenrockes.
Erinnerungsfoto an die Rekrutenzeit beim Infanterie-Regiment (3. Kurhessisches) Nr. 83 (Cassel/ Arolsen). Originale Fotokarte aus dem Jahr 1911.
Koloriertes Foto eines Angehörigen aus demInfanterie-Regiment Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpreussisches) Nr. 43 (Königsberg/ Pillau).

Die Feldmütze mit Schirm war nicht etatmäßig, es handelt sich deshalb auf den zeitgenössischen Fotos von Mannschaften im Ausgehanzug regelmäßig um Eigentumsstücke.

Musketier aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 im Ausgehanzug (mit Eigentumsmütze mit Schirm). Nach einem zeitgenössichen Foto.
Einjährig-Freiwilliger aus dem 1. Nassauischen Infanterie-Regiment Nr. 87 (Mainz). Getragen wird eine dem Soldaten gehörende qualitätvolle Schirmmütze. Originale Fotokarte. Rückseitig datiert: 1913.

IV. Der Waffenrock der Mannschaften

Anfang der 40iger Jahre des 19. Jahrhunderts wurde das äußere Erscheinungsbild des preußischen Soldaten reformiert, so löste der Waffenrock den bisher getragenen Frack ab.

Der neue preußische Waffenrock war im traditionellen preußischen Blau gehalten, dessen Ton ab 1896 heller wurde.

Frühe Atelieraufnahme eines Unteroffiziers aus dem 1. Garde-Regiment zu Fuß (Potsdam).

Der Rock hatte zuletzt einen niedrigen abgerundeten Kragen, dieser war rot. Diese Farbe hatten auch die brandenburgischen Ärmelaufschläge.

Vorn herunter und an den geschweiften hinteren Taschenleisten hatte der Rock rote Vorstöße.

Einjährig-Freiwilliger im Ausgehanzug (mit Feldmütze). Fotograf: Carl Andersen/ Neumünster. Fotoaufnahme um 1871.

Auf den Ärmelpatten der brandenburgischen Ärmelaufschläge saßen drei – zumeist gelbe – Knöpfe.

Die Farbe der Patten der Ärmelaufschläge erlaubte im Zusammenspiel mit der Farbe der Achselklappen die Zuordnung zu einem bestimmten Armeekorps.

Porträtaufnahme eines Soldaten aus dem 6. Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 68 (Koblenz). Fotograf: Th. Loos/ Koblenz.

Die Achselklappen des Waffenrockes zeigten in Rot die Regimentsnummer oder den Namenszug der Einheit. Bei roten Achselklappen war die Regimentsnummer bzw. der Namenszug in gelb eingestickt.

Ab 1867 wurde der Kragen des Waffenrockes niedriger (4,75 cm) und weicher.

Soldat im Ausgehanzug. Fotograf: Robert Mateja/ Glogau. Fotoaufnahme vor 1897.

Vorne hatte der Waffenrock 8, auf den Ärmelaufschlägen und in den Taschenleisten je drei glatte Knöpfe. Die die Achselklappen haltenden Knöpfe zeigten die Kompanienummer.

Unteroffizier und Spielmann aus dem Infanterie-Regiment Herzog von Holstein (Holsteinsches) Nr. 85 (Rendsburg/ Kiel) im Ausgehanzug. Fotograf: Chr. Petersen/ Rendsburg. Fotoaufnahme Juli 1888.

Der typisch preußische Waffenrock wurde auch von den anderen Kontingenten des Reichsheeres getragen.

Füsilier aus dem III. Bataillon des Infanterie-Regiments Graf Kirchbach (1. Niederschlesisches) Nr. 46 (Posen/ Wreschen) im Ausgehanzug. Fotograf: P. Gdeczyk/ Wreschen. Fotoaufnahme 1905.

Ab 1902 (10.04.) wurden kleinere Knöpfe für Waffenrock, Mantel und Litewka verfügt.

Musketier aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 (Münster) im Ausgehanzug (daneben Feldartillerist). Fotograf: Carl Dülberg/ Münster. Fotoaufnahme um 1910.

Die Garde-Infanterie trug am Waffenrock am Kragen und auf den schwedischen Ärmelaufschlägen bzw. auf den Patten der brandenburgischen Ärmelaufschlägen weißleinene Litzen.

Angehörige - feldmarschmäßig - verschiedener Garde-Regimenter: 2. und 4. Garde-Regiment zu Fuß, Garde-Füsilier-Regiment (alle Berlin). Originale Fotokarte, gelaufen am 05.06.1907.
Uniformierung der preußischen Infanterie. Detaills. Vor allem nach Paul Pietsch.

Legende zu den obigen Abbildungen

  1. Waffenrock der Infanterie (1842-1914) Nummer fehlt auf dem Blatt.

  2. Abgerundeter Kragen mit Vorstoß.

  3. Adlerknopf für Feldwebel und Vizefeldwebel. bzw. Sergeanten.

  4. Achselklappe mit Regimentsnummer und mit Achselknopf.

  5. Brandenburgischer Ärmelaufschlag.

  6. Knopfreihe (8 Knöpfe).

  7. Vorstoß (siehe auch Kragen und Ärmelaufschlag).

  8. Rückansicht des Waffenrockes, und zwar des Rockschosses.

  9. Taillenknöpfe.

  10. Schoßtaschen mit Vorstoß und Knöpfen.

  11. Brandenburgischer Ärmelaufschlag von hinten.

  12. Achselklappe mit Achselknopf (mit Kompanienummer).

  13. Achselklappe mit Schnur für Einjährig-Freiwilligen.

  14. Kragen mit Unteroffizierstresse und Adlerknopf.

Einjährig-Freiwilliger als Unteroffizier aus dem Königin Elisabeth-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 3 (Charlottenburg) im Ausgehanzug. Fotograf: Richard Barges/ Charlottenburg. Fotoaufnahme um 1900. Der Waffenrock hat so genannte brandenburgische Ärmelaufschläge mit drei waagerechten Litzen auf den Ärmelpatten.

V. Jacken und Litewken

Die Mannschaften verfügten auch über eine Litewka.

Diese bestand aus mantelgrauem Molton mit 7 verdeckten Hornknöpfen vorn herunter. Ferner gab es Ärmelbünde zum Zuknöpfen.

Die Litewka hatte einen Umschlagkragen mit Patten von der Kragenfarbe des Waffenrockes.

Die Achselklappen waren wie am Waffenrock.

Hinten an der Litewka gab es eine Zugvorrichtung und zwei Taillenhaken.

Stubenszene beim Lehr-Infanterie-Bataillon. Die Soldaten entstammen verschiedenen Regimentern und tragen die Litewka. Originales Foto um 1910.

Anmerkungen zum obigen Foto.

Das Lehr-Infanterie-Bataillon wurde durch AKO vom 30.12.1819 gegründet. Ziel war die Gleichförmigkeit und die Übereinstimmung im Dienst und in den Exerzierübungen der Infanterie zu befördern. Das Bataillon blieb während des Sommerhalbjahres zusammen. In den Wintermonaten bestand es nur aus einem Stamm. Die Einheit war dem 1. Garde-Regiment. zu Fuß unterstellt und stand in Potsdam.

Angehörige des 4. Magdeburgischen Infanterie-Regiment Nr. 67 (Longevolle - Kr. Metz) im Litewka bei einer Erfrischung. Originale Fotokarte.
Gestellte Stubenszene im Fotoatelier. Mannschaften aus dem 2. Unter-Els. Infanterie-Regiment Nr. 137 (Hagenau) teilweise in Drillichjacke, teilweise in der grauen Litewka. Originale Fotokarte aus dem Jahr 1909/10.
Einjährig-Freiwilliger aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 in Litewka. Originale cdv.

VI. Drillich

Die Drillichjacke hatte nur einen kleinen Stehkragen und wurde mit 6 Zinkköpfen geschlossen.

Angehörige der 6. Kompanie aus dem 8. Lothringischen Infanaterie-Regiment Nr. 159 (Mühlheim a. d. Ruhr/ Geldern) im Drillich in der Senne. Originale Fotokarte aus dem Jahr 1906.
Zwei Einjährig-Freiwillige im Drillich. Originale Fotokarte vor 1914.
Einjährig-Freiwillige im Drillich. Originale Fotokarte vor 1914.
Angehörige der ersten Kompanie des Infanterie-Regiments von Wittich (3. Kurhessisches) Nr. 83 (Cassel/ Arolsen) im Drillich auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf im Jahre 1912. Originale Fotokarte.

An der Jacke wurden zwar keine Abzeichen getragen, allerdings führten die Einjährig-Freiwilligen auf der Schulter eine entsprechende Schnur in den Landesfarben.

Beim Füsilier-Regiment General-Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen (Hannoversches) Nr. 73 (Hannover). Originale Fotoaufnahme 1912. Die Füsiliere tragen Drillich mit Arbeitsschürze. Am rechten Ärmel des Waffenrockes führte dieses Regiment das Auszeichnungsband Gibraltar (siehe der dritte Soldat von links).

VII. Der Mantel der Mannschaften

Seit 1807 gehörten lange Mäntel zur üblichen Ausrüstung der Mannschaften.

Zunächst grau melliert, nahmen sie im Laufe der Zeit eine fast schwarze Farbe an.

Später wurden sie wieder grau.

Ab 1867 (16.03.) hatten die Mäntel einen Klappenkragen und Taschen.

Für Unteroffiziere und Mannschaften war der Mantel einreihig. Am Kragen wurde eine Patte in der Farbe der Ärmelpatten getragen.

Frühe Aufnahme eines Einjährig-Freiwilligen noch im dunklen Mantel mit Feldmütze.
Preußisches Infanterist im Jahre 1870. Originale cdv ohne Ort und ohne Benennung des Fotografen. Der Mantel wird en bandoulière getragen.

