Die Stadt Münster als königlich-preußische Garnison 1813 - 1918
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Münster wird die Hauptstadt der Provinz Westfalen.
Am 07.11.1813 besetzten russische Truppen im Zuge der Befreiungskriege die Stadt Münster, damit war das französische Intermezzo beendet. Es wurde ein preußisches Militärgouvernement eingesetzt und im Zuge der Neuordnung Europas nach den Napoleonischen Kriegen wurde Münster im Jahre 1815 die Hauptstadt der neuen preußischen Provinz Westfalen. Münster wurde zugleich Sitz des Generalkommandos des VII. Armeekorps und blieb Garnisonstadt mit einem zahlreichen Militär.
1817 hatte Münster insgesamt 15000 zivile und ca. 2000 militärische Einwohner, 1873 waren es 21500 Einwohner und 3250 Militärpersonen und im Jahre 1900 60000 Einwohner und 3700 Militärpersonen. Schließlich zählte die Stadt Münster im Jahre 1913 mittlerweile 96000 zivile und 5250 militärische Einwohner.
Der Anteil der militärischen Bevölkerung betrug im Jahre 1816 13,2 % und im Jahre 1840 11,2 %.
Im Zuge der späteren Eingemeindungen und dem deutlichen Anwachsen der Zivilbevölkerung sank allerdings der Anteil der Einwohner aus dem militärischen Kontext im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung von Münster.
Gründung des Generalkommandos.
Das 1815 gegründete Generalkommando im Herzogtum Westfalen hieß ab 1816 Generalkommando von Westfalen.
Ab 1820 führte es die Bezeichnung Generalkommando des 7. Armeekorps.
Die kommandierenden Generäle in Münster.
An der Spitze eines Armeekorps stand jeweils ein kommandierender General. Dieser residierte in Münster.
Die in Münster kommandierenden Generäle waren im Laufe der Zeit folgende:
Generalleutnant Levin Karl v. Heister (ab 1815)
Generalleutnant Johann Adolf v. Tielmann (ab 1815)
Generalleutnant Heinrich Wilhelm v. Horn (ab 1820)
Generalleutnant Friedrich Karl Ferdinand Frhr. V. Müffling (ab 1829)
General Ernst Adolph Heinrich v. Pfuel (ab 1838)
Generalleutnant Karl Graf v. d. Gröben (ab 1848)
General der Kavallerie Ludwig Frhr. Roth v. Schreckenstein (ab 1853)
General der Infanterie Karl Anton Fürst v. Hohenzollern-Sigmaringen (ab 1858)
Generalleutnant Eduard v. Bonin (ab 1858)
Generalleutnant Henrich Georg Eduard v. Schlegell (ab 1858)
General der Infanterie Eberhard Herwarth v. Bittenfeld (ab 1860)
General der Infanterie Eduard Vogel v. Falkenstein (ab 1865)
General Heinrich Adolf v. Zastrow (ab 1866)
General der Kavallerie Wilhelm Graf zu Stolberg-Wernigerode (ab 1871)
General der Kavallerie Karl Friedrich Wilhelm v. Witzendorf (ab 1882)
General der Kavallerie Emil Heinrich Ludwig v. Albedyll (ab 1888)
General der Infanterie Max Robert v. Goetze (ab 1893)
General der Infanterie Kajetan Viktor Hugo v. Mikusch-Buchberg (ab 1897)
Generalleutnant Frhr. Ernst Friedrich Wilhelm v. Bülow (ab 1900)
General der Kavallerie Frhr. Moritz Ferdinand v. Bissing (ab 1901)
General der Kavallerie Friedrich v. Bernhardi (ab 1907)
General der Kavallerie Karl v. Einem gen. V. Rothmaler (ab 1909)
General der Infanterie v. Claer (ab 1914)
General der Infanterie v. Francois (ab 1915)
Generalleutnant v. Woyna (ab 1918)
Es folgen die Kurzbiographien der kommandierenden Generale.
Generalleutnant Levin Karl v. Heister (ab 1815)
Der spätere Generalleutnant Levin Karl von Heister wurde am 22.05.1757 in Homberg geboren.
Er gehörte der hessischen Linie des Adelsgeschlechts von Heister an.
Im Jahre 1798 trat er in preußische Dienste, und zwar als Eskadronchef im Dragoner-Regiment von Voß.
Bereits vorher hatte v. Heister in der hessischen Kavallerie gedient.
1810 erfolgte die Ernennung zum Militärgouverneur für das Gebiet Rhein und Weser. In diesem Jahr war Heister auch zum Generalmajor ernannt worden.
1815 wurde er zum ersten kommandierenden General in Westfalen befördert, musste aber schon im Folgejahr wegen Krankheit die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger abgeben.
Er verstarb am 02.07.1816 in Karlsbad.
Generalleutnant Johann Adolf v. Tielmann (ab 1815)
Im Jahre 1815 folgte Generalleutnant Johann Adolf v. Tielmann als kommandierender General nach.
Er war im April 1765 in Dresden geboren worden und diente zunächst (ab 1780) im sächsischen und dann (ab 1813) im russischen Heer.
Am 09.04.1815 trat v. Tielmann in preußische Dienste über und kämpfte erfolgreich bei Ligny (16.06.1815) und Wavre (18.06. bis zum 19.06.1815) gegen die französische Nordarmee.
Am 30.10.1815 wurde er Kommandierender General des VII. Armeekorps (Sitz in Münster) ernannt.
Generalleutnant v. Tielmann (zuletzt General der Kavallerie) starb 10.10.1824 in Koblenz.
Generalleutnant Heinrich Wilhelm v. Horn (ab 1820)
Bereits im Jahre 1820 übernahm Generalleutnant Heinrich Wilhelm v. Horn die Funktion als Kommandierender General in Münster.
Heinrich Wilhelm von Horn wurde am 31.10.762 in Warmbrunn (Fürstentum Schweidnitz) geboren.
Er trat am 25.03.1778 als Gefreiterkorporal in das altpreußische Infanterieregiment „von Luck“ (No. 53) ein. Zuvor hatte er die Kadettenanstalt in Berlin besucht. Es folgte die Teilnahme am sogenannten Bayerischen Erbfolgekrieg (1778-79). Im Feldzug gegen Polen (1794-95) war er als Adjutant dem General Franz Andreas von Favrat (* 04.09.1733 in Bellevaux/ Savoyen; † 05.09.1804 in Glatz) zugeteilt. Horn konnte sich in der Schlacht von Rawka sowie bei der Belagerung von Warschau auszeichnen.
In der neu-preußischen Armee befehligte er im unseligen Feldzug gegen Russland (1812) eine Brigade innerhalb des preußischen Hilfskorps unter General Yorck von Wartenburg. In gleicher Funktion kämpfte v. Horn im Jahre 1813 bei Möckern, Königswartha/Weißig und Bautzen und bewährte sich als hervorragender Truppenführer.
Durch seine spezielle Art wurde er auch zu einer volkstümlichen militärischen Berühmtheit. Für seine Verdienste in den vorgenannten Kämpfen erhielt am 08.12.1813 das Eichenlaub zum Pour le Mérite verliehen.
Ab dem 03.10.1815 war v. Horn Kommandant von Magdeburg, ferner ab dem 23.11.1815 auch Inspekteur der Landwehr in seinem Regierungsbezirk.
Der zwischenzeitlich zum Generalleutnant beförderte v. Horn wurde schließlich im Jahre 1820 zum Kommandierenden General des VII. Armee-Korps ernannt.
Hier kritisierte er aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes vieler Rekruten die weit verbreitete Kinderarbeit. Aus dieser Kritik folgten im Jahre 1839 die Kinderarbeit einschränkende staatliche Maßnahmen. Mit dem Preußischen Regulativ vom 09.03.839 (= Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken) wurden erstmalig in Deutschland Bestimmungen zum Arbeitsschutz erlassen.
Generalleutnant Heinrich Wilhelm v. Horn starb im Jahre 1829 (31.10.) in Münster.
Generalleutnant Friedrich Karl Ferdinand Frhr. V. Müffling (ab 1829)
Friedrich Karl Ferdinand Frhr. v. Müffling wurde am 12.06.1775 in Halle (Saale) geboren und verstarb am 16.01.1851 in Erfurt.
Der spätere preußische Generalfeldmarschall (1847) war auch als Militärschriftsteller sowie Vermesser und Karthograph tätig.
Im Jahre 1820 wurde er Chef des Generalstabs und ab 1832 kommandierender General des VII. Armeekorps. 1837 wurde v. Müffling Gouverneur von Berlin. Von 1838 bis 1844 war er auch Präsident des Preußischen Staatsrats.
