Militärische Kopfbedeckungen im Wandel der Zeit - mit Zeichnungen des Verfassers
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Anmerkungen zum vorigen Bild.
Schon im dritten Jahrtausend v. Chr. gab es im Niltal ein Großreich der Pharaonen, dessen Kultur schon damals einen hohen Stand erreicht hatte. Da die Fruchtbarkeit des Flusstales viele andere Völkerschaften anlockte, musste Ägypten seit den ältesten Zeiten Krieg führen So kannte schon das alte Ägypten ein wohl organisiertes Heerwesen.
Ägypten besaß ein einfach gerüstetes Heer, dass in der Regel aus Fußvolk und leichten Streitwagen bestand. Der Streitwagen war die Schlacht entscheidende Waffe, er war es, der im Grunde die Existenz des ägyptischen Reiches sicherte. Der Kampfwagen war eine leichte und bewegliche Plattform, von der aus die feindlichen Truppen beschossen wurden. Dessen Einsatz erforderte aber ein geeignetes Gelände, nämlich flache und möglichst baumlose Flächen.
Das Gros des Heeres waren Söldnertruppen, wie z. B. Nubier oder andere Völkerschaften.
Die Bewaffnung des ägyptischen Kriegers bestand in der Hauptsache aus verschiedenartigen Bögen und Speeren (Lanzen), seltener war das
Schwert in Gebrauch. Der ägyptische Bogen war entweder dreieckig oder zurück gebogen und in der Regel aus verschiedenartigen Materialien zusammen gesetzt und bestand vor allem aus Holz, Sehnen, Leim und Tierhaut. Die Schussweite betrug etwa 300 - 400 Meter. Die Pfeilspitzen bestanden zumeist aus Feuerstein.
Die ersten Schwerter waren einem Dolch ähnlich, kurz und gerade und zweischneidig. Erst später traten die Sichelschwerter auf. Nebenbei dienten Keulen und Äxte als Bewaffnung.
Der Soldat selbst trug eine dem Klima angepasste Kleidung, meist nur einen Lendenschurz.
Bei den Offizieren und Pharaonen finden wir schon Metallschuppenpanzer. Die Schwerbewaffneten trugen einen Brustpanzer aus Krokodilhaut.
Der Soldat schützte sich zusätzlich mit einem Holzschild, dessen Kanten Metall beschlagen waren. Die Form des Schildes war rechteckig, es gab aber auch runde und ovale Schilder.
Zu den Abwehrwaffen gehören Helm, Panzer und Beinschienen, in Vorderasien waren diese Stücke nicht so verbreitet, allerdings gehörten regelmäßig Schilde zur Ausrüstung des Soldaten.
Im ägyptischen Heer waren Helme aus Metall nicht verbreitet, sondern hier wurden einfache, nach hinten gezogene Kappen getragen, die hethitischen Ursprung waren. Sie waren aus Leder gefertigt und gehörten zur Standardausrüstung des ägyptischen Soldaten.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die Sumerer waren eine alte, aber nicht die älteste Bevölkerungsschicht in Mesopotamien. Sie gelten als die Schöpfer einer der frühesten Hochkulturen. Um 1800 v. Chr. gehen sie auf in den Akkadern.
Bildlich belegt sind Darstellungen des mit Lanzen und mit Beilen bewaffneten Fußvolkes der Sumerer, ausgestattet mit Stoffumhängen und Kappen mit Kinnriemen.
Der dargestellte Offizier trägt ausnahmsweise einen Metallhelm.
Panzer wurden im Übrigen wohl nicht verwendet, aber zum Schutz z. B. gegen Pfeile wurden Schaffelle getragen. Dazu trug das schwer bewaffnete Fußvolk mit Eisen beschlagene rechteckige große Schilde.
Zum Einsatz kamen in der Schlacht schwere - von Eseln gezogene - Streitwagen.
Bei den Hethitern handelt es sich um ein kleinasiatisches Volk, welches im 2. Jahrtausend v. Chr. zu politischen Einfluss und zur militärischen Stärke kam.
Sie lebten in der heutigen nördlichen Zentraltürkei und hatten ihren Ursprung in indogermanischen nomadischen Stämmen, welche um 2300 v. Chr. aus dem Gebiet der unteren Donau nach West- und Südanatolien einwanderten. Ihr Zentrum war die Stadt Kussar (Ḫattuša).
Von hier aus gründeten sie um 1700 v. Chr. ihr erstes Reich. Dazu gehörten auch eine Reihe von Vasallen- und Nachbarstaaten.
Ägypten, Babylon und Assyrien betrachteten die Hethiter als Rivalen, es gab diplomatische Kontakte und kriegerische Auseinandersetzungen.
Zu den bedeutendsten militärischen Auseinandersetzungen der Antike gehört die Schlacht von Kadesch zwischen dem ägyptischen und dem hethitischen Reich. Sie fand im Jahre 1274 v. Chr. (1292/ 1285 v. Chr.) statt. Es handelte sich um die erste oder um eine der ersten belegten größeren Kampfhandlungen der Antike.
Das ägyptische Heer wurde vom Pharao Ramses II. Melamoun aus der XIX. Dynastie angeführt. Zu diesem Zeitpunkt hatte das ägyptische Heerwesen einen hohen Stand erreicht. Man hatte die Hyksos vertrieben. Nun drohte die Auseinandersetzung mit dem Hethiterreich um die ausgebaute Festung und Kultstätte Kadesch. Den Kern des ägyptischen Heeres bildeten Bogenschützen, Schleuderer, Speer- und Schwertträger. Ein beträchtlicher Teil waren nubische Söldner. Dazu kamen die Streitwagen, die für die notwendige Beweglichkeit des Heeres sorgten und mit Bogenschützen besetzt waren.
Das hethitische Fußvolk schätzt man auf 20000 Mann, die sich aus Aufgeboten von 12 Stammesverbänden zusammen setzten. Aber auch die Hethiter verfügten über 2500 Streitwagen. Deren Besatzung bestand seit 1400 v. Chr. aus jeweils drei Mann (Fahrer, Speer- und Schildträger). Das gegnerische Heer wurde von dem Hethiterkönig Muwatalli angeführt.
Aufgrund verschiedener taktischer Fehler besiegten die Ägypter die Hethiter, allerdings reichte der Sieg nicht aus, die Hethiter aus Syrien zu vertreiben. 17 Jahre nach der Schlacht von Kadesch wurde ein Friedensvertrag geschlossen (Markov/ Helmert/ Schlachten der Weltgeschichte, 28).
Im frühen 12. Jahrhundert ging das hethitische Großreichs unter. Die näheren Gründe sind nicht bekannt.
Die Hethiter waren in der Lage Eisen zu verarbeiten und konnten deshalb Eisenwaffen herstellen. Sie waren gute Speerkämpfer. Dies galt auch für die Krieger auf den Streitwagen. Benutzt wurden auch Sichelschwert und Dolch. Es finden sich auch Darstellungen rundschneidiger Streitäxte und von Schildern, die wie eine Acht geformt waren.
Zur Bekleidung der Hethiter ist bei Ortwin Gamber (Waffe und Rüstung Eurasiens. Frühzeit und Antike, S. 121) das Nachfolgende zu lesen: "Selbstdarstellungen der künstlerisch nicht sehr begabten Hethiter sind unvergleichlich seltener als jene der Ägypter. Die weibliche Tracht scheint aus Hemd, langem Rock, Mantel und zylindrischer Kopfbedeckung bestanden zu haben. Die Männer trugen runde Mützen, kurzärmelige Hemden, gegürtete Lendenschurze und vorne aufgebogene Sandalen. Götter und Fürsten werden durch ohe Zipfelmützen ausgezeichnet, wie sie den Indoeuropäern offenbar eigen gewesen sind. Die hethitischen Zipfelmützen waren völlig steif. Sie setzten sich aus Stirnreif, Vertikalstreben und einer kleinen Abschlußplatte zusammen. Bisweilen sieht es auf den Darstellungen so aus, als ob zwischen den Streben eine Stofffüllung hervorquellen würde".
Die oben dargestellten Helme sind Kopfbedeckungen von Fürsten oder Leib- oder Tempelwächtern, also nicht bei den sonstigen hethischen Kriegern üblich.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die Assyrer waren die stärkste Militärmacht der Eisenzeit. Sie besiedelten den nördlichen Teil Mesopotamiens und stammten wahrscheinlich aus der zweiten semitischen Wanderung (2500 v. Chr.). Im 2. Jahrtausend v. Chr. war Assyrien noch isoliert.
Bis zum 13. Jahrhundert v. Chr. wuchs die Macht der Assyrer nur langsam, aber mit dem Untergang der Machtfülle der Hethiter und der Ägypter nahm die Machtstellung Assyriens zu. Zahlreiche Kriege festigten das langsam entstehende assyrische Reich, dessen Ausgangspunkt die Stadt Assur am mittleren Lauf des Tigris war.
Mehr als sechshundert Jahre überzogen die Assyrer den ganzen Mittleren Osten mit Krieg. Systematisch erweiterten sie durch Eroberungszüge ihren Herrschaftsbereich und erst die Eroberung der Hauptstadt Ninive im Jahre 612 v. Chr. durch Skythen, Meder und Babylonier beendete die Geschichte dieses bedeutenden Kriegervolkes.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die Assyrer verfügten über die am Besten ausgestattete Armee des Alten Orients. Neben den Spartanern und Römern gelten die Assyrer als das wohl bedeutendste Kriegervolk des Altertums.
Der Kern des Heeres war schwer bewaffnete Streitwagen, die bildeten das Rückgrat der assyrischen Armee und waren eine gefürchtete Waffe. In offener Feldschlacht fiel ihnen die Hauptaufgabe zu. Sie griffen aus allen Richtungen an und zersprengten die feindliche Formation, während andere Verbände folgten und das Schlachtfeld "säuberten". Nebenbei dienten die Streitwagen der Verfolgung des fliegenden Feindes und zum Truppentransport.
Die Assyrer verwendeten als erste Kavallerie. Kurz vor 1000 v. Chr. eingeführt. Sie bestand aus gepanzerten Bogenschützen und Speerträgern. Die Kavalleristen kämpften stets paarweise, der eine Soldat schoss mit dem Bogen, während der andere Soldat die Pferde hielt. Die Speerträger verwendeten die Lanze in der Regel nicht als Wurfsspeere, sondern als Waffe im Nahkampf. Im Laufe der Zeit nahm die assyrische Reiterei an Bedeutung zu und nahm den Streitwagen bald die Rolle als Stoßwaffe ab. Unter dem assyrischen Herrscher Sargon erscheinen Kavallerieeinheiten mit jeweils 1000 Reiter.
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Die Infanterie bestand aus Lanzenträgern, Bogenschützen und Steinschleuderer.
Die Lanzenträger trugen schwere Rüstungen und Helme. Sie führten als Stoßtruppe den Kampf Mann gegen Mann und wurden auch beim Angriff auf Festungen eingesetzt.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die Masse assyrischer Infanterie bestand aus Bogenschützen, die zunächst lange gepanzerte Umhänge trugen. Der große, kräftige Bogen war typisch für die assyrische Armee. Die Bogenschützen waren mit einem sehr guten zusammen gesetzten Bogen ausgerüstet. Im 8. Jahrhundert v. Chr. führte man einen neuen Bogen mit zurück gebogenen Spitzen ein, den man leichter spannen konnte. Es existierten auch leichte Einheiten, die aus Bogenschützen bestanden.
Tiglatpilesar III. führte neben der Steinschleuder, die sich besonders bei Angriffen gegen Steilhänge und Festungsmauern bewährte, auch den mannshohen, oben gebogenen Schild ein. Im Übrigen waren die assyrischen Schilde von unterschiedlicher Form und Größe. In der Regel bestanden sie aus Holz und waren mit Metallbeschlägen versehen. Fürsten und Offiziere wurden im Kampf von Schildträgern gedeckt. Helme kamen in verschiedensten Formen vor und waren aus Eisen oder Bronze gefertigt. Fast alle assyrischen Krieger trugen auf der linken Seite ein Kurzschwert, welches durchgehend auf der Scheide mit einer "Lilie" verziert war. Die aufgefundenen Reliefs zeigen einen überwiegenden Gebrauch von Panzerhemden. Sie kamen als Ring-, Ketten- und Schuppenpanzer vor und waren ein Zeugnis einer hoch entwickelten Schmiedekunst. Die Kavalleriepferde schützte man durch Filz- oder Wolldecken, die mit Metall- oder Lederauflagen verstärkt waren.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Helmut Nickel (Ullstein Waffenbuch 1974, S. 67) beschreibt die assyrischen Helmtypen wie folgt: "Zum Beginn des 1. Jahrtausend v. Chr. treten uns die Krieger Assyriens auf den Reliefs der Königspaläste von Assur, Nimrud und Ninive. wohlbewaffnet im Lamellenpanzer und bronzenen Kegelhelm entgegen. Die Helme sind bei leicht geschweiftem Umriss scharf zugespitzt und haben entweder einen vom glatten Unterrand bis auf die Schultern herunterhängenden Panzerschutz aus Lamellenstreifen oder mit der Helmglocke in einem Stück gearbeitetete Wangenklappen. Bei vielen ist ein halbkreisförmiges Stirnschild sichtbar, das vielleicht dekorativ aus der Helmglocke getrieben ist; haben auch eine flach anliegende turbanartige Stoffumwicklung., die vielleicht verschiedenfarbig war und zur Unterscheidung von Truppenteilen gedient haben mag. Ganz ähnliche Helme sind als Weihegaben der Großkönige Urartu meist in Quellgebiet des Euphrat und Tigris gefunden worden - einer davon war aber bis nach Südrussland, wohl von plündernden Skythen, verschleppt worden. Ein solcher Fund ist ein Beweis, wie weiträumig internationale Beziehungen schon in frühgeschichtlicher Zeit waren, und eine Warnung, wie sehr man sich hüten muss, gerade bei einem unter allen Gegebenheiten beachteten und geschätzten Gegenstand wie einer Waffe , vom Fundort auf die Herkunft zu schließen. Unter den assyrischen Kriegerdarstellungen finden sich auch solche mit abweichend geformten Helmen ...".