Ab 1899 (01.05.) trugen alle Regimenter/ Bataillone mit Litzen diese auch auf den Patten der Mäntel. Die Garde führte eine Doppellitze.

Grenadiere aus dem 1. Garde Regiment zu Fuß im Mantel mit parademäßigen Helm ohne Bewaffnung, also beim Kirchgang. Fotograf: Carl Schatzman/ Potsdam 1913.
Angehöriger des Infanterie-Regiments Bremen (1. Hanseatisches) Nr. 75 im Mantel. Originale Aufnahme von 1912. Das I. und II. Bataillon dieser Einheit trug die Kokarde der freien Hansestadt Bremen. Fotograf: Schiek/ Bremen.
Gefreiter aus dem Füslier-Regiment von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80 (Wiesbaden/ Bad Homburg vor der Höhe) im Mantel. Fotograf: Gebrüder Pfusch/ Wiesbaden. Fotoaufnahme 1909.

Anmerkungen zum obigen Foto.

Auf den Kragenpatten sind die 1901 (15.06.) verliehenen altpreußischen Litzen des Regiments zu sehen.

VIII. Handschuhe

Ab 1903 (11.04.) durften auch Mannschaften Fingerhandschuhe aus Manteltuch oder aus grauer Wolle tragen.

Zur Ausrüstung der Mannschaften gehörten Fausthandschuhe aus Manteltuch. Diese wurden zusammengefügt über dem Seitengewehr getragen.

Füsilier aus dem Niederrheinischen Füsilier-Regiment Nr. 39 (Düsseldorf-Derendorf) im Ausgehanzug. Hier hat der Soldat private weiße Handschuhe. Fotograf: Josef Henne/ Düsseldorf.
Infanteristen feldmarschmäßig noch mit einteiligen Patronentaschen. Fotograf: Atelier Wahrmann/ Lockstedter Lager. Fotoaufnahme um 1908.

IX. Beinkleider

Schon seit 1852 wurde das Grau der Tuchhosen dunkler.

Frühe Atelieraufnahme eines Infanteristen mit Helm. Fotoaufnahme ohne Ort vor 1867.

Seit 1870 (17.03.) war die Tuchhose der Mannschaften schwarz.

Sie hatte seit 1871 unten eine Einrichtung zum Zusammenziehen, wenn sie in die Stiefel gesteckt werden sollte.

Frühes Foto eines Infanteristen mit Helm mit dunkler Hose. Dieser hat schon den abgerundeten Augenschirm (ab 1867).
Einjährig-Freiwilliger als Unteroffizier mit schwarzer Tuchhose. Fotograf: Fritz Griese/ Trier. Fotoaufnahme nach 1900.

Die Hosen waren beim Arbeits-, gewöhnlichen Garnisons- und Felddienst immer in den Stiefeln zu tragen (A.K.O. vom 01.04.1869).

Dies galt auch für Paraden zwischen dem 01.10. – 01.04)

Einjährig-Freiwillige aus dem 9. Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 160 (Bonn/Diez/ Friedrichsfeld) bei einer Felddienstübung. Die Soldaten tragen offensichtlich Drillichhosen zum Waffenrock.

Die weißen Hosen trug man seit 1860 (23.02.) nur noch zu Besichtigungen, Paraden und zum Wachtdienst.

Angehörige des 2. Naussischen Infanterie-Regiments Nr. 88 (Mainz/ Hanau in Paradeuniform. Fotoaufnahme um 1913.

Anmerkungen zum obigen Foto.

Auf den Schulterklappen des Waffenrocks ist der dem Regiment am 19.09.1913 verliehene Namenszug gut sichtbar. Das Regiment führte am Helmadler ein besonderes Auszeichnungsband: MESA DE IBOR LA BELLE ALLIANCE MEDELLIN. Bei Paraden (zwischen dem 01.04. – 01.10.) sollten die Hosen nicht in den Stiefeln getragen werden.

Atelieraufnahme von Soldaten des 2. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 32 (Meiningen) mit weißen Hosen. Fotograf: Adolf Jacobi/ Meiningen. Fotoaufnahme undatiert.

Anmerkungen zum obigen Foto.

Bemerkenswert sind die unterschiedlichen Farbtönungen der Waffenröcke. Erst seit 1895 (12.12.) waren übrigens bei den Hosen auf beiden Seiten Taschen erlaubt

Links: Preußischer Musketier in feldmarschmäßiger Montur in den Einigungskriegen. Die Strümpfe sind über die Hosenbeine gezogen. Rechts: verschiedene Modelle der Faschinenmesser (nach Eduard Wagner).

X. Schuhe und Stiefel

Zur Ausrüstung gehörten geschwärzte Infanteriestiefel.

Die gebräuchlichen Stiefel hatten bis zu 31,5 cm hohe Schäfte und die Sohle war genagelt. 

Preußische Infanteristen mit Hosen in den Stiefeln und darüber. Ferner sind zu sehen: Linienadler, Mantel, Knöpfe, Achselklappen, Troddel, Tornister mit gerolltem Mantel.
Soldat aus dem 2. Unter-Elsässischen Infanterie-Regiment Nr. 137 (Hagenau im Elsass) im Feldanzug. Die Hose steckt in den Infanteriestiefeln.: K. Montag/ Bitsch. Fotoaufnahme 1914. Ausschnitt.
Angehörige des Infanterie-Regiments Hessen-Homburg Nr. 166 (Bitsch/ Truppenübungsplatz Bitsch) im Drillich u. A. beim Putzen des Schuhzeugs. Fotoaufnahme Bitsch 1913.

XI. Lederzeug

Der Leibriemen wurde das Schloß von Messing mit einem neusilbernem Schild, Krone und der Umschrift: GOTT MIT UNS geschlossen.

Das Infanteriegepäck wurde 1887 neu geregelt.

Nun wurde das Leder auch für die Musketiere schwarz, vorher galt dies nur für die Füsiliere (III. Bataillone).

Seit dem hatten weißes Lederzeug nur noch die Grenadiere der Garde-Regimenter zu Fuß und die beiden ersten Bataillone der Garde- und Linien-Grenadier-Regimenter.

XII. Der Tornister und die sonstige Ausrüstung (Brotbeutel, Feldflasche, Ferngläser, Kartentasche usw.)

Im Tornister M 95 befanden sich Patronenbehälter für je 1 Paket, der Wäschebeutel (enthaltend ein Hemd, Fußlappen, Taschentuch, Sold-, Gesangbuch, Löffel, Unterhose) der Zeltzubehörbeutel, die Fettbüchse, eine Kleiderbüste, eine Fettbürste, Schuhe, eine Auftragsbürste, das Gewehrreinigungszeug, und die Feldmütze. Mantel und Zeltbahn wurden gerollt um die drei Seiten des Tornisters getragen.

Preußischer Infanterist aus dem Infanterie-Regiment von Manstein (Schleswigsches) Nr. 84 (Schleswig/ Hadersleben) in vollständiger Montierung. In der Seitenansicht gut zu sehen ist der um den Tornister geschnallte Mantel und das Kochgeschirr. Fotograf: Hans Clausen/ Hadersleben.

Am 22.02.1889 wurden neue Mantelriemen eingeführt, die ab 1903 (11.04.) schwarz sein mussten.

Tornister. Zeichnung des Verfassers. Nach Pietsch.
Frühes Foto von Angehörigen der thüringischen Landwehr mit dem ab 1860 gebräuchlichen Jäger-Tschako.

Anmerkungen zum obigen Foto.

Den Tschako zierte vorn eine ovale schwarz-weiße Kokarde. Vor der Gruppe sind die Rückansichten des Tornisters M 1867 und das aufgeschnallte Kochgeschirr gut zu sehen.

Musketiere aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 (Münster) bei einem Turnfest. Atelier Westfalia/ Münster. Fotoaufnahme 1914.
Liegende Soldaten bei einer Felddienstübung. Bei den liegenden Soldaten sind die aufgeschnallten Mäntel gut erkennbar. Die Rückansicht zeigt auch den Brotbeutel. Fotoaufnahme Truppenübungsplatz Elsenborn 1910. Ausschnitt.

1887 wurde ein neuer Brotbeutel eingeführt. Er bestand jetzt aus wasserdichtem braunen Stoff. 

Frühe Aufnahme eines felddienstmäßig montierten preußischen Soldaten (Einjährig-Freiwilliger). Gut zu sehen ist der seitlich rechts getragene Brotbeutel. Der Mantel ist umgeschnallt. Fotograf: A. Weck/Coblenz.
Infanterist feldmarschmäßig. Zu sehen ist auch der umgehängte Brotbeutel. Der Soldat trägt die 1897 gestiftete Zentenarmedaille. Fotograf: Heinrich Menges/ Wiesbaden. Aufnahme um 1897.
Einen Bahnübergang querende Infanterie im Rahmen einer Felddienstübung. Vorbeimarsch an höheren Offizieren. Rückseitig zu sehen sind der Brotbeutel und die Feldflasche. Die Helme tragen Helmüberzüge. Originales Foto.

Ab 1911 (07.04.) sollte er auch feldgrau sein.

Frühe Aufnahme eines feldmarschmäßig ausgerüsteten Infanteristen wohl noch mit einer privaten Feldflasche. Fotograf: F. Kotschanderle/ Pilsen. Fotoaufnahme um 1867.
Garde-Grenadier im Sturmanzug (hier aber ohne den gerollten über die linke Schulter zur rechten Hüfte hin getragenen Mantel). Zwischen den beiden Patronentaschen ist die an einem Strick um den Hals getragene Feldflasche zu sehen. Fotoaufnahme Berlin 1866

Seit 1867 (16.03.) gehörten Feldflaschen offiziell zur Grundausstattung des Soldaten. Sie waren aus Glas und mit schwarzem Leder überzogen. Gehalten wurden sie zunächst von einem Strick (aus Hanf), später von einem Lederriemen.