General Ernst Adolph Heinrich v. Pfuel (ab 1838)
Der spätere preußische General der Infanterie Ernst Adolph Heinrich v. Pfuel wurde am (03.11.1779 auf dem Gut Jahnsfelde in der märkischen Schweiz geboren und verstarb am 03.12.1866 in Berlin.
Bereits mit 13 Jahren trat in die Preußische Kadettenanstalt ein und wurde im Jahre 1797 Fähnrich in einem preußischen Infanterie-Regiment.
Nach dem Niedergang der altpreußischen Armee war er - wie viele andere entlassene preußische Offiziere - zeitweise in österreichischen und russischen Diensten. So diente er als Kommandeur des 1. Infanterieregiments in der Russisch-Deutschen Legion.
Zurück gekehrt in die preußische Armee war v. Pfuel im preußischen Generalstab tätig und wurde im Jahre 1818 Chef des Generalstabs des VIII. Armee-Korps in Koblenz.
Ab 1837 wurde er kommandierender General des VII. Armeekorps.
1848 wurde v. Pfuel preußischer Ministerpräsident und (für 48 Tage) Kriegsminister. Vorher war er Gouverneur von Berlin gewesen.
Seine liberale politische Haltung im sogenannten Vor-März (März-Revolution) wurde ihm allerdings verübelt und so nahm er am 01.11.1848 seinen Abschied. 1858 wurde v. Pfuel allerdings in das Herrenhaus berufen.
Der General Ernst Adolph Heinrich v. Pfuel hat sich insbesondere um den Militärsport verdient gemacht und führte z. B. den Schwimmunterricht für die Soldaten ein.
Generalleutnant Karl Graf v. d. Gröben (ab 1848)
Generalleutnant (General der Kavallerie) Karl Graf v. d. Gröben wurde am 17.09.1788 in Schrengen im Kreis Rastenburg geboren und verstarb am 13. 07.1876 auf dem Gut Neudörfchen bei Marienwerder.
Graf v. d. Groeben trat mit 18 Jahren in die preußische Armee ein und zeichnete sich im Feldzug gegen die französische Armee im Jahre 1806 besonders aus.
Ab dem Jahre 1812 war er in russischen Diensten und nahm an den Schlachten von Lützen (02.05.1813) und Bautzen (20./21.05.1813) teil.
Wieder im preußischen Dienst, diente v. d. Gröben im Generalstab und wurde 1817 Chef des Generalstab des II. Armee-Korps.
Ab 1829 war er Adjutant des Kronprinzen.
Ab 1852 wurde v. d. Groeben Kommandierender General des VII. Armee-Korps und 1853 des Gardekorps. Ab 1854 wurde er in das Herrenhaus berufen.
Am 01. 06.1858 aus dem aktiven Dienst ausgeschieden, blieb er noch Generaladjutant des Königs.
General der Kavallerie Ludwig Frhr. Roth v. Schreckenstein (ab 1853)
Der preußische General und zeitweise Kriegsminister Ludwig Johann Karl Gregor Eusebius Freiherr Roth von Schreckenstein wurde am 16.11.1789 in Immendingen geboren. Er verstarb am 30.05.1858 in Münster.
Zunächst als Page im sächsischen Dienst wurde v. Schreckenstein im Jahre 1809 Offizier im sächsischen Kürassierregiment von Zastrow und kämpfte im russischen Feldzug Im Jahre 1812 u. A. in der Schlacht von Borodino.
Am 15.05.1815 wechselte v. Schreckenstein als Rittmeister in die preußische Armee und kämpfte in den Schlachten von Ligny und Wavre im Sommerfeldzug im Jahr 1815 preußische Dienste.
1834 wurde v. Schreckenstein Oberst und im Jahr 1837 zum Kommandeur der 13. Kavallerie-Brigade in Münsterernannt.
1841 erfolgte die Beförderung zum Generalmajor. Anschließend kommandierte v. Schreckenstein nacheinander die 5 und die 15. Division.
Im Revolutionsjahr 1848 wurde kurzfristig Kriegsminister, musste aber kurzfristig zurücktreten.
Ab 1849 übernahm v. Schreckenstein das Kommando über das Gardekorps und erfüllte diese Funktion
Am 02.06.1853 wurde v. Schreckenstein zum General der Kavallerie und zum Kommandierenden General des VII. Armee-Korps ernannt.
1858 begleitete er den preußischen Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen zu dessen Hochzeit im Januar mit der Prinzessin Victoria von Großbritannien und Irland nach London.
Verheiratet mit der Gräfin von Hatzfeldt (1800–1835) hatte er mehrere Kinder.
General der Infanterie Karl Anton Fürst v. Hohenzollern-Sigmaringen (ab 1858)
Ab 1858 wurde General der Infanterie Karl Anton Fürst v. Hohenzollern-Sigmaringen kommandierender General des VII. Armeekorps.
Generalleutnant Eduard v. Bonin (ab 1858)
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Generalleutnant Henrich Georg Eduard v. Schlegell (ab 1858)
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General der Infanterie Eberhard Herwarth v. Bittenfeld (ab 1860)
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General der Infanterie Eduard Vogel v. Falkenstein (ab 1865)
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General Heinrich Adolf v. Zastrow (ab 1866)
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General der Kavallerie Wilhelm Graf zu Stolberg-Wernigerode (ab 1871)
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General der Kavallerie Karl Friedrich Wilhelm v. Witzendorf (ab 1882)
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General der Kavallerie Emil Heinrich Ludwig v. Albedyll (ab 1888)
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General der Infanterie Max Robert v. Goetze (ab 1893)
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General der Infanterie Kajetan Viktor Hugo v. Mikusch-Buchberg (ab 1897)
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Generalleutnant Frhr. Ernst Friedrich Wilhelm v. Bülow (ab 1900)
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General der Kavallerie Frhr. Moritz Ferdinand v. Bissing (ab 1901)
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General der Kavallerie Friedrich v. Bernhardi (ab 1907)
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General der Kavallerie Karl v. Einem gen. V. Rothmaler (ab 1909)
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General der Infanterie v. Claer (ab 1914)
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General der Infanterie v. Francois (ab 1915)
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Generalleutnant v. Woyna (ab 1918)
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Die Gliederung des VII. Armeekorps.
Die Friedensgliederung des VII. Armeekorps sah im Jahre 1914 wie folgt aus:
13. Division: Münster
25. Infanterie-Brigade
Infanterie-Regiment Nr. 13: Münster
Infanterie-Regiment Nr. 158: Paderborn
26. Infanterie-Brigade: Minden
Infanterie-Regiment Nr. 15: Minden
Infanterie-Regiment Nr. 55: Detmold/ Höxter/ Bielefeld
13. Kavallerie-Brigade: Münster
Kürassier-Regiment Nr. 4: Münster
Husaren-Regiment Nr. 8: Paderborn/ Neuhaus
13. Feldartillerie-Brigade: Münster
Feldartillerie-Regiment Nr. 22: Münster
Feldartillerie-Regiment Nr. 58: Minden
Landwehr-Inspektion: Dortmund
14. Division: Düsseldorf
27. Infanterie-Brigade: Köln
Infanterie-Regiment Nr. 16: Köln
Infanterie-Regiment Nr. 53: Köln
28. Infanterie-Brigade: Düsseldorf
Infanterie-Regiment Nr. 39: Düsseldorf
Infanterie-Regiment Nr. Nr. 159: Mülheim-Ruhr
79. Infanterie-Brigade: Wesel
Infanterie-Regiment Nr. 56: Wesel/ Cleve
Infanterie-Regiment Nr. 57: Wesel
14. Kavallerie-Brigade: Düsseldorf
Husaren-Regiment Br. 11: Krefeld
Ulanen-Regiment Nr. 5: Düsseldorf
Landwehr-Inspektion: Essen
Zum genannten Armeekorps gehörten auch ein Train-Depot in Münster, eine Artillerie-Werkstatt in Lippstadt, Artillerie-Depots in Münster und in Wesel, ein Festungsgefängnis in Wesel, ein Korps-Bekleidungsamt in Münster und eine Offizier-Reitschule in Paderborn.
Die Kommandobehörden in Münster und sonstige militärische Einrichtungen.
In Münster befanden sich - neben den verschiedenen Regimentern bzw. Bataillonen - eine Reihe von Kommandobehörden und sonstigen militärischen Einrichtungen.