Bei Hans Bonnet (Die Waffen der Völker des Alten Orients, Leipzig 1926, S. 206 ff.) ist zu den assyrischen Kopfbedeckungen das Nachfolgende zu lesen: "Bei den Assyrern hat der raupengeschmückte Helm erst seit der Zeit Tiglatilesers III. Eingang gefunden. Man folgt dabei ohne Frage dem urartäischen Vorbild, aber man übernimmt es nicht ohne weiteres. Die Form der Helmzier ist doch eine andere. Di Raupe liegt nämlich nicht unmittelbar auf der Helmkappe auf, sondern ist über sie hinaus gehoben, indem sie entweder auf einem Bügel, der sich gleichmäßig nach vorn wie nach hinten neigt , oder auf einer Art Spitze aufsitzt, die kräftig, gelegentlich geradezu halbkreisförmig nach vorn, seltener nach hinten umbiegt. Die Helmkappe selbst ist flach gewölbt und hat meist Ohrenklappen, falls nicht überhaupt der hintere Teil in den Nacken herabgezogen ist. So hat man den urartäischen Helmschmuck der heimischen Helmform angepasst. Denn es ist keine Frage, dass die assyrische Pickelhaube die Erhöhung des Raupenkammes vorbereitet hat. Diese wirkte im übrigen nicht nur gefälliger, sie war auch praktisch von Vorteil, indem der erhöhte Bügel seinerseits ebenfalls Hiebe auffangen und ihre Kraft schwächen konnte".
Anmerkungen zum vorigen Bild.
In dem obigen Bild sind weitere Krieger des Altertums dargestellt, nämlich Nubier, Philister, Phönizier usw..
Nubien lag im südlichen Niltal. Aus dieser Region bezogen die Ägypter wichtige Rohstoffe, wie Gold, Ebenholz, Elfenbein usw. aber auch Söldner. Nubien handelte mit Ägypten, wurde aber auch zeitweise von dem Reich der Pharaonen beherrscht. Die Söldner aus Nubien wurden zumeist von ägyptischen Offizieren befehligt.
Die Philister werden zur zweiten Wanderungsbewegung der sogenannten Seevölker gerechnet. Diese wurden von dem ägyptischen Heer unter dem Pharao Ramses III. um 1180 v. Chr. abgewehrt. In der Folge wurden die besiegten Philister als Militärkolonie in der Nähe der Küste in Palästina angesiedelt und organisierten sich hier unter einem Fürsten. Mit dem Rückgang der ägyptischen Macht erstarkten die Philister und bekämpften die israelitischen Stämme. König Saul starb im Kampf gegen die Philister. Erst seinem Nachfolger, König David, gelang es, sie zu unterwerfen. Nachdem die Philister sich später teilweise politisch erholten, gerieten sie am Ende des 8. Jahrhunderts unter den Einfluss der Assyrer. Später gehörten sie zum neu-babylonischen bzw. persischen und danach zum römischen Reich.
Entlang der östlichen Mittelmeerküste und dem Hinterland bis hin zum Karmel-Gebirge lebten die Phönizier. Phönizien wird in dem Lexikon der Alten Welt (Zürich und Stuttgart 1965, S. 2312) wie folgt beschrieben: "Phönizien hieß die Küstenlandschaft Syriens vom Karmel im Süden bis zum Nahr el-Kelb im Norden, die durch Galiläisches Gebirge, Libanon und Nosairiergebirge vom syrischen Hinterland getrennt ist". Es handelte sich nicht um ein Gesamtreich, sondern es waren verschiedene ethnische Gruppen, die sich in Stadtstaaten organisierten. Die Phönizier werden als die besten Seefahrer des Altertums und hervorragende Techniker (Gerhard Herm) bezeichnet. Sie bauten den See- und Fernhandel mit vielen benachbarten Großreichen und Staaten aus, insbesondere mit Kleinasien, Ägypten, Assyrien, Griechenland und Babylonien, und gründeten viele Handelsniederlassungen, z. B. auch im westlichen Mittelmeer. Die Phönizier gerieten früh in die Auseinandersetzungen zwischen dem hethitischen und ägyptischen Reich und kamen später unter die Herrschaft der Assyrer. 333 v. Chr. wurde Phönizien von Alexander dem Großen erobert, allerdings leistete nur die Stadt Tyros den Griechen bzw. Makedoniern über einen längeren Zeitraum nachhaltigen militärischen Widerstand.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die Meder gehörten zu dem Bündnis, welches das assyrische Reich um 609 v. Chr. zu Fall brachte. Sie lebten in der nach ihnen benannten Landschaft im heutigen Iran und ihr Reich wurde zur Grundlage für das spätere Reich der Perser. Hierzu schreibt Veit Valentin (Knaus Weltgeschichte, München - Zürich 65): "Das größte Reich im vorderen Orient ist von dem indoeuropäischen Volke der Perser gegründet worden. In ihm wird alles, was Semiten und Nichtsemiten vorher versucht haben, überwunden und zu einer majestätischen Einheit zusammengefügt. Das persische Hochland, südöstlich vom Ararat bis nach Indien und an den persischen Golf ausgedehnt, war die Heimstätte wandernder Indoeuropäer geworden, die nach der Landschaft den Namen Iranier erhielten; der Stamm der Meder wurde zuerst in der Geschichte Assurs wirksam; die Perser sind ihre nächsten und viel bedeutenderen Verwandten".
Ihre frühe Residenz lag in Pasargadae. Sie ist in 1900 m Höhe auf der Murghab-Ebene im Zagrosgebirge der Persis im heutigen Iran zu verorten. Sie bestand aber vor allem aus einer Burg und verschiedenen Palästen. Charakteristisch für die Meder bzw. Perser war die militärische Einbindung der unterworfenen Völker. Unter der Dynastie unter den Achämeniden entstand ein großes Reich, welches erst unter unter dem Eroberungszug Alexander III. von Makedonien (ab 334 v. Chr. ) unterging. Auch schon vorher hatten die Perser militärische Niederlagen erlitten, so scheiterten Vorstöße in den Sudan oder gegen die Oasen in Libyen.
Das altpersische Heer bestand aus Reitern und Fußvolk. Letztere benutzte insbesondere die Stoßlanze. Streitwagen wurden zwar eingesetzt, waren aber keine dominierende Waffengattung (mehr).
Die adligen Krieger der Meder und Perser waren aber vor allem leicht ausgerüstete Reiter und benutzten den zusammen gesetzten Bogen. Sie werden regelmäßig mit Hosen dargestellt. Das Äußere der oben dargestellten Leibwachen ist durch Reliefs in der Hauptstadt Persepolis dokumentiert (Saxtorph/ Bramsen, Kriegstrachten, S. 150).
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Text
Anmerkungen zum vorigen Bild.
H. Droysen beschreibt die Kopfbedeckungen der griechischen Krieger in seinem Werk: Heerwesen und Kriegführung der Griechen (Freiburg 1880, S. 9 ff., hier ohne die Fußnoten zitiert) wie folgt:
"Zur Deckung des Kopfes diente der Helm und der Hut.
In der großen Fülle von Helmen, wie sie durch Abbildungen und Fundstücke bekannt sind, lassen sich drei Grundformen erkennen: der "korinthische", wie ihn die Athene auf korinthischen Münzen trägt, der "attische", mit der Athenekopf auf den attischen Münzen ausnahmslos bedeckt ist, und de eiförmige Haube. Der korinthische Helm bestand aus dem Kopfe, von dem vorne der frei abstehende Nasenflügel herabging, dem längeren oder kürzeren Nackenschutz, den Seitenteilen, die nach vorne bis auf einen Spalt für Nase und Mund, an dem oben die Augenlöcher ansetzten, zusammengingen und so die Backen bedeckten. Außerhalb des Kampfes wurde er auf den Kopf zurückgeschoben, im Kampfe so weit herabgezogen, dass das Gesicht bis an oder unter das Kinn verdeckt war; er war so ein sicheres, wie für den Träger sehr unbequemes Schutzmittel, weshalb man bisweilen die grössere Sicherheit der größeren Bequemlichkeit opferte und die Seitenteile so verkürzte, dass das Untergeischt freigelassen wurde.
Der attische Helm hatte den fest am Kopfe ansitzenden Nackenschirm, das Gesicht wurde nur teilweise geschützt, durch die Backenstücke, die entweder am Helmkopf fest und unbeweglich ansassen oder in Gelenken auf- und niedergeschlagen werden konnten. Die Vorderseite des Helmkopfes von Ohr zu Ohr wurde verstärkt durch einen Bügel, der an dessen unterem Rande angebracht entweder frei abstand oder auflag; auf einigen Darstellungen ist derselbe gleichsam heruntergeklappt, so dass er wie ein abstehender Schirm das Gesicht schützt. Nicht nur zum Schmuck sondern vor allem zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit diente der Helmbusch und die Art, wie er angebracht war: entwder in einer hohen Röhre befestigt, so dass er "von oben herabnickt", oder auf einem breiten Bügel, der über den Helmkopf wegläuft, fest aufliegend. Der Busch selbst, der hervorragendste Teil des Helmschmuckes, bestand aus verschnittener Mähne des Pferdes, die den Kamm bildete, während hinten der Roßschweif freu herunter hing.
Die dritte Helmform war die der eiförmigen Haube mit oder ohne abstehenden Rand, wie sie als Besonderheit der Arkader und Lakonier angeführt wird.
Um den Druck des Helmes auf den Kopf zu vermindern, war derselbe entweder am unteren Rande gefüttert oder es wurde unter ihm eine Filzmütze getragen.
Eine leichtere Kopfbedeckung waren außer rindsledernen mit Metallbeschlag überzogenen Kappen in Helmform, die breitkrämpigen Filzhüte, die in einigen Gegenden Griechenlands zur nationalen Tracht gehörten, der thessalische Hut, die makedonische Kausia und der dieser ähnliche ätolische Hut; als Ausrüstungsstück für den Krieg hatten sie im Kopf noch eine besondere Verstärkung durch eingelegte Metallstreifen".
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die Germanen waren kein homogenes Volk, sondern es handelte sich um verschiedene Stämme, welche in Nord- und Mitteleuropa siedelten.
Sie können von den Kelten und Skythen abgegrenzt werden.
Kennzeichnend für die Germanen. war eine bäuerliche Lebensweise. Es gab kein einheitliches Staats- und Heerwesen.
Die Germanen kannten kein klassisches Berufsheer, sondern jeder männliche Germane war grundsätzlich auch ein Krieger und jeder freie Mann konnte aufgeboten werden (Döbler, Die Germanen und. Legende und Wirklichkeit, Band 2, S. 563).
Im Zuge der Völkerwanderung kamen die Germanen mit dem hochgerüsteten und in einer ausgefeilten Kampftaktik geschulten römischen Heer in Berührung. Im Laufe dieser Konfrontation entwickelte sich im Grunde auch erst ein eigentliches germanisches Kriegswesen (Hans von Gottberg, Männer, Waffen, Strategien, S. 20).
An der Spitze des germanischen Heeres stand der gewählte Herzog, dieser wurde durch Gaukönige und sonstige Edelleute unterstützt, welche sich schon in Friedenszeiten zu Gefolgschaften zusammen schlossen und faktisch Berufskrieger waren.
Das erst im Kriegsfalle zusammen gerufene Heer organisierte sich in Tausend-, Hundert- und Zehntschaften, die von den Gauen bzw. den Dorf- und Sippengemeinschaften gebildet wurden. Es handelte sich also um ein Volksaufgebot.
Beim Angriff wurde ein Heereskeil gebildet, der mit Wucht versuchte, die gegnerische Formation aufzuspalten.
Die Germanen beherrschten aber auch das zerstreute Gefecht.
Es gab ferner eine gute germanische Reiterei, die in geschlossenen Geschwadern anzugreifen vermochte.
Ein gemischter Verband aus Reitern und Fußkriegern bildete die sogenannte (und gefürchtete) Trabantenreiterei.
Das Pferd spielte bei den Germanen nicht nur bei der Kriegsführung, sondern auch in der Landwirtschaft und bei spirituellen Praktiken eine wichtige Rolle.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die Bekleidung, Ausrüstung und Bewaffnung der Germanen war einfach.
Die Bekleidung war zweckmäßig. Charakteristisch waren lange Hosen. Dazu wurden lange Kittel getragen, der bis zu den Oberschenkel herunter reichte. Ferner waren mantelartige Umhänge üblich. Das Schuhwerk waren geschnürte Buntschuhe aus Leder.