Ab 1882 (02.11.) gehörte zur Feldflasche auch ein Becher. Die Feldflasche wurde an den Brotbeutel angehängt (ab 1887).

Die Feldflasche bestand ab 1893 (22.05.) aus Aluminium und steckte einer graubraunen Filzhülle. Diese hatte 4 Druckknöpfe. Die Feldflasche wurde durch einen umlaufenden schwarzen Riemen gehalten.

Der Becher aus Aluminium wurde im Brotbeutel mitgeführt.

Angehörige des Infanterie-Regiments von Wittich (3. Kurhessisches) Nr. 83 (Cassel/ Arolsen) beim Abkochen auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf. Erkennbar sind auch verschiedene Modelle an Feldflaschen. Fotograf: Max Ullrich/ Ohrdruf/ Thüringen. Fotoaufnahme 1911. Ausschnitt.
Grenadiere aus einem Garde-Grenadier-Regiment. Fotograf: Max Piepenhagen/ Berlin. Fotoaufnahme 1910.
Ausschnitt aus dem Bild darüber. Der Grenadier hält eine Feldflasche in der Hand.

Ab 1907 hatte die Feldflasche einen aufschraubbaren Deckel aus Metall mit einer Einlage aus Kork

Infanteristen in Deckung beim Kaisermanöver im Jahre 1899. Foto: F. Tellgmann/ Eschwege/ Hersfeld. Gut zu sehen ist das auf dem Tornister aufgeschnallte Kochgeschirr.
Infanterist feldmarschmäßig. Originalke KAB. Fotograf: Atelier Schubert/ Berlin. Datiert: 1907. Gut zu sehen ist die Tragweise des Spatens (Schanzzeug 1887)

Zum tragbaren Schanzzeug gehörten bei der Infanterie (ab 1808) Spaten, Spitzhacke, Axt (bis 1867) und Beil.

Im Jahre 1887 wurde ein neues Gepäck eingeführt. Nun wurde das Schanzzeug am Koppel hinter der Seitengewehrtasche getragen.

Ab 26.06.1909 wurde bestimmt, dass das Futteral des kleinen Infanterie-Spatens künftig zwei Tragschlaufen haben sollte, um den Spaten und das Seitengewehr zu befestigen.

Brotbeutel. Zeichnung des Verfassers nach Paul Pietsch.

XIII. Besondere Funktions-Abzeichen, z. B. für Winker, Fahnenträger, Sanitäter

Die im Gebrauch mit Winkerflaggen ausgebildeten Unteroffiziere und Mannschaften erhielten ein besonderes Abzeichen. Eine Vorschrift vom 27.01.1903 regelte dessen Aussehen. Es bestand aus zwei, auf eine kreisrunde Unterlage vom Grundtuche des Waffenrockes aufgestickten geschrägten Flaggen an zitronengelben Stangen. Die linke Flagge war rot, die rechte Flagge war weiß.

Winker aus dem 3. Posenschen Infanterie-Regiment Nr. 58 (Glogau/ Fraustadt). Fotograf: Carl Faust/ St. Avold.
Winker aus dem Infanterie-Regiment von Manstein (Schleswigsches) Nr. 84 (Schleswig/ Hadersleben). Fotograf: Carl Hüseler/ Schleswig.

Fahnen (und Standarten) haben im Militärwesen verschiedene Bedeutungen und Funktionen, sie sind Feld-, Erkennungs-, Ehren- und Hoheitszeichen. Sie durften nicht verloren gehen. Der Treueid der Soldaten erfolgte – außer bei der Artillerie – stets auf die Fahne bzw. Standarte. Der Fahne waren militärische Ehren zu erweisen, sie verkörperten zudem stets die Geschichte der jeweiligen Einheit. König Wilhelm verlieh allen neu errichteten Regimentern neue Fahnen und Standarten, diese führten in der Fahnenspitze die Buchstaben W. R. Seit dem Jahre 1807 führte jedes Kavallerie-Regiment nur noch eine Standarte. Bei der Infanterie hatte jedes Bataillon eine Fahne. Die Standarten waren kleiner als die Fahnen und beinahe quadratisch. Für die Artillerie und die Pioniere hatten die Fahnen nicht die Bedeutung, wie für andere Waffengattungen. Die Kavallerie trug unabhängig von den hier in Rede stehenden Feldzeichen Lanzenflaggen. Ferner zeigten bestimmten Standarten jeweils den Aufenthaltsort des Kaisers (und der Kaiserin) – z. B beim Manöver – an.  Die Funktion des Fahnenträgers bedeutete immer eine besondere Ehrenstellung.

Die Fahnen des Infanterie-Regiments Graf Werder (4. Rhein.) Nr. 30 (Saarlouis). Originale Fotokarte.
Fahnenträger des III. Bataillons des Infanterie-Regiment Graf Bülow von Dennewitz (6. Westfälisches) Nr. 55 (Detmold/ Höxter/ Bielefeld. Fotograf: Beckmann/ Detmold.

Bis zum Jahre 1898 führten Fahnenträger kein besonderes Abzeichen. Am 15.06.1898 wurde ein am rechten Oberarm zu tragendes besonderes Schild aus Stoff befohlen.

Fahnenträger des 2. Hannov. Infanterie-Regiment Nr. 77 (Celle) und des Braunschweigischen Infanterie-Regiments Nr. 92 (Braunschweig) mit Fahnen. Originale Fotokarte, gelaufen am 21.06.1090. Diese beiden Regimenter bildeten die 40. Infanterie-Brigade.

Zu diesem Zeitpunkt erhielten sie auch Ringkragen.

Ab 1901 (14.03.) wurde die Fahne in einem tressenbesetzten Bandelier mit einem rotjuchtenen Schuh getragen. Zwischen dem Tressenbesatz befanden sich Tuchstreifen in der Kragenfarbe.

Fahnenträger im dunklen Mantel mit Ringkragen und umgelegten Bandelier. Originale Fotokarte.

War die Fahne enthüllt, wurde der Wachstuchbezug en bandoulierè zur linken Hüfte getragen.

Fahnenträger aus dem Infanterie-Regiment von Winterfeldt (2. Oberschlesisches) Nr. 23 (Neisse). Originale KAB. Fotograf. Conrad Hübe/ Neisse.

Am rechten Oberarm des Waffenrockes trugen Fahnen- und Standartenträger eine Ärmelstickerei (zwei gekreuzte Fahnen mit Namenszug und Krone).

Der Ringkragen war bei jedem Dienst mit Helm (Tschako usw.) anzulegen. Der Schmuck der Ringkragen war bei Garde und Linie verschieden.

XIV. Gefreite und Einjährig-Freiwillige

Der Gefreite, der in der militärischen Hierarchie zwischen den Gemeinen und den Unteroffizieren stand, trug auf jeder Kragenseite einen Knopf.

Seit 1846 trugen diesen Knopf die Obergefreiten, nach Abschaffung dieser Charge bekamen nunmehr die Gefreiten dieses Abzeichen.

Der kleine Dekorknopf des Gefreiten zeigte in der preußischen Armee den heraldischen Adler, in Bayern, Sachsen, Württemberg, Hessen und Mecklenburg-Schwerin das entsprechende Landeswappen und in Mecklenburg-Strelitz eine Krone. Am Mantel wurde der Gefreitenknopf nicht getragen.

Einjährig-Freiwilliger als Gefreiter aus dem Schleswig-Holsteinischen Infanterie-Regiment Nr. 163 (Neumünster/ Lockstedter Lager).

Anmerkungen zum obigen Foto.

Der Soldat trägt den typischen schwarz lackierten Lederhelm mit dem heraldischen Adler als Zierrat mit geschwärztem Kinnriemen. Gut zu sehen ist der Gefreitenknopf seitlich auf dem Kragen. Fotograf: Hans Mehlert/ Neumünster

Einjährig-Freiwillige aus dem Infanterie-Regiments Louis Ferdinand von Preußen (2. Magdeburgisches) Nr. 27 (Magdeburg) im Ordonnanzanzug. Fotograf: Carl Köbatsch/ Halberstadt. Fotoaufnahme 1908.

XV. Besonderheiten der Unteroffiziers-Uniform

Allgemeines Abzeichen der Unteroffiziere waren goldene oder silberne Tressen am Kragen und an den Ärmelaufschlägen.

Ferner gab es kleinere Abweichungen an Säbeltroddel/ Faustriemen, Haarbüschen, Lanzenflaggen usw. 

Unteroffiziere (Vizefeldwebel) aus dem Infanterie-Regiment Graf Kirchbach (1. Niederschles.) Nr. 46 (Posen/ Wreschen). Originale KAB: Fotograf: Max Schaper/ Posen.
Unteroffiziere (Vizefeldwebel) aus dem Infanterie-Regiment Vogel von Falckenstein (7. Westf.) Nr. 56 (Wesel/ Cleve). Originale KAB. Fotograf: Wilhelm Meyer/ Wesel.
Vizefeldwebel aus dem 1. Hannoverschen Infanterie-Regiment Nr. 74 (Hannover) im Ausgehanzug. Fotograf: Wilhelm Redeke/ Hildesheim.

Für ältere Unteroffiziere führte man 1843 (03.10.) den Dienstgrad Sergeant (wieder) ein. Sergeanten trugen am Kragen zusätzliche Adlerknöpfe.