Laut Friedag Führer durch Heer und Flotte. 11. Rahrgang 1914) waren dies:
Generalkommando des VII. Armeekorps
Gericht des VII. Armeekorps
Intendantur des VII. Armeekorps
Sanitätsabteilung des VII. Armeekorps
Evangelisches Militär-Ober-Pfarramt des VII. Armeekorps
Korpsstabsveterinär des VII. Armeekorps
13. Division (Kommando)
Gericht der 13. Division
Intendantur der 13. Division
Divisions-Arzt der 13. Division
Katholisches Divisions-Pfarramt der 13. Division
Infanterie-Brigade (Kommando)
13. Kavallerie-Brigade (Kommando)
Feldartillerie-Brigade (Kommando)
Infanterie-Regiment Nr. 13
Kürassier-Regiment Nr. 4
Feldartillerie-Regiment Nr. 22
Train-Bataillon Nr. 7
Train-Depot des VII. Armeekorps
Bekleidungsamt des VII. Armeekorps
Zahlungsstelle des VII. Armeekorps
Gendarmerie-Brigade
sowie einige weitere militärische Stellen.
Legende zum obigen Kartenausschnitt.
VIII. Korps-Intendantur.
1. Dienstgebäude.
2. Stallgebäude.
IX. Divisions-Commando.
1. Wohnung, Stallung, Remise des Divisionskommandeurs.
Das Generalkommando war in einem Gebäude an der Ecke der Grevener- und Wilhelms-Strasse untergebracht.
Der kommandierende General residierte und wohnte im Schloss.
In einem der Torhäuser am Neuplatz hatte das Garnison-Kommando seinen Amtssitz. Hier logierte der "Platzmajor".
Zur Zusammensetzung des Reichsheeres.
Das nach der Reichsgründung im Jahre 1871 aus den Truppen des Norddeutschen Bundes und der süddeutschen Kontingente gebildete Reichsheer umfasste wie alle modernen Armeen jener Zeit an Waffengattungen: Infanterie, Kavallerie, technische Truppen (Feld-, Fußartillerie, Ingenieure und Pioniere) und Verkehrstruppen (Train-, Eisenbahn-, Kraftfahr-, Luftschiffer-, Flieger- und Telegraphenformationen). Der fortschreitende Ausbau vor allem der letzteren Spezies erfolgte in steter Wechselwirkung mit der rasanten Entwicklung des technischen Fortschritts. Laut der Vorgabe des Reichsgesetzes vom 03.07.1913 sollten vorhanden sein: 669 Infanterie-Bataillone (mit Jäger und Schützen), 550 Eskadrons, 633 Feldartillerie-Batterien, 55 Fußartillerie-Bataillone, 44 Pionier-Bataillone, 31 Eisenbahn- (Verkehrstruppen-) Bataillone und 26 Train-Bataillone. Dieses Ziel wurde aber vor dem Kriegsausbruch nicht mehr ganz erreicht.
Die Zusammensetzung der Garnison Münster.
Auch in der Garnison Münster waren fast alle Waffengattungen vertreten. Einige Formationen waren mit der Stadt Münster als Garnison besonders eng verbunden, und zwar: das Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13, das Kürassier-Regiment von Driesen (Westfälisches) Nr. 4, das 2. Westfälische Feldartillerie-Regiment Nr. 22 und das Westfälische Train-Bataillon Nr. 7. Während sich das Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 vor allem im städtischen Bürgertum großer Beliebtheit erfreute, diente im Kürassier-Regiment von Driesen (Westfälisches) Nr. 4 der westfälische Adel und der Mannschaftsersatz entstammte insbesondere dem ländlichen Milieu.
Einquartierung und Truppenunterbringung in Münster.
Eine große Garnison bedeutete für die betroffene Stadt immer eine Belastung, allerdings gingen von dem stationierten Militär auch wirtschaftliche Impulse aus, z. B. durch die Nachfrage nach Verpflegung bzw. Fourage.
Münster hatte in den Befreiungskriegen umfangreiche Truppendurchzüge zu dulden. Deren logistische Versorgung mit Blick auf die Unterbringung und Verpflegung ging häufig zu Lasten der Kommune. Nicht immer wurde die materielle Inanspruchnahme überhaupt bzw. ausreichend auch vergütet.
Dazu kam im Kriegsfall die Pflege der Verwundeten und nach Einführung der Wehrpflicht (1814) - neben freiwilligen Meldungen - auch die Gestellung von Rekruten.
Nach dem Münster ab 1815 zum Sitz der westfälischen Provinzialverwaltung und der Kommandobehörde des neu gegründeten VII. Armeekorps wurde, diente die Stadt (wie auch früher) als Garnisonstandort.
Mit diesem Umstand verband sich vor allem die Notwendigkeit der Truppenunterbringung. Die Lösung dieser Aufgabe wurde begünstigt durch zahlreiche militärische Liegenschaften in Münster, welche sich zumeist zuvor im kirchlichen Besitz befanden hatten. Dies waren z. B. das Minoritenkloster, das Dominikanerkloster, das Lotharinger Kloster, das Kloster Rosenthal, das Observantenkloster, das Jüdefelder Armenhaus, die Georgskommende (Kirche), das Gardehotel und die Schloss-Kaserne (= ehemaliger Marstall).
Das Minoritenkloster wurde bereits 1804/05 zur Unterbringung von Soldaten umgebaut, und zwar 700 Infanteristen. Die Nutzung wurde aber 1862 aufgrund von Baumängeln aufgegeben.
Trotzdem war (und blieb lange Zeit) ergänzend die Einquartierung von Soldaten in Bürgerquartiere erforderlich. Hierfür war eine Servis- und Einquartierungskommission zuständig. Die Einquartierung wurde entschädigt und man versuchte Befreiungen von dieser grundsätzlichen Verpflichtung möglichst gering zu halten. Die Quartierlast war an die jeweilige Liegenschaft gebunden. Dies galt auch dann, wenn der neue Eigentümer eigentlich privilegiert war.
Bei größeren Truppenübungen oder Manövern nahm die Quartierslast zu.
Unterbringung der Infanterie
Das Infanterie-Regiments Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 verteilte sich zunächst auf verschiedene Garnisonen und lag dort überwiegend in Bürgerquartieren. In den Jahren 1818-20 wurden die in Wesel stationierten Kompanien kaserniert. 1820 wurden auch in Münster zwei Kompanien in der Minoriten-Kaserne untergebracht, die restlichen Kompanien verblieben aber im Bürgerquartier.
Legende zum obigen Kartenausschnitt.
VI. Hörster-Kaserne (Infanterie).
1. Mannschaftsgebäude.
2. Latrine.
3. Kirche.
VII. Lotharinger-Kaserne (Infanterie).
1. Mannschaftsgebäude.
Büchsenmacher-Werkstatt.
3. Latrine.
Da diese Art der Unterbringung auch für die betroffenen Haushalte verschiedene Unannehmlichkeiten mit sich brachte, bot die Stadt Münster den Bau einer Kaserne vorzufinanzieren. Die zur Verfügung gestellten Gelder sollten in 12 Raten zurückerstattet werden. Dieser Vorschlag wurde am 01.03.1827 von höchster Stelle genehmigt und am 24.04.1828 erfolgte bereits die Grundsteinlegung für den Bau der Ägidii-Kaserne. Im Herbst des Jahres 1831 konnten die Baulichkeiten von sechs Kompanien bezogen werden. Zunächst war die Unterbringung aller drei Bataillone in der neuen Kaserne geplant, dieser umfassende Plan wurde jedoch nicht realisiert. Der Planer war der Ingenieur-Hauptmann v. Bütow.
Legende zum obigen Kartenausschnitt.
XIII. Aegidii-Kaserne (Infanterie).
1. Mannschaftsgebäude.
2.Wirtschaftsgebäude.
3. Ökonomiegebäude.
4. Latrinen.
5. Geräteschuppen.
XIV: Ehemaliges Kavallerie-Kasernement am Krumpen-Timpen (später von der Stadt Münster übernommen).
1. Mannschaftsgebäude.
2 Stallungen..
3. Reitbahn.
4. Schmiede.
5. Bürogebäude.
6. Stallungen.
7. Wagenschuppen, Stallungen und Ökonomoie-Gebäude.
8. Krankenstall.
9.Latrine.
XXIII. Proviant-Amt.
1. Dienst- und Wohngebäude.
2. Körnermagazin.
3. Rauhfouragescheune.
4. Körnermagazin.
5. Bäckerei.
6. Kohlenschuppen.
7. Mehlmagazin.
8. Wohnung des Magazinaufsehers.
9. Wage.
10. Rauhfouragescheune.
11. desgl.
12. Körnermagazin.
13. desgl.