Als Bewaffnung diente vor allem der längere Speer (Frame), aber auch - jedoch seltener - das Schwert.
Der Speer hatte eine schmale und kurze Eisenspitze.
Das längere Schwert, Spatha, genannt, war eine reine Hiebwaffe. Diese Blankwaffe wird von Döbler (Die Germanen und. Legende und Wirklichkeit, Band 2, S. 491) wie folgt beschrieben: "Zweischneidiges Schwert, dessen Klinge und dessen Griff reich geschmückt war. Offensichtlich ist es nur von Edlen getragen worden. Die Klinge war 75 - 95 cm lang und 4 - 6 cm breit. Der bronzene oder eiserne Griff mit Griffschalen aus Holz oder Knochen war mit Goldblech überzogen, der Schwertknauf tauschiert. Man trug es bis zur Mitte des 7. Jh. an einem langen, über die Schulter geworfenen Riemen, später an dem deshalb breiter werdenden Leibgurt",
Kürzere Schwerter (Sax) wurden als Stoßwaffe benutzt. Von Döbler (Die Germanen und. Legende und Wirklichkeit, Band 2, S. 467) wird diese Waffe als "Einschneidiges Kurzschwert der Fränkischen Zeit" bezeichnet.
Spät kamen Streitäxte in Gebrauch. Bekannt sind z. B: die fränkische Wurfstreitaxt bzw. die Franziska.
Es kam aber auch der Bogen zum Einsatz, der sowieso auch zur Jagd benutzt wurde.
Zum Schutz diente der runde oder ovale Schild. Dieser hatte einen metallenen Randbeschlag, sowie einen bronzenen oder eisernen Schildbuckel. Gehalten wurde der Schild an einer Schildfessel oder am Arm befestigt.
Sonstige Rüstungsteile, wie z. B. aufwändige Helme (aus Silber) oder Kettenpanzer, waren in der Regel den Fürsten bzw. dem Kriegeradel vorbehalten. Hierbei handelte es sich häufig um Beutestücke. Wenn der germanische Krieger einen Helm, waren es einfache Kopfbedeckungen, z. B. Glocken oder Eisenkreuzhelme.
Anmerkungen zum vorigen Bild (folgt).
Rechts ist der Helm von Valsgärde bei Alt-Uppsala aus dem 7. Jahrhundert dargestellt. Er wird wie folgt beschrieben: "Er ist für einen Schädel ungewöhnlicher Länge gearbeitet. Ein Zierstreifen mit Tiergeflecht umrandet ihn, zwei andere wölben sich senkrecht dazu nach oben. Damit ist sein Aufbau bestritten. Oben lagert eine beidendköpfdige Schlange als Auch über den Augen ragen Vogeldrachen empor, alles zur Abwehr schädlicher Einflüsse von diesen empfindlichen Stellen und im Dienste der Absicht, das Antlitz des Kriegers besonders schreckhaft erscheinen zu lassen" Wolfgang Schulz, Altgermanische Kultur in Wort und Bild. Dre Jahrtausende germanischen Kulturgestaltens, München 1937, Bild Nr. 141).
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die Etrusker waren ein antikes Volk in Etrurien (800 - 350 v. Chr.). Sie gründeten eine Hochkultur in Mittelitalien und hatten sich in einem losen Bund bestehend aus 12 Städten organisiert, d. h., sie lebten nicht in einem Zentralstaat. Kennzeichnend war aber die monarchische Herrschaftsform.
Zeitweise verbündet mit Karthago durchliefen sie eine mit Griechenland parallele kulturelle Entwicklung. Die Etrusker praktizierten eine hoch entwickelte Agrarwirtschaft und erreichten einen hohen Stand in der Metallgewinnung und - verarbeitung. Sie betrieben Handel mit Korsika und Elba und im übrigen Mittelmeerraum sowie auch mit Gallien bis herauf nach Lyon. Hier förderte ihr Kontakt die Urbanisierung. Ihre Waren (z. B. Wein) tauschten sie für andere Rohstoffe, z. B. Bernstein.
Anfänglich ein Konkurrent von Rom stellte z. B. eine römische Familie mit etruskischen Wurzeln (Tarquinius) in der römischen Frühzeit einige Könige. Dies wurde in Rom als Übernahme einer fremden Macht wahrgenommen und erst mit der Vertreibung des letzten etruskischen Königs um 509 v. Chr. konnte sich Rom von der etruskischen Abhängigkeit lösen. Gleichzeitig mit dem politischen Niedergang der Etrusker begann Rom als nunmehrige Republik sich die umgebenden Gebiete anzugliedern und expandieren.
Die Etrusker gelten aber als die Lehrherren Roms, auch die Grundlagen des römischen Militärwesens einschließlich der Bewaffnung und Ausrüstung sind stark etruskisch beeinflusst.
Anmerkungen zum vorigen Bild (folgt). Nach originalen Fundstücken.
Das etruskische Fußvolk differenzierte sich nach Saxtorph (Kriegstrachten, S. 161) in leicht und schwer bewaffnete Krieger.
Erstere waren maximal durch eine durch Kreuzriemen gehaltene Brustplatte geschützt.
Letztere hatten eine vollständige Panzerung, welche aus einem Lederharnisch mit Metallplatten und Schulterschutz. Dazu wurden große Helme getragen.
Als Bewaffnung dienten die Stoßlanze und das Schwert.
Zahllose - einer Haube ähnliche - frühe italische Helme sind erhalten geblieben (vgl. hierzu: Markus Egg, Italische Helme. Monographien des RGZM. Heidelberg 2023, Text- und Tafelband).
Optisch auffällig sind gefundene Kammhelme, die z. B. auf dem Pass Lueg entlang eines Altweges in den Alpen gefunden wurden.
Der oben dargestellte Kammhelm wird bei wikipedia.org wie folgt beschrieben: "Ein Etruskischer Kammhelm besteht in der Regel aus Bronze. Die Helmglocke ist halbkugelförmig gearbeitet. Auf der Scheitellinie ist ein auffälliger, dreieckiger Kamm angebracht, der aus Bronzeblech besteht und hohl gearbeitet ist. Der Kamm ist mit mehreren Zierknöpfen dekoriert und mit der Helmglocke vernietet. Auf der Helmvorder- und -rückseite sind unmittelbar vor und hinter dem Kamm Bleche angebracht, auf denen jeweils drei Bronzebolzen (sogenannte „Falsche Nieten“) angebracht sind. Helme dieser Art wurden auch als Abdeckung für Bestattungsurnen benutzt, die in ihrer Form als Vorbild der späteren Pommerellischen Gesichtsurnen aufzufassen sind, allerdings ohne die etruskischen Helmformen als Deckel. Die Form des Kammes konnte variieren und wird mit einem Federbusch bestückt rekonstruiert. Während der frühen griechischen Antike verschwindet die Helmform wieder und wird durch keltische und römische Helmformen ersetzt" (Hugh O’Neill Hencken: The earliest European helmets. Bronze Age and early Iron Age (= American School of Prehistoric Research. Bulletin 28, ZDB-ID 223123-2). Peabody Museum, Cambridge MA 1971, S. 99.).
Die Schilde waren aus Holz mit Leder bezogen und mit Blech beschlagen.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
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Anmerkungen zum vorigen Bild.
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Anmerkungen zum vorigen Bild.
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Anmerkungen zum vorigen Bild.
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Anmerkungen zum vorigen Bild.
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Anmerkungen zum vorigen Bild.
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Anmerkungen zum vorigen Bild.
Mit bzw. nach dem Niedergang des römischen Reiches dominierten im Kriegswesen vor allem Reiterheere. Es handelte sich um schwer bewaffnete Krieger, es gab aber auch berittene Bogenschützen, z. B. bei den Hunnen oder den Awaren oder den Petschenegen. Auch im byzantinischen Heer kamen berittene Bogenschützen zum Einsatz. Nach dem Vorbild der Sassaniden wurden von Byzanz auch schwer gepanzerte und mit Lanzen bewaffnete sogenannte Kataphrakten aufgestellt.
Der oben dargestellte Krieger trägt einen typischen Helm der Völkerwanderungszeit. Schon zu deren Beginn wurden einfache Eisenkreuzhelme getragen.
Dieser Helmtyp bestand aus einem Stirnreifen mit über dem Kopf gekreuzten Metallbändern.
Die Zwischenräume konnten mit Stücken aus Horn oder Metall gefüllt sein.
Später kamen noch ein kurzes Naseneisen und ein Kettengehänge dazu, ferner Wangenklappen (Vesey Norman, Waffen und Rüstungen, S. 8 ff.).
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Der westgotische Krieger trägt ein Panzerhemd, Haubert genannt. Dieser Ringelpanzer findet sich schon im dritten Jahrhundert nach Christus in Westeuropa (Vesey Norman, S. 7).
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Unter dem Begriff Normannen wurde zum Einen ursprünglich die gesamte Bevölkerung Skandinaviens, zum Anderen - und das wurde später die Regel - die Bevölkerung der Normandie verstanden. Die "Nordmänner" siedelten sich nach langwierigen und blutigen Eroberungszügen in der Normandie an und schufen hier ein Herzogtum, welches , im Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte von dem französischen König Karl dem Wikinger Rollo (Hrolf) als Lehen zugesprochen wurde. Damit endeten auch die Überfälle der bisher landlosen Wikinger und die Zuwanderer vermischten sich mit der einheimischen Bevölkerung. Zur nachhaltigen und umfassenden Wirkung der Normannen schreibt R. Allen Brown (Die Normannen, München 1991, S. 7): "Die erste und keineswegs geringste dieser Leistungen war der Aufbau der Normandie selbst - in den kurzen anderthalb Jahrhunderten zwischen 911 (dem traditionellen Datum der ersten Zuweisung eines nordwestfranzösischen Territoriums durch König Karl "den Einfältigen" an den Wikingerfürsten Rollo und seine Norweger) und den 1060er Jahren. Hier entstand ein Staatswesen, das - nach zeitgenössischen Maßstäben - zum mächtigsten der feudalen Fürstentümer wurde, die damals in Frankreich, dem westfränkischen Königsreich, bestanden. Es entstand aber auch eine von Energie überschäumende, integrierte, loyale und selbstbewusste Gesellschaft, die in den letzten Jahrzehnten des 11. Jahrhunderts die ganze bekannte Welt zu ihrem Spielball zu machen schien. Nachdem sie ihre Souveränität und Oberherrschaft auch auf die Grafschaften Maine und Ponthieu und Teile der Bretagne und der Grafschaft Boulogne ausgedehnt hatten, machten sich die Normannen - wie alle Welt weiß - daran, mit ihren Bundesgenossen, Rittern und Pferden, ihren Bogenschützen und ihrer gesamten Kriegsmaschinerie das weitaus größere und reichere Königreich England in einer der wenigen wirklich epochemachenden Schlachten der europäischen Geschichte - bei Hastings, am Samstag, dem 14.Oktober 1066 -zu unterwerfen...." Im Anschluss wurde Wales und das schottische Tiefland erobert. Damit war aber die Energie der Normannen, welche Ende des 8. Jahrhunderts ihre skandinavische Heimart verlassen hatten, nicht erschöpft, vielmehr eigneten sich Teile der Normannen auch Gebiete in Süditalien und Sizilien an und gründeten dort eigene Herrschaften.
Die normannische Herrschaft war feudal organisiert, d. h., nach Unterwerfung der Adligen leisteten diese als Lehnsherren Waffendienst. Dafür wurden ihnen Ländereien verpachtet. Der Dienst war näher reguliert. Auch die Kirche (Bischöfe und Äbte) unterlag der herzoglichen Macht. Die normannische Streitmacht, welche im Jahr 1066 über den Kanal setzte, bestand nach Brown aus ca. 7000 Mann, davon waren etwa 4-5000 Mann Fußvolk und 2-3000 Ritter bzw. deren berittene Knappen. Unter dem Fußvolk befanden sich auch viele Bogenschützen und Schleuderer aus ganz Europa.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Rolf Roeingh (Ein Schwerthieb über den Kanal. Die Siegreiche Englandfahrt Wilhelms des Eroberers nach den Bildberichten des Teppichs von Bayeux, Berlin 1941, S.) beschreibt die normannischen Schutzwaffen wie folgt: "Gegenüber der Zivil- und Alltagstracht spielt auf den Bilderszenen die kriegerische Tracht eine weit größere Rolle. Sie zeigt als Hauptbestandteil den langen Schuppenpanzer und den Ringpanzer, wie sie beide nebeneinander in jener Zeit, das heißt etwa bis zum Beginn der Kreuzzüge, auch von Deutschen und Franzosen getragen wurden. Panzerhemden oder Scheibenhemden, wie der Schuppenpanzer auch genannt wird, sind schon aus karolingischer Zeit bekannt, sie wurden noch in der Folgezeit getragen. Das Scheibenhemd besteht aus einem Leder- oder Leinwandkleide von drei- bis vierfacher Stärke, unten rundlich oder viereckig gebildet, in der Weise aufgenäht sind, dass sie, wie Schuppen oder Dachziegel übereinandergreifend , eine dicht geschlossene Metallfläche bilden. Häufiger als dieses Schuppen- oder Scheibenhemd ist der Ringpanzer dargestellt. Bei diesem sind auf die gleiche Unterlage von Leder oder Leinwand eiserne Ringe aufgenäht, entweder tangierend nebeneinander, jeder Ring mit vier Stichen, oder - was mehr Widerstand gab - als sogenanntes geschlossenes Panzerhemd und zwar so, dass die Ringe dichter übereinandergreifen. Das war die Brünne - französisch - broigne - oder Houbert - normannisch hauberk, vom lateinischen halbercum, wahrscheinlich vom deutschen Halsberge, abgeleitet. Dies war ein Halsschutz, der ursprünglich nur eine Panzerkapuze war, dann aber für das ganze Panzerhemd den Namen hergab. ...