Einjährig-Freiwilliger als Unteroffizier im Infanterie-Regiment Landgraf Friedrich I. von Hessen-Cassel (Frankfurt a. Main) mit Schützenschnur. Fotograf: Ph. Theobald/ Frankfurt a. M. Um 1910. Der Helm hat Offiziersqualität.
Feldwebel aus dem 1. Nassauischen Infanterie-Regiment Nr. 87 (Mainz) mit Braut. Das Regiment führte das Helmband LA BELLE ALLIANCE (hier sichtbar). Fotograf: A. Brugger/ Mainz.

Unteroffiziere waren durch eine weiß-schwarz durchzogene Borte auf den Kragenpatten des Mantels als solche gekennzeichnet. 

Angehörige aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westf.) Nr. 13 (Münster). Originale KAB. Fotograf: W. Welsing/ Münster. Zu sehen sind ein gewöhnlicher Musketier, ein Gefreiter und verschiedene Unteroffiziere, mittig ein Vizefeldwebel mit dem IOD 89 nebst Portepee. Alle tragen Schirmmützen.

Für Feldwebel war die Schirmmütze bereits seit 1844 etatmäßig. Ab 1873 (28.06.) durften auch alle übrigen Unteroffiziere Schirmmützen tragen. Die Schirmmütze hatte innen ein Schweißleder und war gefüttert, z. B. mit Glanzkattun (= Baumwolle mit einer scheinenden Oberfläche).

Feldwebel im Dienstanzug mit weißen Handschuhen.

Unteroffiziere hatten weißlederne Fingerhandschuhe, bis zum Jahre 1867 daneben auch Handschuhe aus Tuch.

Ab 1903 durften Unteroffiziere statt der ledernen auch aus weißer Wolle gestrickte Fingerhandschuhe tragen.

Ab 1913 (06.07.) sollten Unteroffiziere in der kalten Jahreszeit graue Handschuhe tragen.

Einjährig-Freiwilliger als Unteroffizier aus einem Garde-Grenadier-Regiment mit Schützenschnur. Gut zu sehen sind die weißen Handschuhe. Fotograf: Carl Euen/ Berlin.
Vizefeldwebel aus dem Infanterie-Regiment Herzog Ferdinand von Braunschweig (8. Westfälisches) Nr. 57 (Wesel). Fotograf: Willy Jäger/ Metz. Fotoaufnahme 1912.Fotoaufnahme 1910.

XVI. Besonderheiten der Offiziers-Uniform

Die Uniformierung der Offiziere entsprach grundsätzlich der der Mannschaften, war aber aus besserem Material gefertigt und differierte häufig hinsichtlich der Farbtöne.

Seit 1896 durfte das Dunkelblau des Waffenrockes sogar offiziell etwas heller als das des Mannschaftsrockes sein.

Offiziere (auch der Reserve) eines Linien-Infanterie-Regiments im Dienstanzug. Originale Fotokarte, umseitig datiert: 18.10.10. Fotograf: Paul Kallenbach/ Hagenau i. E.
Subaltern-Offizier im Waffenrock mit Epauletten. Fotograf: F. Raps/ Coeln. Aufnahme rückseitig auf Sommer 1871 datiert.

Besonderheiten der Offiziers-Uniform - Der Waffenrock

Die Offiziere mussten sich ihre Uniform selbst anschaffen. Der unterste Knopf der Ärmelpatten ist jeweils geöffnet. 

Der dunkelblaue Waffenrock der Offiziere hatte einen abgerundeten Kragen, ansonsten entsprachen die Abzeichenfarben denen der Mannschaften.

Die Knöpfe waren gewölbt.

Subalternoffizier im Waffenrock mit Epauletten. Fotograf: Ast & Feder/ Liegnitz.

Der Rückteil des Waffenrockes war stets durch eine Längsmittelnaht geteilt, bestand also nicht wie bei den Mannschaften aus einem Stück (siehe das nachfolgende Foto).

Offiziere (auch der Reserve) pausieren bei einer Felddienstübung auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf. Fotograf: Emil Meiers/ Ohrdruf. Fotoaufnahme Juni 1912.

Besonderheiten der Offiziers-Uniform - Litzen und Kragenstickereien

Bei einzelnen Garde-Formationen und Grenadier-Regimenter wiesen die Offiziers-Uniformen Litzen oder besondere Kragenstickereien auf.

Prinz Oscar von Preußen als Offizier im 1. Garde-Regiment zu Fuß (Potsdam). Originale offizielle Fotokarte aus dem Verlag Gustav Liersch & Co. Gut zu sehen ist die silberne Doppellitze mit Kapellen am Kragen.
Offizier eines Garde-Grenadier-Regiments mit schwarzer Hose und Schnürschuhen nebst Gamschen. Die Degenscheide ist scho geschwärzt. Originale Fotokarte.
Hauptmann in der Uniform des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 (Berlin) mit dem Helm der Garde-Landwehr. Auf dem Griff des Offiziersdegens ist der Gardestern aufgelegt. Fotograf: Th. Diepenbach/ Berlin.
Oberleutnant aus dem Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 (Spandau). Fotograf: Richard Kasbaum/ Berlin. Fotoaufnahme

Anmerkungen zum obigen Foto.

Der Offizier ist hier im feldgrauen (!) Rock mit aufgesetzter friedensmäßiger Stickerei und vorschriftsmäßigem Helm, d. h. ohne Schuppenketten für den Feldgebrauch, zu sehen.

Die (echt goldene) Stickerei für Offiziere der vorgenannten Einheit kostete brutto 51,-- Reichsmark.

Litzen und Kragenstickereien der Offiziers-Uniform. Entnommen aus: Paul Pietsch, Die Formations- und Uniformierungs-Geschichte des preußischen Heeres 1808 - 1914, Bd. 1, Hamburg 1963, S. 37.
Litzen und Kragenstickereien der Offiziers-Uniform. Entnommen aus: Paul Pietsch, Die Formations- und Uniformierungs-Geschichte des preußischen Heeres 1808 - 1914, Bd. 1, Hamburg 1963, S. 38.
General von Eichhorn (* 13. Februar 1848 in Breslau; † 30. Juli 1918 in Kiew, später Generalfeldmarschall) in der Uniform des Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm IV.- 1. Pommersches (Stettin). Offizielle originale Fotokarte.
Generaloberst v. Kluck (* 20.05.1846 in Münster; † 19.10.1934 in Berlin) ) in der Uniform des Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm I. - 2. Ostpreußisches - Nr. 3 (Königsberg). Originale offizielle Fotokarte aus dem Verlag Gottheil & Sohn/ Königsberg.
Prinz August Wilhelm v. Preussen in der Uniform des Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm I. - 2. Ostpreußisches - Nr. 3 (Königsberg). Originale offizielle Fotokarte aus dem Verlag Gottheil & Sohn/ Königsberg.
Prinz Adalbert v. Preussen in der Uniform des Grenadier-Regiments König Friedrich der Große - 3. Ostpreuss. - Nr. 4 (Rastenburg). Offizielle originale Fotokarte. Verlag Gustav Liersch/ Berlin.
Subaltern-Offizier aus dem Grenadier-Regiment König Friedrich I. (4 .Ostpeußisches). Originale KAB.
Prinz Oskar von Preußen in der Uniform des Grenadier-Regiments König Wilhelm I. - 2. Westpreuß. - Nr. 7 (Liegnitz). Offizielle originale Fotokarte. Fotograf: Selle & Kuntze/ Potsdam.
Offizier der Reserve (Lieutenant) aus dem Füsilier-Regiment von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80 (Wiesbaden/ Bad Homburg vor der Höhe). Originale KAB. Fotograf: W. Müller/ Magdeburg. Rückseitig datiert: 1903. Gut zusehen ist die besondere Kragenstickerei und der Schleifenbesatz der Offiziere dieser Einheit.

Besonderheiten der Offiziers-Uniform - Achselstücke und Epauletten

Neben der Feldbinde bzw. Schärpe und dem silbernen Portepee (an der Seitenwaffe) waren besondere Abzeichen der Offiziere die Achselstücke und die Epauletten. 

Die Epaulettenfelder der Leutnants zeigten nur die Regimentsnummer bzw. den Namenszug des jeweiligen Regimentes.

Bereits seit 1830 (27.02.) hatte der Premierleutnant (Oberleutnant) einen Stern, Majors und Obersten deren 2.

Leutnant aus dem 5. Lothringischen Infanterie-Regiment Nr. 144 (Metz-Devant-les Ponts) im Waffenrock mit Epauletten und Helm. Fotograf: F. Bonné Nachfahren (Inhaber: Julius Schoebel))/ Mörchingen. Fotoaufnahme vor 1897.

Die Epauletten hatten einfache metallene (silbern oder golden, je nach Knopffarbe) Halbmonde, dazu bei den Stabsoffizieren silberne Fransen und bei der Generalität lange silberne (steife) Raupen.

Frühe Aufnahme eines Offiziers aus dem Grenadier-Regiment König Wilhelm I. (2. Westpreußisches) Nr. 7 (Liegnitz) im Waffenrock mit Epauletten. Auf den Epauletten ist der am 08.01.1861 verliehene Namenszug sichtbar. Fotograf: Julius Stiffel/ Liegnitz. Fotoaufnahme vor 1880.
Subaltern-Offizier aus dem Füsilier-Regiment General-Feldmarschall Graf Blumenthal (Magdeburgisches) Nr. 36 (Halle a. S./ Bernburg. Fotograf: Friedrich Kuntze/ Erfurt. Fotoaufnahme um 1875.

Die Epaulettenfelder zeigten in der Regel die Farbe der Unterlage der Achselstücke. Husarenoffiziere hatten keine Epauletten. 

Im Übrigen gab es bei Achselstücken und Epauletten eine Reihe von Besonderheiten.