14. Rauhfouragescheune.
15. Aufbewahrungsraum für Geräte der Kriegsverpflegungsanstalten.
Die Aegidii-Kaserne wurde schließlich als viergeschossiger verputzter Backsteinbau ausgeführt und bestand aus zwei rechtwinkelig aufeinanderstoßenden Gebäudeteilen mit Walmdach. Der nördliche Gebäudeteil war 88,58 m lang und verlief entlang der Johannisstraße. Der östliche Gebäudeteil entlang der Ägidiistraße war nach außen leicht geknickt und bestand aus zwei seitlichen Trakten mit einer jeweiligen eine Länge von 45,90 m. Die Stuben für je 10 Mannschaften hatten eine Grundfläche von 9,73 m x 4,39 m. Zunächst war die Kaserne mit einer modernen Luftheizung ausgestattet, diese funktionierte aber nicht zufrieden stellend, so dass wieder auf eiserne Öfen zurückgegriffen werden musste[1].
Laut Sicken erfolgte eine Mischfinanzierung der Kaserne, und zwar mit 55,5 % durch den Staat, mit 25,2 % durch die Stadt Münster und mit 19,3 % durch Darlehen verschiedener Hauseigentümer.
[1] Max Geisberg, Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Band 4., S. 485 ff.
Unterbringung der Kavallerie
Die Kavallerie war zunächst in verschiedenen ehemaligen Kirchen- und Klostergebäuden untergebracht, z. B. in der Rosendaler-Kaserne. Es handelte sich um einen im Jahre 1821 umgebauten Klosterflügel, an dessen Seitenflügeln sich Pferdeställe anschlossen.
Auch das gegenüber dem Buddenturm gelegene umgebaute Jüdefelder Armenhaus diente der Unterbringung der Kavallerie. In der Kirche des Observantenklosters wurden durch den Einbau einer Zwischendecke zwei nutzbare Geschosse geschaffen. Im Erdgeschoss wurde ein Pferdestall eingerichtet, im Obergeschoss lagerten Uniformen und Ausrüstungsstücke.
Die berittenen Truppen waren auch im alten fürstbischöflichen Münzhaus untergebracht. Im Bereich der ehemaligen Schlosskaserne befanden sich zwei Reitbahnen und ein großer Pferdestall. Ferner diente zeitweise das - weiter oben erwähnte - ehemalige Gardehotel am Krummen Timpen zur Unterbringung der Kavallerie.
Am Bispinghof befand sich ein großer Pferdestall. Doch die alten umgebauten Baulichkeiten genügten mit der Zeit nicht mehr den gestiegenen – auch hygienischen - Anforderungen.
Legende zum obigen Kartenausschnitt.
II. Münz-Kaserne (Kavallerie).
1. Wohngebäude.
2. Stallungen.
3. Wagenschuppen.
4. Speiseraum.
5. Küche, Badeanstalt, Beschlagschmiede.
6. Offene Reitbahn.
III. Lazareth-Kaserne Infanterie).
1. Lazareth-Kaserne.
2. Reiter-Kaserne.
3. Wagenhaus mit Montierungs-Kammern.
IV. Rosenthaler-Kaserne (Kavallerie).
1. Mannschaftsgebäude und Stallungen.
2. Reitbahn.
V. Bezirks-Kommando und Arrestanstalt.
1. Bezirks-Kommando I + II
2. Exerzierschuppen.
3.Wagenhaus.
4. Wagenhaus.
5. Exerzierhaus.
6. Arresthaus.
7. Montierungskammergebäude.
8. desgl.
VI. Hörster-Kaserne (Infanterie): siehe weiter oben.
VII. Lotharinger-Kaserne (Infanterie): siehe weiter oben.
Fortsetzung und Ausbau der Kasernierung
Nach der Reichsgründung (1871) versuchte man die Unterbringung der Truppen umfassend zu steuern und zu modernisieren. Ein so genannter Kasernierungsplan wurde im Jahre 1877 dem Reichstag vorgelegt und in der Folge strittig diskutiert. Obwohl nicht förmlich verabschiedet, beeinflusste diese grundsätzliche Planung die weitere Kasernierung der Truppen des Reichsheeres.
Im Jahre 1896 waren bereits 89,7 % der preußischen Truppen kaserniert, die früher übliche Einquartierung von Soldaten bei Bürgern gehörte zu diesem Zeitpunkt der Vergangenheit an.
Legende zum obigen Kartenausschnitt.
I. Artillerie-Kasernement.
1. Mannschaftsgebäude.
2. desgl.
3. Wirtschaftsgebäude.
4. Stabs- und Wachgebäude.
5. Latrine.
6. Kammergebäude.
7. Verheirateten-Wohngebäude.
8. Geschützschuppen.
9. Schuppen.
10. Krankenstall.
11. Beschlagschmiede.
12. Stallungen.
13. Stallungen.
14. Reitbahn.
15. Stallungen.
16. Remontestall mit Schuppen.
17. Stallungen.
18. Stallungen.
19. Latrine.
XIX. Artillerie-Depot an der Steinfurter-Strasse.
1. Dienst- und Wohngebäude.
2.Wagenhaus.
3. Gewehrhaus.
4. Beschlagschmiede und Waffen-Werkstatt.
5.Latrine.
6. Wagenhaus.
XXV. Projektioniertes Korps-Bekleidungsamt.
1. Dienstgebäude.
2. Wohnkaserne.
3. Latrine.
4. Schneider-Werkstatt.
5. Schuhmacher-Werkstatt.
6. Lagerhaus.
7. Remise und Tischlerei.
Entstehung der "Kasernenstadt" im Norden und des Kasernements des Trains im Süden der Stadt Münster
Auch in Münster wurden nach und nach die alten Quartiere in der Innenstadt aufgegeben und moderne Kasernen am Stadtrand geschaffen.
Um die Jahrhundertwende entstanden an den nördlichen Ausfallstraßen (und im Südviertel) eine Reihe von großen militärischen Baukomplexen, so in den Jahren 1898 – 1901 die in Ziegelbauweise errichtete Kürassier-Kaserne an der Steinfurter Straße. Bereits zuvor waren dort das Kasernement der Artillerie und das Artillerie-Depot entstanden. So entwickelte sich im Norden der Stadt Münster eine Art "Kasernenstadt".
Im Süden wurde mit der neuen Trainkaserne und dem Train-Depot der erforderliche Raum geschaffenen für die zahlreichen Fahrzeuge und Pferde dieser für die Versorgung und Nachschub zuständige Waffengattung. Die Bagagen (für persönliches Gepäck, Ausrüstung, Geräte, Lebensmittel, Futter für die Pferde und Munition) war hingegen wurde hingegen von der jeweiligen Einheit mitgeführt.
Der Kauf der Liegenschaften und der Bau der neuen Kasernen wurde teilweise durch den Verkauf oder den tausch älterer militärischer Liegenschaften in der Stadt Münster finanziert.
Legende zum obigen Kartenausschnitt.
XXIV. Projektionierte Kavallerie-Kaserne.
Mannschaftsgebäude.
desgl.
desgl.
Veriheirateten-Wohngebäude.
Wirtschaftsgebäude.
Wagen- und Turngeräte-Schuppen.
Latrine.
desgl.
Stallung.
desgl.
desgl.
desgl.
Reitbahn-
desgl.
Krankenstall.
Beschlagschmiede.
Stallung.
Stall-Latrine.
Geräteschuppen.
Die Kürassier-Kaserne bestand aus 5 mehrgeschossigen Unterkunftsgebäuden mit Schaufassaden entlang der genannten Straße. Im rückwärtigen Bereich befanden sich umfangreiche Stallungen und Remisen nebst Reithalle, Hufschmiede, Küchen- und Kantinengebäude und umfängliche Exerzierflächen. Die Kaserne wurde am 21.09.1901 vom Regiment bezogen.