"... Als besondere Form tritt neben dem eigentlichen Ringelhemd bei den normannischen Kriegern und Rittern noch ein dickes Lederhemd auf, das mit einem Gitter von einzelnen quadratischen Lederstreifen verstärkt ist. Diese Streifen tragen je eine runde Eisenplatte oder einen Nagelkopf. Der Panzer ist zumeist als weiter Ärmelrock geschnitten und reicht, besonders beim Reiter, hosenartig tief herab, so dass Oberschenkel und Teile des Unterschenkels an der Panzerung teilhaben. Von den Schultern reicht die Panzerung nach oben kapuzenartig bis über den Kopf, wenigstens bei den Schwerbewaffneten, die darüber noch den charakeristischen normannischen, kegelförmigen Spitzhelm tragen. Dieser Helm ist offenbar hervorgegangen aus dem altgermanischen Spitzhut, der sich hier, mit Eisenbeschlag und Eisenblech verstärkt, in den Helm verwandelt hat. Da dieser Helm dem Gesicht und den Nacken zu wenig Schutz gewährte, war vor dem Gesicht ein Naseneisen, nasale, und oft auch im Nacken ein eiserner Nackenschutz angebracht. In der Grudnform entspricht der normannische Helm etwa dem späteren Spangenhelm ...."
"... Als Schild diente den Normannen in der Regel ein spitzovaler leicht gewölbter Holzschild, 1 1/2 m hoch und 1/2 m breit, außen mit Leder bezogen und am Rande mit Metall beschlagen. Innen waren die Schilde gepolstert und in der oberen Hälfte mit Ledergriffen versehen, die kreuzweise mit Schrauben befestigt waren, damit der Schild entweder senkrecht oder waagerecht gehandhabt werden konnte. Ein langer Riemen ermöglichte das Umhängen dieser Schutzwaffe. Die Außenseite war mit primitiv gefertigten Bildern von Drachen, Greifen, Schlangen, Löwen oder mit Ornamenten bunt bemalt. Wappendarstellungen kannte man damals noch nicht. Die Darstellungen auf den Schilden dienten anderen Zwecken".
Die Trutzwaffen waren das zumeist längere Schwert, die lange Stoßlanze und der kürzere Wurfspieß. Die Schwerter entsprachen den früheren Modellen der Wikinger, auch die Speere der Normannen unterschieden sich nicht oder nicht wesentlich von den ehemaligen Modellen. Allerdings übernahmen die Normannen von den Franken den Dienst zu Pferde. Ab etwa 993 kämpften die Normannen nach Terence Wise (Sachsen, Wikinger und Normannen 2013, S. 72) zu Pferde, benutzten dabei den Speer als Wurflanze oder als Stoßlanze. Auch Äxte kamen zum Einsatz, ebenso Bögen. Letzterer konnte auf nahe Distanz auch ein Panzerhemd durchbohren. Das Panzerhemd wurde im Laufe der Zeit immer länger und bestand aus einem geflochtenen Ringen. Die weiten Ärmel reichten aber zunächst nur bis zum Ellenbogen. Die Helme hatte regelmäßig einen Nasenschutz. Der große - oben dargestellte - Schild war für den normannischen Ritter charakteristisch.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Während die Kopfbedeckungen der karolingischen Krieger noch relativ offen waren, finden sich aber schon früh Helme, die aus einem Stirnreifen mit darüber über Kreuz angebrachten eisernen Bändern bestanden. Dazwischen befanden sich Füllstücke aus Horn oder Metall. Häufig haben diese Helme auch ein Naseneisen, Wangenklappen und als Nackenschutz ein am Helm montiertes Kettengehänge. Aus diesem Helmtyp entwickelten sich die klassischen konischen normannischen Helme, wobei der Wangenschutz bald entfiel. Die Spitzen dieser Helme neigten sich im Laufe der Zeit nach vorn. Mitunter findet man auch einen leicht nach unten gezogenen hinteren Abschluss der Kopfbedeckung, der als Nackenschutz dienen sollte.
Oben links findet sich eine Darstellung des Helms des hl. Wenzeslaus, welcher im Schatz des St. Veits-Domes in Prag aufbewahrt wird. Dieser wird von Vesey Norman (Waffen und Rüstungen, S. 9) wie folgt beschrieben: "Einige wenige Helme aus der Zeit vom 10. bis zum 12. Jahrhundert sind erhalten geblieben. Das schönste und älteste erhaltene Stück einer eurpäischen Rüstung wird im Prager Dom aufbewahrt und soll dem hl. Wenzeslaus (gest. 935) gehört haben. Es ist einer der typischen knonischen Helme jener Zeit. An der aus einem Stück verfertigten Helmglocke sind gesondert ein mit Silber eingelegtes Naseneisen und ein ebensolcher Randstreifen aufgenietet".
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Der oben dargestellte englische Ritter trägt ein Panzerhemd aus Eisengeflecht, darüber hat er ein Überkleid bzw. einen Überwurf angelegt.
Der knielange Haubert bzw. das Kettenhemd hatte dreiviertellange Ärmel und schloss am Hals ab oder hatte eine Kapuze. Die Ärmel wurden aber im Laufe der Zeit länger und endeten dann bald in Fäustlingen aus Leder, die auch mit einem Ringelgeflecht bedeckt bzw. geschützt waren. Diese waren auch häufig aufgeschlitzt, so dass man leicht mit der Hand herausschlüpfen konnte.
Das Kettenhemd war in der Regel vorn und hinten geteilt, so dass es beim Reiten am Sattel links und rechts herunter hängen konnte und die notwendige Bewegungsfreiheit gewährleistete.
Darüber wurde ein loses fallendes Überkleid getragen. Laut Vesey Norman (Waffen und Rüstungen, S. 11 ff.) begann diese Sitte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und hatte Vorbilder in der Kriegstracht der Sarazenen. Es sollte den Panzer vor Regen schützen und diente auch als Sonnenschutz. Zunächst einfarbig, zeigte dieses Überkleid bald auch heraldischen Schmuck.
Unter dem Ringelpanzer wurde auch notwendigerweise ein Kleidungsstück getragen, vermutlich ein einfacher Kittel.
Ferner wurde eine ergänzende Beinpanzerung üblich, teilweise aus Ringelgeflecht oder aus regelrechten Beinschienen.
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Gemeinsame Abzeichen von Heeren und Truppen waren schon früh üblich, so war das Kreuz das verbindende Symbol der Kreuzritter. Nach der Eroberung von Jerusalem (1099) wurden auch eine Reihe von Ritterordnen gegründet, z. B. der Templerorden (1120), der Johanniterorden (1120) und der Deutsche Orden (1190). Diese kriegerischen Vereinigungen hatten eine einheitliche Ordenstracht, z. B. trugen die Tempelherren einen weißen Mantel mit einem roten Kreuz mit acht Balken. Der Deutsche Orden hatte auch einen weißen Mantel, jedoch mit einem schwarzen Kreuz.
Der Ritter des Deutschen Ritterordens hält einen Topfhelm im Arm.
Die frühen zylindrischen Modelle hatten oft einen flachen Scheitel.
Unter dem Topfhelm wurde eine Haube getragen, die von einer turbanartigen Rolle umgeben ist. Auf dieser Haube ruhte der schwere Topfhelm, es handelte sich also um eine Art von Auflager (Vesey Norman, S. 13).
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Die Einheit wurde unter König Eduard III. (1327 - 1377) gegründet. Sie bestand auch unter König Heinrich VII. Tudor. Ihre Stärke betrug zunächst 50 Bogenschützen, später wurden es 600 Bogenschützen.
Die Kriegstracht war in grün und weiß gehalten. Dies waren die Farben der Tudor.
Umgeben von einem goldenen Laubkranz zeigt die Kriegstracht eine rote Rose. Diese Rose war ein Symbol für die Vereinigung der Häuser Lancaster und York in der Dynastie der Tudors.
Als Kopfbedeckung diente ein Art Barett.
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Unter Kaiser Maximilian entstand ein neues Fussvolk. Nach Hans von Gottberg (S. 52) bestanden neben dem Reichsritterheer schon lange Söldnertruppen. Auch die Kriegsknechte und die Gehilfen der schwer gepanzerten Ritter waren im Grunde Söldner. In bzw. nach den Hussitenkriegen (1419 - 1436) entstanden die Böhmischen Knechte.
Das neue Fußvolk - ausgerüstet mit der Hellebarde oder dem Spieß - zeigte den ritterlichen Reiterheeren in blutigen Schlachten ihre Grenzen auf.
In der Folge der kriegerischen Auseinandersetzung der Eidgenossen mit den Habsburgern unter Leopold I. (Herzog von Österreich und der Steiermark, * 04.08.1290 in Wien, Herzogtum Österreich; † 28.02.1326 in Straßburg) wuchs die Bedeutung des schweizerischen Aufgebots. Die Schweizer verdingten sich später auch anderen Kriegsherrn als Söldner und entwickelten hieraus eine regelrechtes Geschäftsmodell.
Erst die Deutschen Knechte bzw. Landsknechte liefen ihnen im 16. Jahrhundert den Rang ab. Diese waren in Fähnlein zu ca. 500 Landsknechten und in Regimenter zu 6000 - 9000 Landsknechten organisiert. Ein solches Regiment wurde von einem Feldobristen aufgestellt und befehligt.
Auch die Landsknechte kämpften wie die Schweizer beim Angriff in Gevierthaufen und in der Verteidigung in massiven Gewalthaufen, die an die gewaltigen Dreiecke aller Tausendschaften (= Keile) der germanischen Heere erinnerten.
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Sehr früh wies die Kriegstracht - z. B. die geschlitzte und zerhauene Tracht der Landsknechte - bereits eine gewisse Gleichheit auf. Diese entwickelte sich insbesondere bei den deutschen Landsknechten zu einer farbenreichen und durch eine besondere Stofffülle geprägten Kriegstracht.
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Ursprünglich entsprach die Bekleidung der Landsknechte der zivilen Mode, allerdings entwickelten die Söldner einen regelrechten Kleiderluxus, der ihr äußeres Erscheinungsbild maßgeblich beeinflusste.
Die Landsknechte sind jedoch nicht die Erfinder der Dekorationsschlitze, sondern diese modische Erscheinung ist aus der zivilen Mode in die Soldatenkleidung gewandert. Aber diese Schlitze wurden in der Landsknechtskleidung besonders abwechslungsreich gestaltet und zeichneten den Söldner als einen individuellen Einzelkrieger aus.
Die übertriebene Kriegstracht war auch Statussymbol. In der zivilen Mode waren die Dekorationsschlitze bedeutend schlichter gehalten.
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Der Visierhelm (1, 4, 6) wurde im auslaufenden 17. und beginnenden 17. Jahrhundert bald von anderen Helmformen abgelöst, insbesondere durch die auf türkische Vorbilder zurückgehende Zischägge (2, 9) als eine besondere Form der Sturmhaube.
Diese bestand zumeist aus einer halbkugeligen - zwiebelartigen - Helmglocke mit einem langen geschobenen bzw. geschienten Nackenschirm und Wangenklappen sowie einem flachen Augenschirm mit verstellbarem Naseneisen. Letzteres konnte vorn mit einer Flügelschraube individuell eingestellt werden. Die runde Helmglocke wies oft (sechs) herausgetriebene Rippen auf.
Mitunter boten seitlich angebrachte größere Flügel zusätzlichen Schutz gegen Hiebe mit einer Blankwaffe.
Diese Helmform blieb zum Ende des 17. Jahrhunderts erhalten und wurde auch von der leichten Reiterei getragen..
Die vorgenannte Zischägge hatte türkische Wurzeln, wie überhaupt die kriegerische Berührung mit den Türken verschiedene Einflüsse auf die Taktik und Bewaffnung der europäischen Heere hatte. So fand z. B. auch der Säbel eine weite Verbreitung.
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Die Infanterie trug im 17. Jahrhundert häufig nur noch den halben Harnisch, insbesondere die Pikeniere schützten sich durch Halsberge, Schulterrüstteile (Spangröls), Oberarmzeug und die zu Schössen reduzierten Beintaschen.
Dazu wurde regelmäßig - wie hier dargestellt - ein Morion oder eine blecherne Sturmhaube (Schützenhaube) getragen. Letztere findet sich weiter oben dargestellt.
Der Morion bzw. die Schützenhaube konnte gegen Hiebe mit einer Blankwaffen schützen, dazu trug der Kamm bei. Diese Kopfbedeckung konnte aber nicht gegen Beschuss helfen. In der Regel bestand ein solcher Helm aus zwei Hälften, die durch eine Bördelung oder Vernietung miteinander verbunden wurden.
Laut Heinrich Müller (Alte Helme, 74) sank die Qualität dieser Kopfbedeckungen im 17. gegenüber dem 16. Jahrhundert, wohl auch weil das Plattnerhandwerk zurück ging.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Unter dem bereits erwähnten Morion ist ein offener Helmtypus ohne Visier zu verstehen. Er entstand in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und hatte sich aus dem spanischen Eisenhut - Cabasset (Birnhelm) genannt – entwickelt. Teilweise wird aber auch eine umgekehrte Entwicklungslinie berichtet.