Atelierfoto von Offizieren des Grenadier-Regiments Prinz Carl von Preußen (2. Brandenburgisches) Nr. 12 (Frankfurt a. O. in Paradeuniform. Der Offizier ganz rechts in der ersten Reihe präsentiert einen Ehrendegen. Fotograf: P. Krabo/ Frankfurt a. O
Hochdekorierter Major aus dem 4. Oberschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 63 (Oppeln/ Lublinitz/ Oberschlesien). Er trägt u. A. den Roten-Adler-Orden 3. Klasse. Fotograf: J. C. Schaarwächter/ Berlin. Fotoaufnahme um 1900.
Stabsoffizier aus dem 5. Niederschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 154 (Jauer/ Striegau) im Waffenrock mit Epauletten. Fotograf: M. Grützner/ Jauer. Fotoaufnahme 1909.

Der Schulterknopf der Offiziere zeigte nie – im Gegensatz zur Mannschaftsuniform – die Nummer der jeweiligen Kompanie.

Die Namenszüge bzw. Zahlen auf den Epauletten und den Achselstücken gab es in verschiedenen Größen, dies galt auch für die Regimentsnummern.

Zunächst sollten die Epauletten gänzlich abgeschafft werden, schließlich wurden sie zum Gala-, Parade- und Gesellschaftsanzug beibehalten (A.K.O v. 12.07.1888).

Leutnant der Reserve aus dem Infanterie-Regiment von Grolmann (1. Posensches) Nr. 18 (Osterode/ Ostpreußen) mit Braut. Fotograf: J. Fuchs/ Schöneberg.

Ab 1888 (12.07.) durften zum Überrock keine Epauletten mehr getragen werden. Es wurden zu diesem Kleidungsstück nunmehr nur noch die Achselstücke angelegt.

1866 (07.06.) wurden die Feldachselstücke eingeführt. Sie bestanden  (für Leutnant und Hauptleute) aus Tresse,  für Stabsoffiziere aus Kantschnur.

Die Achselstücke auf den Schultern des Waffenrockes ersetzten die Epauletten, die nur noch zu Paraden und zum Gesellschaftsanzug getragen wurden.

Die Achselstücke erlaubten die Rangzuordnung des Offiziers und bestanden aus Silbergespinst.

Für Stabsoffiziere waren sie aus silberner, mit farbiger Seide durchwirkter Seide geflochten, die der Hauptleute/ Rittmeister und Subalternoffiziere  bestanden aus dicht nebeneinander liegenden mit Seide durchzogenen Plattschnüren.

Offizier im Überrock mit Epauletten. Fotograf: Julius Stiffel/ Liegnitz. Fotoaufnahme vor 1880.
Offizier im Überrock. Fotograf: Wilhelm Ernst/ Hannover. Fotoaufnahme vor 1888.
Offizier im Überrock mit Passanten zusammen mit seiner Verlobten. Originale KAB. Fotograf: Carl Seegert/ Berlin. Rückseitig datiert: 1879.

Ab 1888 entfielen auch die Passanten am Überrock.

Leutnant aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 (Münster) im Überrock. . Fotograf: Hermann Knetsch/ Münster. Fotoaufnahme nach 1896.
Einjährig-Freiwilliger als (Degen-) Fähnrich im Überrock. Fotograf: Albrecht Dose/ Hadersleben. Fotoaufnahme um 1901
Offizier (Leutnant) der Infanterie der Garde im Überrock mit Helm. Fotograf: Otto Krüger/ Berlin. Fotoaufnahme um 1900.
Major im Überrock mit Achselstücken. Die Achselstücke der Stabsoffiziere hatten 5 Bogen. Fotograf: Max Grützner/ Jauer. Fotoaufnahme 1904.

Besonderheiten der Offiziers-Uniform - Hut und Schirmmütze

Ursprünglich trugen die Offiziere zum kleinen und außer Dienst den Hut. Dieser wurde nach Einführung des Helmes nur noch zum Gesellschaftsanzug getragen. Ab 1848 wurde er gar nicht mehr getragen, sondern nur noch die Mütze.

Die Mütze der Offiziere ähnelte dem Modell für die Mannschaften, sie war aber oft gesteift und hatte einen Schirm. Sie durfte aus Eskimo, Düffel oder Tuch sein. Bereits schon vor 1822 war die Mütze häufig blau.

Die Schirmmütze der Offiziere der Infanterie war stets dunkelblau und hatte einen roten Besatzstreifen und einen eben solchen Vorstoß um den Deckelrand.

Vorn auf dem Besatzstreifen der Schirmmütze befand sich als Nationalitätsabzeichen die jeweilige Landeskokarde. Oberhalb des Besatzstreifens war die deutsche oder Reichskokarde (schwarz-weiß-rot) angebracht.

Frühe Atelier-Aufnahme eines Füsilier-Offiziers im Überrock. Fotograf: B. Filehne`s/ Posen. Fotoaufnahme deutlich vor 1888, bis dahin wurden auf dem Überrock noch Epauletten getragen.
Offizier im Überrock mit Schirmmütze. Fotograf: Heinrich Tönnies/ Aalborg). Fotoaufnahme um 1864.
Subalternoffizier der Reserve im Waffenrock mit Feldachselstücken und mit weicher Schirmmütze. Die Kokarde zeigt vorschriftsmäßig das Landwehr-Kreuz. Fotograf: F. Raps/ Köln. Fotoaufnahme um 1870
Leutnant der Reserve aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 (Münster) im sogenannten kleinen Rock mit gesteifter Schirmmütze. Fotograf: Edmund Frede Nachfahren/ Münster. Fotoaufnahme um 1910.

Litewka und Turnanzug

1895 (15.06.) wurde die blaue Litewka eingeführt. Sie hatte einen Stehumfallkragen und wurde durch verdeckte Knöpfe aus Horn verschlossen.

Die Litewka hatte keinen Besatz, jedoch auf jeder Seite und auf der linken Brust Taschen.

Offiziere bei einer Landwehrübung überwiegend in der Litewka M 1895. Fotoaufnahme aus dem Jahre 1901..

Ab 1.903 wurden für die ganze Armee zweireihige graue Litewken aus Tuch eingeführt.

An der Litewka M 1903 trugen die Offiziere ihre aufgenähten bzw. untergeschobenen Achselklappen.

Oben rechts: (Reserve-) Offiziere der Garde-Infanterie in der Litewka M 1903. Fotoaufnahme um 1910.
Offizier im kleinen Rock aus dem Infanterie-Regiment Bremen (1. Hanseatisches) Nr. 75 (Bremen/ Stade).
Leutnant aus dem Infanterie-Regiment Graf Kirchbach (1. Niederschlesisiches) Nr. 46 (Posen/ Wreschen). Fotoaufnahme um 1914.

Seit 1890 waren den Offizieren weißleinene bzw. drillichene Sommerröcke erlaubt, die ab 1895 durch die blaue Litewka ersetzt wurden.  Auf den Sommerröcken wurden die Achselstücke geführt. Letztere sollten ab 1911 zum Turnanzug nicht mehr getragen werden.

Die Sommerröcke entsprachen im Schnitt dem Waffenrock. Ab 1895 wurde der Sommerrock nur noch bei Abkommandierungen zur Turnanstalt getragen, im Übrigen aber durch die (blaue)  Litewka ersetzt.

Offiziere im so genannten Turnanzug. Fotoaufnahme um 1900.
Offiziere verschiedener Einheiten (neben verschiedenen Infanterie-Regimentern sind auch Jäger und Pioniere vertreten) als Teilnehmer eines Lehrganges an der Militärturnanstalt im Turnanzug.Fotograf: Emil Petersdorf/ Berlin. Fotoaufnahme um 1900.

Besonderheiten der Offiziers-Uniform- Mantel, Paletot und Umhang

Auch die Offiziere führten einen Mantel, den so genannten Paletot. Er war zweireihig mit 6 Knöpfen auf jeder Seite. Am Paletot wurden eingenähte Achselstücke getragen.

Der Mantel hatte vorne zwei schräge Taschen. Ab 1893 (16.11.) hatten Paletot und Mantel eine hellgraue Farbe. Auch am Paletot mussten jetzt die Knöpfe geradegesetzt werden.

Ab 1903 (20.12.) sollten die Achselstücke auch am Paletot getragen werden .

Offizier der Reserve im Paletot mit der darüber angelegten Schärpe. Auf dem heraldischen Adler ist das Landwehrkreuz in entgegen gesetzter Farbe aufgelegt. Fotoaufnahme nach 1905.

Der Paletot reichte in der Regel bis zur halben Wade.

Der neue Degen (IOG 89) wurde nicht mehr durchgesteckt.   Pelzkragen und – brustfutter waren - auch am Paletot - nur außer oder zum kleinen Dienst erlaubt (VO vom 03.03.1848).  

Hauptmann aus dem Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpreußisches) Nr. 1 (Königsberg i. Ostpreußen) im Paletot. Originale KAB vor 1914.
Atelieraufnahme von Artillerie- und Infanterie-Offizieren (der Reserve) im Paletot. Originale KAB.
Vereidigung bei einem Infanterie-Regiment. Vor der Front der Soldaten stehen die Offiziere einschließlich des Adjutanten im Paletot mit darüber angelegter Feldbinde. Undatierte originale Fotokarte vor 1914. Örtlich nicht zuzuordnen.
Offiziere aus dem 9. Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 160 (Bonn/ Truppenübungsplatz Friedrichsfeld) in verschiedenen Mänteln bzw. Umhängen. Fpotograf: Alexander Held/ Truppenübungsplatz Elsenborn. Aufnahme um 1915, da die Offiziere bereits das unauffälligere Feldkoppel und nicht mehr die Feldbinde tragen.

Neben dem Paletot (und der Litewka) hatten die Offiziere noch den bekannten Überrock und einen Umhang.