Im Zuge der Eintragung der Kürassier-Kaserne in die Denkmalliste der Stadt Münster wurde deren formhistorische bauliche Gestaltung wie folgt beschrieben:
"Der Kasernenkomplex besteht aus fünf drei- bis viergeschossigen Gebäuden, die an der Steinfurter Straße aufgereiht stehen. Ein geschlossener Gesamteindruck wird dadurch vermittelt, dass die seitlichen Gebäude der Straße ihre Schmalseite zuwenden und durch ihre Tiefenerstreckung in das Grundstück hinein den Baublock optisch begrenzen und die Hofseiten abschirmen. Die drei mittleren Gebäude verleihen dem Gesamtobjekt seine repräsentative Breitenausbringung, indem sie mit der Längsseite die Straße begleiten. Höhere Quertrakte an den Gebäudeenden fassen diese drei Bauten jeweils eckrisalitartig ein. Die Häuser 103 und 107 bilden zur Hofseite zusätzlich einen Mittelrisalit aus. Treppentürme in den Winkeln zwischen den Gebäudetrakten setzen weitere architektonische Akzente an der Hofseite. Alle fünf Objekte sind in Ziegeltechnik errichtet. Lediglich Details, wie Eckquaderungen und Giebelaufsätze, sind aus Sandstein gearbeitet. Die Gebäude - nur teilunterkellert - setzen auf hohen, teilweise verputztem und durchfenstertem Sockel an. Auf ein kräftiges Fußgesims folgt das glatte, aufgehende Backsteinmauerwerk, in dem neben neben Sohlbankgesimsen vor allem die Fensterordnung für eine Rhythmisierung der Wand sorgen. Die Sprossenfenster, die in den Mitteltrakten der Kasernengebäude jeweils zu Zweier- und Dreiergruppen zusammengefasst sind, enden flachbogig, in den Obergeschossen schließen sie rundbogig ab. Die Straßenfassaden der Gebäude weisen keine Eingänge auf. Die Eingangstüren - schlichte Wandöffnungen mit flachbogigem Sturz oder mit wuchtigem, backsteinerem Zierrahmen - wenden sich sämtlich den Gebäudezwischenräumen zu. Am gesamten Baukomplex sind die Dächer überwiegend abgewalmt. Die Dachzone wird teilweise durch Schleppgauben (ursprünglich Dachhäuschen), Schornsteinköpfe und Blendgiebel in Renaissanceformen belebt.
Der Grundriss charakterisiert die Gebäude als einheitlich gestaltete Zweckbauten, Treppenhäuser in den seitlichen Flügeln führen zu einem einhälftigen Erschließungssystem. Die Flure in den Hauptgebäuden sind zur Rückseite, die Räume zur Straßenseite orientiert. Von den einmaligen Stallungen sind nur noch der nordöstliche sowie der daran anschließende langgestreckten, eingeschossigen Bauten sind in Backstein ausgeführt und in gegenüber den Hauptgebäuden deutlich schlichteren Formen erstellt worden".
Auf der anderen Straßenseite entstanden die zwei Gaststätten „Driesen“ und „Zum Kronprinzen“ und weiter stadteinwärts ein villenartiges Offizierskasino.
Unterbringung des Trains.
In den Jahren 1877 bis 1880 entstand zwischen dem Dahlweg und der Südstraße eine Kaserne für den Train. Östlich von diesem Standort wurde das Traindepot errichtet. Diese Lage war günstig, weil ein Anschluss an die Eisenbahn in der Nähe war.
Erforderlich wurde die Schaffung entsprechender Raumkapazitäten für die Unterbringung des stetig anwachsenden Trainmaterials. Vorher waren die Fahrzeuge, das Gerät und die Pferde auf das ganze Stadtgebiet verteilt.
Die Anlage war geprägt durch die Anordnung von Gebäuden, welche sich jeweils um einen mittigen Platz gruppierten.
Die Remisen konnten 100 bzw. 80 Wagen aufnehmen.
Das Gelände war insgesamt 5,3 ha groß.
Später (1913) wurde südlich von der alten Train-Kaserne ein weiterer Kasernenkomplex für den Train errichtet. Hier entstanden auch Familienhäuser für verheiratete Militärpersonen.
Legende zum obigen Kartenausschnitt.
XI. Trainkaserne.
Mannschaftsgebäude (1).
Stallungen (2).
desgl. (3.).
Reitbahn (4).
Stallungen (5).
Schmiede (6).
Krankenstall (7).
Wagenschuppen mit Montierungskammern (8).
Latrine (9).
XXII. Train-Depot.
Dienst- und Wohngebäude (1).
Wagenhaus (2).
desgl. (3).
desgl. (4).
Schmiede (5).
Latrine (6).
weitere Abstellschuppen (7-8).
Legende zum obigen Kartenausschnitt.
XV. Königliches Schloss.
General-Kommando (1)
Schlosskaserne für die Kavallerie (2)
Schmiede (3)
Latrine (4)
Reitbahn (5 - 7).
XVI. Offizier-Kasino.
Speiseanstalt (1)
Wohnung des Ökonomen. (2)
Wohnung des Rechnungsführers (3)
Latrine (4)
XVII. Hauptwache und Kommandantur (im Wachhäuschen).
XVIII. Garnison-Lazarett.
Lazarett (1)
Ökonomie- und Verwaltungsgebäude (2)
Leichenhaus (3)
Desinfektionshaus (4)
XX. Am Neutor.
Wagenhaus (1)
desgl. (2)
Der linke Teil und der Südflügel des Schlosses beherbergte das Generalkommando des VII. Armeekorps.
Nördlich des Schlosses existierten noch der Pferdestall, ein Wagenhaus für die Artillerie und die Reitbahn.
Eine weitere überdachte Reitbahn gab es südlich der Wachhäuschen am Neutor.
1870 wurde schließlich das Offizier-Speiselokal zwischen den o. g. Objekten errichtet. Es handelte sich um ein zweigeschossiges Gebäude aus Backstein und rundbögigen Fenstern.
Vor dem Mitteltrakt führte eine Treppenanlage (Freitreppe) in den großzügigen - parkähnlichen - Garten. Die Terrasse wurde durch ein Sonnendach beschirmt.
In dem Offizier-Speiselokal gab es einen großen Speisesaal, Räume für Gesprächsrunden bzw. Salons, ein Billardzimmer, einen Kaminraum.
Ferner gab es eine Wohnung für den Ökonom (Betreiber) und Gewächshäuser für den Garten.
Am Schloßgraben existierte ein Steg für Boote.
Über das Offizier-Kasino ist in der Regimentsgeschichte des Infanterie-Regiments Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 von v. Blume (1902) das Nachfolgende (S. 352 ff.) zu lesen:
"Von wesentlicher Bedeutung für das Offizerkorps war die Fertigstellung des Garnisonkasinos, für das der Grundstein im Jahre 1869 gelegt worden war. Im Jahre 1872 wurde es in Benutzung genommen. Indes hielt das Offizierkorps des Regiments (Anmerkung: IR 13) das nach der Rückkehr aus dem Felde in Münster ebenso wie in Hamm und Soest darauf angewiesen war, sein Mittagsmahl in Privatwirtschaften einzunehmen, an dieser Gewohnheit noch bis zum Jahre 1879 fest. Dann erst verlegte es seinen Mittagstisch in die ihm überwiesenen Räume des Garnisonkasinos....
So wertvoll indes das Garnisonkasino mit seinen schönen Räumen und seinem 13 Morgen großen Garten für mannigfache Zwecke des Offizierkorps auch war, so wurde doch sehr bald empfunden, dass es wegen seiner entfernten Lage und seiner baulichen Beschaffenheit nach nicht allen Bedürfnissen des kameradschaftlichen Verkehrs zu genügen vermochte. In Anerkennung dieses Überstandes wurde dem Regiment auf seinen Antrag im Jahre 1879 die bisherige Wohnung des Kaserneninspektors in der Ägidiikaserne zur Benutzung für gesellige usw. Zwecke des Offizierkorps zur Verfügung gestellt. Die innere Ausstattung wurde zunächst leihweise vom Garnisonkasino hergegeben und auch der Wirtschaftsbetrieb als Zweig der Wirtschaft des Garnisonkasinos eingerichtet, so dass das Ganze eine "Filiale" des letzteren bildete. Die Anstalt wurde deshalb allgemein kurzweg "Filiale" genannte und führt diese Bezeichnung noch heute, obgleich siie sich sehr bald von dem Garnisonkasino loslöste und selbständig machte".
Legende zum obigen Kartenausschnitt:
II. Münz-Kaserne bestehend aus Wohngebäude (1), Stallungen (2), Wagenschuppen (3), Speiseraum (4), Küche, Badeanstalt und Beschlagschmiede (5).
III. Lazareth-Kaserne, bestehend aus Lazareth-Kaserne (1), Reiter-Kaserne (2), Wagenhaus mit Montierungskammern (3) und Latrine (4).
IV. Rosenthaler-Kaserne, bestehend aus Mannschaftsgebäude und Stallungen (1) und Reitbahn (2).
V. Bezirks-Commando und Arrestanstalt, bestehend aus Bezirks-Commando (1), Exerzierschuppen (2), Wagenhaus (3), Wagenhaus (4), Exerzierhaus (5), Arresthaus (6), Montierungskammergebäude (7 und 8).