Für den Morion ist zumindest seine konisch gestaltete Form charakteristisch. Die Helmglocke war zudem von einer breiten Krempe umgeben, welche vorn und hinten nach oben gezogen war. Oft hatte der Morion einen hohen Kamm und Wangenklappen.
Morione waren mitunter mit dekorativen heraldischen oder ornamentalen Mustern bzw. Verzierungen versehen, z. B. mit einer Doppellilie und diese mitunter umgeben von einem Kranz mit Fischblasenmustern.
Die Morione von Leibgarden trugen häufig das Wappen des jeweiligen Dienstherrn und waren geschwärzt und mit vergoldeten Ätzungen versehen.
Das Futter war durch Nieten befestigt, die von außen sichtbar waren. Auch sie konnten mehr oder weniger aufwendig gestaltet - z. B. bedeckt mit Löwenköpfen aus Messing (Heinrich Müller, Alte Helme, 64) - sein.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Im Verlauf der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert ist eine Entwicklung hin zu einer einheitlichen militärischen Bekleidung zu beobachten (Förster/ Hoch/ Mülle, Uniformen europäischer Armeen, S 54). Die Fußtruppen differenzierten sich in diesem Zeitraum insbesondere in Pikeniere und Musketiere. Die Zahl der Letzteren nahm im Verlauf des 17. Jahrhundert ständig zu Lasten der Ersteren zu.
Im Laufe der Zeit wurde die oben beschriebene Schutzrüstung zu Gunsten der Beweglichkeit weiter reduziert. Unter dem halben Harnisch wurde oft ein Lederkoller getragen. Es handelte sich hierbei um ein ärmelloses Kleidungsstück. Er hatte das Wams als Hauptbekleidungsstück abgelöst. Im Laufe der Zeit wurde der Lederkoller - zunächst noch nicht bei den Reitern - durch ein tuchenes Kamisol verdrängt.
Insbesondere die Pikeniere trugen noch - häufig geschwärzte - Sturmhauben, die Musketiere trugen - wie hier dargestellt - zumeist breitkrempige Filzhüte mit Federbusch.
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Zu den Kopfbedeckungen der Pikeniere und vor allem der Musketiere findet sich bei Christian Beaufort-Sponton (Harnisch und Waffe Europas. Die militärische Ausrüstung im 17. Jahrhundert, S. 120 ff.) folgende Beschreibung:
"Im zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts den Pikenieren noch weitgehend untergeordnet, war ihre Anzahl seit zirka 1570 ständig im Steigen begriffen. Analog dazu wurden die Pikeniere zahlenmäßig vermindert, und so wechselte allmählich die offensive Rolle innerhalb des Fußvolkes auf die Musketiere über.
Der Oranische Musketier, wie ihn Jacob de Gheyn zu Ende des 16. Jahrhunderts vorführt, ist gänzlich ungeharnischt, trug also nicht einmal ein Schützenhäubel.
De Gheyn erklärt dies selbst in der Einleitung seines Werkes: "... soll man wißen, das die Schützen mit Sturmhueten, und die Musquetiers mit huetten furgebildet, und in unterschidlichen kleydungen staffirt sind, nicht das solch nöttig werde, sonderlichen nur damit solche veränderung die bildungen geziehret und dan auch die manier der Kriegsleuthe in ihren kleidungen so ietz in diesen zeiten gebreuchlich ... gezeigt wurden".
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Die Musketiere waren regelmäßig mit dem Luntenschloßgewehr ausgestattet und ungepanzert, zumindest um die Mitte des 17 Jahrhunderts tragen sie in der Regel keine eigentliche Schutzbewaffnung mehr.
Das Luntengewehr wog etwa 8 - 10 kg. Aus diesem Grunde wurde dieses beim Schuss auf einen Gabelstock gelegt. Der Ladevorgang zerfiel in über dreißig Einzelakte und war sehr aufwändig bzw. zeitintensiv. In dieser Phase wurden die Musketiere notwendigerweise von den Pikenieren geschützt.
Auf dem vorstehenden Bild ist beim Musketier auch das Bandelier mit den lederbezogenen Kapseln aus Holz zu sehen. Diese Behältnisse beinhalteten das jeweils für einen Schuss abgemessene Pulver und wurden im Soldatenjargon als die 12 Apostel bezeichnet. Zur vollständigen Ausrüstung gehörten noch die Pulverflasche für das feine Zündpulver und ein Lederbeutel für die Bleikugeln.
Die schwedischen Musketiere wurden später mit leichteren Gewehrmodellen ausgerüstet.
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Bereits um 1670 wurden in Frankreich Uniformen aus grauer Naturwolle für die Infanterie eingeführt, diese Grundfarbe wandelte sich im Laufe der Zeit in eine weiße Farbe.
Den Offizieren wurde aber hinsichtlich der Uniformierung zunächst freie Hand gelassen. Allerdings korrespondierte die Uniform der Offiziere farblich häufig mit den Farben der Aufschläge der Uniformen der Mannschaft (Kannik, Uniformen in Farben, S. 146). Die Tendenz zu einer diesbezüglichen Harmonisierung ging aber weiter.
Kennzeichen für Offiziere war im Übrigen vor allem der Ringkragen als Rest des früheren Harnisches.
Die Schnitt der Uniform (Rock und Weste) der französischen Infanterie blieb weiter als der der preußischen Uniform. Die Kragen zeigte die Regimentsfarbe. Die Regimenter unterschieden sich auch durch die unterschiedliche Anzahl der Knöpfe (auf den Ärmelaufschlägen) und die Form der Taschenpatten.
Als Kopfbedeckung diente der Dreispitz. Dieser war typisch für die zivile und die militärische Mode im späten 17. und im 18. Jahrhundert. Er soll auf den runden Hut mit breiter Krempe der spanischen Soldaten zurück zu führen sein, welche insbesondere im Kampf gegen die Niederlande (im Achtzigjährigen Krieg von 1568 bis 1648) in Mitteleuropa in Erscheinung traten.
Um einen besseren Schutz gegen Witterungseinflüsse zu erreichen und vor allem um ein Ablaufen des Regenwassers zu erreichen, schlug man die Hutkrempe erst auf einer Seite und und dann auf allen Seiten hoch und erhielt damit den Dreispitz.
Er wurde auch Bestandteil der bürgerlichen Kleidung und wurde im späten 18. Jahrhundert vom Zweispitz verdrängt.
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Auch die altpreußischen Musketiere trugen den Dreispitz, der immer noch der frühere Rundhut war, allerdings - wie erwähnt - mit aufgeschlagenen Seiten. Der Hut wurde im Laufe der Zeit (nach 1740) immer flacher. Er bestand aus schwarzem Filz. Für einen festen Sitz wurde er hinter dem Zopf festgebunden.
Die Krempen des Hutes hatten eine schmale Einfassung, diese war weiß. Bei No. 6 bestand sie aus goldener Tresse. Auch die Unteroffiziere trugen am Hut eine Goldtresse sowie schwarz-weiße Hutpuschel.
Ferner wurden Hutpuschel getragen. Diese waren farblich unterschiedlich und dienten als zusätzliches Regimentsabzeichen.
Dieselben Farben wie der Hutpuschel zeigte auch eine Hutschnur, welche mit zwei kleinen Quasten um den Hutkopf gelegt war.
Auf der linken Seite des Hutes war vorn ein Messingknopt befestigt.
Auch die Unteroffiziere als eigene Chargengruppe waren durch besondere Uniformabzeichen und Bewaffnung ausgezeichnet. Am Hut wurde eine Goldtresse getragen. Der Hutbüschel war seit 1718 schwarz-weiß, ebenso die Hutschnur.
Diesem Muster folgte auch der Büschel an der Grenadiermütze der entsprechenden Unteroffiziere.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die Grenadiere (Granatiere) entstanden als eine Variante der Infanterie im 17. Jahrhundert. Sie waren auf den Umgang mit der Handgranate spezialisiert und galten aufgrund der durchaus risikoreichen Handhabung dieser Waffe als eine Elitetruppe. Am Ende des 17. Jahrhundert wurden in verschiedenen Armee die Grenadiere vermehrt und auch zu spezielle Einheiten zusammen gezogen. und z. B. auch bei der Belagerung von Festungen oder auch in der Schlacht konzentriert eingesetzt.
Besonderes Charakteristikum der Grenadiere war deren besondere Kopfbedeckung. Diese entwickelte sich in zwei Varianten, zum einen als Bärenfell- und zum anderen als konische Blechmütze. Merkwürdig ist, dass damals die erste Spielart insbesondere von katholischen und die zweite Spielart insbesondere von protestantischen Staaten bevorzugt wurden, so dass wie bei den Grundfarben der Uniformen auch hier ein bestimmtes Bekleidungsmuster zu beobachten ist.
Letztere Ausprägung findet sich in der altpreußischen Armee.
Die Grenadiermütze hatte sich aus der Zipfelmütze (Lagermütze) entwickelt, welche an Stelle des Hutes getragen wurde. Letzterer war beim Überwerfen des Gewehres vor dem Wurf der Handgranate hinderlich.
Eine ähnliche Entwicklung findet sich in anderen Heeren auch bei den Dragonern als berittener Infanterie.
Der Mützensack der Grenadiermütze war vor 1700 noch hängend und wurde dann mittels Fischbeinschienen aufgerichtet und stabilisiert. Die Spitze der Mütze zierte ein wollener Puschel. Dieser stimmte mit dem Hutpuschel des Musketierhutes überein. Die nun steife tuchende Vorderseite wurde zunächst durch Stickereien und später durch Metallbeschläge bzw. metallene Embleme geschmückt. Diese wuchsen im Laufe der Zeit zu einem Blechschild zusammen.
Das zunächst noch durchbrochene Blechschild zeigte in dieser frühen Phase die Tuchunterlage und wurde dann aber zu einem vollmetallenen Vorderschild, z. B. für No. 6 schon um 1729 belegt. Das Vorderblech bestand aus Tombak.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die Grenadiermützen der altpreußischen Infanterie-Regimenter zeigten auf diesem Vorderschild unterschiedlichen Zierrat mit manigfaltigen Schmuckelementen, Motiven und Mustern, insbesondere den königlichen Namenszug, den gekrönten (preußischen) Adler, den Stern des Schwarzen-Adler-Ordens, den Löwen als Ausdruck kriegerischer Stärke, verschiedenartige Chiffren und die üblichen Kriegsarmaturen im opulenten barocken Dekor.
Die Grenadiere hatten bis zum Jahre 1725 auch noch den Hut, danach jedoch nur noch die Grenadiermütze. Allerdings trugen die Offiziere der Grenadiere weiter den Hut.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Im altpreußischen Infanterie-Reglement aus dem 1726 (S. 619 ff.) hieß es zur Beschaffung und Trageweise der Grenadiermütze: "Alle Jahr sollen neue Grenadiers-Mützen sonder Blech und alle 3. Jahr neue Grenadiers-Mützen mit Blech gemachet werden". Und weiter: "Die Grenadiers-Mützen müssen ganz enge auf dem Kopfe, und nicht zu tieff sitzen" (so auch in den Ökonomie-Rgelements für No. 3 und No.14 aus dem Jahre 1725 (Dieterich, S. 183) geregelt.
In der altpreußischen Armee vor 1740 bildete das sogenannte rote Grenadier-Garde-Bataillon gemeinsam mit dem II. und III. Bataillon das Leib-Regiment bzw. Königs-Regiment (No. 6).
Die roten Grenadiere trugen eine besonders hohe Form der Grenadiermütze, zunächst noch mit einer tuchenen Vorderseite, welche den silbernen Gardestern mit der Devise Semper talis zeigte.
Diese Einheit hatte schon recht früh ein Vollmetallschild, aber ab 1733 findet sich ein solches auch bei dem Infanterie-Regiment No. 15 und ab 1738 bei dem Infanterie-Regiment No. 3.
Zu Beginn des 7-jährigen Krieges (1756) bestanden 12 preußische Regimenter zu Pferde mit je 5 Eskadronen, wobei die Eskadrons jeweils in 2 Kompanien eingeteilt waren. Dazu kam das 1740 errichtete Regiment Garde du Corps mit (ab 1756) 3 Eskadronen.
Von den Kürassieren wurde der Hut getragen, wie dies auch bei der schweren Kavallerie der anderen europäischen Staaten üblich war.
Der Hut war aus schwarzem Filz. Um seine Krempen herum verliefen je nach Eskadron verschiedenfarbige Puschel.
Die Kokarde bestand aus einem starken Band aus Wolle. Zum Schutz des Kopfes wurde zusätzlich ein eisernes Kreuz getragen.
Ab 1762 waren weiße Federbüsche eingeführt worden.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Zu Beginn des 7-jährigen Krieges (1756) bestanden 12 preußische Dragoner-Regimenter (insgesamt 70 Eskadronen), davon umfassten D 1 - IV, Vll - XII 5 und D V und VI 10 Eskadronen.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Hut, Haartracht , Stiefel, Hosen, Handschuhe, Mantel, Stallkittel, Gepäck und Reitzeug der Dragoner entsprachen nach Jany/ Skarbina den Stücken der Kürassiere.