Frühe Aufnahme eines Offiziers im Überrock mit eingesteckten Degen alter Art.

Ab 1903 wurde für die Überrocke die Farbe des Waffenrockes bestimmt, also nicht mehr schwarz bzw. schwarzblau.

Der Überrock der preußischen Infanterie war dunkelblau und hatte zwei Reihen - jeweils 6 - flache Knöpfe. Ferner hatte der Überrock gerade Taschenleisten mit je 2 Knöpfen. Die langen Schöße sollten bis zur Mitte der Kniescheibe reichen.

Der abgerundete Kragen war rot.

Die Ärmelaufschläge waren rot vorgestoßen und die Brustklappen rot gefüttert.

Der Überrock war länger als der Paletot.

Die Knopfreihen waren bis 1896 schräg gesetzt. Ab 1888 (12.07.) sollten am Überrock keine Epauletten getragen werden. Deshalb fielen hier auch die Passanten auf den Schultern fort.

Offizier im Überrock mit dem IOD 89. Fotograf: W. Höffert/ Berlin. Aufnahme vor 1896.
Hauptmann aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 (Münster) im Überrock mit dem Degen alter Art. Dieser wurde wie beim Waffenrock durch eine Tasche im Schoß gesteckt. Ab 1889 verschwand der Degenschlitz. Fotograf: Heinrich Arnemann/ Münster. Fotoaufnahme um 1880.
Offizier im Überrock (Erich Eckmann) aus dem 5. Lothringischen Infanterie-Regiment Nr. 144 im Überrock. Originale KAB. Fotograf: Zimmermann/ Mörchingen. Der abgelichtete Offizier diente ab 1894 (bis mindestens 1914) in dem genannten Regiment.
Leutnant im Überrock mit dem am 22.03.1889 eingeführten IOD. Fotograf: Arthur Schreiber/ Marienwerder. Fotoaufnahme um 1900.

Mantel und Umhang konnten von Offizieren (ohne Tornister) gerollt und en bandoulierè getragen werden.

Ab 1899 (15.05.) führten die Offiziere zusätzlich einen grauen – ärmellosen – Umhang. Er durfte auch über dem Paletot getragen werden. Fotograf: Oscar Tellgmann/ Eschwege. Fotoaufnahme 1908.

Der Umhang hatte einen Kragen wie der alte Mantel. Innen waren Taschen erlaubt. Am Kragen konnte eine Kapuze geknöpft werden.

Offiziere im Kaisermanöver 1908 auch mit Umhang. Fotograf: Oscar Tellgmann/ Eschwege. Fotoaufnahme 1908
Offizier im pelzgefütterten Umhang. Pelzkragen und – brustfutter waren - auch am Paletot - nur außer oder zum kleinen Dienst erlaubt (VO vom 03.03.1848).

Besonderheiten der Offiziers-Uniform - Beinkleider

Offiziere zu Pferd trugen nie die weißen, sondern die (dunklen) Tuchhosen.

Die Offiziere hatten auch weiße Leinenhosen. Sie glichen den Hosen der Mannschaften. Der Schnitt war stets eng, erst ab 1895/96 wurde eine losere Form gestattet bzw. vorgegeben.

Offiziere durften nur zum Turnen eine Drillichhose tragen, diese wurde dann auch angestrippt.

Offiziere im Überrock in lockerer Runde beim Umtrunk. Mittelgroßes originales Foto.

Seit 1871 (23.11.) hatten auch die Offiziere die schwarze Hose (der Mannschaften) aus Tuch. Die Hosen werden hier über den Schuhen getragen, die Stege sind teilweise gut erkennbar. Fotograf: B. Berger/ Hannover.

Obige Fotoaufnahme datiert nach 1896, da die Knöpfe der Überröcke schon nicht mehr schräg angebracht sind-

Subaltern-Offizier aus dem III. Bataillon eines Garde-Regiments zu Fuß (oder aus dem Garde-Füsilier-Regiment) in Paradeuniform. Undatierte Fotoaufnahme, um 1914

Die Offiziere hatten auch weiße Leinenhosen (auf dem obigen Foto angestrippt). Sie glichen den Hosen der Mannschaften. Der Schnitt war stets eng, erst ab 1895/96 wurde eine losere Form gestattet bzw. vorgegeben.

Besonderheiten der Offiziers-Uniform - Handschuhe

Offiziere hatten Handschuhe im Dienst oder außer Dienst anzuziehen, sobald die Waffe zum Anzug gehörte. Zum Paradeanzug bei Besichtigungen, zur Kirche und ähnlichen Veranlassung durften aber weiße Wollhandschuhe nicht getragen werden. Graue Handschuhe durften nur im Felde getragen werden. Zu Bällen waren Glacéhandschuhe erlaubt.

Laut der Bekleidungsvorschrift vom 28.05.1896 bestanden die weißen Handschuhe aus Waschwildleder bzw. Woll- oder Baumwollstoff. Verschlossen wurden sie durch ein bis zwei Knöpfe und Knopflöcher.

Unteroffiziere hatten weißlederne Fingerhandschuhe, bis zum Jahre 1867 daneben auch Handschuhe aus Tuch.

Reserve-Offizier der Infanterie im Paletot mit Lederhandschuhen. Originale KAB.

Besonderheiten der Offiziers-Uniform- Schärpe und Feldbinde

Die Schärpe war das Abzeichen der Offiziere zum Paradeanzug. Sie wurde bereits seit dem 17. Jahrhundert getragen.

In der Alten Armee bestand sie aus silbernem Band, welches in den Landesfarben durchwirkt war und in zwei Quasten mit Fransen endigte.

Offizier aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 (Münster) in Paradeuniform mit umgehängtem Mantel. Die Degenscheide ist noch ungeschwärzt. Fotograf: F. Hundt Nachfahren/ Münster. Fotoaufnahme vor 1905.
Subaltern-Offizier der Reserve im Paradeanzug mit angelegter Schärpe. Fotograf: P. Bachman/ Dieuze i. L., Originale Fotokarte um 1913.

Zunächst wurden Schärpen zum Manöver nicht mehr angelegt, ab 1896 (26.10.) wurde eine neue – praktischere – Binde für den Feldgebrauch eingeführt. Diese blieb nun bis zum 1. Weltkrieg das hauptsächliche Dienstabzeichen der Offiziere.

Die Feldbinde bestand aus dem vorgenannten Schärpenband und hatte ein rundes (silbernes oder goldenes) Schloss.

Das Feldbindenschloss trug – je nach Kontingent – unterschiedlichen Zierrat, zumeist Namenszüge oder in Bayern die bayerische Königskrone.  Es war je nach der entsprechenden Knopffarbe silbern oder golden. Sanitätsoffiziere trugen keine Feldbinde bzw. Schärpe.

(Reserve-) Offiziere aus einem Garde-Regiment zu Fuß im Dienstanzug. Fotoaufnahme um 1910. Auf dem Griff des Degens ist der Gardestern zu sehen.
Offiziere (auch der Reserve) der Linie im Dienstanzug auf dem Truppenübungsplatz Sennelager.. Fotograf: Ernst Topp/ Sennelager bei Paderborn. Fotoaufnahme um 1910.

Im Jahre 1848 (01.05.) wurde die breitere Adjutantenschärpe eingeführt.

Adjutant (Kurt von Spies, + 1897) aus dem Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpreußisches) Nr. 1 (Königsberg i. Ostpreußen) in Paradeuniform, noch mit geöffneten untersten Pattenknopf. Fotograf: Gottheil & Sohn/ Königsberg.

Die Schärpe der Adjutanten wurde en bandouliere zur linken Hüfte hingetragen.

Dekorierter Offizier und Adjutant im Dienstanzug. Originale cdv. Fotograf: W. Höffert/ Breslau.
Offizier (Leutnant) als Adjutant aus dem 1. Hannoverschen Infanterie-Regiment Nr. 74 (Hannover). Originale cdv. Fotograf: Berger /Hannover. Rückseitig datiert: 1910.
General mit Regiments- (links) und Generaladjutant (rechts) beim Kaisermanöver 1907. Beide Adjutanten sind durch die besondere Schärpe gekennzeichnet. Beachtenswert ist die besondere Kragenstickerei des Generaladjutanten. Fotograf: Oscar Tellgmann/ Eschwege.

Besonderheiten der Offiziers-Uniform - Fußbekleidung (Schuhe und Stiefel)

Offiziere trugen im Feldzug 1864 gern bis an die Oberschenkel reichende weiche Stiefel,. Diese wurden auch von unberittenen Offizieren getragen.

Berittene Offiziere hatten ab 1888 (07.06.) Kniestiefel zu tragen. Die unberittenen Offiziere konnten sich an dem Schuhwerk der Mannschaften orientieren.

Ab 1895 (26.01.) hatten Offiziere zum Dienstanzug hohe Stiefel aus weichem Leder zu tragen.

Besonderheiten der Offiziers-Uniform - Tornister und Ferngläser

Für die unberittenen Offiziere wurden schon 1809 kleinere schwarze Ledertornister befohlen. Seit 1888 (23.08.) brauchte der Kompanieführer ihn nicht mehr tragen.

Auf dem Offizierstornister wurde der Mantel bzw. Umhang nicht aufgeschnallt, später aber ebenso wie bei den Mannschaften um die 3 Seiten des Tornisters gelegt

Offiziere verschiedener Regimenter im Kaisermanöver, teilweise im Paletot oder mit Umhang. Fotograf: Oscar Telgmann/ Eschwege. Fotoaufnahme 1912.
Ausschnitt aus dem Bild darüber.
Offiziere des Infanterie-Regiments Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin (4. Brandenburg.) Nr. 24 (Neuruppin). Die beiden Offiziere links tragen den Offizierstornister. Fotograf: Franz Tellgmann/ Mühlhausen in Thüringen.