Das Garnison-Lazarett
Das Königliche Garnison-Lazarett entstand ab 1863 am Rand der Innenstadt und bestand aus einem dreigeschossigen Mitteltrakt mit Flügelbauten. Die Fassade bestand aus gelben Ziegelsteinen durchzogen durch dunkle glasierte Ziegel.
Die zweiflügigen Fenster waren durch Rundbögen geprägt. Jeder Flügel der Fenster hatte zwei waagerechte Sprossen.
Das Gelände wurde durch ein schmiedeeisernes Gitter abgeschirmt.
Das Tor wurde durch zwei Pfeiler eingerahmt.
Exerzierplätze und Schießstände.
Im Zuge der Intensivierung der Ausbildung und zahlenmäßigen Verstärkung und fortschreitenden Modernisierung des Reichsheeres entstand neben dem wachsenden Raumbedarf für die Truppenunterbringung und dem Unterstellen von Pferden, Fahrzeugen, Geschützen usw. auch die Notwendigkeit nach größeren Plätzen für militärische Übungen bzw. militärisches Training. Ferner bedingten schon größere Reichweiten des Gewehrfeuers größere Schießplätze.
Bisher existierten der Exerzierplatz an der Münzstr., der Exerzier- und Reitplatz Nubbenberg und auch der Neuplatz wurde zum Exerzieren benutzt. Ferner gab es überdachte Reitbahnen und für die Artillerie Richtübungsplätze.
Im Jahr 1827 wurde deshalb in der sogenannten Loddenheide ein etwa 420 Morgen (1,05 km²) großer Bereich 1827 an das preußische Militär verkauft. Der Kaufpreis betrug 10.500 Reichstaler. Das Gelände blieb - bis auf die Schießstände weiterhin für die Allgemeinheit offen. Hier fanden regelmäßig auch Pferderennen statt.
Später wurde auch- außerhalb der Stadtgrenze - im ländlich geprägten Norden Münsters das Gelände Haus Spital mit etwa 1,2 ha als Exerzierplatz erworben.
Der Dienstalltag der in Münster stationierten Truppen.
Feste Bestandteile des Dienstalltages aller Einheiten waren Wachen und Postenstehen. Es gab Ehren- und Sicherheitswachen. Wachen sollten die allgemeine Sicherheit wahren, gleichzeitig wurde hierbei der allgemeine Wachdienst trainiert. Der allgemeine Wachdienst in den Garnisonen oblag vor allem den Fußtruppen, die berittenen Truppen stellten vor allem die Wachkommandos vor den eigenen Kasernen. Ehrenwachen erhielten Fürstlichkeiten usw. Die Wachkommandos hatten besondere Befugnisse, waren Vorgesetzte der Unteroffiziere und Mannschaften (nicht der Offiziere) und versahen Polizeiaufgaben.
Die Hauptwache im Stadtweinhaus.
Seit dem 17. Jahrhundert war die Hauptwache im vorderen Teil des Rathauses untergebracht.
Im Jahr 1843 (März) beantragte der Magistrat der Stadt Münster die Verlegung derselben in das benachbarte Stadtweinhaus. Dieser Antrag wurde vom kommandierenden General an das Kriegsministerium weitergeleitet und bereits im Folgemonat (April) genehmigt. Die Umsetzung dauerte aber dann doch noch eine längere Zeit, da vom Militär bauliche Veränderungen verlangt wurden. Schließlich wurden im Stadtweinhaus zwei Wachstuben und zwei Arrestlokale geschaffen und Anfang des Jahres 1847 erfolgte der tatsächliche Umzug.
Allerdings wurde die Hauptwache im Jahr 1891 mit der Neutorwache vereinigt. Dieser Wechsel wiederum stieß auf Widerstand der Bürgerschaft, allerdings blieb es bei bei dem Auszug der Hauptwache aus dem Stadtweinhaus.
Die Nutzung des Neuplatzes (heute Schloßplatz) als Exerzier- und Paradeplatz.
Paraden und Besichtigungen stellten Höhepunkte im militärischen Alltag dar. Parade bedeutete i. d. S. Musterung bzw. Heerschau. Im Rahmen der Parade unterschied man Aufstellung und Vorbeimarsch, beides war Anlass und Möglichkeit zugleich, Disziplin und Ausbildungsstand der beteiligten Einheiten zu messen. Diese fanden vornehmlich auf dem Neuplatz statt. Dieser Platz führte ab 1759 diese Bezeichnung, in der Zeit von 1927 bis 2012 hieß er Hindenburgplatz (jetzt Schlossplatz).
Hier fanden aber auch Exerzierübungen der Infanterie, aber auch der Kavallerie statt.
Das Verhältnis zwischen Bürgerschaft und Militär in Münster.
Das Verhältnis der münsterischen Bürgerschaft zum (preußischen) Militär war kühl bis zurückhaltend. Das überwiegend landfremde und protestantische Offizierskorps war gesellschaftlich isoliert.
Die wechselseitigen Vorbehalte blieben lange virulent und die hieraus folgenden gesellschaftlichen Verwerfungen werden in den Memoiren der Lily Braun – der Tochter eines kommandierenden preußischen Generals - deutlich: „… Sie sind alle gläubige Katholiken; sie versäumen die Messe nicht, auch wenn sie die Nächte durchtanzen; barhäuptig, Gebetbuch und Rosenkranz in den Händen, schreiten die vornehmsten mit in der großen Prozession am Montag nach dem Reliquienfeste und am Tage Maria Heimsuchung; die Kirche ist ihr eigentliches Vaterland; in den Jahren des Kulturkampfes behandelte der westfälische Adel die preußischen Beamten und Offiziere wie Feinde, und eine gewisse misstrauische Zurückhaltung zeigte sich hier und da auch jetzt. Aber sie galt weniger dem preußischen Protestanten im allgemeinen, als dem einzelnen, der mit taktloser Großspurigkeit auftrat, aber – dessen Adelsdiplom nicht reinlich erschien. Hier herrschte noch vollkommenste Exklusivität, - ein Bürgerlicher, ein Neugeadelter war nicht gesellschaftsfähig, und dies ungeschriebene Gesetz wurde von den Einheimischen gegenüber am strengsten gehandhabt. Eine Organisation westfälischer Damen, die angesichts des Gleichheitstaumels der französischen Revolutionsepoche gegründet worden war, konnte über Sein oder Nichtsein entscheiden. Ihre Feste waren unter dem Namen der Bälle des Damenklubs weit und breit berühmt und – gefürchtet. Wer dazu nicht geladen wurde, war ein für allemal boykottiert; rückhaltlos gesellschaftlich anerkannt war nur, wer auch bei den intimen Veranstaltungen nicht fehlte. Der Klub hatte die Macht, Mitglieder des westfälischen Adels, die sich irgend etwas hatten zuschulden kommen lassen, durch geheime Abstimmung auf Monate oder Jahre von allem Verkehr mit seinen Standesgenossen auszuschließen. Die Rücksicht auf diese tiefwurzelnden Auffassungen – spukte nicht hier sogar die Erinnerung an die Vehme[1]? – führte zu merkwürdigen Konsequenzen: man hatte zwar durchgesetzt, daß auch die nicht adeligen Offiziere nicht völlig von der Geselligkeit ausgeschlossen wurden, aber sie wurden nur zu großen Bällen gebeten und hätten es auch dort kaum wagen dürfen, eine westfälische Dame zum Tanz zu führen. Die vierten Kürassiere und die sogenannten Papst-Husaren aus Paderborn[2] – Regimenter, so vornehm wie nur irgend eins der Garde, in die nicht einmal ein unadliger Einjähriger Aufnahme fand, - waren die allein hoffähigen“[3].
[1] Fahmgericht.
[2] Husaren-Regiment Kaiser Nikolaus II. von Rußland (1. Westf.) Nr. 8 (Paderborn/ Neuhaus).
[3] Zitiert nach: Lily Braun, Memoiren einer Sozialistin. Lehrjahre, München 1909, S. 360 ff.
Fotografien von Soldaten und ihren Angehörigen in Münster
Die konfessionelle Struktur Münsters und die religiös bedingten Konflikte im 19. Jhdt..
Die konfessionellen Konflikte zwischen den preußischen Behörden bzw. dem preußischen Militär und der überwiegend katholischen Bevölkerung sowie die Entwicklung der Militärseelsorge in Münster wurden bereits in einem separaten Beitrag behandelt.
Ergänzend soll an dieser Stelle auf bestimmte Ereignisse in diesem Kontext eingegangen werden, in denen das Militär eine Rolle spielte.