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Die 8 im Jahre 1756 vorhandenen preußischen Husaren-Regimenter waren sämtlich 10 Eskadronen stark, bei H 5 bestand eine Fahne Bosniaken. 1762 wurde letztere zu einem Regiment mit insgesamt 10 Eskadrons vermehrt (H 9).
In der Neuherausgabe (Jany/ Skarbina, 1908-12) von 100 Tafeln aus dem Werk: Die Armee Friedrichs des Großen in ihrer Uniformierung (Armeewerk) von Adolph Menzel werden die Kopfbedeckungen der Husaren wie folgt beschrieben: "Bei 5 Regimentern ist dieselbe zylinderförmig und mit Bärenpelz ausgeschlagen. Das obere Ende ist mit einem sackartig genähten Stücke Tuch, Kolpack, geschlossen und inwendig an der Seite der Federbusch nebst Kordon (von starker Schnur) befestigt. Die Höhe der Mütze beträgt bei den Regimentern Nr.. 1 und 4 11 Zoll, bei Nr. 2, 3 und 9 12 Zoll. Vier andere Regimenter trugen Mützen von Filz (ungarische Hüte). Auch bei diesen ist am oberen Ende Kordon und Federbusch befestigt. Um das untere Ende läuft ein breites, spitz zulaufendes Stück Tuch, Flügel genannt, weil es bei heftigem Reiten lose flattert. Die Mützen der Regimenter Nr. 6 und 7 betragen in der Höhe 9-10 Zoll, die der Regimenter 5 und 8 10-11 Zoll".
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Am 17.08. 1786 starb Friedrich der Groß in Sanssouci und wurde in der Potsdamer Garnisonkirche beigesetzt. Seinem Nachfolger hinterließ er ein erprobtes Heer.
Die Armee umfasste nach Jany (Geschichte der Preußischen Armee, Bd. III., S. 134) zu diesem Zeitpunkt
an Infanterie
141 Bataillone (einschließlich der 32 Grenadierbataillone) mit 111730 Mann,
das Regiment Fußjäger mit 1302 Mann,
3 Regimenter leichte Infanterie mit 4899 Mann,
an Kavallerie
133 Eskadrons Kürassiere und Dragoner mit 22849 Mann,
100 Eskadrons Husaren und Bosniaken mit 15109 Mann,
sowie reitende Feldjäger mit 176 Mann
und ferner Husarenkommandos mit 26 Mann,
ferner
das Feldartilleriekorps mit 9746 Mann,
die Garnisonregimenter mit 37 Bataillonen mit 26298 Mann,
die Garnisonartillerie mit 13 Kompanien und einem Kommando in Brieg mit 1761 Mann,
die Mineurs mit 4 Kompanien mit 484 Mann,
die Pontonniers mit 29 Mann und
die Stämme der Landregimenter (4) mit 429 Mann.
König Friedrich Wilhelm II. (* 25.09.1744 in Berlin; † 16.11.1797 im Marmorpalais in Potsdam) reformierte u. A. die Unifomierung. Diese Veränderung betraf auch die Kopfbedeckungen, so wurden die bisher getragenen Hüte, die Grenadier- und Füsiliermützen abgeschafft und durch einen zweiklappigen Hut ersetzt. Dieses Casquet hatte rund geschnittene Krempen, die weiß eingefasst und durch Schnüre am Hutkopf befestigt waren. Die Krempen konnten bei schlechtem Wetter herunter gelassen werden. Auf der vorderen Krempe befand sich ein Zierrat aus Messing, nämlich bei den Musketieren ein verschlungener königlicher Namenszug, bei den Grenadieren eine Granate und bei den Füsilieren ein fliegender Adler. Die Füsiliere waren aber nunmehr eine Art leichter Infanterie. Hutkordons waren nicht mehr vorgesehen, aber bei den Musketieren ein Hutbüschel und bei den Grenadieren ein weißer Stutz. Der Zopf wurde verkürzt.
Friedrich Wilhelm III. (* 03. 08.1770 in Potsdam; † 07.06.1840 in Berlin) trat im Jahr 1797 die Regentschaft an und veränderte wiederum die Uniformierung.
So wurden die bisherigen zweiklappigen Hüte abgeschafft und die bisherige dreieckige Hutform (3) wieder eingeführt, allerdings in modischer Abänderung, d. h., der Hut war nicht mehr so flach wie vorher. Der nunmehrige Hut hatte jetzt Hutbüschel und Kordons in den alten Regimentsfarben.
Der Zopf war wurde erneut gekürzt und auch das Pudern der Haare geschah nun noch für Paradezwecke.
Für die Grenadiere wurde eine neuartige Mütze geschaffen. Diese hatte vorn ein schwarzes Lederschild, welches eine Einfassung aus schwarzer Wolle und ein Messingschild aufwies. Letzteres schmückte der preußische Adler. Darüber war eine Granate angebracht. Der eigentliche Kopfteil aus schwarzem Filz war niedriger und mit einer Borte in den Regimentsfarben versehen. Links wurde ein weißer Federbusch getragen.
Die Husaren-Regimenter sollten seit 1796 (25.06.) nur noch die weiter oben beschriebenen Filzmützen tragen, lediglich das Regiment Göckingk (Nr. 2) hatte noch Pelzmützen. Im Jahr 1805 (18.03.) wurden aber nach russischem Vorbild Tschakos aus Filz mit einem ledernen Augenschirm eingeführt (4). Vorn befand sich eine Bandkokarde in den Regimentsfarben, nur das Husaren-Regiment Nr. 5 hatte als Zierrat einen Totenkopf. Auf dem oberen Rand sass ein Büschel, darunter die Kokarde. Um den oberen Rand des Tschakos war ein farbiger Kordon gelegt, dessen Quasten rechts herunter hingen.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die berühmten Grenadiere zu Fuß der (Alten) Kaisergarde gehen zurück auf die der Konsulargarde.
Das dortige Grenadier-Regiment wurde am 29.07.1804 entsprechend umgebildet und bestand nunmehr aus zwei Grenadier-Bataillonen und einem Veliten-Bataillon. Im Jahre 1810 entstand ein zweites Regiment Grenadiere zu Fuß aus der ehemals holländischen Garde.
Am 18.05.1811 wurde allerdings ein zweites Regiment Grenadiere zu Fuß geschaffen und die Holländischen Grenadiere erhielten nun die Nummer 3.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die charakteristische schwarze Pelzmütze der Grenadiere zu Fuß zeigte vorn ein kupfernes Mützenschild mit dem kaiserlichen Adler flankiert von zwei entflammten Granaten. Offiziere hatten ein vergoldetes Mützenschild. An der linken Seite der Bärenfellmütze wurde ein roter Stutz geführt. Darunter befand sich die Kokarde in den Farben der französischen Trikolore. Der Tuchfleck der Bärenfellmütze zeigte bis 1807 ein weißes Kreuz und danach eine weiße bzw. goldene Granate.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Der Tschako hatte ungarische Wurzeln und wurde nicht nur in der napoleonischen Armee zu einer oder der charakteristischen Kopfbedeckung. Er dominierte auch in der Uniformierung des 19. Jahrhunderts in den meisten europäischen Heeren und wurde im späteren (ab 1871) deutschen Reichsheer - in verkleinerter Form - die typische Kopfbedeckung der Jäger und Schützen und auch anderer Waffengattungen wie die Telegraphen- oder Luftschiffertruppe.
Der Tschako löste den noch in der frühen französischen Kaiserreich noch getragenen Hut ab. Hierzu ist bei Funcken (Liliane und Fred Funcken Historischen Uniformen, Bd. 3, S. 34) zu lesen: "An die Stelle des Hutes trat der Tschako mit Kupferplatte und Kokarde. Diese Kopfbedeckung bestand aus einem Filzstumpen mit einer Lederkappe darüber, die den oberen Rand bildete. Am unteren Filzrand sass hinten eine Schnalle zum Verstellen der Kopfbreite. Die über dem ledernen Augenschirm angebrachte Platte wechselte im Laufe der Zeit mehrmals die Form. Darüber sass eine Kokarde, und den oberen Rand schmückte ein Pompon oder ein Stutz. Eine weiße, meist geflochtene Schnur umgab den Tschako vorn und hinten wie eine Girlande, an der rechts zwei runde Platten mit einer Quaste daran hingen. Zwei Sturmriemen, die unter dem Kinn festgemacht wurden, gaben dieser schweren Kopfbedeckung Halt. Der Tschako bildete einen besseren Schutz gegen Säbelhiebe, aber dem Soldaten diente er im Feld auch zur Unterbringung von Kamm, Zwiebeln, Schuhcreme oder einer Flasche".
Die Grenadiere der Linien-Infanterie trugen den Tschako mit roten Tressen, auch der Stutz und der Behang war rot. Bei den Voltigeurs war er gelb und bzw. oder grün und bei den Füsilieren dunkelgrün, himmelblau, gelb oder violett, also in den Farben der jeweiligen Kompanie.
Der Behang sollte eigentlich nach den Uniformvorschriften des Jahres 1812 entfallen, war aber in der Praxis noch lange in Gebrauch. Das neue Modell war ein wenig kürzer als die bisherige Ausführung, dafür aber oben breiter.
Das Tschakoblech zeigte in seiner späten Ausformung - wie oben dargestellt - den Adler auf einem halbkreisförmigen Schild mit der Regimentsnummer. Hiervon gab es aber auch Abweichungen.
Der Tschako der Offiziere hatte vergoldete Beschläge und goldenen Tressenbesatz.
Im Felde wurde der Tschako regelmäßig mit einem einfarbigen Überzug aus Leinen oder Wachstuch getragen.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die französische Infanterie gliederte sich in die Regimenter der Linie und die Regimenter der Leichten Infanterie. Zu Beginn des Kaiserreiches existierten 26 Regimenter an Leichter Infanterie, allerdings verlief die Nummerierung bis zur Nr. 31, 5 Nummern waren folglich nicht besetzt. Es folgten weitere Neuerrichtungen. 1814 existierten 35 entsprechende Einheiten. Die Nummerierung lief aber bis Nr. 37.
Die Leichte Infanterie erhielt als erste Waffengattung den Tschako aus Filz mit Leder. Dieser wurde ab 1804 eingeführt und hatte einen ungarischen Ursprung. Der Augenschirm war beweglich und abnehmbar. Der Tschakobeschlag bestand in der frühen Zeit aus einem Jagdhorn aus Metall.
Teilweise sind aber aus der frühen Periode auch Abbildungen des Tschakos ohne Zierrat und Kokarde übermittelt.
Später wurde eine rautenförmige Metallplatte eingeführt, der unter dem kaiserlichen gekrönten Adler ein Jagdhorn zeigte. Die Platte bestand aus blankem Metall. Die Kokarde wurde zunächst links getragen.
Ferner schmückte den Tschako eine grüne Schnur, die in zwei geflochtenen Platten und Quasten endete. Bei den Jägern war der Federstutz am Tschako grün. Die Karabiniers führten am Tschako einen roten Stutz. Die Voltigeure hatten grüne und oder gelbe Federstutze. Die Federbüsche konnte unterschiedliche Formen haben. Auch der Tschakobehang war unterschiedlich, bei den Jäger weiß, bei den Voltigeuren rot, gelb oder grün.
Ab 1806 wurde der Tschako mit einem Sturmriemen (auch mit metallenen Schuppen) ausgestattet. In der Praxis wurde aber gerade die Kopfbedeckung in verschiedenen Variationen getragen, z. B. werden von Rousselot oder Knötel auch ein roter Tschako (1809) gezeigt. Im Felde war ein Wachstuchüberzug üblich. Der Tschako wurde dann auch ohne Behang getragen.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die berühmte napoleonische Kaisergarde war ein elitärer Verband innerhalb der Grande Armée, der aus der Konsulargarde (Garde des Consuls) hervorging und alle Waffengattungen umfasste.
Ursprünglich gehörte nur ein Regiment Jäger zu Pferde zur Kavallerie der Kaisergarde. Die Einheit ging auf die Guiden des jungen Generals Bonaparte in Italien und Ägypten zurück und fungierte als Leibgarde Napoleons.
Sie wurden unter dem 02.12.1799 in die Konsulargarde übernommen und waren nach Jack Cassin-Scott zunächst nur 112 Mann stark.
Eine der Eskadronen der Jäger zu Pferde war in jedem Feldzug dem Kaiser unmittelbar zugeordnet.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Als Kopfbedeckung trug die Einheit eine Pelzmütze mit einem roten Beutel. Der Stutz war unten grün und oben rot.
Auch zur jungen Garde gehörten Jäger zu Pferde. Diese trugen allerdings einen hohen zylindrischen Tschako mit Schirm.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Zur napoleonischen Kaisergarde gehörten auch die Mamelucken. Die kleine Formation hatte ihren Ursprung im gescheiterten Versuch der Eroberung Ägyptens durch eine französische Armee unter dem Kommando von Napoleon und wurde am 13.10.1804 in die Kaisergarde übernommen. Sie bestand aus zwei Kompanien und einem Stab. Die neu errichtete Einheit setzte sich - neben ehemaligen syrischen und koptischen Soldaten - vor allem auch aus Algerier, Armenier, Georgier, Tscherkessen usw. zusammen. Die Mamelucken waren auch an Kriegshandlungen beteiligt, z. B. bei der Niederschlagung des Aufstandes in Madrid im Spanienfeldzug im Jahre 1808. 1814 wurde die Einheit aufgelöst. Nur wenige Mamelucken begleiteten Napoleon in sein Exil auf der Insel Elba.