Das Fernglasfutteral wurde rechts getragen. Vor 1896 war diese Trageweise nicht vorgeschrieben bzw. freigestellt.

Offizier der Reserve im Dienstanzug mit umgehängtem Fernglas. Fotograf: Julius Graetz/ Dörnitz. Fotoaufnahme um 1910.
Offizier mit zwei feldmarschmäßig ausgerüsteten Infanteristen beobachtend am Waldrand. In der rechten Hand hält der Offizier ein Fernglas. Fotoaufnahme Truppenübungsplatz Elsenborn 1913.
Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften wohl aus dem Infanterie-Regiment von Lützow (1. Rheinisches) Nr. 25 (Aachen) bei einer Felddienstübung. Bei einem Offizier (Mitte) sind Fernglas und das entsprechende Futteral sichtbar. Fotoaufnahme 1912. Ausschnitt.

XVII. Die Uniform der Spielleute

Bei der Infanterie gab es neben den eigentlichen Militärmusikern auch Spielleute ausgestattet mit Trommeln, Pfeifen und Hörnern.

Sie hatten Signale zu geben bzw. Ausbildung und Marsch durch Musik zu untermalen.

Sie ergänzten sich aus dem Regiment bzw. dem Bataillon, galten nicht als Militärmusiker, wobei diese aber – z. B. bei Paraden – durchaus mit den Musikkorps zusammenwirkten.

Bataillonstambour mit den Spielleuten aus dem Infanterie-Regiment Graf Barfuß (4. Westfälisches) Nr. 17 (Mörchingen).
Musikmeister der preußischen Infanterie im Dienstanzug. Originale Fotokarte. Fotograf: Horst Dienz/ Hagenau im Elsaß. Gelaufen am 13.08.1913.
Militärisches Gruppenfoto. Anwesend sind auch einige Musikmeister (der Infanterie). Originales Foto ohne Datum und Ort.
Hoboist im Range eines Feldwebels im Dienstanzug. Originales KAB. Fotograf: Taggesell/ Dresden-Striessen.

Jedes Regiment (bzw. selbständiges Bataillon) der Alten Armee hatte ein Musikkorps.

Großformatiges Foto eines preußischen Tambours mit Trommlern und Pfeifern. Links ein Offizier im Überrock. Foto wohl vor 1897.

Bei den berittenen Truppen (nicht Train) wurde es Trompeterkorps genannt.

Die Musikkorps wurden von Stabshoboisten bzw. Stabstrompetern geleitet. Sie waren in der militärischen Hierachie den Feldwebeln bzw. Wachtmeistern vergleichbar.

Hornist der preußischen Infanterie. Originale undatierte Fotokarte. Fotograf: Heinrich Maier/ Mülheim a. Rh.

Angehörige der Musikkorps hießen Hoboisten, bei den berittenen Truppen Trompeter.

Diese ergänzten sich aus Freiwilligen mit musikalischen Ambitionen, die für eine bestimmte Anzahl von Jahren in das Militär eintraten.

Neben ihrem Dienst im Musikkorps wurden sie nur reduziert ausgebildet (Schießdienst, Reitdienst).

Musiker aus dem Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3 (Charlottenburg) im Dienstanzug. Die Helme werden durch Helmüberzüge verdeckt. Bei den Gardeformationen hatten die Schwalbennester Fransen. Die Helmüberzüge trugen bei der Garde-Infanterie kein Abzeichen. Fotopostkarte ohne Ort und Datum (um 1910).

Der große Tambourstock bestand aus braunem Holz bestand und einen großen Kugelkopf und besaß eine Spitze aus Messing. Der Tambourstock war zudem mit einer gelben Quastenschnur umwickelt.

Die Schnur wurde auch aus Gold oder Silber gefertigt.

Schon früher hing die ursprünglich viel höhere Trommel an einem breiten Bandelier, zunächst angebunden, dann – ab 1834 – angehakt.

Spielleute mit Tambour aus dem Prinz Infanterie-Regiment Friedrich der Niederlande (2. Westf.) - Minden.

Mit der neuen flachen Trommel wurde das hier sichtbare weißlederne Kniefell gebräuchlich, obwohl bereits schon frühe braune oder auch weiße (zur Parade) Kniefelle zum Schutz des Waffenrockes bzw. der Hose benutzt wurden.

Neben dem Signalhorn führten die Hornisten noch eine Pfeife im Futteral mit sich.

Die Pfeife wurde links vor dem Seitengewehr getragen.

Schon 1854 (03.08.) wurde die Trommel flacher. Sie wurde nun mittels einer Schere in Adlerform am Koppel befestigt.

Gruppenfoto auch Spielleuten im Mantel. Originale Fotokarte vor 1914.

Die Musiker waren durch so genannte Schwalbennester gekennzeichnet. Diese wiesen 8 Längs- und 1 Querbalken aus weißer Borte auf.

Schwalbennester waren aus den wulstartigen Verstärkungen der Ärmelausschnitte des Uniformrockes im 17. Jahrhundert entstanden.

Das Grundtuch der Schwalbennester war von der Farbe des Kragens. Der Besatz war grundsätzlich weiß, die Regimenter mit gelben Litzen hatten aber gelben Bortenbesatz.

Gefreiter als Spielmann aus dem Infanterie-Regiment von Groeben (2. Rheinisches) Nr. 28 (Ehrenbreitstein/ Coblenz-Metternich/ Coblenz). Fotograf: Cornel Classens/ Bonn. Fotoaufnahme um 1885.
Hornist oder Trommler aus dem 1. Masurischen Infanterie-Regiment Nr. 146 (Allenstein) im Waffenrock mit Schwalbennestern. Fotograf: W. Roth/ Berlin. Fotoaufnahme 1904.
Spielmann eines Garde-Regiments zu Fuß im Ausgehanzug. Gut zu sehen sind die langen Fransen an den Schwalbennestern. Fotograf: E. Postlep/ Berlin. Fotoaufnahme um 1900.
Spielmann aus dem 8. ostpreußischen Infanterie-Regiment Nr. 45 (Insterburg/ Darkehnen) im Ausgehanzug. Fotograf: Atelier Kurella/ Insterburg.
Spielmann aus dem Infanterie-Regiment Markgraf Karl (7. Brandenburgisches) Nr. 60 (Weißenburg im Elsass) im Ausgehanzug. Fotograf: Franz Buecheler/ Weißenburg. Fotoaufnahme 1912.
Preußischer Spielmann. Originale Bleistiftzeichnung von Otto von Faber du Faur (1828 - 1901).

Anmerkungen zur obigen Zeichnung.

Er war der Sohn des württembergischen Generalmajors und Schlachtenmalers Christian Wilhelm von Faber du Faur (1780–1857) und dessen Ehefrau Magarethe, geborene von Hierlinger (1788–1846). Auch Otto von Faber du Faur war württembergischer Offizier und Maler.

Schon 1854 (03.08.) wurde die Trommel flacher. Sie wurde nun mittels einer Schere in Adlerform am Koppel befestigt.

Die Trommeln hatten einen Messingkessel mit einer Höhe von 13 cm und einen Durchmesser von 36 cm. Oben und unten waren hölzerne Trommelreifen angebracht, die innen weiß angestrichen und außen mit 25 weißen und farbigen Dreiecken (in Preußen weiß-rot) verziert waren.

Um den Kessel befanden sich Spannschrauben. 

Bei den Gardeformationen hatten die Schwalbennester Fransen. Die Helmüberzüge trugen bei der Garde-Infanterie kein Abzeichen.

Kapelle eines Infanterie-Regiments an der Spitze der Regimentskolonne. Fotoaufnahme Coeln 1914.
Der Leiter eines Musikkorps (Stabshoboist) führt dasselbe und die Spielleute eines Infanterie-Regiments auf dem Truppenübungsplatz Elsenborn vor. Fotograf: Alexander Herld/ ebd. Fotoaufnahme 1914.
Bataillonstambour mit Hornisten und Trommlern auf dem Truppenübungsplatz Hagenau. Fotograf: Paul Kallenbach/ ebd. Fotoaufnahme 1912.
Spielleute aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 (Münster) vor Wellblechunterkunft auf dem Truppenübungsplatz Sennelager bei Paderborn.

Bei Hoboisten bzw. Hilfsmusikern bestand der Besatz der Schwalbennester aus Unteroffiziertresse.

Preußischer Hoboist der Infanterie (Infanterie-Regiment Graf Bülow von Dennewitz (6. Westf.) Nr. 55 - Detmold, Höxter und Bielefeld) im Ausgehanzug. Originales schmales Kabinettfoto.
Hoboist mit Blasinstrument und Lyra. Originale cdv.
Musiker wohl aus dem 2. Ober-Elsässischen Infanterie-Regiment Nr. 171 (Colmar im Elsass) mit Trompete. Fotograf: E. Volkmann/ Colmar im Elsass
Spielmann (links) und Hoboist (rechts) aus dem Infanterie-Regiment Vogel von Falkenstein (. Westfälisches) Nr. 56 (Wesel/ Cleve) mit Musikinstrumenten. Fotoaufnahme Cleve 1908.

Am 27.01.1902 ergingen für Gestaltung des auf türkische Vorbilder zurück gehenden Schellenbaums vereinheitlichende Vorschriften.

Atelieraufnahme eines Hoboisten mit Schellenbaum. Der Schellenbaumträger gehört zur Musikkapelle des 4. Hannoverschen Infanterie-Regiment Nr. 164 (Hameln/ Holzminden).

Anmerkungen zum obigen Foto.