So kam es im Jahre 1837 zum "Münsterischen Krawall" zum Einsatz von Einheiten der Garnison gegen die protestierende Bevölkerung.
Am 01.12.1835 wählte das Kölner Domkapitel Clemens August Droste zu Vischering zum Erzbischof. Dieser wurde am 29.05.1836 wurde er in sein Amt eingeführt. Sogleich positionierte sich der neue Erzbischof in der sogenannten Mischehenfrage im Sinne der katholischen Kirche und setzte sich damit in Gegensatz zu den geltenden staatlichen Vorgaben. Bereits 1825 hatte König Friedrich Wilhelm III. bestimmt, dass "die Praxis in den altpreußischen Provinzen, nach der die konfessionelle Erziehung von Kindern aus „Mischehen“ sich nach der Konfession des Vaters richtete, auf die westlichen Provinzen übertrug. Dies hätte zur Folge gehabt, dass die Kinder aus gemischt-konfessionellen Ehen fast ausschließlich protestantisch getauft und erzogen worden wären" (MünsterWiki).
Der Konflikt eskalierte, als am 20. November 1837 der Erzbischof mit seinem Sekretär verhaftet und in die Festung Minden verbracht wurden. In der Folge kam es in Münster zu Tumulten und Protesten. Dies löste eine militärische Gegenreaktion aus. Hierzu ist in der Regimentsgeschichte des Infanterie-Regiments Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 das Nachfolgende zu lesen:
Die Spannungen zwischen preußischen Staat und der katholischen Kirche und katholisch gesinnten Bevölkerung hatten sich in der Zeit des Kulturkampfes noch verschärft.
Im Zeichen der militärischen Erfolge der Einigungskriege und des wirtschaftlichen Aufschwunges nach 1871 kam es aber zur allmählichen Aussöhnung zwischen der münsterischen Bürgerschaft und der preußischen Behörden- und Truppenpräsenz. Sinnfälliger Ausdruck dieser Aussöhnung war der weiter unten besprochene Kaiserbesuch im Jahre 1907.
Die wirtschaftliche Bedeutung des Militärs für Münster.
Das Militär war angesichts der Stärke der Garnison zwangsläufig ein fester Bestandteil des Stadtbildes und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Das Militär als Teil des gesellschaftlichen Lebens in Münster.
Insbesondere die Militärmusik gehörte zum kulturellen Stadtleben. Die Regimentskapellen spielten zu Festlichkeiten auf oder gaben regelrechte Sinfoniekonzerte.
Das Trompeterkorps des Kürassier-Regiment von Driesen (Westfälisches) Nr. 4 wurde lange vom Stabstrompeter Fuss geleitet und spielte zu Festen des westfälischen Adels auf.
Regelmäßig am Nachmittag spielte die Kapelle vor dem Cafe Midi in der Bogenstraße, hier trafen sich auch die Offiziere des Regiments.
Zur Regimentskapelle des IR 13 äußert sich Haas-Tenckhoff in seiner ungedruckten Garnison-Geschichte wie folgt: "Die vorzügliche Dreizehnerkapelle, eine der besten ihrer Art, wenn nicht die beste überhaupt in ganz Deutschland, wurde seit 1871 stets zu Opernaufführungen des Theaters und zu den Musikvereinskonzerten herangezogen; gerade sie hat nicht wenig zu dem Ruf Münsters als einer hervorragenden Musikstadt beigetragen. Erstreckte sich doch die musikalische Tätigkeit der Dreizehnerkapelle weit über den Bereich der Garnison hinaus. Sie wurde häufig zu besonderen Musikaufführungen ernster Art in großen Städten des Industriebezirks hineingezogen, besonders in Hagen und Iserlohn; und in den holländischen Städten Enschede, Almelo und Hengelo waren die Konzertreisen, wenn es der militärische Dienst erlaubte., ausgedehnt bis zu den ostfriesiischen Inseln und bis nach Scheveningen".
Paraden und Vorbeimärsche.
Die Paraden auf dem Neuplatz (heute Schlossplatz, vorher Hindenburgplatz) fanden viel Beachtung, so z. B. anlässlich des Geburtstages des Kaisers oder sonstigen Feierlichkeiten, z. B. die Jahrhundertfeier zur Erinnerung an die Befreiungskriege im Jahr 1913.
Militärische Jubiläen.
Die Bürgerschaft nahm auch regen Anteil an die Regimentsjubiläen des Infanterie-Regiments Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 im Jahre 1913 und des Kürassier-Regiments von Driesen (Westfälisches) Nr. 4 im Jahre 1917.
Der Besuch Kaiser Wilhelms II. in Münster im Jahre 1907.
Im Jahr 1907 besuchte Kaiser Wilhelm II. mit seiner Gemahlin die Stadt Münster. Anlass für diesen Besuch war ein militärisches Ereignis, nämlich das Herbst-Manöver des VII. Armeekorps.
Neben diesem äußerlichen Hintergrund war dieser dreitägige Aufenthalt des Kaiser für die Stadt Münster von großer Bedeutung und symbolisierte auch die gelungene Integration der vornehmlich katholischen Gebiete in das preußische Königreich und in das seit 1871 existierende Deutsche Kaiserreich.
Münster hatte zu diesem Zeitpunkt 81468 Einwohner. Davon waren 4190 dem militärischen Kontext zuzuordnen.
Die Mehrheit der Einwohner waren katholisch: 67221, protestantisch waren 13612 und jüdisch 555 Einwohner (sonstige 88).
Stadt Münster war bereits bei den Vorbereitungen dieses Ereignisses stark involviert.
Die Stadt Münster begründete hierfür ein Festkomitee.
Die Stadtverordnetenversammlung genehmigte einen entsprechenden Etat in Höhe von 100000 Mark. Die tatsächlichen Kosten sollten 136000 Mark betragen.
Der erste Vorschlag zum Ablauf des Besuches datierte vom 08.05.1907, am 20.06.1907 wurde durch kaiserlichen Befehl das Programm festgelegt.
Die Ankunft Wilhelms II. wurde am 29.08.1907 um 16.20 Uhr erwartet. Der Einzusgweg - u. A. über den Roggenmarkt und Spiekerhof - war festlich geschmückt.
Abends gab es einen großen Zivilempfang im Schloss und die Stadt wurde illuminiert.
Am 30.08.1907 erfolgte eine große Parade von Truppeneinheiten des VII. Armeekorps auf einem vorbereiteten Paradefeld in der Vennheide. Dabei wurden auch neue Fahnen übergeben.
Abends - um 21.30 Uhr - erfolgte ein großer Zapfenstreich vor dem Schloss.
Am Folgetag fuhr Kaiser Wilhelm II. nach Tecklenburg, um dort an der Feier der zweihundert-jährigen Vereinigung der Grafschaft Tecklenburg mit Preußen teilzunehmen.
Nachmittags erfolgte ein sogenannter Damenempfang der Kaiserin im Schloss.
Abends erfolgte die Tafel für die Provinz Westfalen in den Räumen des Landes-Museums.
Am Sonntag wurde um 10 Uhr ein "Feldgottesdienst" auf dem Neuplatz abgehalten.
Dann (11.30 Uhr) reiste Wilhelm II. - nach einem Besuch dies Friedenssaales im Rathaus der Stadt Münster - mit einem Sonderzug nach Berlin ab.
Veteranentum.
Die Traditionspflege wurde im Kaiserreich hochgehalten und bewusst als vaterländische Stimulans den militär-kritischen Tendenzen der immer stärker werdenden Sozialdemokratie entgegengehalten. Diese Funktion erfüllte insbesondere das deutsche Kriegsvereinswesen, welches allein in Preußen im Jahre 1903 etwa 13000 Vereine mit zusammen 1 140 000 Mitgliedern zählte. Hier wurde die patriotische Überlieferung allgemein und mit Blick auf die jeweiligen Einheiten bewahrt und damit ganz im Sinne der Monarchie gesellschaftlich stabilisierend gewirkt.
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die Mobilmachung
Text
Die Garnison Münster im Ersten Weltkrieg.