Sie waren wohl die farbenprächtigste Einheit in der französischen Armee und durch ihre orientalische Tracht im besonderen Maße optisch auffällig.
Die Montierung der Mamelucken war orientalisch geprägt, die genauen Farben der einzelnen Kleidungsstücke wurden aber nicht vorgegeben.
Als Kopfbedeckung diente ein sogenannter Tarbusch mit einem weißen Turban (aus Musselin), vorn verziert durch einen Halbmond und einen Stern und darüber befand sich ein Pompon mit Federbusch.
Ab 1807 wurde ein höherer Kahuk getragen. Auch dieser war durch einen Turban umwickelt.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die Dragoner der napoleonischen Kaisergarde entstanden aufgrund eines kaiserlichen Befehls vom 15.04.1806. Sie zählten zu den schweren Reitern der napoleonischen Kaisergarde. Die Einheit rekrutierte sich aus Abgaben der Linien-Dragoner-Regimenter. Da die Kaiserin die Patenschaft über diese Einheit übernahm, nannte man sie bald nur noch die Dragoner der Kaiserin.
Die Uniform orientierte sich im Schnitt an dem langschössigen Rock der Grenadiere zu Pferde, mit denen sie auch eine Brigade bildeten. Die Grundfarbe war allerdings - wie für die Dragoner üblich - grün. esonderes Merkmal ihrer Uniform war der dekorative Bügelhelm aus Messing. Die Helmglocke umlief ein imitiertes Leopardenfell.
Der prachtvolle Helm hatte Schuppenketten und links wurde ein roter Federbusch getragen. Die vordere Spitze des Kammes schmückte eine schwarze Quaste. Der Roßhaarschweif war schwarz. Sappeure trugen die Bärenfellmütze mit gelb-rotem Behang. Zur Ausgehuniform (Tenue de ville) trug man einen Zweispitz. Daneben wurde die Lagermütze getragen, welche einen roten Besatz und vorn eine entflammte Granate zeigte.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
In der französischen Armee vor 1802 gab es nur ein Kürassier-Regiment, nämlich das 8. Kavallerie-Regiment.
Im Jahre 1802 wurden dann zunächst die Regimenter Nr. 2 bis 7 und dann 1803 die restlichen Regimenter (Nr. 8 - 12) der vorhandenen schweren Kavallerie mit Helmen und Kürassen ausgestattet. Im Jahre 1809 kamen die Regimenter Nr. 13 und 14 dazu. Das Kürassier-Regiment Nr. 14 waren die ehemaligen 2. Holländischen Kürassiere.
Als Kopfbedeckung der Kürassiere diente ein eiserner Helm, der dem Helm der Dragoner ähnelte. Den gelb-metallenen Kamm schmückte ein schwarzer Rossschweif. Dieser war im Felde mitunter zu einem Strang geflochten. Die Helmglocke hatte eine Verbrämung aus schwarzem Fell. bzw. Pelz. Links schmückte ein roter Federbusch den Helm, in der Regel nicht im Felde. Zu den Farben des Federbusches gab es aber Abweichungen, so trugen z. B. das 8. und das 10. Kürassier-Regiment solche in schwarz mit gelber Spitze.
Die höheren Offiziere trugen weiße Felderbüsche. Ebenso die Trompeter. Der Helm konnte auch mit einem schützenden Überzug getragen werden.
Daneben wurden Hüte getragen, z. B. zum Ausgehanzug und sowieso die Lagermütze, auch von Offiziere.
Unter dem Ersten Konsul wurde in der französischen Armee die Zahl der Dragoner-Regimenter im Jahre 1803 (24.09.) auf 30 Einheiten erhöht. Diese Zahl war auch noch 1812 vorhanden. 24 Dragoner-Regimenter hiervon wurden bereits im Jahre 1804 zu gemischten Verbänden mit jeweils drei berittenen und 1 unberittenen Abteilung zusammen gefasst. Jede Abteilung zählte zwei Kompanien.
Die Dragoner trugen einen (dunkel-)grünen Rock mit Rabatten und langen Schößen. Der Rock war vorn spitz zugeschnitten. In den Schoßumschlägen befanden sich grüne Granaten. Im Jahr 1812 wurde dann der Spenzer mit kürzeren Schößen eingeführt.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die französsischen Dragoner trugen den geldmetallenen Bügelhelm nach dem klassischen Vorbild der "Voluntaires de Saxe" aus dem Jahre 1743. Dieser hatte eine braune Pelzverbrämung und ein schwarzen Rossschweif. Trompeter hatten regelmäßig weiße Rosshaarschweife (siehe die Abb. w.u.). Vorn am Kamm befand sich ein kleiner Puschel (auch aus Pferdehaar). Zu Paradezwecken schmückte den Helm ein roter Federstutz an dessen linker Seite. Dieser war für Offiziere weiß. Hiervon gab es aber in der Praxis viele Abweichungen. Elitekomapnien, Pioniere und mitunter auch Trompeter hatten Pelzmützen.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Zur napoleonischen Kaisergarde gehörten auch drei Regimenter Lanzenreiter (Lanciers). Ursprung war eine polnische Ehrengarde. Die (1.) polnischen Lanciers der Kaisergarde wurden in der Folge im Jahre 1807 errichtet. Die Bewaffnung mit der Lanze erfolgte aber erst im Jahr 1808.
Die Uniform des 1. Regiments bestand aus einer königsblauen Kurtka mit karmesin-farbenen Kragen, Klappen, Aufschlägen und Schoßbesätzen. Der Bortenbesatz war silbern. Die Kurtka hatte rote Vorstöße. Zum Rock wurden weiße Epauletten und eben solche Achselschnüre getragen. Die Knöpfe waren weiß. Das Beinkleid war im Felde blau mit zwei karmesin-roten Biesen. Zur Parade trugen die Offiziere karmesin-rote Hosen mit Silbertressen.
Die Tschapka schmückte eine gelbes Messingschild mit Strahlenkranz (Sonnenrosette), welches im Zentrum ein großes "N" zeigte. Der obere - mit karmesinroten Stoff bezogene und an den Rändern weiß besetzte - Kopfteil hatte einen quadratischen Deckel. Links zeigte die Tschapka die Kokarde, welche ein silbernes polnisches Kreuz schmückte. Darüber wurde ein hoher weißer Federbusch getragen. Der Behang (Fangschnur usw.) waren auch weiß.
Im Felde wurde die Tschapka durch einen schwarzen Wachstuchüberzug geschützt.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Zur napoleonischen Kaisergarde gehörte auch eine Kompanie Sappeure bzw. Pioniere. Diese entstand anlässlich einer Brandkatastrophe in der österreichischen Botschaft in Paris. Aus der Erfahrung eines unzureichenden Brandschutzes sollte zukünftig eine besondere Einheit die Bedienung der Pumpen in den kaiserlichen Palästen übernehmen. Die Sapeurs du Génie entstanden aufgrund eines kaiserlichen Befehls vom 16.07.1810.
Besonders charakteristisch für die Garde-Pioniere war deren Helm mit einer hohen Helmglocke aus poliertem Stahl mit Bügel und Kamm. Dieser hatte Beschläge aus Messing, eine große schwarze Raupe aus Rosshaar und zur Parade einen roten Federstutz auf der linken Seite. Auch die Schuppenketten waren aus Messing. Diese wurden von strahlenförmigen Kokarden mit einem aufgelegten Stern gehalten. Als Helmzierrat diente der gekrönte kaiserliche Adler mit Blitzbündel. Unterhalb des Adlers befand sich ein Zierbandeau. Die Musiker hatten eine rote Raupe. Dieser Helm wurde später zum Vorbild vor allem französischer Feuerwehren.
Bei Schanz- bzw. Grabearbeiten im Einwirkungsbereich feindlicher Geschütze wurde ein zweiteiliger Panzer getragen sowie ein besonderer Helm. Diese Schutzausrüstung war aus Eisen. Diese Ausrüstung für die Tätigkeit im Laufgraben trugen auch die Pioniere der Linie.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
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Zur neu-preußischen Kavallerie nach 1808 gehörten auch Kürassiere. Im Jahre bildete man vier Linien-Dragoner-Regimenter in Kürassiere um. Damit existierten - neben den beiden Garde-Regimentern - 8 Kürassier-Regimenter (Nr. 1 - 8).
Die altpreußischen Kürassiere hatten noch den Hut getragen. Im Jahre 1809 erhielten die preußischen Kürassiere Helme von russischer Form. Hierbei handelte es sich um Bügelhelme, die in ihrem Hauptteil aus schwarzem Leder bestanden. Der Vorder- und der Hinterschirm waren abgerundet, wobei der Vorderschirm eine Einfassung aus Messing hatte.
An dem Lederkamm war ein schwarzer Roßhaarkamm angebracht, dieser war bei den Trompetern rot.
Vorn schmückte den Bügelhelm ein Messingschild, welches den Adler der Linie zeigte. Die Gardeformationen hatten hier den Gardestern. Der Helmzierrat war bei den Offizieren vergoldet.
Die Kopfbedeckung wurde durch Schuppenketten gehalten. Unter der linken Schuppenketten sass die schwarz-weiße Kokarde aus Wolle. Bei den Offizieren war diese aus Seide und schwarz-silbern.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Im Jahre 1808 gehörten zur preußischen Armee neben dem Leibregiment noch 5 weitere Husaren-Regimenter. Ersteres wurde bereits am 20.12.1808 geteilt.
Im Jahre 1815 existierten neben der Garde und den 1. und 2. Leib-Regiment noch 10 weitere Husaren-Regimenter.
Die Husaren trugen zunächst den üblichen Kavallerie-Tschako. Im Jahre 1843 (16.06.) wurden Flügelmützen aus Filz eingeführt. Nur die Garde und die Regimenter Nr. 3 und 10 erhielten Pelzmützen.
Um die schwarzen Filzmützen wurde ein schwarzer - farbig gefütterter - Tuchstreifen gewickelt, der in der Spitze endete. Zur Parade ließ man ihn zu Parade herunter hängen.
Zur Flügelmütze gehörten konvexe Messingschuppenketten, aber erst seit 1847 erlaubt, allerdings nicht zur Parade.
An der Mütze waren Fangschnüre angebracht und ein stehender (weißer) Haarbusch angebracht.
Auf der rechten Seite der Mütze sass die preußische Kokarde. Diese war für Offiziere schwarz-silbern.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Am 23.10.1842 wurde in Preußen mit dem Waffenrock die Pickelhaube als moderne Kopfbedeckung eingeführt, sie löste den viel zu schweren Tschako ab.
Zunächst war die Pickelhaube aber beinahe doppelt so hoch wie später, erst im Laufe der Zeit entwickelte sie sich zu einer ausgesprochen eleganten Kopfbedeckung. Der Augenschirm war eckig, der lange Nackenschirm geschweift.
Die Pickelhaube wurde nach und nach von allen anderen deutschen Bundesstaaten übernommen und teilweise auch im Ausland getragen, z. B. in Schweden, in Russland und auch in Großbritannien.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die Pickelhaube (Helm) wurde als schwarz lackierter Lederhelm mit unterschiedlichem Helmzierrat/ - beschlag von den meisten Waffengattungen/ Truppenteilen des Reichsheeres getragen. Die Kürassiere, die sächsischen schweren Reiter (Gardereiter/ Karabiniers) und die Jäger zu Pferde trugen metallene Modelle mit lang heruntergezogenen Hinterschirm. Die Artillerie hatte (außer – bis 1916 - der bayerischen) eine Kugel statt der typischen Spitze als Helmaufsatz. Daneben wurden von den Jäger-, Telegraphen-, Luftschiffer-, Flieger-Bataillonen sowie von den Maschinengewehr-Abteilungen Tschakos getragen. Die Ulanen trugen die auf polnische Vorbilder zurück gehende Tschapka und die Husaren führten seit 1850 Pelzmützen.
Seit dem 22.03.1897 wurde rechts am Helm die Reichskokarde getragen, die Landeskokarde wurde nunmehr links angebracht.
Ab 1884 wurden bei Manövern weiße Kappen getragen. Seit 1892 (17.05.) fanden den ganzen Helm bedeckende schilfgrüne Überzüge Verwendung. Diese zeigten die jeweilige Regimentsnummer in roter Farbe (28.01.1897).
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Ab 1887 wurde bei der preußischen Pickelhaube die Kugelverzierung durch einen umlaufenden Wulst ersetzt. Diese Vereinfachung galt nicht für die Helme der Offiziere.
Ab dem 08.01.1891 wurde eine neue - hier dargestellte - Art der Befestigung der Schuppenketten verbindlich, die die Haken ablöste. Jetzt hatte der Augenschirm auch wieder eine stabilisierende Schiene.
Die Garde-Infanterie und auch andere Regimenten trugen zur Parade weiße oder schwarze Haarbüsche, die Spielleute hatten wie üblich rote Haarbüsche.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Preussische Mannschaften trugen zu verschiedenen Gelegenheit die unschöne schirmlose Feldmütze. Die Mütze bestand aus dunkelblauem Tuch mit (bei der Infanterie) ponceauroten Besatzstreifen und eben solchen Vorstoß um den Deckelrand. Vor 1897 wurde nur die jeweilige Landeskokarde (auf dem Besatzstreifen) getragen. Seit 1897 wurde an der Feldmütze die Reichskokarde vorn auf dem Mützendeckel getragen.