Gut zu sehen ist das Bandelier zum Tragen des Schellenbaumes. Fotograf: W. Höfert Nachfahren/ Hannover. Fotoaufnahme um 1910.

XVIII. Reitausrüstung

Bei der Kavallerie und der (reitenden) Feldartillerie wurden den Leutnants/ Oberleutnants Pferde überwiesen, die im Laufe der Zeit in deren Eigentum übergingen.

Die Offiziere der fahrenden Batterien der Feldartillerie bekamen Dienstpferde. Die Kavallerie überwies dem Train besondere Offizierspferde.

Die restlichen - rationsberechtigten - Offiziere mussten sich die Pferde selbst anschaffen, erhielten aber Pferdegelder. Höhere Offiziere mussten sich die Pferde auch selbst anschaffen, bekamen aber keine Zuschüsse.

Marschierende Infanterie. An der Spitze die Offiziere zu Pferde. Originales großformatiges Foto.

Soweit bei den Fußtruppen die Offiziere beritten waren, trugen diese hohen Stiefel, den Degen stets am Pferd.

Bei der Infanterie galten in Preußen aber nur die Stabsoffiziere, Adjutanten und Hauptleute (ab 1888) als dienstlich beritten. Nur diese führten auch eine Paradeüberdecke, die übrigen benutzten eine Dienstdecke zum Unterlegen (anders z. B. bei der Infanterie in Sachsen, auch anders bei der Kavallerie).

Offizier und Adjutant zu Pferde.

Die Paradeüberdecken zierten oft besondere Embleme, insbesondere bei den Gardeformationen.

Seit 1875 gab es in der preußischen Armee ein einheitliches Reitzeug mit braunen Lederteilen für Offiziere. Abkommandierungen zum Reitunterricht bei Offiziers-Reitschulen (Hannover) waren möglich. 

Offizier und Adjutant aus dem 1. Ober-Elsässischen Infanaterie-Regiment (Kassel/ Mühlhausen in Thüringen bei einer Felddienstübung).

XIX. Besonderheiten der Montierung der Radfahrer

Bereits vor 1913 waren bei allen Waffengattungen auf Bataillonsebene einige Fahrräder für wenige Radfahrer vorhanden, erst ab 1913 entstanden selbständige Radfahrer-Kompanien.

Fahrräder fanden insoweit schon vor 1914 in der Alten Armee vielfältig Verwendung, so zur Übermittlung von Befehlen und Meldungen, zur Verwendung im Relaisdienst, zur Verbindung zur Infanteriespitze mit dem Vortrupp, als Ersatz für Kavallerie bei allein marschierender Infanterie, zur Verwendung der einzelnen Glieder der Vorposten und als Quartiermacher. Es gab sogenannte Kriegsfahrräder und Lernräder Da die Radfahrer aber auf feste Straßen und Wege angewiesen waren, konnten sie Meldereiter nicht – vollständig - ersetzen.

Schon früh achtete man auf eine an die Praxis angepasste Kleidung und Ausrüstung des Radfahrers, d. h. üblich waren Schirmmütze mit Kinnriemen und Überzug, Litewka mit eingenähter Halsbinde, Trikotjacke, Stiefelhose mit Ledergamaschen, Schnürschuhe, Umhang von wasserdichtem grauen Manteltuch mit Kapuze, Feldflasche, Brotbeutel, Leibriemen mit Meldetasche. Tornister und Mantel wurden durch die Bagage transportiert.

Soldaten aus dem 2. Lothringischen Infanterie-Regiment Nr. 131 (Mörchingen/ Lothingen), u. A. Radfahrer in Litewka mit Rucksack und Gamaschen nebst umgehängten Karabiner. Hier (noch) mit Pickelhaube und Überzug. Originale Fotokarte, rückseitig datiert: 21.11.1906 (von der Probe-Moblimachung).
Studioaufnahme eines Radfahrer mit Feldmütze und Litewka nebst Karabiner. Fotograf: Hans Graetz/ Mainz. Undatiert. Vor 1914.
Studioaufnahme eines Radfahrer mit Feldmütze und Litewka nebst Karabiner. Fotograf: Wilhelm Köppelmann/ Paderborn. Undatiert. Vor 1914.
Aufnahme aus einem Manöver. Offizier der Feldatillerie, Feldartillerist zu Pferd mit Karte und Fahrradfahrer. Originale Fotokarte.

XX. Zelt- und Schanzzeug

Seit 1892 (14.02.) gab es auch eine tragbare Zeltausrüstung, die über dem Mantel geschnallt wurde. Es handelte sich um eine Zeltbahn und Pflöcke in einem Zeltzubehörbeutel. Aus dieser Zeltausrüstung konnten Schutzdächer z.B. für 2 Mann oder auch Mannschaftszelte zusammengestellt werden.

Große Rundzelte wurden bei großen Truppenübungen benutzt wurden und mit der Bagage nachgefahren.

Zeltlager der 5. Kompanie des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80 (Wiesbaden/ Bad Homburg vor der Höhe) in Main (Kästrich).
Lagerszene auch mit Soldaten des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80 (Wiesbaden/ Bad Homburg vor der Höhe) in Main (Kästrich). Fotograf: Julius Gross/ Mainz. Fotoaufnahme 1895.
Zeltlager der Infanaterie mit Rundzelten. Originale KAB. Fotograf: Karl F. Wunder/ Hannover. Um 1881.
Garde-Schützen im Biwak mit einem aus Zeltbahnen gefertigten Schutz. Fotograf: Atelier F. Jantsch/ Berlin Schöneberg. Fotoaufnahme 1908.

XXI Zur Bewaffnung : Handfeuerwaffen und Patronentaschen sowie Blankwaffen

Da das Zündnadelgewehr noch eine relativ geringe Schussweite aufwies und recht schwer war, wurde 1872 (22.03.) das Gewehr M 71 eingeführt. Es war von den Gebrüdern Mauser konstruiert worden.

Relativ frühe Aufnahme preußischer Infanteristen in feldmarschmäßiger Montierung. Als Bewaffnung dient wohl das Gewehr M 71/84.

Das Gewehr M 71/ 84 wurde als das für die Fußtruppen einheitliche Modell bestimmt. Mit dem Gewehr M 71 wurden Metallpatronen üblich. Es war 1,35 m lang und der Kaliber kleiner (11 mm).

Die Jäger bzw. Schützen und die Pioniere erhielten später die etwas kürzere Büchse M 71. Sie hatte nur einen Ring. Foto ohne Ort und Datum, um 1860.

Zwei Gardisten (Einjährig-Freiwillige) in Paradauniform mit dem Gewehr M 88. Originale KAB. Fotograf: Ernst Tepper/ Berlin. Umseitig datiert: Berlin, den 04.03.1895.

Mit VO vom 09.11.1888 wurde das Gewehr M 88 eingeführt. Es gestattete das gleichzeitige Laden von 5 Patronen (in einem Rahmen). Hierfür war es mit einem Kasten ausgestattet.

Das Gewehr M 88 wurde durch das Modell M 98 abgelöst, welches ein wenig länger war. Die Patronen steckten nun in einem Metallstreifen. Fotoaufnahme 1908.

Seit 1896 wurde das Lederfutteral links vom Schloss der Feldbinde getragen.

Der Revolver wurde schließlich durch die Pistole 08 abgelöst.

Pistolenschützen bewaffnet mit der Pistole 08. Originale Fotokarte aus dem Jahr 1911.

Seit 1850 wurden kleine Patronentaschen üblich, die vorn an weißen (wie hier) oder schwarzen Schlaufen am Gürtel links und rechts neben dem Koppelschloss getragen wurden.

Sie fassten jeweils 20 Patronen. War der Tornister unbepackt, wurde zumeist nur eine Patronentasche getragen.

Das Modell 1874 nahm die Patronen einzelnen in Lederhülsen und nicht mehr in Päckchen auf. Sie war nach vorn zu öffnen.

1808 behielten die Offiziere den Degen. Der Degen im altpreußischen Stil hatte eine Lederscheide mit Beschlag aus Messing. Der Bügel der Waffe war vergoldet und der Griff mit Silberdraht umsponnen. Die Klinge war sechskantig.  

Am Griff des Degens (bzw. Säbels) wurde ein silbernes mit schwarzer Seide durchwirktes Portepee an einem entsprechenden Band getragen.

Frühe Aufnahme eines Offiziers aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westf.) Nr. 13 (Münster) im Dienstanzug. Originales Foto um 1871.

Seit Anfang der 20iger Jahre waren die Quasten des Portepees geschlossen.  

Der Degen wurde seit Einführung des Waffenrockes durch einen Schlitz links im Schoss gesteckt (A.K.O. vom 04.05.1843).

Frühe Aufnahme eines Offiziers aus dem Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westf.) Nr. 13 (Münster) im Überock. Foto um 1871.

Ab 1888 (22.03.) wurde für alle Offiziere der Fußtruppen ein einheitliches Degenmodell eingeführt. Es zeigte einen in den Korb eingearbeiteten Adler und auf dem Griff den verschlungenen königlichen Namenszug.  

Subaltern der Infanterie im Dienstanzug. Originale KAB.

Am 15.06.1905 wurde befohlen, dass zukünftig alle Stahlscheiden zu schwärzen bzw. dunkel zu färben sind. Seit 1910 (14.12.) fiel der untere Ring der Degenscheide fort. Der Grund hierfür war die Abschaffung des Schleppriemens.

Der IOD 89 Ausschnitte aus verschiedenen originalen Fotos).

Garde-Offizier im Überrock mit Degen. Originale KAB: Fotograf: Emil Zoepke/ Spandau.

XXII. Maschinengewehr-Kompanien

Siehe den separaten Beitrag zu Maschinengewehr-Kompanien und Maschinengewehr-Abteilungen.

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