Wie in allen anderen Städten des Deutschen Reiches mit einer starken Garnison änderte sich das Bild mit der wachsenden Anspannung in den Tagen unmittelbar vor dem Kriegsausbruch auch in Münster[1]. Am 01.08.1914 wurde die Mobilmachung befohlen. Überall war eine (stürmische) nationale Begeisterung zu beobachten. Diese ging teilweise einher mit einer regelrechten Hysterie, z. B. Angst vor Spionage und Luftangriffen. Die Zeitungen berichteten ausführlich über die internationalen Geschehnisse. Es gab öffentliche Kundgebungen, auch Andachten und Gottesdienste. Die Reservisten wurden eingezogen und die einzelnen Formationen auf Kriegsstärke gebracht. Es meldeten sich so viele Freiwillige, dass diese gar nicht sofort zum Kriegsdienst eingestellt werden können. Für die Mobilmachung wurde das erforderliche Kriegsmaterial bereitgestellt und für die Beweglichkeit der Truppe zahllose Pferde (vor allem aus dem ländlichen Raum) zusammengezogen.
Die mobil gemachten Teile der münsterischen Regimenter marschierten begleitet von der Bevölkerung zum Transport an die Front ab. Schon am 02.08. - nachmittags gegen 18.00 Uhr - marschierte die 4. Eskadron des Kürassier-Regiments von Driesen (Westfälisches) Nr. 4 zum Güterbahnhof ab[2], die anderen Eskadrons folgten in den nächsten Tagen. Zum Ausmarsch des Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 heißt es in der erwähnten Kriegschronik der Stadt Münster 1914/18 (S. 23) unter dem 08.08.1914: „In der letzten Nach rückte das I. Bataillon des Infanterie-Regiments Herwarth von Bitterfeld erstes Westfälisches aus. Die Nachbarhäuser der Hörster- und der Lotharingerkaserne erstrahlten in bengalischer Beleuchtung. Unter wehenden Fahnen,begleitet von tausenden Menschen zog das Bataillon zum Bahnhof, von wo kurz nach 12 Uhr der Zug gegen Westen nach Belgien fuhr, während die Musik noch einmal spielte: Muß i denn, muß i denn zum Städele hinaus … Das II. Bat. Fuhr des Morgens um 1/25 der Regimentsstab mit der Maschinengewehr-Kompagnie 20 nach 6 und das III. Bat. Gegen 1/29 Uhr ab“. Die Einheit wurde in der Nacht zum 08.08. und am nächsten Morgen in das Aufmarschgebiet befördert[3]. Die Fahrt dauerte etwa 15 Stunden.
Am 09.08. begann der Abtransport der verschiedenen Abteilungen des 2. Westfälisches Feldartillerie-Regiments Nr. 22[4]. Es war schon am 11.08. vollzählig im Aufmarschgebiet versammelt.
[1] Vgl. hierzu: Schulte, Eduard, Kriegschronik der Stadt Münster 1914/18. Münster, 1930 und Veddler, Peter, Geschichte original – am Beispiel der Stadt Münster 14. Erster Weltkrieg und Revolution (1914-1919),
[2] Heinrich Glasmeier, Geschichte des Kürassier-Regiments von Driesen (Westfälisches) Nr. 4, Oldenburg 1932, S- 23.
[3] Carl Gross/ Werner v. Rudloff, Infanterie-Regiment Herwarth von Bittelfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 im Weltkriege 1914-1918, Berlin 1927S, 14.
[4] Zunker/ Hüger/ Vietor, Das Königlich Preußische 2. Westfälische Fedartillerie-Regiment Nr. 22 und seine Tochterformationen im Weltkriege 1914-1918, Münster, 1924, S. 3.
1914 umfasste die deutsche Infanterie 217 Regimenter. Bei Mobilmachung wurde ein aktives Infanterie-Regiment (Lehr-Infanterie-Regiment) und 114 Reserve-Infanterie-Regimenter gebildet.
Zurück in der heimatlichen Garnison blieben die Stammformationen zur Ausbildung von Ersatz und zur Aufstellung weiterer Einheiten.
Teilnahme der Bevölkerung am Kriegsverlauf
Ersatzformationen, Rekrutenausbildung und Organisation des Nachschubes
Rüstungsproduktion und Rationierung
Stellvertretendes Generalkommando, Wachstum der Kommandobehörde, personelle Ausweitung
Versorgung von Verwundeten und Lazarette
Bilder aus der Zeit Münsters im Ersten Weltkrieg
Kriegsgefangene in Münster.
Ein in diesem Ausmaß nicht erwartetes Phänomen des Ersten Weltkrieges waren die enormen Zahlen an Gefangenen. Es sollen in Bezug auf alle am Krieg beteiligten Staaten ca. 6,6 - 8 Millionen Kriegsgefangene gewesen sein. Ein gewisser Anteil der jeweiligen Verluste der verschiedenen Armeen waren demnach Gefangene, bei den Franzosen ca. 12 %, bei den Deutschen ca. 9 % und bei den Briten ca. 7 %, die Österreicher und die Russen hatten wesentlich höhere Gefangenenzahlen (35 bzw. 50 %). Spektakulär waren die Zahlen russischer Gefangener in den Schlachten bei Tannenberg im August 1914 (93000) und an den Masurischen Seen im September 1914 (45000).
Für die Stadt Münster stellten nicht nur die immer zahlreicher eintreffenden Verwundententransporte eine große Herausforderung dar, sondern auch die Unterbringung von zahlreichen Kriegsgefangene war eine anspruchsvolle Aufgabe, auf die man nicht vorbereitet war.
Die Kriegsgefangenen mussten nicht nur untergebracht, sondern auch verpflegt werden, wobei sich auch die Versorgungssitiuation der einheimischen zivilen Bevölkerung ständig verschlechterte. Insgesamt sollte Münster im Ersten Weltkrieg ca. 90000 Kriegsgefangene beherbergen (Dethlefs, S. 64). Bereits im September des Jahres 1914 wurde auf dem Exerzierplatz beim Haus Spital ein erstes Gefangenenlager eingerichtet, dessen Zelte und Erdhütten zunächst noch ein Provisorium darstellte und für die Unterbringung von 7500 Mann gedacht war.
Ein weiteres Lager wurde an der Rennbahn des Reitervereins vor Hiltrup für 10000 Gefangene eingerichtet. Die Infanterie-Kaserne an Kinderhausener Landstraße war dann das dritte Gefangenenlager, neben einem Lager auf der Kinderhausener Heide für Quarantänefälle (Veddeler, S. 5).
Kriegsgefangene in Münster (Lager I - Haus Spital).
Kriegsgefangene in Münster (Lager III - Infanaterie-Kaserne an der Grevener Str.).
Die Rückkehr der münsterischen Truppen und die Demoblimachung
Text
Als die münsterischen Regimenter schließlich 1918 bzw. 1919 in die heimatliche Garnison zurückkehrten und beinahe vollständig aufgelöst wurden, versank das Deutsche Reich in revolutionäre Wirren. Vor der Kulisse der Weimarer Republik begann die Aufarbeitung der militärischen Niederlage, die angeblich keine war („Dolchstoßlegende“), es entwickelten sich der Mythos des Frontsoldaten und eine Kultur des Erinnerns und Gedenkens.
Die Zeit der Wirren und des Übergangs.
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Militärische Relikte im Stadtbild: Bauten, Denkmäler und Gräber.
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Auf dem Überwasserfriedhof befinden sich noch eine Reihe von bemerkenswerten militärischen Grabdenkmälern. Auf diesem neuen Friedhof vor dem Neutor wurde die erste Leiche am 07.06.1808 begraben. Der ursprüngliche Überwasserfriedhof befand sich ursprünglich rund um die Liebfrauenkirche. Für diese Begräbnisstätte finden sich erste Nachrichten über Beerdigungen aus dem Jahre 1558. Die letzte Beerdigung fand hier am 29.05.1808 statt.
Ein Blickfang ist - nach wie vor - das Grabmal des Generalleutnants Heinrich Wilhelm v. Horn (1.10.1762 - 31.10.1829). Es zeigte bzw. zeigt auf einem großen Sockel einen schlafenden Löwen. Der ursprüngliche Sockel war mit einem Wappen und Trophäen und einer Inschrift geschmückt. Letztere lautete: "Das Königliche Preußische VII. Armee-Corps seinem verewigten Führer und Vorbilde der Treue und Tapferkeit." Früher war der Löwe naturfarben bronziert. Der eiserne Sockel war schwarz und die Inschriften vergoldet 1). Der Löwe wurde nach einem Modell von Christian Daniel Rauch (1777 - 1857) gefertigt. Im Zuge der Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg erlitt das Grabmal erhebliche Beschädigungen. Der alte Sockel wurde zerstört. Der reparierte Löwe ruht nun auf einem neuen Sockel 2).
1) Vgl. hierzu: Eugen Müller, Die Begräbnisstätten der Stadt Münster (Westf.), Münster 1928, S. 41 ff.
2) Walter Werland, Aus Alten Tagen Münsters, Münster, S. 42.
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