Die Feldmütze mit Schirm - wie hier dargestellt - war nicht etatmäßig, es handelt sich deshalb auf den zeitgenössischen Fotos von Mannschaften im Ausgehanzug regelmäßig um Eigentumsstücke.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
1914 gab es im deutschen Reichsheer neben dem Regiment der Gardes du Corps (Potsdam) und dem Garde-Kürassier-Regiment (Berlin) 8 Linien-Kürassier-Regimenter zu je 5 Eskadronen.
Die preußischen Kürassiere trugen (seit 1843) grundsätzlich Helme von hellpolierten Eisen mit messingenem Beschlag und gewölbten Schuppenketten.
Das Regiment der Gardes du Corps trug allerdings wie das Garde-Kürassier-Regiment und das Kürassier-Regiment Nr. 6 Helme und Schuppenketten von Tombak und Beschlag von Neusilber.
Hinsichtlich des Helmzierrats gab es bei einigen Linien-Regimentern Besonderheiten, so beim Leib-Kürassier-Regiment Großer Kurfürst (Schlesisches) Nr. 1. Dieses Regiment trug Helme von weißem Eisen mit gelben Schuppenketten und einem Helmzierat aus Messing. Zunächst wurde der heraldische Adler geführt. Später (1902) erhielt die Einheit den fridericianischen Adler mit dem Devisenband: PRO GLORIA ET PATRIA.
Das Kürassier-Regiment Königin (Pommersches) Nr. 2 trug ab 1861 das (hier dargestellte) besondere Helmbandeau, welches an die Schlacht bei Hohenfriedberg (auch Schlacht bei Hohenfriedeberg oder Schlacht bei Striegau) fand am 4. Juni 1745 während des Zweiten Schlesischen Krieges erinnern sollte.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Dragoner waren ursprünglich als berittene Infanterie entstanden. 1914 gab es im deutschen Reichsheer insgesamt 26 Dragoner-Regimenter, darunter 2 meckenburgische (Nr. 17, 18), 2 hessische (Nr. 23, 24) und 2 württembergische (Nr. 25, 26).
Anmerkungen zum vorigen Bild (folgt).
Die typische Kopfbedeckung der Ulanen war im deutschen Reichsheer - wie auch in anderen europäischen Heeren - die Tschapka. Diese geht auf polnische Ursprünge zurück. Der Kopfteil der Tschapka bestand aus gepressten schwarzlackierten Leder, der Vorderschirm war rund. Ein Hinterschirm nicht vorhanden. Auf dem Kopfteil saß ein Aufsatz mit viereckigem Deckel. Auf dem Deckel wurden das Feldzeichen und der ca. 30 cm lange – herab hängende – Parade-Haarbusch, sowie die sogenannte Fangschnur befestigt. Die Fangschnur endigte in zwei Quasten. An dem Aufsatz befestigte man zu Paradezwecken eine Rabatte aus Stoff in der jeweiligen Abzeichenfarbe. Das Kopfteil trug vorne den Helmzierrat, der von Regiment zu Regiment und von Kontingent zu Kontingent unterschiedlich war. Die (gelben) Schuppenketten waren stets gewölbt.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Husaren waren die klassische leichte Reiterei und in Preußen im Jahre 1721 eingeführt worden. 1914 gab es im deutschen Reichsheer neben dem Leib-Garde-Husaren-Regiment (Potsdam) 20 Linie-Regimenter, davon drei sächsische Einheiten (Nr. 18, 19, 20).
Ab 1850 trugen alle Husaren-Regimenter Pelzmützen, die Garde-Husaren und Husaren-Regiment Nr. 3 waren bereits im Jahre 1843 damit ausgestattet worden. Die bisherigen Flügelmützen wurden an die Landwehr-Kavallerie abgegeben.
Die Pelzmütze der Offiziere des preußischen Garde-Husaren-Regiments bestand aus Opussum, die der Mannschaften aus schwarzem Seehundfell. Der Kolpak war rot. Als Helmwappen wurde von den Offizieren ein weißer Garde-Stern getragen, bei den Mannschaften ein gelber Stern. Um den Stern lief das geprägte Vaterlandsbandeau. Die gelben Rosetten bzw. Schuppenketten waren gewölbt.
Zur Parade schmückte die Pelzmütze bei den den Offizieren ein weißer Reiher-Federbusch mit einer Manschette aus Straußenfedern, der Halter war silbern mit kleinen Ketten.
Der Paradebusch der Unteroffiziere war weiß, das untere Drittel schwarz, der der Mannschaften gänzlich weiß.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
Die 1. Leib-Husaren wurde am 16.10.1807 errichtet und als Stammtruppenteil galt das Husaren-Regiment v. Prittwitz Nr. 5 . Garnisonen waren (1877) Langfuhr, Osterode und Stargardt.
Die 2. Leib-Husaren wurden dann am 20.12.1808 in Oletzko aus dem vorgenannten Leib-Husaren-Regiment errichtet. Nach Haber (Die Kavallerie des Deutschen Reiches, S. 158) wurde das Regiment aus dem 4. Eskadronen starken 2. Bataillon des 1. Leib-Husaren Regiments errichtet. Die 4. Eskadron wurde aber 1815 zur Errichtung des 8. Husaren-Regiments abgegeben. Garnisonen waren (1877) Posen und Lissa in Posen.
Die Leib-Husaren-Regimenter Nr. 1 und 2 (beide Danzig-Langfuhr) trugen als Besonderheit auf der Pelzmütze einen weiß-metallenen Totenkopf unter dem Devisenband.
Bei den Offizieren war es ein versilberter Totenkopf.
Anmerkungen zum vorigen Bild (folgt).
Die Artillerie erhielt bei Einführung des Waffenrockes auch die Pickelhaube, allerdings zunächst das Modell der Infanterie. Erst im Jahre 1844 wurde die Kugel eingeführt, die zuerst eine längliche Form hatte. Erst Ende der vierziger Jahre wurde diese rund.
Die Feldartillerie trug den den schwarz lackierten Lederhelm mit runden Vorderschrim und gelbem Beschlag und Aufsatzkugel. Der Beschlag war von Messing, bei der Garde ausTombak. In der Regel wurde von den preußischen Formationen der gelbe preußische Wappenadler mit FR getragen. Das Vaterlandbandeau hatte dieser im Jahre 1860 erhalten.
Hier gab es aber eine Reihe von Besonderheiten, so trugen einige Regimenter den Adler mit einem Brustschild und den Buchstaben FWR bzw. Helmbänder. Ab 1895 wurde der um den Spitzenhals laufende Wulst eingeführt.
Anmerkungen zum vorigen Bild.
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Anmerkungen zum vorigen Bild.
Noch bis zum Jahre 1914 präsentierten sich die europäischen Armeen in prächtigen - traditionsgeleiteten - Friedensuniformen, die dem Träger ein hohes Selbstgefühl vermittelten und einen unverminderten Reiz auf weite Kreise der Bevölkerung ausübten. Doch die aus der modernen Kriegsführung folgenden Sachzwänge deuteten bereits vor Ausbruch des 1. Weltkrieges das Ende der bunten Uniformierung an.
Während im Zeitalter der Vorderlader die Uniform auffällig sein musste, damit die eigenen (und gegnerischen Linien) im Pulverrauch zu erkennen waren, stellte sich mit der Erfindung des rauchschwachen Pulvers bald das Problem der Tarnung. Die Diskussion um die Optimierung der Felduniform erhielt vor allem durch Großbritannien die entscheidenden Impulse, da es in verschiedenen Kolonialkriegen mit teilweise extremen klimatischen Bedingungen zu tun hatte und die Truppe vor Ort von selbst geeignete Kleidungsstücke für den Dienst zu suchen begann. Auf solche Eigeninitiative ging um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Entdeckung des Khakis in Indien zurück. Bis gegen 1880 entstanden hier die Grundelemente der modernen Dienstuniform, doch die offizielle Einführung dieser schmucklosen Bekleidung ließ lange auf sich warten. Da sie sich aber dann in den Kämpfen in Übersee (z. B. im Burenkrieg 1880 – 81, 1899 – 1902) bewährte, wurden die anderen europäischen Mächte aufmerksam. Auch in anderen Staaten begann man mit Versuchen, wobei es lediglich Frankreich, obwohl Kolonialmacht, versäumte, rechtzeitig vor Kriegsausbruch 1914 die bunten Uniformen vom Schlachtfeld zu verbannen.
Auch in Deutschland begann bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges der Abschied von der farbigen Uniform. Bereits ab 1892 verdeckten im Manöver Überzüge die Kopfbedeckungen. Die ab 1901 gebildeten Maschinengewehr-Abteilungen erhielten von Anfang an feldtaugliche – nämlich graugrüne – Uniformen, allerdings noch mit roten Kragen und Ärmelaufschlägen. Die aus den Meldereitern entstandenen Jäger zu Pferde erhielten ab 1899 graugrüne Koller mit hellgrünem Kragen und ebensolchen schwedischen Ärmelaufschlägen. Die Uniformen der Schutztruppen orientierten sich an dem khakifarbenen britischen Vorbild. Die Heimatuniform war hellgrau mit – je nach Schutzgebiet - verschiedenenfarbigen Abzeichen. Das aufgrund der chinesischen Unruhen im Jahre 1900 gebildete Ostasiatische Expeditionskorps wurde bereits nach modernen Grundsätzen eingekleidet und hatte eine Sommeruniform aus Khakidrell und eine Winteruniform aus feldgrauem Tuch.
Mit A.K.O. vom 14.02.1907 (Bekanntgabe am 25.02.1907) wurde in der preußischen Armee die feldgraue Bekleidung nach einer Reihe von Versuchen für die Mannschaften der Fußtruppen eingeführt. Bayern (22.03.2007), Sachsen (21./ 22.03.2007) und Württemberg (23.05.1907) folgten. In erster Linie wurden die Grundfarben der Bekleidung und der Ausrüstung geändert. Aber auch der Schnitt wurde lockerer und bequemer. Die neue Bekleidung war in den Farben feldgrau und graugrün (für Jäger und Schützen) und trat zunächst neben die bisherige bunte Uniformierung. Die ersten Proben wurden im April des Jahres 1907 ausgegeben. Auch die Kavallerie erhielt (später) eine neue Feldbekleidung aus feldgrauem oder graugrünem Tuch. Für die Offiziere wurde die feldgraue Uniform vom 23.02.1910 festgesetzt. Sie hatten Uniformen in gleicher Farbe wie die der Mannschaften zu tragen. Entsprechende Ausführungsbestimmungen datieren vom 18.03.1910.
Die obigen Zeichnungen zeigen Schirmmützen und Krätzchen deutscher Soldaten im Ersten Weltkrieg. Die feldgraue Feldmütze hatte einen farbigen Besatzstreifen, der unterhalb das Grundtuch sichtbar ließ. Der Deckel und die Ränder des Besatzstreifens hatten farbige Vorstöße. Die Feldmütze hatte keinen Schirm. Sie wurde als unpraktisch kritisiert. Für Mannschaften war nur die Feldmütze etatmäßig. Unteroffiziere hatten eine Dienstmütze mit Schirm. Ab 1915 waren auch deren Kinnriemen und Schirm feldgrau. Auch die Offiziere trugen Schirmmützen mit oder ohne Kinnriemen. Es waren Eigentumsstücke.
Anmerkungen zum vorigen Bild (folgt).
Die augenfälligste Veränderung des deutschen Soldaten brachte aber die Einführung des Stahlhelms im Jahre 1916 mit, der die klassische Pickelhaube ablöste.
Anlass für diese Neuerung war die enorme Zahl von Kopfverletzungen z. B. auch durch Granat- oder Steinsplitter. Laut Jürgen Kraus lagen bei den tödlichen Verwundungen die Kopfverletzungen mit fast 50 % an der Spitze.
Ab Sommer 1915 entwickelten zwei bekannte Wissenschaftler einen neuen Helmtyp, der Chirurg Professor Dr. August Bier und der Hauptmann der Artillerie Friedrich Schwerd. Zunächst wurden 400 Versuchshelme produziert, die den ersten Test am 20.11.1915 bestanden.
In einer Sitzung im Kriegsministerium am 23.11.1915 wurde die Einführung des Stahlhelms befürwortet., die Vergabe der ersten Aufträge erfolgte ab April 1916.
Im April wurden die ersten 1,2 Millionen Stahlhelme bestellt.
Im 1. Weltkrieg wurden insgesamt 7,5 Millionen Stahlhelme produziert.
Erst ab Februar 1918 waren die deutschen Truppen ausreichend mit Stahlhelmen ausgestattet und konnten damit auch den jeweiligen Ersatz ausstatten.
Der Helm bestand aus hochwertigen Chrom-Nickel-Stahl. und bot ausreichenden Schutz gegen kleinere Granatsplitter und gegen Schrappnell-Kugeln.
Im Stellungskampf konnte zum Schutz gegen Direktbeschuss durch Infanterie zusätzlich ein Stirnschild (aus Nickel) aufgesetzt werden.
Die Zahl der ausgelieferten Stirnschilde sollte im Verhältnis zu den ausgelieferten Stahlhelmen ca. 5 % betragen.